Wie gehst Du mit Dir selbst um?

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Folge 056 - Wie gehst Du mit Dir selbst um?

Ein liebevoller Umgang mit uns selbst wird uns schnell als Egoismus oder Egozentrik ausgelegt.

Tatsächlich höre ich in letzter Zeit immer mehr Menschen vor dem Ego warnen, das uns unempathisch macht und dazu bringt uns nicht um unsere Umwelt zu kümmern, sondern ausschließlich um unsere eigenen Bedürfnisse.

Schön wärs, kann ich da nur sagen- wenn Du auch nur ein bisschen so bist wie ich, dann lebst Du in erster Linie für andere und nicht für Dich.

Für Menschen wie uns ist diese Warnung vor dem Ego eher schädlich, weil wir uns eigentlich ganz dringend einmal um uns selbst kümmern sollten.

In dieser Folge beleuchte ich den liebevollen und empathischen Umgang mit uns selbst aus verschiedenen Perspektiven - aus Sicht der gewaltfreien Kommunikation, aus buddhistischer Sicht und natürlich auch aus meiner.

Wenn Du möchtest, dass andere Deine Werte respektieren, dann ist der erste Schritt, dass Du Dich selbst und Deine Werte wichtig nimmst.

Vollständiges Transkript

Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Von Herzen Vegan Podcasts, der dir hilft, dich gelassen und souverän durch deinen veganen Alltag zu bewegen. Ich bin Stefanie und ich möchte in dieser Folge noch einmal über einen Teil der gewaltfreien Kommunikation sprechen und zwar eine Grundintention der gewaltfreien Kommunikation nach Dr. Marschall Rosenberg, einen empathischeren Umgang mit uns selbst zu entwickeln.

Als ich das das erste Mal gehört habe, habe ich gedacht, klar, mit uns selbst gehen wir immer am härtesten ins Gericht, um uns selbst kümmern wir uns meist als Letztes. Und wenn wir aber gewaltfrei kommunizieren wollen, wenn wir einen Weg suchen, gemäß unserer Werte zu leben und andere auch dazu bringen wollen, unsere Werte zu respektieren, dann ist es zunächst wichtig an uns selbst zu arbeiten und herauszufinden, welche innere Haltung habe ich denn mir selbst gegenüber? Wie gehe ich mit mir um? Denn so wie ich mit mir umgehe, so strahlt es auch nach außen. Wenn ich nicht selbst zu mir freundlich bin, wer soll dann freundlich zu mir sein? Wenn ich nicht gut mit mir umgehe, warum sollten dann andere Menschen mit mir gut umgehen? Und ich weiß, dass das sehr schwer ist, denn je nachdem was für Päckchen wir in unserer Kindheit, in unserer Vergangenheit aufgeladen bekommen haben, ist es enorm, dann haben wir Stimmen im Kopf, die uns immer runtermachen, die ganze Zeit.

Und ich habe es ja schon in vorangegangenen Folgen erwähnt, es ist nicht gängig in unserer Gesellschaft positiv über sich selbst zu reden und wir werden schnell als egozentrisch oder egoistisch verschrien, wenn wir uns um uns selbst kümmern. Aber wenn wir wollen, dass andere unsere Werte respektieren, dann ist es wichtig, zu uns selbst eine bewusste und mitfühlende Haltung zu entwickeln. Und das beginnt damit, dass wir uns selbst ernst nehmen, dass wir unsere Gefühle ernst nehmen und dass wir darauf schauen, was brauchen wir - nicht, was sagen die anderen, was wir brauchen - sondern was ist gut für mich und was ist wichtig für mich und was brauche ich, damit es mir gut geht? Und das ist wie immer ein Prozess, es ist ein Weg. Es ist keinesfalls etwas, was ich jetzt durch ein Fingerschnippen einmal gesagt, schon getan, erledigt habe, sondern es ist ein Weg, es kann ein langer Weg sein.

Ich bin auch längst noch nicht angekommen, dass ich hundert Prozent mitfühlend mit mir selbst umgehe. Ich falle immer wieder in alte Muster zurück und ja, ich bin vor über fünf Jahren losgegangen auf diesem Weg und ich kann dir sagen, dass es leichter wird, es wird definitiv leichter. Und ich habe darüber schon in meinem Von Herzen Vegan Letter geschrieben, ich stelle mir das so vor wie einen Irrgarten und es kann eben sein, dass ich in Sackgassen gerate und dann drehe ich mich um und gehe zurück zu der Kreuzung, wo ich in die Sackgasse geraten bin und dann gehe ich den anderen Weg weiter und so bewege ich mich Schritt für Schritt weiter. Manchmal bleibe ich auch stehen, weil ich einfach grad nicht weiter gehen kann, dann mache ich eine Pause. Aber ich bewege mich doch stetig, seit fünf Jahren, immer weiter auf meinen Wesenskern zu und lege quasi archäologisch Schicht für Schicht frei von dem, was meine Mitmenschen, meine Herkunftsfamilie, was die mir alles auferlegt haben und was da drüber gestrichen wurde und zubetoniert wurde über meinen Wesenskern und meinen Fähigkeiten und meinen Bedürfnissen und Schritt für Schritt lege ich die frei.

Das ist definitiv keine Sprengung. Im Sinne von Hauruck, da ist es. Und ja, ich weiß noch, damals ganz zu Beginn, vor fünf Jahren, da hatte ich ja damals eine Therapie begonnen und ich habe mit meiner Therapeutin ein Gespräch geführt, wo wir darüber gesprochen haben, dass eine bestimmte Stimme in meinem Kopf, die eine bestimmte Person verkörpert hat, dass ich quasi diese Miniaturausgabe dieser Person immer in meinem Kopf habe, die die ganze Zeit negative Sprüche abgesondert hat und mich mies gemacht und niedergemacht hat und so, dass ich die gerne entfernen würde. Die würde ich gerne rausreißen. Und meine Therapeutin hat mir gesagt, dass wenn ich die jetzt da einfach so rausreißen würde und ich da buchstäblich in ein Loch fallen würde. Was wir tun sollten, wäre eben Schritt für Schritt diese Person da auszugraben und die durch etwas anderes zu ersetzen, also quasi was Neues auszusähen und das aber Schritt für Schritt zu machen und nicht mit einem Hauruck rausgerissen und dann ist da ein Loch. Das schütt ich vielleicht mit einer Masse zu und dann weiß ich aber überhaupt gar nicht, was da passiert, was war da, sondern Schritt für Schritt das anzugehen.

Und das ist auch wirklich was, was ich sehr verinnerlicht habe durch meine Therapeutin, die ich wirklich sehr zu schätzen gelernt habe, dieses in kleinen winzigen Trippelschritten gehen, in ganz kleinen Schritten, weil du sonst umkippst. Ich wiederhole es gerne zum Millionsten Mal, das ist eine so wertvolle Botschaft gewesen, das in ganz kleinen Schritten zu gehen. Ich tendiere immer noch dazu, zu große Schritte zu machen und dann erinnere ich mich daran und dann falle ich zurück und gehe in kleinen Schritten, denn in kleinen Schritten das ist wirklich viel sicherer. Manchmal mache ich große Sprünge und dann merk ich wieder, oh nein, dann falle ich aus der Spur, ich kippe um oder keine Ahnung, irgendwas passiert. Dann erinnere ich mich wieder daran und dann gehe ich wieder kleine Schritte und das ist auch etwas, was ich dir wirklich mitgeben kann, deinen Weg in kleinen Schritten gehen, in winzig kleinen Trippelschritten, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass du aus der Spur gerätst und umkippst sehr gering. Wenn du dann mal umkippst, dann kannst du sofort wieder aufstehen und weitergehen. Wenn du dagegen einen großen Schritt gemacht hast, dann gerätst du viel weiter aus der Bahn, dann wirst du viel leichter ins Schlingern geraten und also geh dein Weg in kleinen Trippelschritten.

Und wenn du möchtest, dass deine Mitmenschen mit dir wertschätzend umgehen, dann ist es wichtig, dass du selbst mit dir wertschätzend umgehst. Meine Einladung an dich in dieser Folge ist es zu überprüfen, wie gehst du denn mit dir selbst um? Und nochmal, ich weiß, wie schwer das ist. Ich weiß es wirklich. Es ist so einfach, andere als egoistisch abzustempeln, wenn sie sich um sich kümmern und es ist so negativ besetzt, sich um sich selbst zu kümmern und gut für sich zu sorgen, dass es einfacher ist, herablassend über sich selbst zu sprechen, als etwas nettes über sich selbst zu sagen.

Und ich habe dir ja schon einige Geschichten von Ajahn Brahm vorgelesen und einiges erzählt und er schreibt in einer seiner Geschichten, ich weiß es gerade nicht mehr in welchem Buch, dass er sich jeden Morgen zulächelt. In jedem Spiegel, den er sieht, lächelt er sich zu. Er lächelt sich einfach zu und das macht er schon seit Jahrzehnten quasi, also er hat das Jahre gemacht, bis es sich dann irgendwann ganz normal angefühlt hat und er sagt, heute sagen Mitmenschen über ihn, dass er für sie der fröhlichste Mensch wäre, weil er so viel lächelt. Es ist ein Beginn und auch er hatte es am Anfang schwer. Sein Lehrer hat zu ihm gesagt, dass er doch morgens sich mal zulächeln soll im Spiegel und dann hat er gesagt, nee, morgens gucke ich nicht in den Spiegel, da ist mir überhaupt nicht zum Lächeln zumute. Und dann hat der Lehrer ihm gesagt, dann nimm doch mal zwei Finger und schieb dann die Mundwinkel so hoch und dann guckst du in den Spiegel und dann musst du schon automatisch grinsen, weil du so komisch aussiehst und dann entwickelst du ein natürliches Lachen, weil du halt darüber lachst, dass du so komisch aussiehst und das hilft dir dann halt, dich morgens anzulachen, anzulächeln und wenn du das als tägliche Übung mitnimmst, morgens dich anzulächeln und anzulachen, ist das schon mal was nettes, was du für dich tust.

Genauso auch sich selbst einen guten Morgen oder eine gute Nacht zu wünschen, das machen ja auch die wenigsten von uns und Ajahn Brahm hatte da auch noch eine Geschichte erzählt, die kriege ich jetzt gerade nicht mehr ganz zusammen und ich habe das Buch schon wieder zurückgegeben, aber ich krieg die Botschaft noch zusammen, also es ging um einen König, der auf der Suche war, nach Antworten auf die drei wichtigsten Fragen, die er sich gestellt hat. Jetzt kriege ich die Fragen nicht mehr alle zusammen, aber die Antworten zumindest, sodass wir den Sinn erfassen können, ja, es ging also darum, dass die wichtigste Zeit jetzt ist und dass die wichtigste Person immer die ist, mit der man gerade zusammen ist und das dritte war dann „sich kümmern“, da weiß ich die Frage nicht mehr, also jedenfalls zusammengefasst ging es darum, dass du jetzt immer dich um die Person kümmern sollst, mit der du jetzt gerade zusammen bist, also dass diese Person deine volle Aufmerksamkeit bekommen soll.

Und Ajahn Brahm erzählte, dass der König in der Geschichte einem Angriff entging, weil er einem kleinen Jungen genau zugehört hat, weil das eben die Person war, mit der er jetzt gerade zusammen war, das war jetzt gerade die wichtigste Person und der Junge hat ihm von irgendwas erzählt und dann ist er dem Angriff entgangen. Das „sich kümmern um die Person“, mit der wir jetzt gerade zusammen sind, bezieht sich ja auch darauf, dass wir die meiste Zeit des Tages mit uns selbst zusammen sind und dass es dann wichtig ist, dass wir uns um uns selbst kümmern, dass wir uns selbst dann die meiste Aufmerksamkeit schenken, wenn wir gerade mit uns allein zusammen sind.

Und ich hab auch gedacht, naja, Ajahn Brahm hat ja keine Kinder, deswegen kann er es darauf nicht übertragen. Ich merke das ja auch ganz klar an meinem Kind und hab dann auch ein schlechtes Gewissen, wenn ich gerade irgendwas anderes mache, während es irgendwas von mir will oder ich irgendwie mit ihm spreche, dann ist meine Aufmerksamkeit ja geteilt und es funktioniert gar nicht. Also ich mache das mittlerweile auch nicht mehr, wenn ich gerade irgendwas am Computer mache oder am Handy oder irgendwas gerade mache, dann sage ich ihm auch, ich muss das einmal eben zu Ende machen oder ich mache das einmal zu Ende und dann bin ich für dich da. Also statt währenddessen mit ihm zu reden. Ich empfinde das als unfair, schon bevor ich diese Geschichte gehört habe und jetzt nachdem ich diese Geschichte gehört habe, hat es mich auch noch mal darin bestärkt, dass es wirklich darum geht, seinem Gegenüber mit dem man gerade zusammen ist, wirklich seine volle Aufmerksamkeit zu schenken und gerade bei Kindern machen wir das als Eltern ja doch häufig, dass wir die ganze Zeit irgendwas nebenher machen, während die Kinder mit uns reden und wir ihnen nicht unsere volle Aufmerksamkeit schenken. Und es ist viel schöner, nur so als kleine Exkurs, wenn wir wirklich hundertprozentig da sind und für unsere Kinder ist es natürlich auch viel schöner, wenn sie wissen, dass Mama oder Papa ihnen ihre volle Aufmerksamkeit schenken.

Und noch einmal zurück: die Intention dieser Folge ist, einen empathischeren Umgang mit dir selbst zu finden und da ist also diese Geschichte eben auch noch einmal hilfreich, weil sie dir sagt, was ist das Wichtigste? Das ist eben, dass du dich jetzt gerade - denn es gibt halt nur jetzt die Gegenwart, was vergangen ist, vergangen und was kommt, die Zukunft ist ungewiss, also das wird noch kommen, du kannst nur jetzt leben, jetzt in der Gegenwart - und es ist wichtig, dass du deine volle Aufmerksamkeit der Person widmest, mit der du jetzt gerade zusammen bist. Jetzt gerade bist du quasi mit mir zusammen, also widmest du deine volle Aufmerksamkeit mir, aber wenn du jetzt die Folge zu Ende gehört hast und du bist allein, dann geht es darum, dass du die volle Aufmerksamkeit dir selbst widmest und dich gut um dich kümmerst und noch einmal: du kannst nur von anderen erwarten, dass sie sich gut um dich kümmern und dass sie deine Werte respektieren, wenn du dich selbst respektierst und wenn du dich gut um dich kümmerst und wenn du dich wertschätzt und das ist eben auch die Intention, die meinem Buch zugrunde liegt, das ich extra für dich entwickelt habe, wenn du vegan lebst, wenn du von Herzen vegan lebst und deinen Alltag gelassen und souverän meistern möchtest.

Und wenn du Fragen hast oder Anregungen, dann freue ich mich, wenn du mir eine E-Mail schreibst an post [at] vonherzenvegan [punkt] de und dann danke ich dir fürs Zuhören und ich freue mich, wenn du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist.

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Hinweis zum Von Herzen Vegan Clan

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