Folge 039 - Eine Welt voller Mitgefühl

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Folge 039 - Eine Welt voller Mitgefühl

Im Von Herzen Vegan Clan diskutieren wir gerade über das Monatsthema "vegane Zukunftsvisionen" und in diesem Rahmen habe ich den BBC-Film "Carnage" vorgestellt.

Nachdem mich ein Kommentar dazu sehr berührt hat, spreche ich in dieser Folge über die Möglichkeiten einer Welt voller Mitgefühl und warum sie uns heute noch so abwegig erscheint.

Es geht um Konkurrenzdenken, die Macht des Miteinander und meine persönliche Geschichte - hör doch gleich einmal rein.

Komplettes Transkript

Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Von Herzen Vegan Podcasts, der dir hilft, dich gelassen und souverän durch deinen veganen Alltag zu bewegen. Ich bin Stefanie und ich möchte dir in dieser Folge von einem Erlebnis erzählen, das ich jüngst hatte.

Und zwar behandeln wir im Von Herzen Vegan Clan gerade das Monatsthema „vegane Zukunftsvisionen“ und ich habe in dem Rahmen den Film „Carnage“ vorgestellt. Vielleicht kennst du ihn schon, er ist schon 2017 erschienen. Das ist ein BBC Film und zwar ist es so eine Art Comedy und Dokumentation zusammen. Ein Mockumentary, wenn ich das richtig gelesen habe. Der Film spielt also in der Zukunft und da ist ganz Großbritannien vegan und sie arbeiten mit diesem Film ihre nicht.-vegane Vergangenheit auf. Das ist richtig super gemacht. Ich kann den Film nur empfehlen. Ich habe ihn jetzt noch mal ein zweites Mal gesehen. Das erste Mal habe ich ihn vor zwei Jahren gesehen und jetzt habe ich ihn nochmal gesehen Und ich finde ihn nach wie vor richtig, richtig gut und habe ihn mit diesem Gefühl auch im Clan geteilt und habe dann das Feedback bekommen, dass die jungen Veganer·innen der Zukunft, die da gezeigt werden, doch arg überzeichnet seien und dass omnivore Partner·innen doch darüber nur lachen würden. Und ich habe in dem Moment gedacht, wie schade.

Das was da gezeigt wird, ist natürlich ein bisschen überzeichnet, das ist klar, weil es Comedy sein soll. Es soll auch lustig sein, es soll nicht die ganze Zeit sehr ernst sein. Natürlich ist es zwischendurch auch ernst, weil es einfach die Geschichte und auch die Wahrheit zeigt. Nur eben das, was in dieser Zukunft statt findet, hat ja noch nicht stattgefunden. Und das Leitbild ist aber eben das Mitgefühl, also Compassion und dieser Umgang miteinander, wie die jungen Veganer·innen der Zukunft miteinander umgehen, aber auch die Älteren, wie sie mit allen Lebewesen umgehen und wie das Mitgefühl miteinander wirklich alles durchdringt, das ist tatsächlich die Vision der Zukunft. Und das unterscheidet sich natürlich ganz, ganz stark von dem, wie wir heute leben. Denn, wenn wir mal genauer hinschauen, ist unser heutiges Leben von Konkurrenzkampf, nicht von Miteinander, sondern von Gegeneinander geprägt und auch vor allem von ganz viel Gewalt.

Gerade wenn wir jetzt schauen, was in den Schulen passiert, dass da das ja schon anfängt, dass es generell immer um das Vergleichen und darum geht, wer ist besser, wer ist schlechter und der Konkurrenzkampf da schon gelebt wird. Und dann geht es natürlich nahtlos weiter. Wenn wir dann in den Beruf starten, dass es auch da wieder darum geht, besser zu werden und auch in unserem Wirtschaftssystem, in dem immer mehr, mehr, mehr Wachstum, Wachstum, Wachstum, geht es immer nur darum, Konkurrenz zu leben. Da ist es natürlich dann merkwürdig, sich so eine Zukunft anzuschauen, in der es um Mitgefühl, um ein Miteinander und um Wärme und tatsächlich eben um Liebe auch geht.

Und als ich den Kommentar gelesen habe, habe ich dann doch gemerkt, dass ich mich in den letzten fünf Jahren weiterentwickelt habe. Denn so vor fünf Jahren oder gut viereinhalb Jahren hatte ich einmal eine Situation, in der ich einfach nicht verstanden habe, warum mein Gegenüber traurig reagiert hat auf das, was ich gesagt habe. Und heute stehe ich eben an dem Punkt, dass ich traurig auf das reagiere, was da in dem Kommentar geschrieben wurde und dass ich denke, das ist so schade, dass du das als so stark überzeichnet empfindest und dass das für dich so weit weg ist, so unnormal.

Ich habe damals ja eine Therapie angefangen und meine Therapeutin hatte da zum Ende der Therapiestunde mich gebeten, noch einmal die Augen zu schließen. Und dann hat sie einen Gong geschlagen in ihrer Klangschale, um so die Stunde zu beenden. Und ich habe mich gefragt: Was macht sie denn, wenn ich jetzt einfach hier sitzenbleibe? Was macht sie dann? Und sie hat dann gemerkt, dass ich irgendwie rappelig bin und damit nicht klar komme. Und dann hat sie mich gefragt, was denn los ist. Und dann meinte ich: „Ja, was machen Sie denn, wenn ich jetzt einfach nicht aber aufstehe? Wenn ich jetzt hier sitzen bleibe und die Augen geschlossen halte und einfach nicht gehe oder einschlafe oder was auch immer.“ Und dann meinte sie: „Na, was denken Sie denn, was ich dann mache?“ Und dann habe ich halt spontan so einen Kick gegen mich sozusagen ausgeführt, so nach dem Motto, als würde ich mich treten: „So, jetzt aber mal aufstehen!!“ und so. Und da hat sie mich so verletzt angeschaut. Also nicht im Sinne von: Oh Gott, wie können Sie so was von mir denken, sondern dass ich eben so lieblos mit mir selbst umgehe. Und ich habe damals gedacht: Was hat sie denn? Was? Das ist doch ganz normal. Was ist das? Was soll das denn? Ich habe es damals Carsten erzählt und Carsten hat gesagt: Ja, weiß ich auch nicht, was sie hat, das hätte ich ja auch gemacht. Und das war für mich total normal.

Heute, Jahre später, kann ich sie jetzt endlich verstehen. Ich verstehe jetzt, dass sie meinte, dass ich eben mit mir selbst lieblos umgehe und dass das Mitgefühl, da geht es ja eben nicht nur um Mitgefühl mit anderen, sondern auch mit mir selbst, damals noch wirklich sehr verschüttet war und dass sie halt gemerkt hat, wie stark ich auch verletzt war und wie stark doch auch das alles verschüttet und abgestorben irgendwie war. Und das ist eben etwas, was ich in den letzten Jahren freilegen konnte, auch mit ihrer Hilfe. Und jetzt in letzter Zeit eben auch allein weiter auf meinem Weg und ich merke einfach, dass es genau das ist, diese Liebe, dieses Mitgefühl. Gefühle überhaupt, die wichtig sind, um eine andere Zukunft zu schaffen. Eine alternative Zukunft zu dem, was wir momentan erleben. Denn ein Miteinander kann nur entstehen, wenn wir einander mit Mitgefühl begegnen und eben auch uns dabei nicht vergessen.

Das ist total wichtig und deshalb hat mich dieser Kommentar auch so berührt und irgendwie auch verletzt, weil ich dachte, es ist so schade und es tut weh zu lesen, dass das als so überspitzt wahrgenommen wird und dass es in unserer Gesellschaft als so normal gilt, dass wir konkurrieren und dass es Gewalt gibt und dass es total unnormal ist, wenn man miteinander liebevoll umgeht, Gefühle zeigt und auch einfach zeigt, wenn einem etwas weh tut, oder einfach weint. Dass das alles nicht in Ordnung ist in unserer Gesellschaft. Dass du immer stark sein musst. Dass du eben immer im Kampf bist. Quasi.

Wenn wir aber aus diesem Mehr, mehr, mehr Wirtschaftsmodell und auch generell aus diesem ganzen System aussteigen wollen, dann geht es nur in Gemeinschaft. Das geht nur zusammen und in Gemeinschaft. Ohne dieses ganze Konkurrenzdenken und dieses hinterm Rücken reden und dem einen das neiden und dem anderen das Neiden. Das funktioniert eben nur, wenn wir Mitgefühl für die anderen entwickeln und auch Mitgefühl mit uns selbst. Wenn wir heilen. Und wir alle tragen Wunden mit uns herum und wir alle dürfen erst einmal heilen. Ich bin selbst immer noch auf dem Weg und ich bin sehr froh, dass ich mich vor fünf Jahren auf den Weg gemacht habe. Und ich möchte dich einladen, diesen Weg ebenfalls zu gehen.

Nicht nur darauf zu schauen, was kannst du für andere tun? Sondern auch darauf zu schauen, Was kannst du für dich tun? Vergiss dich nicht. Vergiss dich einfach nicht auf diesem Weg. Es ist sehr wichtig, nicht nur an sich selbst zu denken. Aber du würdest mir nicht zuhören, wenn du ein Mensch wärst, der nur an sich selbst denkt. Du bist ein Mensch, der viel für andere da ist. Und du vergisst dich leicht darüber. Und deswegen möchte ich dich daran erinnern: Vergiss dich nicht. Sei für dich da. Versuche Mitgefühl nicht nur mit anderen Lebewesen zu haben, sondern auch mit dir selbst. Du bist wichtig, sorg gut für dich. Und wenn du dann noch Inspirationen brauchst, wie das geht mit dem Gut für dich sorgen, dann hör gerne noch mal in die ersten Folgen dieses Podcasts rein. Da habe ich dir ganz viele Übungen vorgestellt, wie du nachhaltig und individuell gut für dich sorgen kannst, so dass du gelassen und souverän deinen Veganalltag meistern kannst.

Und wenn dir gefällt, was ich hier mache, wenn dir mein Podcast gefällt, dann freue ich mich sehr, wenn du mich finanziell über Steady unterstützt. Ich verlinke Steady hier auch unter der Podcastfolge und in den Shownotes. Das ist dann dein Solibeitrag für all meine kostenlosen Projekte, die natürlich weiterhin kostenlos bleiben, aber für mich eben Kosten verursachen. Und deswegen freue ich mich sehr, wenn du mir etwas zurückgeben möchtest, wenn du deinen Solibeitrag leistest. Und dann freue ich mich auch, wenn du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist.

Links zur Folge

Der Film "Carnage" von Simon Amstell
https://archive.org/details/SimonAmstellCarnageP04sh6zgIplayer

Leiste Deinen Soli-Beitrag auf Steady
https://steadyhq.com/de/veganrevoluzzer

Von Herzen Vegan Letter
https://von-herzen-vegan.de/von-herzen-vegan-letter

Von Herzen Vegan Clan
http://clan.vonherzenvegan.de

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Hinweis zum Von Herzen Vegan Clan

Im November 2021 ist der Von Herzen Vegan Clan ein Teil meiner damals neuen Community, des Experimentariums geworden.

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