Warum ich nicht vegan werde
Ein Beitrag von Carsten
Es ist schon eine Weile her, dass ich mich während eines Spaziergangs in der Mittagspause mit einem Kollegen über vegane Ernährung unterhalten habe. Aber ich kann mich noch lebhaft an das Gespräch erinnern.
Vorab: Ich verstehe mich mit dem Kollegen wirklich gut. Wir können sehr offen und ehrlich miteinander sprechen und legen auch Wert auf die Meinung des jeweils Anderen.
An jenem Tag waren wir im nahegelegen Waldgebiet unterwegs und genossen die Mittagssonne. Wir sprachen allgemein über Familienfeste. Ostern, Weihnachten und Geburtstage, die mehr oder weniger irgendwelchen Ritualen entsprachen und seinem Empfinden nach bei ihm immer mehr zu Pflichtveranstaltungen werden. Zwangsläufig sind wir dann auf das Thema Essen zusprechen gekommen und mein Kollege war sichtlich erstaunt, dass ich Veganer bin.
Boah... das könnte ich nicht!
Er war tatsächlich offen und interessiert. Wollte wissen, was ich denn dann so alles esse? Ob mir der Verzicht nicht schwer fiele? Ob mir dies und jenes nicht doch irgendwie fehlen würden?
Die einzige Frage, die nicht gestellt wurde: Und warum machst Du das eigentlich?
Das fand ich etwas erstaunlich, hatte ich doch mit dieser Frage gerechnet. Umso erfreulicher, dass ich mich für meine persönliche Entscheidung nicht sofort rechtfertigen musste.
Stattdessen erklärte er mir, warum vegan nun mal gar nichts für ihn wäre.
Teuer, nicht lecker, total unbequem
Er schien einen grundlegenden Eindruck von "Vegan" zu haben. Und das eine oder andere Produkt ist ihm scheinbar auch schon über den Weg gelaufen. Zumindest war er sich sicher, dass vegane Lebensmittel einfach teurer sind. Und damit per se uninteressant für ihn. Schließlich habe er Familie und müsse mit dem zur Verfügung stehenden Geld haushalten. Veganer Käse- und Wurst-Ersatz wäre da im Vergleich zu echtem Käse und echter Wurst einfach unverschämt teuer.
Zudem schmecken die veganen Lebensmittel auch nicht. Zumindest nicht so, wie das Original. Warum solle er sich also etwas kaufen, was teurer ist und zudem noch schlechter schmeckt!?
Klar, man muss das ja nicht unbedingt kaufen, sondern könne auch bekannte Mahlzeiten anders zubereiten. Also andere, vegane Rezepte verwenden. Aber das wäre zu unbequem. Er liebt ja das Gewohnte.
Grenzziehung
Meinen Erklärungen, wie ich denn jetzt eigentlich koche, für welche Zutaten ich mein Geld ausgebe und wie schnell sich neue Gewohnheiten in den Alltag integrieren, hörte er geduldsam zu. Mehr aber auch nicht. Mir war schon klar, dass er gar nicht nach aktiver Hilfestellung suchte. Vielmehr zog er so seine Grenze: Hab mich damit mal beschäftigt, kommt für mich nicht in Frage und damit ist gut.
Dass ließ ich so stehen. Wollte es auch gar nicht weiter thematisieren. Fand es allerdings spannend, dass wir über die gedankliche Zuordnung "Vegan = Essen" nicht hinaus kamen und ihn die eigentlichen Motive einer veganen Lebensführung bisher gar nicht erreicht hatten.
Für ihn war "Vegan" eine Käse- oder Wurstalternative. Einfach nur andere Produkte. Teuer. Geschmacklich zweitklassig.
Zumindest nicht verstockt abwehrend...
Im Nachgang denke ich mir, dass mein Kollege zumindest offen für das Thema war. Da war kein notorisches "Bleib mir damit vom Leib", zu spüren. Nein, er hatte zumindest mal probiert. Was, wie viel und wie oft blieb allerdings offen.
Der Begriff "Vegan" ist also schon aufgrund der größeren Verfügbarkeit neuer Produkte mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Und trotzdem hatte ich den Eindruck, dass "ich esse vegan" ähnlich kategorisiert wurde, wie wenn ich gesagt hätte "ich esse jetzt nur noch thailändisch, indisch, japanisch, arabisch [beliebige kulinarische Richtung einfügen]"...
Schade, wirklich schade. Bleibt nur die Frage:
Wie schaffen wir es die dahinterliegende Botschaft gleich mit zu liefern ohne dass Preis, Geschmack und Bequemlichkeit hiervon ablenken?
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