Du musst nicht immer auf Veganismus-Werbe-Tour sein!

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Folge 012 - Du musst nicht immer auf Veganismus-Werbe-Tour sein!

Es gibt Veganer*innen, die der Meinung sind, dass wir immer und überall für den Veganismus Flagge zeigen müssen.

Dieser Meinung bin ich nicht.

Es ist nicht falsch für den Veganismus auf die Straße zu gehen, aber Du solltest die Wahl haben.

Solltest Du Dich aus welchen Gründen auch immer dafür entscheiden lieber inkognito zu bleiben, sollte das okay sein.

Transkript (Korrektur gelesen von ä'Odner)

Herzlich Willkommen zu dieser neuen Folge des „Von Herzen Vegan“-Podcasts, der dir hilft dich gelassen und souverän in deinem veganen Alltag zu bewegen. Ich bin Stefanie und ich möchte in dieser Folge eine Lanze dafür brechen, dass du nicht immer und überall auf Veganismus Werbe-Tour planen musst. Ich habe dazu schon einige Diskussionen mit einem Bekannten geführt, der auch als Veganer Ernährungsberater unterwegs ist und Vorträge hält, es ist nicht Niko Rittenau, und sich viel mit diesem Thema beschäftigt. Auch also „wie kommuniziere ich effektiv? Wie bin ich eine gute Advokatin für die vegane Sache?“. Und seine Meinung ist es eben, dass wir als Veganer und Veganerinnen eigentlich immer, egal wie und wo, für die vegane Sache einstehen müssen, dass wir quasi immer Repräsentanten für die Sache sind. Und ich halte jetzt dagegen.

Ich bin der Meinung, dass wir als Veganerinnen und Veganer nicht immer Vollzeit, rund um die Uhr, für die vegane Sache eintreten müssen. Ich finde, wir haben auch das Recht dazu mal inkognito unterwegs zu sein und Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Sicherlich gibt es Menschen, die gerne immer für die Sache eintreten und ich möchte diesen Menschen dieses Recht auch nicht absprechen, das zu tun. Ich möchte in dieser Folge einfach nur für mehr Vielfalt und Individualität eintreten. Denn was dieser besagte Bekannte in den Diskussionen mir auch vermitteln wollte, war, dass wir als Veganerinnen und Veganer in der Pflicht sind uns so weit ja selbst zu optimieren, dass wir einer gewissen Norm entsprechen, die so attraktiv auf Nicht-Veganer wirkt, dass sie vegan werden wollen. Und dazu gehört eben nicht nur die eigene Kommunikation so zu verbessern, dass wir immer die besseren Argumente haben, und so überzeugend sind, dass jeder und jede, die oder der mit uns spricht, gleich vegan wird, sondern auch den eigenen Körper so zu optimieren, dass er quasi ein Vorbild wird für den Nicht-Veganer, die Nicht-Veganerin und sie durch das Ansehen unseres Körpers dazu gebracht wird zu sagen „Oh, wenn ich vegan lebe, dann seh ich so aus, dann will ich unbedingt jetzt vegan leben“ und das ist für mich ein Unding ehrlich gesagt.

Ich finde, wir dürfen so aussehen, wie wir aussehen. Und ich habe zu diesem Thema „dicke Veganer schaden dem Veganismus“ auch schon eine Podcast-Folge gemeinsam mit Gesche Santen gemacht. Und veröffentlicht im „Einfach Vegan“-Podcast, die verlink ich hier auch noch mal in den Show Notes, die kannst du dir gerne nochmal anhören. Ich finde das sehr kritisch, es gibt nämlich ganz, ganz, ganz viele unterschiedliche Gründe, warum wir so aussehen, wie wir aussehen, mal von der Genetik abgesehen, gibt es ganz viele Möglichkeiten, warum wir zu dick, zu dünn sind oder irgendwelche Gebrechen haben. Vielleicht sind wir auch nicht so extrovertiert, dass wir immer die besten Argumente parat haben wollen und immer im Mittelpunkt und im Rampenlicht stehen wollen, und ich finde wirklich, dass es für jede Veganerin und jeden Veganer möglich sein muss, sich auch einmal inkognito durch einen Raum zu bewegen, ohne gleich immer für die Sache einstehen zu müssen. Natürlich möchtest du dich nicht über jeden blöden Spruch ärgern und dann auch dementsprechend kontern. Aber darum geht es ja quasi jetzt auch hier in diesem Podcast, bei mir im Clan und auch generell, bei dem was ich mache, dass du dich so vorbereitest, dass du dich selbst schützt und gelassen und souverän dich durch deinen veganen Alltag bewegen kannst. Aber das heißt nicht, dass du permanent auf Veganismus Werbe-Tour sein musst.

Du kannst es natürlich, wenn du es möchtest, aber ich möchte diesen Zwang da rausnehmen. Du sollst dich nicht gezwungen fühlen, wenn du vegan lebst, einer gewissen Norm entsprechen zu müssen, um den Veganismus nicht zu schaden. Denn das ist ja das, was da auch mitschwingt und was ich sehr gefährlich finde. Dass mir gesagt wird, weil ich dieser Körpernorm nicht entspreche, schade ich dem Veganismus. Wenn ich jetzt meine Kommunikation nicht optimiere, schade ich dem Veganismus. Wenn ich meine Gefühle nicht im Zaum halte, schade ich dem Veganismus. Und das finde ich wirklich gefährlich. Denn wer sagt denn bitte, wie ich zu sein habe? Warum muss ich mich denn irgendeiner Norm anpassen und warum müssen wir dann überhaupt genormt sein? Wer legt denn diese Norm überhaupt fest? Wer sagt denn und dass ich zu laut, zu leise, zu schüchtern, zu ja, keine Ahnung aufsässig, was auch immer bin? Gerade diese Vielfalt macht doch das Leben schön.

Wollen wir denn alle wie in ‚Brave New World‘ irgendwie geklont werden und dann bestimmten Kasten zugehören und nur noch irgendwie, ich hab das Buch schon vor Ewigkeiten gelesen, Ypsilon, Gamma, Alpha oder wie auch immer alle hießen, dann genormt sein und wenn wir dann nicht schön genug sind, dann werden wir ausgeschlossen und sowieso ist unser Körper eigentlich schon vorprogrammiert, da drauf, dass er eine gewisse Schönheit hat, die eben genormt ist und wir altern auch nur bis zu einem bestimmten Grad und ja wenn es uns schlecht geht, nicht mehr Soma. Also, wollen wir wirklich so leben? Ist es das? Also müssen wir dann einer bestimmten Norm entsprechen? Und entschuldige, dass ich mich so in Rage rede, aber ich finde dieses Thema ‚ok, sobald du vegan lebst, musst du so und so aussehen und du musst diese Argumente parat haben und du musst dich so und so verhalten, sonst schadest du der Sache‘, das finde ich sehr gefährlich und da möchte ich wirklich eine Lanze dafür brechen, dass du eben das Ganze nicht musst.

Und dass die Vielfalt, die Vielfalt, das ist, was den Veganismus ausmacht, was das Leben ausmacht, was uns ausmacht. Dass wir vielleicht nicht immer mit allem übereinstimmen, ist ganz normal, auch Negatives gehört eben dazu. Und ja, dass wir uns bestimmten Untergruppierungen dann nicht zugehörig fühlen, ist auch völlig in Ordnung. Aber es muss möglich sein, dass du deinen eigenen individuellen Weg gehst und selber entscheiden kannst, wann du jetzt deine Veganismus-Flagge hisst und wann du lieber ohne fährst.

Wenn du Fragen hast oder das Bedürfnis mir zu schreiben, schreib mir gerne an Post@vonHerzenvegan.de. Und ich freue mich auch sehr über weitere itunes-Rezensionen. Ich finde das so klasse, dass da jetzt sofort schon welche kamen. Und ich bedanke mich natürlich auch sehr für die, die schon vorhanden sind. Und wenn du jemanden kennst, dem dieser Podcast gefallen würde, dann freue ich mich, wenn du ihn weiter empfiehlst. Und dann freue ich mich, wenn du beim nächsten Mal auch wieder mit dabei bist.

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