Dörte Stanek über das zyklische Leben

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Folge 038 - Dörte Stanek über das zyklische Leben

In dieser Folge spreche ich mit Dörte Stanek über ihren Kalender "Zyklen achtsam leben" und vor allem auch über das zyklische Sein.

Dörte erzählt

  • wie ein zyklisches Leben uns unserem Körper näher bringt,
  • wie wir ihren Kalender als Medium nutzen können, um uns viel besser kennenzulernen und
  • wie sie überhaupt auf die Idee mit dem Kalender gekommen ist.

Außerdem gibt sie Tipps, welche ersten Schritte Du jetzt in Richtung eines zyklischen Lebens gehen kannst.

Ich bin durch Zufall auf Dörtes Kalender aufmerksam geworden, habe ihn mir sofort gekauft und es seither nicht bereut. Da mich die Kraft des Kalenders und des Ansatzes, auf dem der Kalender beruht, fasziniert, wollte ich unbedingt mit der Macherin sprechen und DIch durch ein Interview mit ihr, an meiner Faszination teilhaben lassen.

Vollständiges Transkript

Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Von Herzen Vegan Podcasts, der dir hilft, dich gelassen und souverän durch deinen veganen Alltag zu bewegen. Ich bin Stefanie und in dieser Folge habe ich wieder einen Gast. Und zwar habe ich mit Dörte Stanek gesprochen. Wer sie ist und was sie genau macht, wird sie dir im Interview erzählen. Und ich habe mit ihr gesprochen, weil sie einen ganz besonderen Kalender entwickelt hat, nämlich den Kalender „Zyklen achtsam leben“.

[Eine Anmerkung von mir, Stefanie, die gerade das Transkript Korrektur liest, vorab: Wir sprechen hier von Frauen und Männern – im Grunde sprechen wir aber von Körpern, die die Möglichkeit haben (oder hatten) zu menstruieren. Das können sowohl Frauen, als auch Männer, als auch nicht-binäre Menschen sein. Als ich das Interview aufgenommen habe, habe ich darüber noch nicht nachgedacht, heute möchte ich deshalb diese Information noch vorab dazu schreiben.]

Diese Folge richtet sich also vor allem an uns Frauen, denn in diesem Kalender geht es um den Menstruationszyklus. Und wenn du mit so einem Kalender noch so gar nichts anfangen kannst, bist du nicht allein. Denn so ging es mir vor, sagen wir mal zwei Jahren auch noch. Denn in unserer Gesellschaft wird der Blutungszyklus der Frau eher stark reglementiert durch die Pille oder er wird sehr negativ besetzt und wird weggedrückt. Und ich habe vor, ja eben zwei Jahren denke ich mal, ein Interview gehört mit einer Dame, die erzählte, wie ihr das geholfen hat, dass sie mehr wieder auf ihren Körper und mehr auf ihren Zyklus geschaut hat.

Und dass der Zyklus der Frau, der Menstruationszyklus, der Blutungszyklus auch in verschiedene Phasen aufgeteilt werden kann und das auch den verschiedenen Jahreszeiten entspricht, so dass die Blutung immer dem Winter zugeordnet wird. Und dann folgt danach Frühling, Sommer und Herbst. Und jede Jahreszeit in diesem Zyklus hat verschiedene Bedeutungen. Und dementsprechend, je mehr wir Frauen darauf achten, desto besser können wir für uns herausfinden, wie es uns geht und können auch ruhiger und gelassener werden und verbinden uns stärker mit unserem Körper, kommen mehr in unsere Kraft.

Auf den Kalender bin ich dann erst Anfang diesen Jahres ganz spontan zufällig aufmerksam geworden und hab dann gedacht „Toll, das mach ich, den kauf ich mir.“ Und ich probiere es eben seit Anfang diesen Jahres aus, dass ich da wirklich täglich reinschreibe, wie es mir geht und auch meinen Blutungszyklus dementsprechend notiere und schaue, wann ist in meinem Zyklus Winter, Frühling, Sommer und Herbst? Wie geht es mir, was wiederholt sich, um auch so wirklich mehr über mich zu erfahren. Und mir gefällt diese Methode so gut, dass ich sie mit dir teilen möchte.

Und weil ich da nicht annähernd so viel drüber weiß wie Dörte zum Beispiel, habe ich sie dazu eingeladen, im Von Herzen Vegan Podcast über das zyklische Leben und das zyklische Sein zu sprechen. Und dann würde ich sagen viel Spaß mit dem Interview.

Stefanie In dieser Folge freue ich mich sehr, dass ich Dörte Stanek zu Gast habe. Und bevor wir beginnen, möchte ich dich bitten Dörte, stell dich doch einmal kurz vor: Wer bist du und was machst du so?

Dörte Also mein Name ist Dörte, genau und ich bin Therapeutin, habe mich darauf spezialisiert, mit Frauen zu arbeiten. Alles was so die Frauengesundheit anbelangt. Insbesondere habe ich die letzten Jahre mit Trauma gearbeitet und habe Frauen geholfen, wieder zurück in den Körper zu finden und den Körper wieder anzunehmen und dadurch sich selbst auch wieder anzunehmen und das Leben lebendiger gestalten zu können. Und ich habe meine Praxis in Berlin und ein Hauptmerk meiner Arbeit liegt auf dem zyklischen Leben. Das heißt also ja, alles was sich so im Becken, im Frauenbecken abspiele, der Menstruationszyklus, da haben viele Frauen Schwierigkeiten damit. Es ist immer noch ein gesellschaftliches Tabu, und darauf liegt eigentlich mein Hauptmerk. Und deswegen habe ich aus meiner Arbeit heraus ein Zykluskalender entwickelt, der Frau dabei unterstützen oder begleiten soll, sich wahrzunehmen in der Zyklischkeit und auch körperlichen Bezug herstellen zu können.

Stefanie Genau. Und über diesen Kalender bin ich auch auf dich gekommen. Den habe ich mir Anfang des Jahres zugelegt und ich habe tatsächlich so vor zwei Jahren das erste Mal wirklich bewusst was über zyklisches Leben gehört und auch bewusst darüber nachgedacht, dass ich nach meinem Zyklus leben könnte und bin dann irgendwann tatsächlich auf deinen Kalender gekommen. Und meine Frage wäre jetzt erst mal auch: Ist dann zyklisches Leben tatsächlich nur auf diesen Monatszyklus beschränkt? Also ist das nur was für Frauen oder siehst du das auch noch weiter?

Dörte Ich glaube wir sind alle zyklische Wesen, also sowohl Männer wie Frauen. Und ich möchte das gar nicht so definieren Mann / Frau, sondern wirklich jedes Lebewesen. Und nur, dass wir in der Gesellschaft leben, wo es sehr schwer umsetzbar ist. Wir sind so kopfgesteuert, dass wir diesen Bezug zum Zyklischen verloren haben. Und Frauen haben natürlich den Vorteil, durch den Menstruationszyklus sind sie eher gebunden an diesen Zyklus, also der passiert im Körper und dadurch ist es einfacher, diese Zyklischkeit wahrzunehmen. Hingegen bei Männern ist das natürlich schwierig, die kriegen das wenn, dann durch die Partnerin mit und können so auch eine Zyklischkeit leben. Aber so an sich ist es relativ schwierig für Männer einen Bezug dazu zu haben. Ich glaube aber, dass wir in der Vergangenheit alle zyklisch gelebt haben, und da spreche ich von der langen Vergangenheit, als es noch keine Technologie gab, sondern als wir mehr verbunden waren mit der Natur und in Gemeinschaft gelebt haben. Dass es spürbarer war, dass wir einer zyklischen Natur unterliegen. Also die Natur folgt ihrem eigenen Zyklus und da wird sich auch nichts dran verändern. Nur wir Menschen, wir leben gegen diese Natur.

Stefanie Lass uns nochmal auf das zyklische Leben der Frau schauen und dem Monatszyklus zuwenden. Du hast es in deinem Kalender auch so ein bisschen beschrieben, dass sich der Monatszyklus der Frau auch in Jahreszeiten quasi einteilen lassen kann, so dass die Blutung dann dem Winter zugeordnet wird und ich da ein bisschen mehr in mich gekehrt bin und mehr auf mich achte. Und ich wollte das auch so einplanen quasi. Und dann hat sich aber mein Zyklus verschoben und dann konnte ich wieder gar nichts planen. Hast du da Erfahrung mit? Also wie kann ich damit umgehen?

Dörte Ja, also das heißt, dass du einen unregelmäßigen Zyklus hast. Das kann immer mal wieder passieren, weil der Zyklus ist ja verwoben mit unserem Sein, also das heißt mit dem Leben. Und wenn im Leben grad viel los ist, wenn es zum Beispiel mehr Stress gibt als sonst oder wenn etwas Emotionales war, wenn zum Beispiel ein Konflikt war oder Trauer, das zeichnet sich alles im Zyklus wieder. Das heißt, manchmal braucht es ein bisschen länger, um Dinge zu integrieren. Also die Blutungszeit ist ja immer die Zeit, wo Frau loslassen kann, was auch immer sie loslassen möchte. Und oft ist es gar nicht so bewusst. Der Körper, der weiß das mit der Emotionalität, der weiß das von selber. Ich muss das gar nicht so sehr durchdringen und analysieren, was es genau ist, was ich da loslasse, sondern das ist so ein ganz tiefes Vertrauen, dass das der Körper in dem Moment, wo es dran ist, loslässt. Und mit dem Plan, was du machen kannst, ist die zweite Hälfte des Zyklus. Die findet meistens so zwischen zwölf und 14 Tage nach dem Eisprung statt. Das heißt, wenn du weißt, wenn dein Eisprung ist, dann kannst du sehr gut planen, wenn deine Blutungszeit kommt. Was variiert, ist die erste Hälfte. Also wenn der Zyklus auf einmal länger ist, dann heißt es, dass die erste Hälfte des Zyklus länger war, dass dein Eisprung quasi später stattgefunden hat als sonst. Und dann kannst du eigentlich immer noch gut planen, dass deine Blutung in dem Zyklus dann halt später stattfindet.

Stefanie Ja, ich hatte nämlich gedacht, okay, dann, wenn ich irgendwelche Termine habe oder Vorträge halte oder Touren habe oder so was, wo ich halt wirklich dann präsent sein muss, dann möchte ich das nicht in meine Blutungszeit legen oder kurz davor. Und ja, das ist dann, wenn man länger planen muss, irgendwie so ein bisschen schwierig.

Dörte Also das geht mir genauso. Ich habe jetzt auch nicht den 28 Tage Zyklus, der variiert, aber das finde ich super spannend, dass der variiert und ich glaube, die wenigsten Frauen, also ich höre auch immer wieder, ich blute nur zum Vollmond oder ich blute nur zum Neumond, da bin ich immer so. Ja, das kann sein, aber ich glaube, die meisten Frauen haben das nicht. Also da ist wirklich eine Varianz drin und es ist spannend zu sehen, wann die Blutungszeit ist, also wie die sich automatisch legt. Ich rede auch oft mit meiner Gebärmutter und sage okay, nächste Woche ist da so ein Fenster. Wie wäre es denn dann? Und das funktioniert. Ja, also wir sind dem Zyklus nicht ausgeliefert. Wir sind mit dem Körper verbunden. Also Kopf Wunsch ist mit Becken Gebärmutter verbunden. Das heißt, wenn ich damit in Beziehung gehe, mit mir, kann es durchaus sein, dass ich mein Zyklus auch so ein bisschen verschieben kann.

Stefanie Okay. Wie bist du dann eigentlich dazu gekommen? Warst du schon immer so verbunden mit dir selbst und mit jetzt sagen wir mal deiner Gebärmutter? Also war das schon immer so oder war das ein Weg?

Dörte Das war ein Weg, das war ein langer Weg. Ich war in meinem ersten Leben im Marketing tätig und habe ein Burnout bekommen. Und das war für mich so, ja, der der Tritt in den Hintern vom Leben will ich mal sagen, dass Marketing einfach nicht mein Weg war, mein Lebensinhalt. Und dann habe ich mich auf den Weg zu mir gemacht. Zu mir selbst. Ich bin nach Kanada ausgewandert. Und dann ging das eigentlich los, dass mir immer mehr die Menschen begegnet sind, die mich auf dem Weg dahin gebracht haben. Und hab dann noch mal studiert in der USA, habe somatische Psychologie studiert und habe dort sehr viele Menschen kennengelernt, die mir immer mehr die Richtung gegeben haben.

Stefanie Und was hat dir so geholfen, dann den Kontakt zu deinem Körper wiederherzustellen? Beim Burnout ist ja eigentlich so, dass man den Kontakt verloren hat, oder wenn ich das jetzt so mal so darauf reduzieren kann.

Dörte Also ja, ich bin sehr viel über meine eigenen Grenzen gegangen. Das war, was mir geholfen hat. Es war ein Moment, und zwar als ich am Tropf hing nach dem Burnout und gesehen habe wie – jetzt fällt mir nicht ein, was auch immer da eingeflößt wird - jedenfalls habe ich den Tropf gesehen, wie Flüssigkeit in meinen Körper lief und da habe ich mir geschworen, dass ich was anders mache. Und es war, glaube ich so für mich der Moment, wo ich gesagt habe: So, jetzt möchte ich auf meinen Körper achten.

Stefanie Und wie hast du das dann gemacht? Was waren so die erste Schritte? Hast du da irgendwelche Tipps, wenn man da so noch am Anfang steht?

Dörte Hmmm, ja, das finde ich, kriegt die Frage öfter und ich finde das schwierig zu beantworten, weil wir alle so einen anderen Weg haben. Es ist für mich wie ein Lauschen, das heißt, wenn ich aufgeregt worden bin, also wenn mich etwas gefreut hat, also eine positive Aufregung, dann wusste ich, dass das der richtige Weg ist. Ich habe mein Leben lang getanzt, also viel mein Körper bewegt, war aber nicht wirklich mit meinem Körper verbunden. Und bin aber am Ende doch übers Tanzen und übers Yoga zu meinem Körper gekommen. Ich habe in Kanada neben dem Yogastudio gelebt und habe dann sehr viel Yoga gemacht. Und in der Natur sein hat mir auch sehr geholfen. Also auf alle Fälle sich Zeit nehmen, eine Auszeit nehmen oder sich immer wieder Momente schaffen, wo ich mit mir sein kann. Und das am besten in der Natur. Und die Bereitschaft, sich zu begegnen, also hinzuhören und nicht vielleicht Schmerzen wegzudrücken oder Gedanken wegzudrücken, sondern das zuzulassen. Das sind so die wichtigsten Sachen. Und der Rest, finde ich, der kommt irgendwie, weil, wie gesagt, wir haben alle verschiedene Wege. Es gibt so viele verschiedene Therapieformen und für jeden Mensch gibt es eine andere Form oder eine körperliche Therapie oder Ausdrucksmittel. Manche machen selber Musik, manche malen oder schreiben. Also so verschiedene und dahin zu hören, was ist es, was mir entspricht, wie möchte ich mich ausdrücken? Also es ist dieses sich Zeit für sich nehmen und sich auf sich selbst einzulassen.

Stefanie Und der Kalender, der hilft mir ja eigentlich auch dabei, jetzt dann wieder mich mehr auf mich einzulassen. Wie bist du denn darauf gekommen und was war so die Grundidee, wie du ihn gestaltet hast?

Dörte Und zwar habe ich das Glück gehabt, in der USA mit ganz tollen Frauen zu studieren, wir waren quasi drei Jahre lang ein großer Frauenkreis in dem therapeutischen Setting an der Uni und da habe ich ganz viel Inspiration bekommen. Und das war auch so der Moment, wo ich angefangen habe, mich mit mir zu beschäftigen, also zyklisch zu beschäftigen, auf mein Zyklus zu hören, den anders wahrzunehmen. Und das geht auch wirklich so mit dieser körperlichen Verbindung einher. Wenn ich so ein Gefühl für mich habe, dann merke ich vielleicht auch, dass ich auf einmal keine Tampons mehr benutzen möchte oder keine Tasse benutzen möchte oder keine Plastikbinden. Und ich war viel in der Natur und das hat mir geholfen, die Natur zu beobachten und mich innerhalb der Natur zu beobachten. Also wie mein Zyklus innerhalb der äußeren Natur stattfindet und wie es da immer wieder Berührungspunkte gibt. Und dadurch habe ich auch dieses Zyklische, dieses Runde, Spiralförmige erfahren.

Ich habe am Anfang linear meint mein Zyklus aufgeschrieben und gemerkt, dass das es war frustrierend für mich. Das hat es nicht wirklich wiedergegeben und ich fand es auch ganz schwer, da was abzulesen, also so Muster abzulesen. Und dann kam natürlich Frauen wie Miranda Gray in mein Leben oder Red School. Ich liebe die Arbeit von Alexandra Pope. Also die Frauen haben mich natürlich sehr inspiriert und daher stammt auch die Inspiration vom Kalender. Also die eigentliche Inspiration kam aus meiner Arbeit mit Frauen. Das war beim Abwaschen, dass ich den Gedanken hatte: Okay, irgendwie muss ich den Frauen ein Tool zur Hand geben. Weil ich immer wieder gefragt worden bin in meinen Workshops: Das ist super, was du uns hier mit gibst. Aber wie? Was machen wir damit im täglichen Leben? Und es ist auch schwer, so was umzusetzen im täglichen Leben, wenn ich nicht eine Form habe oder eine Struktur, an die ich mich halten kann. Und daraus ist eigentlich so der Kalender entstanden. Aus meiner eigenen Erfahrung und der Arbeit mit den Frauen. Ich habe immer wieder gehört: Was wünschen sich die Frauen? Was sind die Hauptmerkmale? Wie kann ich das gestalten?

Stefanie Und wie kann denn so ein zyklisches Leben mich jetzt gelassener machen? Also darum geht es hier in dem Podcast auch ganz viel. Wie kann ich jetzt gelassener werden und souveräner und mehr zu meinen Werten stehen? Wie kann das funktionieren?

Dörte Warum braucht es so eine große Frage? Das ist auf alle Fälle ein Prozess. Das passiert nicht von heute auf morgen. Und zwar hat das für mich was damit zu tun, was ich so gehört habe von den Frauen, die den Kalender benutzen. Das geht los, in dem ich Zyklus für Zyklus mich wahrnehme und merke, dass es sich immer wieder verändert, also dass sich die Phasen immer wieder verändern. Das heißt, dass eigentlich, wenn ich jetzt zum Beispiel in der Zeit vor der Blutung, die ja oft belastend für Frauen ist, wenn ich merke, dass sie immer wieder auch zu Ende geht, dass dann wieder was Neues kommt und dass es vielleicht auch gar nicht so schlimm war, weil oft behalten wir uns das, was nicht funktioniert oder was sich nicht gut anfühlt. Das behalten wir mehr als das, was sich gut anfühlt. Und dann ist so ein Augenmerk auf PMS oder die Zeit vor der Blutung. Und durch diesen Kalender oder durch das Aufschreiben merke ich, dass es auch noch andere Phasen gibt, die angenehm sein können. Und dieses Vertrauen, dass es sich immer wieder verändert und dass auch positive Dinge wiederkommen. Dass Phasen wiederkommen, wo ich mehr in der Kraft sein kann, die ich anders für mich nutzen kann, die können zu mehr Gelassenheit führen.

Also das ist so ein wie kann ich mir vertrauen, dass das immer weitergeht, dass es sich auch immer wieder verändert und dass ich vor allen Dingen auch getragen werde dadurch? Ich werde eigentlich durch meinen Zyklus getragen. Mein Zyklus gibt mir eine Struktur, an der ich mich ausrichten kann und eigentlich relativ gut planen kann, wie ich ja meine Bedürfnisse planen kann, weil jede Phase hat auch andere Bedürfnisse. Und so kann ich immer mehr Vertrauen zu meinem eigenen Erleben finden. Das Erleben meiner selbst oder des Zyklus und mich dadurch auch wieder dem Leben annähern und vertrauen, dass das Leben es eigentlich gut mit mir meint. Auch wenn es herausfordernd ist und diese Phasen auch wieder vorbei gehen. Die haben auch wieder ein Ende und dann kommt wieder eine neue Phase. Es braucht aber Zeit, das zu spüren. Also das passiert nicht sofort, wenn ich einmal einen Zyklus ausfülle, dass ich das dann spüre.

Stefanie Wie ist da deine Erfahrung so von dir selbst, vielleicht auch und anderen Frauen? Wie lange das dauern kann? Das ist wahrscheinlich ganz individuell.

Dörte Das ist ganz individuell, wo frau halt ist mit sich und im Vertrauen mit dem Leben kam das ja. Es ist auch schwierig zu beantworten, weil das hört ja nicht auf. Das entwickelt sich immer weiter. Und wann ist eigentlich der Punkt, wenn es da ist? Also das Vertrauen, das wird auch immer tiefer. Das ist nicht so: Jetzt, jetzt hab ich's und jetzt Schluss. Sondern das ist auch immer wieder ein neuer Prozess in das Leben hinein. Keiner. Das kann ich nicht beantworten. Das ist so unterschiedlich. Es kommt auch ein bisschen drauf an, wie die Geschichte der Frau ist. Also. Wie das Vertrauen in sich selbst ist, wie die Kindheit war, wie das Umfeld ist. Also die Zykluserfahrung ist auch so unterschiedlich, je nach Lebensphase. Hat Frau Kinder, hat sie keine, hat sie eine·n Partner·in? Lebt sie alleine? Lebt sie in Gemeinschaft? Welche Art von Job hat sie? Also das spielt ja alles eine Rolle, wie frau den Zyklus erfährt. Wie viel Zeit sie sich nehmen kann, für sich selbst? Ja, deswegen ist es total unterschiedlich.

Stefanie Ja, das ist auch so die Erfahrung, die ich bisher immer mache, so mit allem, was ich so angefangen habe. Es ist tatsächlich ein Weg. Was wünschst du dir denn so von uns und für uns Frauen?

Dörte Mein Wunsch ist es, dass die Frauen wieder mehr zu dieser Zyklischkeit zurückfinden, also quasi mehr zu ihrem Körper, insbesondere in das Becken zurückfinden. Weil das diese weibliche Qualität ist. Das Weben aus der Lebensmitte oder aus der Körpermitte heraus, statt vom Kopf aus im Außen nach Lösungen zu suchen, mehr im Körper anzukommen und dadurch sich auch wieder mehr Wertschätzung zu geben. Also wir Frauen, wir haben so viele Jahre keine Wertschätzung mitbekommen gesellschaftlich. Und das steckt noch so tief in den Zellen drin. Und das ist wirklich mein Wunsch, dass Frauen wieder mehr zu ihrem Körper zurückfinden, zu ihrer Selbstliebe. Und der Zyklus ist ein ganz großer Teil der Weiblichkeit, diesen Zyklus wieder aktiv zu leben und nicht nebenher laufen zu lassen. Weil da steckt so viel Weisheit drin.

Jedes Mal in der Blutungszeit ist das so: wieder ankommen und ins Vertrauen kommen und zu bemerken, dass die Dinge genau so, wie sie sind, richtig sind, auch wenn sie sich vielleicht nicht toll anfühlen. Das ist wirklich so ein Kompass. Ein innerer Kompass für: Wie geht es mir? Und was möchte ich verändern? Und die Selbstannahme. Und das ist mein größter Wunsch, dass die Frauen sich wieder selbst annehmen und dadurch in ihre Kraft kommen.

Stefanie Und wie machst du das, dass du Kontakt zu deinem Körper aufnimmst? Machst du das durch Meditation? Hörst du einfach so in dich rein?

Dörte Das mache ich einmal durch Bewegung, also sehr langsame Bewegung. Das somatische Yoga ist zum Beispiel meins, das unterrichte ich. Das ist eine Bewegungsmeditation. Achtsame Bewegung und verbunden mit der Bewegung, das heißt wirklich auch die Augen und Ohren nach innen drehen und zu bemerken: Wie fühlt sich das an, was ich gerade tue, diese Bewegung? Wie nehme ich mich wahr? Es ist Bewegung mit Wahrnehmung gekoppelt. Das kann auch in Stille passieren. Also es ist immer wieder nach innen gehen, den Atem zu beobachten, die Bewegung zu beobachten, die mein Körper vielleicht machen möchte.

Stefanie Und wenn wir jetzt so zum Abschluss vielleicht noch Hörer·innen haben, die vielleicht noch gar keinen Kontakt zu ihrem Körper haben und jetzt denken okay, das klingt sehr spannend. Ich möchte gerne wirklich mehr in dieses zyklische Leben hineinkommen. Was wären so die ersten Schritte, die sie machen könnte?

Dörte Erstmal jeden Tag sich ein bisschen Zeit für sich nehmen und wenn es fünf Minuten sind, dann ist das super. Und in diesen fünf Minuten alles andere ausmachen. Also Handy, Computer, alles, was uns so permanent ablenkt, ausmachen. Und nach innen schauen, das heißt zum Beispiel auf die Aufmerksamkeit, auf den Atem lenken. Oder wenn das zu schwierig ist, zu schauen, was passiert, die Gedanken zu beobachten, wie fließen die Gedanken? Sind die in der Vergangenheit, in der Zukunft? Drehen sie sich im Kreis und sich zu beobachten, ohne Wertung. Also das, was dann passiert in den fünf Minuten zu beobachten, als wäre das ein Film. Und den nicht zu bewerten. Und so kann das ein Anfang sein und das kann frau immer mehr ausbauen.

Also das ist eine Übungssache, ob ich bei mir bin oder ob ich im Außen bin. Und da reichen fünf Minuten am Tag als Anfang oder oder ich kann, das ist auch eine gute Sache, zum Beispiel mit einer Hand über den Arm streichen und merken ach ja, ich berühre mich, da ist Kontakt da und wenn das für eine Minute ist, dann ist es genau das. Das ist Eigenwahrnehmung und Kontakt mit Selbst. Also das oder beim Abwaschen, bei all dem, was wir tun, dabei sein. Ja, also beim Abwaschen zu merken, wie fasst sich diese Tasse an? Oder der Teller? Das Wasser läuft über die Hand, wie wasche ich den Teller ab? Also darum geht es, im Moment zu sein. Und dadurch entwickelt sich immer mehr diese Fähigkeit, mit sich selbst zu sein. Macht es Sinn?

Stefanie Auf jeden Fall, ja. Das war ganz viel Sinn. Ja, das sind wunderbare Tipps, da jetzt einzusteigen. Möchtest du zum Abschluss den Hörer·innen noch etwas mit auf den Weg geben?

Dörte Ja eigentlich genau das. Sich Zeit zu nehmen für sich. Unser Leben ist wirklich sehr, sehr komplex heutzutage und gerade mit Kindern ist das noch mal eine ganz andere Komplexität. Also Frauen sind oft in dieser gebenden Rolle und in der helfenden Rolle und sich Zeit zu nehmen, Grenzen zu setzen und sich Zeit zu nehmen für sich. Wir müssen nicht immer zur Verfügung stehen, auch nicht bei den Kindern. Das sehe ich ganz viel, dass das passiert. Also sich wirklich, wenn es fünf Minuten sind am Tag, sich Zeit zu nehmen für sich. Um zu schauen: Wie geht's mir?

Stefanie Okay, wunderbar. Ja, ganz, ganz herzlichen Dank für das Gespräch und dass du dir die Zeit genommen hast. Und wo findet man dich denn? Im Internet, wenn man jetzt mehr über dich wissen will?

Dörte Ich bin zu finden unter https://weavingcycles.com/ und mit wer Lust hat, mehr zu erfahren, bin ich mit Workshops in Berlin zu finden. Und wer Lust hat, die Zyklus Achtsamkeit zu erfahren und nicht in Berlin wohnt, kann mich gerne einladen. Dann komme ich gern vorbei.

Stefanie Okay, das ist auch ein super Angebot. Ich verlinke das natürlich auch alles so, dass sich das jetzt keiner direkt so merken muss. Aber wenn sie es gemerkt hat, kann man ja auch direkt auf die Webseite gehen. Okay, dann bedanke ich mich noch einmal ganz herzlich bei Dir für deine Zeit und für deine vielen schönen Worte zum zyklischen Leben. Ich hoffe doch, dass die Tipps einigen helfen werden.

Dörte Ja, vielen Dank dir, dass ich dabei sein durfte.

Stefanie Das war jetzt das Interview und ich hoffe, du konntest etwas für dich mitnehmen. Wie schon erwähnt, mich hat das sehr berührt und ich denke auch, dass diese Art, mit deinem Körper umzugehen, dir Wege öffnen kann, gelassener und souveräner im Alltag zu werden. Und berichte gerne, ob du da schon Erfahrungen mit hast. Und wenn du Fragen hast, stell sie auch gerne, Schreib mir eine Email. Und dann freue ich mich, wenn du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist.

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