Folge 040 - Wen lässt Du auf der Strecke während Du versuchst die Welt zu retten?

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Folge 040 - Wen lässt Du auf der Strecke, während Du versuchst die Welt zu retten?

Die Welt zu retten ist wichtig, keine Frage - aber um jeden Preis?

In der heutigen Folge lade ich Dich dazu ein darüber nachzudenken, wen Du auf der Strecke lässt, während Du aktiv wirst, um die Welt zu retten.

Vor allem Eltern, die politisch aktiv werden, neigen dazu dies auf Kosten ihrer Kinder zu tun. Und das, obwohl sie sich doch engagieren, um ihren Kindern eine bessere Welt zu hinterlassen.

Beziehungen zerbrechen, weil ein*e Partner*in alles für den Aktivismus gibt und der*die andere Partner*in den Aktivismus nur noch als Bedrohung und Rivalen sieht, der sämtliche Zeit zu zweit für sich beansprucht.

Aber auch um sich selbst kümmern sich die meisten erst, wenn es zu spät ist.

Wen lässt Du auf der Strecke, während Du aktiv wirst, um die Welt zu retten?

Vollständiges Transkript

Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge des Von Herzen Vegan Podcasts, der dir hilft, dich gelassenen und souverän durch deinen veganen Alltag zu bewegen. Ich bin Stefanie und in dieser Folge möchte ich darüber sprechen, wen du auf der Strecke lässt, während du versuchst, die Welt zu retten.

Ich war jetzt krank, ich hatte Grippe und das kam total unpassend, weil ich mir ganz viel vorgenommen hatte und ich ganz viele Podcastfolgen aufnehmen wollte, ich wollte neue Dinge für den Clan planen, ich wollte endlich meinen Onlinekurs fertigstellen und noch so einiges mehr. Ich musste auch eine Tour absagen, weil ich einfach zu krank war und ja es kam einfach total unpassend und ich war jetzt wirklich fast zwei Wochen krank und davon zehn Tage bettlägerig und in der Zeit waren dann auch noch Schulferien, so dass mein Kind auch noch da war und Carsten war dann auf Geschäftsreise für fünf Tage und ja also es passte halt alles überhaupt gar nicht.

Und da habe ich dann auch darüber nachgedacht, was ist mir wirklich wichtig, was ist wichtiger und wie viel Energie habe ich und was lässt du so auf der Strecke, wenn du jetzt versuchst, diese vielen Projekte, die du hast, trotzdem zu stemmen? Eigentlich ist es nicht, was ich auf der Strecke lasse, sondern ganz oft wen. Denn wer dann zu kurz kommt, ist oft mein Kind und auch die Beziehung zu meinem Mann, denn wir sehen uns ja dann auch immer weniger, wenn ich an den Wochenenden unterwegs bin.

Und dann dachte ich, das kommt mir irgendwie bekannt vor, denn ich habe vor einiger Zeit mal den Film „Yalom's Anleitung zum Glücklichsein gesehen“, das ist ein Dokumentarfilm über das Leben des Schriftstellers und Psychiaters Irvin D. Yalom und in diesem Film, ich erinnere mich nicht mehr an alles, aber in diesem Film kamen auch seine Kinder zu Wort und die sagten so etwas wie, dass ihr Vater immer nur Zeit für alle anderen hatte, aber nie für sie.

Und diese Gefahr besteht tatsächlich bei uns Aktivist·innen, die wir Eltern sind, tatsächlich auch, denn ich beobachte das in meinem Umfeld und ich beobachte das auch an mir. Wir versuchen immer wieder mehr zu erreichen und auch auf die Straße zu gehen und ganz viel auf die Beine zu stellen, trotz unserer Kinder und ich hatte das ganz aktuell beobachtet auf dem Tierschutzfest in Buchholz, wo ich war und den Vortrag gehalten habe und danach bin ich erkrankt geworden. Die Veranstalterin hatte das ganz alleine auf die Beine gestellt, wahrscheinlich mithilfe einiger Freunde und Bekannten, aber sie war eigentlich die Initiatorin und sie hatte ein kleines Kind, das gerade irgendwie acht Monate alt war und dann hatte sie noch drei ältere Kinder und sie hat das alles auf die Beine gestellt und es war extrem anstrengend und viel zu tun - solche Events sind immer viel anstrengender als man sich das vorstellen kann - und sie hat es eben trotz ihres Kindes gemacht und ich habe sie nicht gefragt, was sie mit dem Kind, die meiste Zeit gemacht hat, aber ich habe eben auch während der Veranstaltung gesehen, dass sie es dann von Geschwistern oder generell von anderen Menschen hat betreuen lassen, das heißt wir geben unsere Kinder in der Zeit weg.

Das habe ich auch mitbekommen, als ich mit den Initiator·innen des Tierrechtsaktivistenbündnis für das „Hand in Hand für Tierrechte“-Event gesprochen habe, da war es auch ein kleines Kind, was die meiste Zeit irgendwo anders geparkt wurde und dann auch noch ein älteres Kind, also älter im Sinne von, ich glaube, neun, und das auch die meiste Zeit dann woanders war, weil wir in der Zeit natürlich uns nicht um diese Kinder kümmern können. Ich erlebe das eben immer wieder, dass wir unsere Kinder dann irgendwo zwischenparken und ich habe das in den vergangenen drei, vier Jahren auch gemerkt, in denen ich mich dann engagiert habe, denn für die Kinder ist es halt einfach zu langweilig daran teilzunehmen, je nachdem wie alt sie sind und mitzumachen bei den verschiedensten Aktionen.

Das ist auch mit ein Grund, warum ich „Hamburg vegan erkunden“ wieder aufgegeben habe, weil ich da die meiste Zeit am Wochenende unterwegs war und dann meinen Mann und mein Kind gar nicht mehr gesehen habe, das heißt meinen Mann habe ich sowieso immer nur abends unter der Woche gesehen und am Wochenende dann irgendwie gar nicht mehr und gemeinschaftlich mit meinem Kind und mit meinem Mann zusammen etwas zu machen war halt überhaupt nicht mehr möglich. Und das war auch so, wenn ich an Ständen ausgeholfen habe, wenn ich bei Protestmärschen mitgemacht habe oder sonst irgendwelchen Events und mittlerweile merke ich einfach, dass ich immer wieder um diese Frage kreise: was ist mir wirklich wichtig? Und wirklich wichtig ist mir tatsächlich Zeit mit meiner Familie zu verbringen.

Ich habe beobachtet, wie Familien auseinanderbrechen, weil ein Teil aktiv ist, und der andere Teil einfach nicht versteht, warum der aktive Teil keine Zeit mehr für ihn oder sie hat und ich merke, dass es mir sehr, sehr wichtig ist für meine Familie da zu sein und da eine Balance zu finden zwischen Aktivismus und Familienleben. Und deswegen treffe ich meine Entscheidungen mittlerweile aus dieser Perspektive heraus, dass ich sage: okay, welche Prioritäten möchte ich setzen und meine Prioritäten sind ganz klar, dass ich für meine Familie da sein will und vor allem eben auch für mein Kind da sein will, der mich einfach braucht und für den es wichtig ist, dass ich für ihn da bin. Und ich möchte nicht in meinem Dokumentarfilm über mein Leben, wenn ich 83 bin, hören, dass mein Kind sagt „Ja, sie war immer nur für alle anderen da, aber nie für mich.“, das möchte ich nicht hören.

Und ich teile das mit dir, weil ich dich dazu anregen will, über die Frage nachzudenken, wen lässt du auf der Strecke, während du versuchst, die Welt zu retten? Es ist ganz leicht zu sagen: werde aktiv, mach was, tu endlich was, aber es hängt eben noch viel mehr dran. Wenn wir uns für eine Sache entscheiden, vernachlässigen wir automatisch eine andere Sache und es ist wichtig, sehr wichtig darüber nachzudenken, ob es das Wert ist und zu gewichten, wann du was machst. Ich werde jetzt nicht aufhören, aktiv zu sein, aber ich frage mich immer wieder, was ist mir wirklich wichtig? Und dabei schaue ich eben nicht nur darauf, wen ich vernachlässige im Sinne von meiner Familie, sondern auch auf mich, auf meine Kräfte, auf meine Energie und was ich wirklich tun kann. Und dazu möchte ich dich eben auch einladen. Frag dich doch mal, wen lässt du auf der Strecke, während du versuchst, die Welt zu retten?

Und wenn dir gefällt, was ich mache und du gerne etwas zurückgeben möchtest, dann schau doch gerne mal auf meiner Steady Seite vorbei und guck, ob du da ein Unterstützer·innenpaket abschließen möchtest und damit deinen Solibeitrag für meine kostenlosen Projekte leisten möchtest.

Und ich freue mich, wenn du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist.

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Hinweis zum Von Herzen Vegan Clan

Im November 2021 ist der Von Herzen Vegan Clan ein Teil meiner damals neuen Community, des Experimentariums geworden.

Das Experimentarium gibt es seit Dezember 2022 nicht mehr.

Ich bin gerade dabei eine neue Online-Community aufzubauen. Wenn Du interessiert bist, schau doch mal vorbei:

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