Folge 21 - Die Entwicklung des Melkroboters
Ein Beitrag
In dieser Folge
- erfährst Du die schmerzhaften Details der Entwicklung des Melkrobotors,
- erzähle ich Dir, warum lange Zeit das Handmelken erfolgreicher war und
- spreche ich erneut über die Verdinglichung der Milchkuh
Der Melkrobotor hat viele Vorgänger, von denen die meisten unendlich schmerzhaft für die Milchkuh waren.
Transkript
Schön, dass du wieder dabei bist bei Milchgeschichten, dem Podcast rund um die Kuhmilch. Ich bin Stefanie und ich möchte dir in dieser Folge von der Entwicklung der Melkmaschinen erzählen.
Denn auch das gab es ja nicht schon immer, die Melkmaschinen, sondern früher wurden die Kühe von Hand gemolken. Und ich habe dazu einen Artikel oder einen kleinen Bericht gefunden, der sich „Vom Röhrchen zum Roboter - die Geschichte der Melkmaschine“ nennt und von Klaus Herrmann geschrieben wurde. Und da möchte ich erst einmal etwas draus zitieren.
„Über Jahrtausende hinweg haben die Menschen die Kühe von Hand gemolken. Als Strippen bezeichnete man den Vorgang, bei dem Bauern und Bäuerinnen mit mehr oder weniger großem Einfühlungsvermögen durch den Einsatz von Daumen und Zeigefinger, die Milch aus der Zitze herausgestreift haben. Dabei wurde die Zitze so manches Mal nach unten gezogen, was nicht selten zu Euterentzündungen führte. Doch das Ziel, Überwindung des in der Zitze befindlichen Schließmuskels zum Zwecke der Milchgewinnung für den menschlichen Verzehr, heiligte das Mittel.
Allerdings beließen es die Menschen nicht beim bloßen Handmelken. Wollten sie der Kuh wohl, dann stellten sie während des Melkvorgangs ein Kalb in ihre Nähe. Verfügte man hingegen über weniger Gespür, dann wurde um den Zitzenkanal zu öffnen, schon einmal mit Federkiel oder Strohhalm hantiert, was in aller Regel zur Tierquälerei ausartete. Auch die ersten bewussten Versuche des mechanischen Milchentzugs können für sich kaum das Postulat in Anspruch nehmen, tiergerecht gewesen zu sein. So berichtete beispielsweise im Jahre 1819 die britische Zeitschrift New England Farmer von Experimenten den Strichkanal mechanisch zu weiten. Einige Jahre später dann 1836 führte der Engländer Blurten erstmals metallene Röhrchen in die Zitzen ein, setzte also gleichsam einen Katheter, was jedoch weder aus tiermedizinischer noch hygienischer Sicht von Erfolg gekrönt sein konnte.“
Erst mal diese Einleitung zu diesem Kapitel und du siehst auch schon, worum es geht und worum es mir gehen wird bei diesem Kapitel, nämlich dass die Entwicklung der Melkmaschine wirklich sehr schmerzhaft für die Milchkuh war. Und das ist auch ein Aspekt, den wir berücksichtigen müssen, wenn wir uns die heutige Entwicklung anschauen, dass die Milchkuh immer schon darunter gelitten hat, dass wir ihre Milch haben wollten. Natürlich seelisch, dadurch, dass ihr das Kälbchen weggenommen wurde, denn die Kuh kann durchaus fühlen und dann natürlich auch physisch dadurch, was da mit ihr passiert ist, wenn du nur das vorangegangene Zitat liest.
Es geht dann hier weiter: „Größere Aussicht auf ein positives Melkergebnis versprachen die im Jahre 1851 erstmals belegten Versuche, das Säugen des Kalbs mechanisch nachzuempfinden. Die beiden Engländer Hoodges und Brockenden konstruierten dazu für die vier Striche des Euters einen an einen Sack erinnernden Überzug, der mit einer Pumpe verbunden war. Zog man an der Pumpe, so entstand im Überzug ein üblicherweise, wenn auch nicht korrekt, Vakuum genannter Unterdruck, der sich allerdings nur für die vier Zitzen gemeinsam erzeugen ließ. So waren die Qualen für die Kuh gewaltig, die Milchgewinnung jedoch blieb überaus spärlich. Auch kam es zur schwersten Euterentzündung weshalb L.O. Colvin aus dem nordamerikanischen Philadelphia 1860 ein Gerät entwickelte, das nun schon über vier separate Vorrichtungen verfügte, die Ähnlichkeiten mit Zitzenbechern aufwiesen.
Im Jahre 1862 stellte Colvin seinen Apparat auf der Londoner Weltausstellung vor, wo er einige Aufmerksamkeit erregte. Allerdings blieb auch bei Colvin's Melkapparat das Problem des konstanten Vakuums an den Zitzenenden ungelöst. Wiederum kam es zur Euterverletzung, in deren Folge sich die gemolkene Milch durch Blutbeimischung rosa färbte.“
Dann folgen noch Berichte von weiteren Versuchen, die auch für die Milchkuh sehr qualvoll waren. Noch ein Zitat: „[Die] Melkmaschine der Anna Baldwin aus Newark, die von einer grobschlächtigen Wasserpumpe ausgehend eine Vorrichtung mit vier Löchern entwickelt hatte, in welche die Zitzen einzuführen und über ein Vakuum auszusaugen waren. Das Gerät wirkte, wie die anderen auch, vor allem als Tortur für die Kühe. Als ernsthafte Hilfe beim Melken jedoch kam es nicht in Betracht.“
1891 wurde dann der „Fußkraft-Melker“ konstruiert, der sich dann annähernd 30 Jahre auf dem Markt hielt. Und dazu zitiere ich auch noch einmal was: „Der auf einem Stuhl sitzende Bediener hatte, fortwährend zwei Pedale einer Fußpumpe zu betätigen, mit deren Hilfe ein Vakuum erzeugte, das hinreichte um zwei Kühe gleichzeitig zu melken. Gleichwohl blieb auch dieser Apparat mit großen Schmerzen für die Tiere verbunden, da der Pulsator als Taktgeber für den Saugvorgang noch nicht entwickelt war.“
Es geht dann weiter und es werden verschiedene Möglichkeiten ausprobiert, das Saugen des Kalbes nachzuahmen. Und die Wissenschaft scheitert allerdings zunächst daran. Und dann wird versucht die Hand des Melkers nachzuahmen, wie das vielleicht technisch gehen könnte. Aber auch das war einfach noch nicht möglich, weil die Maschinen viel zu grobschlächtig waren, um einfach etwas nachzuahmen, was die Natur so eingerichtet hatte. Und was ja von Natur aus sozusagen funktionierte, nämlich dass das Kälbchen einfach an diesem Euter saugt und dann kommt die Milch raus. Und das nachzuahmen, dazu waren die Wissenschaftler damals noch nicht fähig und auch im Handbuch der Milchwirtschaft 1898 stand noch drin, dass das Melken per Hand das einzig wahre ist, weil das per Maschine einfach nicht gut genug ist. Hygienisch nicht einwandfrei und außerdem eben auch nicht ausreichend Milch hervorruft. Und dann auch noch die Kühe sehr beeinträchtigt, wodurch sie natürlich dann noch weniger Milch geben.
Und das Milchhandbuch geht dann auch so weit, dass es prophezeit ist, dass es niemals Melkmaschinen in der Praxis geben wird, dass die einfach zu schlecht sind. Das war die Stimmung um 1900 herum und dann hat parallel Dr. Alexander Shield 1895 das erste Mal den „Thistle“ entwickelt und der verfügte dann über einen Pulsator. das heißt: „seine Aufgabe bestand darin, den beim Melken auf die Zitzen wirkenden Unterdruck an regelmäßigen Abständen zu unterbrechen, so dass sich Saug- und Ruhetakt abwechseln.“ Das Vakuum wurde damals noch über eine Dampfmaschine erzeugt und dann wurde dieser Pulsator dazwischen geschaltet und der hat das unterbrochen. Das sollte diese rhythmischen Saugbewegungen des Kalbs nachahmen.
Und dann steht hier weiter: „Nur geräuscharm arbeitete die „Thistle“ gerade nicht. Ein Pfeifen, Zischen und Stoßen begleitete den Melkvorgang, so dass Kühen und Bedienern Angst und Bange war. Auch bewirkten die häufigen Kontakte der gemolkenen Milch mit der Luft eine mindere Milchqualität, weshalb die Suche nach weiteren Verbesserungen ungebrochen anhielt.“
Also wenn man die Geschichte so liest, dann ist es wirklich so, dass da um 1900 herum es viele Erfinder gab, die ganz viele ausprobiert haben, nicht nur in der Milchgeschichte, sondern auch generell, was wir uns heute gar nicht mehr so vorstellen können, finde ich, aber damals war noch so viel möglich und damals wurde noch so viel ausprobiert.
Die Melkmaschine blieb also weiterhin eine große Herausforderung für alle Ingenieure. Und alles, was bisher entwickelt worden war, erzeugte eben wirklich große Schmerzen bei der Milchkuh, beim Melken und war überhaupt nicht effizient.
Schließlich erfinden Hulbert und Park, Amerikaner mal wieder, 1902 einen dreigeteilten Melkbecher. Und dann gelingt es einigen Ingenieuren, die verschiedenen Entwicklungen, die es schon vorher gab, zusammenzusetzen und daraus eine Melkmaschine zu konstruieren, die schon viel weiter ist, nämlich eine Melkmaschine mit Elektroantrieb. Allerdings war es eben damals so, dass jetzt nicht weltweit gemeinschaftlich geforscht wurde, sondern in den Ländern einzeln, so dass diese Entwicklung erst mal in Amerika stattgefunden hat und dann in Deutschland auch nochmal parallel geforscht wurde und in den anderen Ländern auch.
Und so auch in Skandinavien, da war das Engagement sehr hoch und es wurden viele verschiedene Melkmaschinen entwickelt: „Während des ersten Weltkriegs beruhigte sich die Entwicklung im Melkmaschinenbau. Im deutschen Reich beispielsweise wurden zwischen 1914 und 1920 mehr Melkmaschinen stillgelegt als neu angeschafft. 1924 sollen gerade noch 50 Anlagen in Betrieb gewesen sein. An der Beschwerlichkeit des Melkens aber hat sich nichts geändert. Nach wie vor stand auf den Höfen Tag für Tag mehrmaliges Melken auf dem Programm, wobei je Melkvorgang und Kuh ein Zeitbedarf von ca. 6 Minuten anzusetzen war. Am Mechanisierungsbedarf, dieser häufig von Frauen auszuführenden Arbeit, hatte sich also nichts geändert. Weshalb Mitte der 1920er Jahre die Melkmaschinen-Diskussion neu entflammte.“
Genau, da wurde dann wieder unter Leitung von Benno Martini einiges entwickelt und geprüft und geschaut, ob da nicht doch irgendwas geht und man nicht was machen kann. Und es wurde dann in Deutschland einiges entwickelt.
„Damit aber waren günstige Voraussetzungen für den Erfolg der Melkmaschine auf deutschen Bauernhöfen geschaffen. Wurden im Jahr 1926 ganze 700 Melkmaschinen gezählt, so betrug die Zahl im Jahre 1930 bereits 12.000.“
Es steht dann hier, dass die meisten Melkmaschinen in Betrieben mit 6 bis 30 Kühen zum Einsatz gelangten und dass in Betrieben mit über 30 Kühen der Melkmaschineneinsatz beschränkt blieb, weil dort immer noch Handarbeit bevorzugt wurde. Was der Verfasser des Textes als deutliches Indiz für die noch nicht gegebene Effizienz des maschinellen Milchentzugs sieht. Dann gab es bewegliche Weide-Melkmaschinen, das wurde erst mal in England getestet. Deutschland, da dauerte es bis in die 1950er Jahre hinein, bis hier eine bewegliche Weideanlage, wie es hier steht, „eine größere Anzahl Freunde finden konnte“.
Und in Nordamerika setzte man in den 20er Jahren große Hoffnungen auf den sogenannten Elektromelker: „Dabei handelte es sich um Eimer-Melkanlagen für zwei Kühe, bei denen der Elektromotor unmittelbar auf den Eimerdeckel montiert war. Die unter dem Handelsnamen Blue Ribbon und bekannt gewordenen Melkmaschinen konnten allerdings nur dort funktionieren, wo zuvor ein elektrischer Anschluss hergestellt worden war. Nachteilig wirkte sich ferner das mit 44 kg beachtliche Eigengewicht des Elektromelkers aus. Addiert man das Fassungsvermögen von 30 Litern hinzu, dann hatte der Melker bzw. die Melkerin ca. 75 kg zu schleppen, was eher als Arbeitserschwernis, denn als Arbeitserleichterung gewertet wurde. Nichtsdestoweniger beflügelten die Möglichkeiten der elektrischen Energie die Melkmaschinenhersteller.
Elektro-Perfection hieß eine weitere, diesmal fest im Stall zu installierende Melkmaschine. Der E-Motor befand sich unterhalb der Decke auf einer Schiene montiert. Dort wurde er zu den zu melkenden Kühen gefahren und trieb das für je zwei Milchkühe konzipierte Melkzeug an. Es tat sich also in der Zwischenkriegszeit eine Menge auf dem Melkmaschinensektor, umso auffallender ist der in den späten 1930er Jahren zu beobachten eine drastische Rückgang des Melkmaschinenbestands im Deutschen Reich. 1938 wurden in Deutschland nur mehr 1200 Melkmaschinen registriert. Wesentliche Ursache dafür war die häufig auftretende Flockenbildung bei maschinell gemolkener Milch. Untersuchungen ergaben, dass latent vorhandene Euterentzündungen durch das maschinelle Melken akut wurden, beim Handmelken hingegen kaum in Erscheinung traten. Streptococcomastitis heißt diese Form der Euterentzündung, die erst in einem langwierigen Prozess erkannt und überwunden wurde.
Daneben spielt aber auch das keineswegs technikfreundliche Verhalten der Berufsmelker eine Rolle. Die eiserne Konkurrenz passte ihnen nicht, so dass sie bewusst oder fahrlässig falsch mit den Melkmaschinen umging. Die so bewirkten Störungen wiederum veranlassten dann die Betriebseigner, die Maschinen durch das Handmelken zu ersetzen.“
1932 wurde tatsächlich schon das erste Melkkarussell gebaut, und zwar in New Jersey, also mal wieder in Amerika, und dort konnten 240 Kühe in einer Stunde gemolken werden, was so fortschrittlich war, dass die Einrichtung bis zum Jahre 1960 in Betrieb blieb. Dann steht hier weiter, dass auch in Deutschland experimentiert wurde, aber vor dem Zweiten Weltkrieg. Während des Zweiten Weltkriegs war jetzt nicht wirklich Zeit für Experimente. Da geht es dann um Durchtreibe-Melkstände und ähnliches.
Dann gab es die Entwicklung, dass die Maschine nicht mehr zur Kuh kam, sondern die Kuh jetzt zur Maschine gehen musste. Das war in Form einer Rohrmelk-Anlage: „Das Ausmaß des Melkmaschinen-Einsatzes war zu Beginn der 1940er Jahre von Land zu Land unterschiedlich. Während maschinelles Melken in Deutschland und Frankreich nur in wenigen besonders fortschrittlichen Betrieben praktiziert wurde, befanden sich in Dänemark und den USA Melkmaschinen schon auf ca. 10% aller Milchviehbetriebe im Einsatz. In Großbritannien betrug der Anteil schon rund 30% und in Schweden sogar an die 35%. Am weitesten fortgeschritten im Melkmaschineneinsatz war jedoch Neuseeland. Dort arbeiteten bereits 90% aller Milchviehbetriebe mit Melkmaschinen, was seine Gründe sowohl in der beachtlichen Herdengröße als auch bei den fehlenden Handarbeitskräften hatte.
In Deutschland begegneten die Landwirte nach dem Zweiten Weltkrieg den Melkmaschinen zunächst mit verbreiteter Skepsis. Die wenigen 100 Maschinen, die das Kriegsende überdauert hatten, waren durchweg wegen fehlender Ersatzteile nicht einsatzbereit. Doch um 1950 begann sich dies zu ändern. Der ungeachtet des Krieges auf dem Gebiet der Melkmaschinen-Konstruktion erreichte Fortschritt, war den Landwirten nicht verborgen geblieben. Im Jahre 1950 auf der Hamburger DLG-Ausstellung wurden nicht weniger als 50 verschiedene Melkmaschinen-Konstruktionen gezählt. Auch sorgte der 1951 erlassene Prüfzwang für Melkmaschinen dafür, dass die Bauern sicher sein konnten, praxistaugliche Maschinen zu erwerben. Binnen weniger Jahre wurden an die 100 Melkmaschinen vom Institut für Milchwirtschaftliches Maschinenwesen in Weihen-Stephan getestet und im Falle des Erfolgs mit dem begehrten DLG-Zertifikat versehen.“
Dann wird hier noch über die verschiedenen Entwicklungen der Melkstände geschrieben. Und zwar gibt es einen Tandemmelkstand und einen Fischgrätmelkstand. Und dort wird einfach gesehen, was ist jetzt effizienter? Womit können wir mehr Milch aus der Kuh rausmelken in schnellerer Zeit? Bei diesen ganzen Melkmaschinen musste natürlich auch immer noch ein Mensch dabei sein, der den Melkvorgang selbst in Gang setzt und auch je nachdem, wie jetzt die Melkmaschine gestaltet war, dann diese Melkmaschine am Euter befestigen.
Und dann gab es aber die Entwicklung hin zum Melkroboter. 1967 wurde eine elektronisch ferngesteuerte Melkanlage das erste Mal erprobt auf dem Versuchsgut „Unterer Lindenhof“ der Universität Hohenheim. Und die war immer noch nicht so effizient wie von Hand melken, aber der Trend ging eindeutig in diese Richtung Automatisierung, verbesserte Kontrolle und elektronische Steuerung.
Und wenn wir uns die Gegenwart anschauen, es ist zwar nicht in jedem Betrieb so, dass nur noch Roboter die Kühe melken, aber dass es durchaus Betriebe gibt, die solche Melkroboter einsetzen und dass der Milchbauer/ der Landwirt auch dazu gezwungen ist, immer weiter zu automatisieren und immer effizienter zu sein, damit er überhaupt am Ende davon leben kann.
Ich habe jetzt hier noch ein letztes Zitat und das ist die Schlussbetrachtung dieses Aufsatzes über die Entwicklung, die Geschichte des Melkroboters: „Damit aber schließt sich der Kreis. Keine 180 Jahre umfasst die Zeitspanne vom ersten zur Milchgewinnung eingesetzten Melkröhrchen bis zum Melkroboter. Die Melkzeit je Kuh hat sich dank der neuen technischen Hilfen trotz wesentlich erhöhter Milchleistung je Tier längst auf weniger als eine Minute eingependelt. Ein Bediener, nur noch gelegentlich Melker oder gar Schweizer genannt, vermag so in einer Stunde über 70 Kühe zu betreuen.
Dass dabei die Milchkuh als Individuum allerdings auf der Strecke bleiben musste, ist naheliegend. Der maschinelle Milchentzug hat sich unter dem Vorzeichen des Automaten zu einem distanzierten, industriemäßigen Vorgang entwickelt, bei dem Anonymität, Perfektion, Sterilität und Wirtschaftlichkeit zu den ausschlaggebenden Faktoren geworden sind.“
Das finde ich ein ganz, ganz wichtiges Schlusswort von einem Menschen, der ja sich nicht als Pro-Vegan einstuft oder vegan lebt, sondern einfach nur für die Historie der Milchgeschichte etwas beitragen wollte. Denn genauso ist es, wie ich schon in den vorangegangenen Folgen gesagt habe, die Milchkuh ist längst zur Maschine geworden und sie ist kein Individuum mehr, sondern sie ist über die Jahre hinweg, die Jahrzehnte, immer mehr zum Ding geworden.
Und mit diesem Schlusswort möchte ich dich jetzt auch wieder entlassen und ich bedanke mich, dass du auch bei dieser längeren Folge bis zum Ende durchgehalten hast und mir zugehört hast und ich freue mich sehr, wenn du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist.
Quellen
Einen großen Teil meiner Informationen beziehe ich aus der Bibliothek der ehemaligen Milchforschungsanstalt in Kiel.
Max Rubner-Institut
Hermann-Weigmann-Str. 1
24103 Kiel
Diese Bibliothek beherbergt einen wahren Schatz an Dokumenten zur Milchwissenschaft und direkt gegenüber ist auch noch der Unverpacktladen- sehr praktisch :-)
Weitere Quellen
ROLLINGER, Maria, 2013: Milch besser nicht. 5. Auflage Trier: JOU-Verlag | Meine Rezension zum Anhören.
Die Milch : Geschichte und Zukunft eines Lebensmittels / hrsg. im Auftr. der Stiftung Museumsdorf Cloppenburg, Niedersächsisches Freilichtmuseum von Helmut Ottenjann ... [Museumsdorf Cloppenburg, Niedersächsisches Freilichtmuseum], Cloppenburg : Museumsdorf Cloppenburg, 1996.
FINK-KEßLER, Andrea, 2013: Milch - Vom Mythos zur Massenware. 1. Auflage München: oekom
HAHN, Christian Diederich, 1972: Vom Pfennigartikel zum Milliardenobjekt - 100 Jahre Milchwirtschaft in Deutschland. 2. Auflage Hildesheim : Verlag Th. Mann OHG
SCHWERDTFEGER, Curt, 1956: Milch, Wunder der Schöpfung, Quelle der Gesundheit : Ein dokumentar. Bildwerk über d. Milch u.d. Milcherzeugnisse. 2. Auflage Hildesheim : Verlag Th. Mann
WIEGELMANN, Günter, 1986: Unsere tägliche Kost. Geschichte und regionale Prägung. 2. Aufl. Münster: F. Coppenrath Verlag
BROCKS, Christine, 1997: Die Kuh - die Milch : eine Publikation des Deutschen Hygiene-Museums Dresden
Grafes Handbuch der organischen Warenkunde, Vol. 5 Halbbd. 1 (ab S. 306)
http://resolver.sub.uni-hamburg.de/goobi/PPN832533432
Lebendiges Museum online: http://www.dhm.de/lemo