Dein Stress- Toleranz- Fenster
Ein Beitrag
In der heutigen Folge stelle ich Dir das Stress-Toleranz-Fenster nach Daniel Siegel vor, anhand dessen ich Dir erkläre, warum es so wichtig ist Deine Resilienz zu stärken.
Du kennst es bestimmt: es gibt Ereignisse, die Dich unglaublich wütend machen oder auch schlicht lähmen.
Da fährt der Tiertransporter an Dir vorbei und Dein Puls steigt, Dir wird heiß, Du fängst an zu zittern - Du würdest so gerne etwas ändern, kannst es aber in diesem Moment nicht. Das stürzt Dich in Hilflosigkeit, Du fühlst Dich benommen und taub und es dauert ewig, bis Du wieder einigermaßen normal atmen kannst.
Statt Dich immer wieder dieser Achterbahnfahrt Deines Nervensystems auszuliefern, kannst Du aktiv etwas tun: Deine Resilienz stärken.
Und hier kommt das Stress-Toleranz-Fenster ins Spiel: je resilienter Du bist, desto handlungsfähiger bleibst Du auch in Situationen, die Dich sonst - wie im Beispiel oben - vollkommen aus der Bahn werfen.
Das bedeutet nicht, dass Dir alles völlig gleichgültig ist, nein, es bedeutet, dass Du Deine Widerstandskraft stärkst und einem Burnout vorbeugst.
Denn das Hoch und Runter der Gefühle kostet Dich jedes Mal enorme Energie und lässt Dich stets dünnhäutiger zurück, als zuvor, was wiederum Dein Stress-Toleranz-Fenster verkleinert - ein Teufelskreis, den viele Aktivist*innen mit Burnout bezahlen.
Willst Du etwas für die Tiere bewegen, solltest Du nachhaltig aktiv sein und gut für Dich sorgen.
Vollständiges Transkript
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Von Herzen Vegan Podcasts, der dir hilft dich gelassen und souverän durch deinen veganen Alltag zu bewegen. Ich bin Stefanie und ich möchte in dieser Folge über das Stresstoleranz-Fenster nach Daniel Siegel sprechen.
Ich habe in diesem Podcast ja schon häufiger über Resilienz gesprochen und ich dachte mir, ich sollte vielleicht noch mal einen Schritt zurückgehen und darüber sprechen, warum Resilienz überhaupt so wichtig ist. Und was es jetzt wissenschaftlich betrachtet genau damit auf sich hat.
Dieses Stresstoleranz-Fenster kannst du dir so vorstellen, dass es einen Bereich gibt, in dem dein normaler Erregungszustand ist, also der Bereich, in dem du ruhig und gelassen bist, ausgeglichen, normalen Puls hast, ganz entspannt kommunizieren kannst, eine gute Körperwahrnehmung hast, fokussiert bist, präsent und einfach locker. Das ist so der normale Erregungszustand.
Und dann gibt es das Resilienzfenster und das Resilienzfenster bestimmt, wie groß der Bereich ist für deinen normalen Erregungszustand, also wie schnell du über- oder unterreagierst quasi. Wenn man das jetzt mal so vereinfacht sagen kann. Du kannst also diesen Bereich der normalen Erregung über- oder unterschreiten, in dem du in einen Bereich von zu viel Erregung oder zu wenig Erregung kommst.
Zu viel Erregung bedeutet, dass dein sympathisches Nervensystem reagiert. Und das reagiert dann mit erhöhter Aktivität. Das beginnt damit, dass du unruhig bist oder dich überfordert fühlst, dass du vielleicht Angst bekommst oder wütend wirst, dass du angespannt bist, gestresst, sensibel und kann sich hochschrauben bis hin zu Rage oder Panik. Was dann begleitet wird von hohem Puls, Schreckhaftigkeit und Zittern. Das sind alles Beispiele für einen hohen Erregungszustand.
Und dann kann es eben auch sein, dass dein parasympathisches Nervensystem angesprochen wird und deine Aktivität abnimmt, dir vielleicht schwindelig wird oder du dich benommen oder taub fühlst, kalt oder benebelt, verlangsamt. Vielleicht hast du auch Aussetzer oder bist verwirrt. Das kann auch bis hin zu Amnesie führen oder zur Lähmung oder in so eine Schockstarre verfallen.
Also die beiden Extreme könnten sein für das sympathische Nervensystem Rage oder Panik und für das parasympathische Nervensystem dann die Schockstarre, vielleicht auch die Ohnmacht.
Und mit deiner Resilienz kannst du beeinflussen, wie groß dein Stressstoleranz-Fenster ist, wie schnell also dein sympathisches oder parasympathisches Nervensystem reagiert und wie stark es dabei ausschlägt. Also wirst du sofort in Rage oder Schockstarre verfallen oder gibt es da noch Zwischenstufen?
Ein Beispiel: Vielleicht Du fährst auf der Autobahn an einem Tiertransporter vorbei. Und du merkst sofort, wie dich dieses Erlebnis triggert. Und du merkst, wie sich dein Puls beschleunigt. Du fängst vielleicht an zu zittern oder du schwitzt. Und dein Atem geht schneller. Und das ist dann dein sympathisches Nervensystem, was Alarm schlägt, was dich in einen erhöhten Erregungszustand versetzt. Und jetzt kommt es darauf an, wie schnell du aus diesem Zustand wieder rauskommst. Denn dieser Zustand kann sich hochschrauben und dieser Zustand kann dich in Handlungsunfähigkeit versetzen. Damit einher geht eben auch dieses, dass du ewig darüber nachdenken musst, dass es dich in diese Hilflosigkeit versetzt und dass du das Gefühl hast, du kannst überhaupt nichts ändern. Du bist ganz allein und es deprimiert dich extrem. Also erst zieht es dich hoch und versetzt dich in einen überhöhten Erregungszustand, dass du zitterst und vielleicht Angst hast, aber viel eher wahrscheinlich wütend wirst. Und dann lässt es dich nach einiger Zeit fallen in einen benommen Zustand und eher dann in Richtung schwindelig und überfordert. Und das ist dann auch dieses Hoch und Runter, was du öfter erlebst, wenn du immer wieder mit solchen Situationen konfrontiert wirst.
Und da kommt dann jetzt die Resilienz ins Spiel. Wenn du deine Resilienz, also salopp übersetzt mit Widerstandskraft. Wenn du also deine Widerstandskraft trainierst und immer wieder übst, dann weitet sich dieses Stresstoleranz-Fenster aus und du kannst in solchen Situationen, wie zum Beispiel bei dem Tiertransporter, leichter von dem höheren Erregungszustand wieder zurückkehren in den normalen Erregungszustand und kannst dich leichter wieder herunter regulieren. Das geht natürlich nicht mit einem Fingerschnipsen, sondern ist mit Übung verbunden. Und ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass es sich sehr lohnt.
Wenn sich also dein Stresstoleranz-Fenster weitet, dann kannst du solche Situationen besser ertragen und wirst nicht mehr wie Pingpong durch die Gegend geschleudert und bist wieder Herr·in der Lage. Du wirst dann nicht bewegt, sondern du bewegst dich selbst. Und indem du handlungsfähig bleibst, kannst du dann wiederum auch mehr für die Tiere bewegen.
Aber Achtung! Es geht jetzt hier nicht darum, in einen besonders geregelten Zustand zu gelangen. Ein Mitbewohner damals während meiner Studienzeit hat mir immer mal wieder gesagt „Chill, Steffi, chill“, wenn er seinen Anteil der Miete mal wieder nicht zahlen konnte. Und ich habe mir dann immer gedacht: Ja, kann ich das dem Vermieter auch sagen? „Chill, Vermieter, chill... Die Miete kommt halt irgendwann.“ Es geht tatsächlich nicht darum, in so einen Zustand zu geraten, dass du besonders gechillt bist und dir alles egal ist, sondern es geht darum, dass du handlungsfähig bleibst.
Es geht darum, dass du dich nicht in deinen Emotionen verlierst und dadurch auch ausbremst. Denn es kostet ja jedes Mal enorm viel Energie, wenn dein Nervensystem dich hochschraubt oder auch runterschraubt. Alles kostet enorm viel Energie. Wenn du in diesem normalen Erregungszustand bleibst, in diesem Bereich und den eben so weit ausgeweitet hast, dass du solche Begegnungen und Ereignisse gut puffern kannst, dann bist du in einem wachen Zustand und in einem sehr positiven, klaren, fokussierten, präsenten Zustand und nicht in einem „Mir ist alles egal -Zustand“.
Deswegen sage ich auch mehr Gelassenheit, mehr Souveränität, mehr bewirken. Und das bedeutet eben nicht, dass dir dann alles egal ist, sondern dass du aus diesem kraftvollen, inneren Zustand heraus handlungsfähig bleibst und so deine Vision einer veganen Zukunft verwirklichen kannst.
Und dann freue ich mich, wenn du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist.
Hinweis zum Von Herzen Vegan Clan
Im November 2021 ist der Von Herzen Vegan Clan ein Teil meiner damals neuen Community, des Experimentariums geworden.
Das Experimentarium gibt es seit Dezember 2022 nicht mehr.
Ich bin gerade dabei eine neue Online-Community aufzubauen. Wenn Du interessiert bist, schau doch mal vorbei: