Ich habe Angst mich als vegan zu outen.
Ein Beitrag
Gehörst Du auch zu den Menschen, die nicht gern im Mittelpunkt stehen?
Besonders zu Beginn unseres veganen Lebens ist es uns oft unangenehm bei einem gemeinsamen Essen die Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen.
Dann machen wir lieber Ausnahmen und bestellen doch die Gnocchi mit Käsesoße, obwohl wir es gar nicht wollen.
Aber auch später kann es sein, dass Du einfach nicht zu den Menschen zählst, die gerne Rede und Antwort stehen und machst deshalb Ausnahmen, isst lieber gar nichts oder erscheinst erst überhaupt nicht zur Feier.
Aber darfst Du das als Veganer*in überhaupt? Hör doch gleich einmal rein...
Vollständiges Transkript
Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge des Von Herzen Vegan Podcasts, der Dir hilft, Dich gelassen und souverän in Deinem veganen Alltag zu bewegen.
Ich bin Stefanie und in dieser Folge möchte ich auf ein Thema eingehen, das mir immer mal wieder begegnet, nämlich dem Wunsch sich nicht outen zu müssen.
Diesem Wunsch bin ich jetzt schon des öfteren begegnet, auch bei Veganern, die hier schon ganz lange vegan leben, teilweise auch länger als ich. Die sich einfach nicht outen wollen. Die keine Lust haben, darauf, dass andere wissen, dass sie vegan leben und dann diese Diskussionen losgehen.
Und ich möchte Dir sagen, auch das ist okay, denn es geht ja in erster Linie darum, Dich zu schützen.
Und so hat mir auch eine Leserin des von Herzen Vegan Letters geschrieben, dass es ihr unangenehm ist, bei der Bedienung nach einer Alternative zu fragen und meistens, weil sie einfach keine Lust auf Diskussionen hat und sie sich nicht erklären möchte und ungern im Mittelpunkt steht.
Wenn es Dir auch so geht und Du einfach nicht möchtest, dass alle auf Dich aufmerksam werden und Du einfach nur in Ruhe gelassen werden möchtest, dann möchte ich Dir sagen, dass auch das völlig in Ordnung ist. Es macht Dich nicht zu einem schlechteren Menschen und es macht Dich auch nicht zu einer schlechteren Veganerin, es ist völlig in Ordnung.
Es gibt nicht die eine Veganerin oder den einen Veganer, der so und so auszusehen hat und möglichst aktiv ist und immer gut gelaunt und keine Ahnung..., Du kannst Dir noch was dazudichten. Es gibt ganz viele Individuen und wir sind alle unterschiedlich und Du bist so okay, wie Du bist.
Es ist wundervoll, dass Du Deinem Herzen gefolgt bist und vegan geworden bist. Aber es verlangt jetzt niemand von Dir, dass Du aktiv werden sollst und überall als die Veganerin Dich hinstellen sollst. Und sagen sollst, ich lebe vegan, habt ihr Fragen?, löchere mich. Und am Ende sollen bitte alle anderen auch vegan leben.
Es ist also völlig in Ordnung undercover an einem Tisch zu sitzen und sich nicht zu outen.
Was allerdings in diesen Situationen schwierig sein kann, und das hat auch die Leserin geschrieben, dass Du manchmal dann dazu gezwungen bist Dich vegetarisch zu ernähren, weil es Dir zu unangenehm ist nachzufragen.
Hier sind wir wieder bei dem Punkt, wie geht es Dir damit, wenn das für Dich okay ist und Du das mit Dir selbst und Deinem Gewissen vereinbaren kannst, dann ist es völlig in Ordnung. Dann mach es. Aber wenn Du Gewissensbisse hast und danach vielleicht schlaflos im Bett liegst und denkst, warum habe ich das getan, hätte ich nicht besser... und hätte ich nicht... und sollte ich nicht... und keine Ahnung..., dann macht es Sinn, wenn Du Dir einige Strategien zurechtlegst.
Und in dem Fall, den jetzt die Leserin beschrieben hat, war es ein Kurzurlaub, in dem sie sich vegetarisch ernährt hat, um ihrer Schwiegermutter nicht zur Last zu fallen. Hier wäre es vielleicht eine Idee, sich vorher einmal zu informieren: Wo gibt es dort vor Ort vegane Restaurants? Wie könnte ich mich da vegan ernähren? Vielleicht auch vorher im Restaurant anrufen und sagen "ich liebe vegan und ich hätte gerne was Veganes, können Sie das bitte für mich schon mal so vorbereiten", dann brauchst Du das nicht, wenn Du im Restaurant bist noch zu sagen, sondern Du hast dann da reserviert und die wissen schon Bescheid. Für Dich kommt dann das Vegane und das ist dann alles schon organisiert.
Das ist natürlich ein Organisationsaufwand, aber ich würde es immer abwägen mit dem, was mein Gewissen sagt. Wenn mein Gewissen mir sagt, es ist schon besser, wenn ich vegan esse und es ist irgendwie machbar das hinzukriegen, dann würde ich eher den höheren Organisationsaufwand in Kauf nehmen.
Also generell Planung..., wirklich zu schauen: Okay, ich verreise jetzt, es könnte Mau aussehen, lass mich schauen, okay, da gibt es vegane Restaurants, vegane Optionen, vielleicht irgendwie vorher mehr zu planen und zu schauen, sodass ich dann nicht währenddessen nachfragen muss in Anwesenheit alle anderen, sondern das schon am Telefon erledigen kann.
Meistens geht es ja tatsächlich darum, dass ich mich nicht im Kreis der anderen outen will, wenn ich das dann vorab schon erledigt habe, dann ist es völlig okay.
Was Du, wie in einer der vorangegangenen Folgen schon gesagt, immer machen kannst, ist, auf gesundheitliche Probleme verweisen oder gesundheitliche Challenges oder Vorhaben wie Diäten oder dem Vorsatz 30 Tage vegan zu leben oder eine Allergie zu haben oder ähnliches. Gesundheitliche Begründungen werden tatsächlich am besten akzeptiert.
Katrin und Daniel von BeVegt, die Du vielleicht vom BeVegt Podcast kennst, hatten in einer ihrer Folgen erzählt, dass sie mit Veganern in Berührungen gekommen sind, am Arbeitsplatz. Dass da eine Kollegin war, die wahrscheinlich schon die ganze Zeit vegan gelebt hat, die sagte aber, sie lebt vegetarisch und ist laktoseintolerant.
Und sowas geht natürlich auch, dass Du sagst, okay, ich lebe vegetarisch und bin laktoseintolerant, dann hast Du ja das meiste schon mal abgedeckt.
Dann kann es natürlich noch sein, dass Dir Menschen Ei servieren und dann kannst Du sagen, Ei mag ich nicht oder so etwas in diese Richtung. Oder Du sagst: Ah ja, ich lebe vegetarisch, aber ich habe jetzt in letzter Zeit immer so Magenschmerzen, wenn ich Milch getrunken habe. Ich will jetzt mal ausprobieren auf Milch zu verzichten und alles, wo Milch drin ist, um zu gucken, ob das dann besser wird. Und auch so wird es dann eher akzeptiert. Denn, klar können die Dich schief angucken und sagen, ach, Du hast auf einmal Magenschmerzen, aha, aber letzten Endes werden solche gesundheitlichen Begründungen sehr, sehr selten in Frage gestellt.
Wenn Du nicht gerne im Mittelpunkt stehst, finde ich solche Ausreden völlig in Ordnung, weil Du so nämlich direkt mögliche Kommentare abwürgst und Diskussionen nicht führen musst die Du führen müsstest, wenn Du sagst, ich liebe vegan.
Um das nochmal zusammenzufassen: Es ist völlig in Ordnung, wenn Du Dich nicht outen möchtest. Wenn Du nicht im Mittelpunkt stehen möchtest und keine Lust auf diese Diskussionen hast. Und wenn Du das mit Dir selbst vereinbaren kannst und das für Dich in Ordnung ist, dann würde ich eine Ausrede für mich erfinden. Eine Geschichte, die dann dafür sorgt, dass die anderen sofort kein Interesse mehr an weiteren Diskussionen haben.
Und wenn Du in ein Restaurant gehst, das Du vorher nicht aussuchen konntest und in dem es vielleicht keine Auswahl für Dich gibt, würde ich vielleicht vorher so viel essen, dass ich satt bin, sodass ich da dann einen Vorspeisensalat mit Öl und Essig bestellen könnte, um dann wenigstens was zu essen zu haben. Und wenn dann jemand was sagt, könntest Du zum Beispiel sagen, ach ich esse nach 18 Uhr eigentlich nichts mehr und deswegen esse ich jetzt nur einen Salat. Oder Du sagst, Du probierst jetzt grad mal aus, nicht mehr ab einer bestimmten Uhrzeit irgendwie was zu essen. Oder Du isst nur alle so und so viel Stunden was. Oder das ist eine Wette, die Du mit jemand anderem abgeschlossen hast.
Das sind alles so Dinge, die Du dann anführen könntest und da wird dann höchstwahrscheinlich keiner mehr nachfragen und es auch so akzeptieren. Also, sorg gut für Dich und schau, dass Du eine Lösung findest mit der Du Dich gut fühlst. Und wenn Du noch Fragen hast, schreib mir gerne eine E-Mail an post@vonherzenvegan.de.
Und wenn Dir die Folge gefallen hat, freue ich mich, wenn Du sie weiter empfiehlst an jemanden, dem sie auch gefallen könnte und dann freue ich mich, wenn Du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist.
Hinweis zum Von Herzen Vegan Clan
Im November 2021 ist der Von Herzen Vegan Clan ein Teil meiner damals neuen Community, des Experimentariums geworden.
Das Experimentarium gibt es seit Dezember 2022 nicht mehr.
Ich bin gerade dabei eine neue Online-Community aufzubauen. Wenn Du interessiert bist, schau doch mal vorbei: