Gelassen vegan in der Schule

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Wie Du beim Plätzchenbacken in der Schule gelassen bleibst.

In der Adventszeit sind die Hürden durch die vielen emotional aufgeladenen Traditionen zahlreicher und teils auch höher als sonst im Jahr.

Bei meinem Sohn in der Schule wurden zum Beispiel am letzten Freitag Plätzchen gebacken und die Lehrerinnen suchten noch Eltern, die mithelfen und/oder Teig spenden wollten.

Natürlich habe ich mich sofort für beides gemeldet, wollte ich doch auf Nummer Sicher gehen, dass mein Sohn vegane Plätzchen bekam.

An dem Tag waren noch sechs andere Mütter da, die ebenfalls helfen wollten und dazu noch jede Menge Teigspenden und Dekoartikel.

Es war ein ziemliches Durcheinander mit 22 Kindern und 9 Erwachsenen, ganz viel Aufregung und Teig überall, aber dann doch wieder erstaunlich geordnet.

Wie wir da so alle unseren Teig ausrollten und Plätzchen ausstachen, kam unweigerlich das Gespräch auf "VEGAN".

Eine Mutter schlenderte vorbei und meinte: "Ihr lebt also vegan. Ich könnte das ja nicht. Aber ich finde es gut! Toll. Wie macht ihr das mit B12 und so?"
Ich: "Naja, das supplementieren wir." - Mutter: "Ja, toll, das ist super."

Eine andere Mutter erzählte mir, ihr Mann hätte sich mal vegan ernähren wollen, aber als sie gesehen habe, wie viele Zusatzstoffe in all diesen veganen Produkten seien, hätte sie ihm gesagt, dass sie das nicht kaufen würde.
Ich, ganz vorsichtig: "Ja, das stimmt, da sind schon manchmal ganz schön viele Zusatzstoffe drin. Ich mache deshalb ganz viel selbst."

Die erste Mutter, nennen wir sie Mutter 1, hörte das und meinte, dass doch auch in den nicht-veganen Fertigprodukten ganz viele Zusatzstoffe seien und dass es doch gehupft wie gesprungen sei, es läge jedenfalls nicht daran, dass die Produkte vegan seien.

Die zweite Mutter, nennen wir sie Mutter 2, überhörte das völlig und erklärte mir, dass sie sowieso alles selbst mache und keine Fertigprodukte kaufe.

Im Hintergrund erklärte Mutter 1 einer weiteren Mutter alles auf Türkisch,

weil diese Mutter, nicht alles auf Deutsch verstanden hatte. Woraufhin eine längere Diskussion zwischen allen türkischsprachigen Müttern entbrannte, aus der ich wiederum nur die Worte "vegan" und "vegetarisch" verstand.

Dann mischte sich noch eine Mutter ein, nennen wir sie Mutter 3 und meinte, dass sie es ja besser fände sich, wenn man sich überhaupt für eins entscheiden wolle, vegan als vegetarisch zu ernähren, weil ja durch die vegetarische Ernährung so viele Tiere als Abfallprodukt enden würden.

Dieser Aussage ließ sie Erklärungen über geschredderte Küken und überflüssige Kälbchen folgen.

- Unbehagliches Schweigen allerseits -

Mit etwas röteren Ohren fuhr Mutter 3 fort, dass sie ja auch nicht vegan leben würde, aber sich dazu entschieden hätte von allem nur ganz bewusst ganz wenig zu essen.

Und damit wandte sie sich wieder dem Plätzchenteig zu und die Gespräche gingen zu anderen Themen über...

Im Laufe des Vormittags kamen die anderen Mütter dann aber doch immer wieder auf das Thema "vegan" zu sprechen.

Sie sprachen darüber wie viel Fleisch sie zu Hause aßen und wie viel Fisch. Sie schauten sich meine Lebensmittelfarbe von biovegan (diese Tütchen...) genau an und kommentieren den Geschmack.

Eine Lehrerin naschte zwischendurch vom veganen Teig und fragte mich, ob sie einen Teil davon mit nach Hause nehmen könne, weil sie die Plätzchen unbedingt einmal probieren wolle.

Und bei all dem waren sie nett und freundlich und keinesfalls negativ.

Und wie habe ich auf all das reagiert?

All diese Sprüche, diese Kommentare, ich habe sie schon so oft gehört. Ich könnte genervt sein, ich könnte mit den Augen rollen, ich könnte mit spitzen Bemerkungen um mich schießen.

Das möchte ich aber nicht.

Ich spüre es, wie jemand eine Bemerkung meint. Sie waren alle einfach nur nett, teilweise ehrlich interessiert und teilweise etwas in der Defensive durch diese öffentliche Diskussion.

Lasst uns Herausforderungen spielerisch angehen.

Im Gelassen Vegan Masterplan geben wir sich wiederholenden Herausforderungen Namen, damit wird es leichter sich Strategien zur Bewältigung zu überlegen.

Mutter 1 könnten wir in diesem Fall z.B. "Die positive Dissonanz" nennen, sie findet es toll was wir machen, aber nur solange sie es nicht selbst machen soll.

Meine Strategie bei Mutter 1 war ihre Fragen zu beantworten und keinesfalls Rückfragen (Warum lebst Du denn nicht vegan, wenn Du es so toll findest...) zu stellen.

Wenn ich Lust auf eine Diskussion habe, dann frage ich bei diesem Typ "Positive Dissonanz" tatsächlich nach woran es denn liegt und warum sie*er nicht vegan leben kann, was das Hindernis ist.

Aber tatsächlich nur dann.

Beim Plätzchenbacken mit all den Kindern und anderen Erwachsenen passte es einfach nicht.

Mutter 2 passt sehr gut in die Kategorie "Ich habe einen Haken an der Sache gefunden und deswegen geht es nicht." - ganz ähnlich wie "Ich habe mal xy probiert und es hat nicht geschmeckt.".

Mutter 2 könnten wir also "Das Haar in der Suppe" nennen, sie findet zielsicher eine Hürde, die sie nicht überwinden möchte und gibt dabei den Versuch vegan zu leben komplett auf (und ist meist auch heimlich froh darüber einen Grund gefunden zu haben).

Meine Strategie war es in diesem Fall zu erklären, wie ich diese Hürde überwunden habe und ihr Tipps anzubieten, für den Fall, dass sie es noch einmal probieren wollte.

Mutter 3 ist nun die typische Vertreterin von "Ich esse nur ganz wenig Fleisch und wenn dann bio."

Diese Kategorie habe ich "Die Bio-Heuchlerin" getauft.

Mutter 3 weiß ganz genau, dass für ihren Konsum Tiere leiden und sterben, nimmt es aber in Kauf, weil "ich nur ganz wenig und ganz bewusst Fleisch esse."

Der Umgang mit dieser Kategorie ist sehr heikel. Ich würde mit ihr nur unter vier Augen sprechen, da alles andere zu einer Eskalation führen könnte.

In diesem konkreten Fall bin ich auf ihren Monolog auch gar nicht eingegangen, sondern habe nur bestätigend genickt, als sie von den Küken und den Kälbchen sprach.

Das sind meine Strategien. Sie variieren von Situation zu Situation, von Gesprächspartner*in zu Gesprächspartner*in.

Ich möchte Dich, wie immer, darin bestärken Deine individuell passenden Strategien zu finden, damit Du gelassen für Deine Werte einstehen kannst.

Es war übrigens völlig selbstverständlich, dass mein Sohn eine eigene Teigrolle bekam und ein eigenes Blech. Und auch, dass er seine Plätzchen mit seinen eigenen Schokolinsen und Streuseln dekorierte. Und dass er nachher eine eigene Dose für seine Plätzchen bekam.

Am schönsten wäre es natürlich gewesen, wenn wir einfach alle mit veganem Teig und Dekor gebacken hätten, aber vielleicht schaffen wir das ja beim nächsten Mal...

Ich wünsche Dir eine entspannte Vorweihnachtszeit,
alles Gute
Stefanie

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