Du musst nicht immer effizient sein.
Ein Beitrag
Ich stolpere immer wieder über den Wunsch möglichst effizient zu sein.
Lange habe ich in jede freie Minute eine Podcastfolge oder Hörbuch zur Weiterbildung gequetscht. Die Hausarbeit habe ich grundsätzlich mit den neusten Podcastfolgen im Ohr erledigt und auch wenn ich unterwegs war, wollte ich die Zeit nicht ungenutzt lassen und habe noch etwas mehr Wissen aufgesaugt.
Vor Jahren konnte ich sogar gar nicht joggen, ohne dabei nicht wenigstens Musik zu hören.
Heute ist das anders. Heute merke ich, wann ich einfach kein Wissen mehr aufnehmen kann und erledige viele Dinge ganz ohne Knopf im Ohr.
Multitasking und effizientes Handeln stehen hoch im Kurs- ich habe gemerkt, dass mir diese Einstellung nur Energie raubt und ich gesünder vorankomme, wenn ich meinen Weg Schritt für Schritt gehe.
Vollständiges Transkript
Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge des Von Herzen Vegan Podcasts, der dir hilft, dich gelassen und souverän durch deinen veganen Alltag zu bewegen. Ich bin Stefanie und ich möchte aus aktuellem Anlass mich einmal ganz ganz herzlich für all das nette Feedback bedanken, was mich so erreicht für meine Arbeit, für meine Podcasts, für diesen Podcast, für den Clan und alles, was ich so in die Welt hinausgebe, um dir zu helfen, die Herausforderungen deinem Alltag zu meistern.
Und gerade hat mich eine wirklich sehr berührende E-Mail erreicht, in der sich eine Hörerin sehr, sehr liebevoll bedankt hat für das, was ich tue und damit den Wunsch zum Ausdruck gebracht hat, auch einfach mal etwas zurückzugeben. Und wenn du auch diesen Wunsch hast, etwas zurückzugeben, mich und meine Arbeit zu unterstützen, dann findest du auf meiner Webseite einen Button „Unterstützen“ im Menü ganz oben rechts, oder wenn du mobil unterwegs bist, dann ist es ganz unten. Und dort findest du einige Möglichkeiten aufgelistet. Wenn du hier speziell diesen Podcast unterstützen möchtest, dann freue ich mich immer sehr über iTunes-Rezensionen.
Eine weitere Möglichkeit ist auch, wenn du mich finanziell unterstützen möchtest, um die laufenden Kosten reinzubekommen und vor allem auch, um diese kostenlosen Angebote Menschen zur Verfügung zu stellen, denen es finanziell nicht möglich ist, mich zu unterstützen, dann kannst du über Steady gehen, den Link dazu findest du ebenfalls auf dieser „Unterstützen“-Seite. Das fängt schon mit drei Euro im Monat an, du kannst auch fünf Euro im Monat oder zehn Euro im Monat geben, ich bin für alles sehr dankbar. Momentan fehlen mir noch ungefähr die Hälfte der laufenden Kosten für meine kostenlosen Angebote. Also wenn du mich unterstützen möchtest, dann schau gerne dort einmal rein und wähle die Optionen, die sich für dich stimmig anfühlt.
Auf diesem Weg möchte ich mich auch ganz herzlich bei denen bedanken, die mich schon finanziell unterstützen und die auch schon eine Rezension geschrieben haben. Das ist superklasse und sehr wertvoll. Vielen, vielen Dank.
Diese Folge möchte ich dem Thema Effizienz widmen. Dazu möchte ich dir eine kleine Geschichte erzählen. Du bist ja auch Podcast-Hörer·in, sonst würdest du hier nicht zuhören und ich habe 2006, also vor 13 Jahren, zu Weihnachten, einen iPod geschenkt bekommen. Ich habe damals mein Praxissemester in einer Internet-Agentur gemacht und das war ganz wunderbar da und die Inhaber haben dem Azubi und mir, der Praktikantin, einen iPod geschenkt und ich war total dankbar dafür und habe mich riesig gefreut. Vorher hatte ich noch ein iPod-Shuffle, das ist ja schon ewig her, ich weiß und ich habe mich riesig über diesen iPod gefreut.
Der hat auch bis vor kurzem noch existiert und den habe ich für mein Kind noch genutzt als Medium, also der hat tatsächlich fast 13 Jahre überlebt, dann ist aber leider diese Steckerbuchse, wo du das Kabel reinsteckst, kaputt gegangen und ich konnte ihn nicht reparieren.
Und damals habe ich überlegt, was kann ich mit diesem iPod noch alles machen, außer Hörbücher hören und damals bin ich dann auf Podcasts gestoßen und das war für mich eine riesige neue Welt, eine tolle Entdeckung und ich habe mir unendlich viele Podcasts runtergeladen und habe damals auch den Braincast gehört, vielleicht kennst du den, das war total spannend. Ich habe mir alle Folgen runtergeladen und habe in jeder freien Minute Podcasts gehört und damals war ich noch viel mit dem Auto unterwegs und habe dann währenddessen kein Radio gehört, sondern Podcasts und ich war beim Joggen unterwegs und habe Podcasts gehört und immer wenn ich es irgendwie in meine Zeit einbringen konnte, habe ich Podcasts gehört und das war immer eine super Möglichkeit mich auch weiterzubilden und neue Dinge zu lernen und natürlich auch zur reinen Unterhaltung und das hat sich bei mir so etabliert, dass ich versucht habe in jeder freien Minute möglichst effizient dann auch solche Podcasts zu hören, die mich weiterbringen. Und dann auch beim Abspülen, also beim Haushalt, wann auch immer, beim Staubsaugen dann einen Podcast zu hören oder eben bei jeder freien Möglichkeit.
Und als ich dann vor fünf Jahren angefangen habe, mich mehr um mich selbst zu kümmern und mal in Frage zu stellen, was ich da eigentlich alles tue und mehr auf mich zu schauen, ist mir dann mit den Jahren auch aufgegangen, dass in jeder freien Minute etwas zu tun nicht zielführend sein kann und nicht immer zu Gelassenheit beiträgt. Während ich früher gar nicht joggen konnte, ohne dabei irgendwie Musik oder ein Podcast zu hören, bin ich seit vielen Jahren beim Joggen völlig ohne Kopfhörer unterwegs und mittlerweile auch völlig ohne Handy, weil ich einfach nicht mehr meine Jogging-Routen tracken und die Zeit stoppen möchte. Es geht mir jetzt nicht mehr um den besser, schneller, weiter Wettbewerb, sondern ich jogge einfach, weil es mir gut tut, um das Joggens willen.
Und ich habe das früher auch gemacht, ja, also vor sechs Jahren, als mein Kind noch klein war, hatte ich einen Jogging-Kinderwagen und dann bin ich mit dem Kind und dem Hund durch das Moor gerast und habe da meine elf Kilometer jeden Tag gelaufen und habe das auch getrackt und habe geguckt, dass ich auf 10 km/h komme, da war ich noch sehr stark darauf fokussiert, Leistung zu bringen und mich daran zu messen, was habe ich geschafft. Und mittlerweile jogge ich einfach um das Joggens willen, aber zurück zu dem Podcast.
Ich habe also in jeder freien Minute gehört und irgendwann habe ich dann gemerkt, als mir das alles bewusster wurde, was ich da eigentlich tue, dass eine gewisse Sättigung auch erreicht ist und mich das unter Druck setzt, wenn ich in jeder freien Minute irgendetwas höre und ich habe dann bewusst aufgehört zu hören und dann auch Tätigkeiten wie zum Beispiel Spülen, was ich nicht so toll finde, gemacht, ohne dabei irgendwie mich abzulenken, sondern mich ganz auf diese Tätigkeit zu konzentrieren.
Du kennst das wahrscheinlich auch von Achtsamkeitsübungen und jede buddhistische Lehre sagt dir, dass du dich auf eine Sache konzentrieren sollst und die machst du dann und genau das habe ich eben da auch erlebt, dass es mir mehr Ruhe und Gelassenheit gibt, wenn ich einfach nur spüle, ohne dabei was zu lernen, ohne die Zeit zu nutzen und mir irgendwelche neuen Gedanken anzueignen, sondern mich eben ganz und gar auf diese Tätigkeit einzulassen und so auch zum Beispiel draußen spazieren zu gehen, ohne irgendwie Kopfhörer auf den Ohren zu haben oder in den Ohren je nach dem, was du für Kopfhörer hast, einfach nur die Natur zu genießen und draußen zu sein und das mit allen Sinnen wahrzunehmen, zu versuchen im Hier und Jetzt zu sein.
Was ja quasi die Schlüsselbotschaft ist, im Hier und Jetzt zu sein. Nur wir sind ganz stark darauf gepolt, möglichst effizient alles zu erledigen und so habe ich auch immer versucht, diese Tätigkeiten, bei denen ich die Möglichkeit hatte, dann nochmal irgendwie was Neues zu lernen und nochmal ein Podcast zu hören oder nochmal irgendwie ein Hörbuch zu hören, das alles zu vereinbaren, mit der Möglichkeit dann im Haushalt sauber zu machen oder irgendwie eine Arbeit zu erledigen, bei der ich nicht unbedingt nachdenken muss und bei der ich dann aber auch nochmal nachdenken kann im Sinne von: ich höre dann was, was mich irgendwie weiterbringt. Und das hat mich extrem viel Energie gekostet und das habe ich erst viel später erkannt.
Also wirklich erst seit ich mich auf den Weg gemacht habe, habe ich erkannt, dass Effizienz sehr viel Energie kostet und dass es mir gut tut, wenn ich nicht so effizient unterwegs bin. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass ich mittlerweile ganz klar merke, wenn ich zu viel gehört habe oder wenn ich irgendwas nicht mehr aufnehmen kann, sei es jetzt irgendwie ein Podcast oder ein Hörbuch gehört habe oder ein Buch gelesen. Wenn ich merke, da passt nichts mehr rein in meinen Kopf, ich kann jetzt gerade nichts mehr aufnehmen, ich brauche jetzt eine Pause und die Pause kann kurz sein und lang, die kann Tage dauern oder nur Stunden oder Minuten, aber ich brauche auf jeden Fall eine Pause und ich kann mich nicht pausend los mit neuen Gedanken füttern.
So merke ich mittlerweile, was ich gerade brauche, ob ich bereit bin, neue Dinge aufzunehmen oder ob ich vielleicht eher mich in andere Welten begeben möchte, indem ich Hörbücher wie Harry Potter oder His Dark Materials höre. (His Dark Materials kennst du vielleicht unter dem deutschen Namen, da gibt es „Der goldene Kompass“, „Das magische Messer“ und „Das Bernstein Teleskop“, ich kann dir die Serie sehr, sehr, sehr empfehlen, wenn du sie noch nicht kennst. Und vor allem die Hörbücher sind von Rufus Beck gelesen und das ist so mein absoluter Lieblingssprecher.) Oder halt ein Krimi, aber jedenfalls nichts, was irgendwie Sachliteratur wäre.
Was ich auch immer wieder gerne zwischendurch höre, sind die Hörbücher zu den Büchern von Ajahn Brahm, also „Die Kuh, die weinte“ und „Der Elefant, der das Glück vergaß“. Das ist wirklich schön einfach diese buddhistischen Geschichten, die kleinen lustigen Geschichten sich alle anzuhören und jedes Mal beim Neu-Hören entdecke ich darin neue Facetten. Das ist wirklich was, was du dir immer wieder anhören kannst.
Das ist auch etwas, was ich mir erst erlauben musste, weil ich gedacht habe, ich muss mich ständig weiterbilden, ich muss ständig irgendwelche Podcasts oder Hörbücher hören, die mich weiterbringen und ich darf keine Hörbücher hören, die zum reinen Vergnügen sind, weil ich dadurch möglicherweise auf der Stelle trete und mich nicht weiterentwickele. Dabei ist es eben so wichtig, gut für dich zu sorgen und zu schauen, was dir gut tut und in diesem Fall hat mir die Sachliteratur in dem Moment einfach nicht gut getan. Es gibt einfach Zeiten, in denen mir die Sachliteratur nicht gut tut und in denen ich einfach nichts mehr aufnehmen kann und in denen ich in eine andere Welt verschwinden möchte.
Und dann gibt es wieder Zeiten, in denen es für mich am besten ist, wenn ich einfach gar nichts höre, sondern einfach mal vielleicht mich hinlege und die Augen schließe. Oder wenn ich jetzt irgendeine Tätigkeit ausübe, einfach nur diese Tätigkeit ausübe und nichts anderes dabei tue.
Ich weiß, ich schneide mir damit ins eigene Fleisch. Ich produziere ja Podcasts und ich möchte natürlich, dass die auch gehört werden. Ich möchte nur auf gar keinen Fall, dass du dich dadurch in einer Art Burnout-Situation begibst, weil du die ganze Zeit in jeder Situation Podcasts hörst. Mir hat es sehr geholfen, dass ich geschaut habe, wann tut mir das überhaupt gut und wann sollte ich erstmal von dieser Effizienz lassen? Multitasking wird ja sowieso immer in den höchsten Tönen gelobt. Ich habe für mich gemerkt, dass ich so viel Energie verschleudere, wenn ich versuche, alle möglichen Dinge auf einmal zu machen und dann so schnell ausgebrannt bin und auch keine Energie mehr habe für andere Menschen in meinem Alltag. Vor allem eben für die Menschen, die mir am nächsten stehen.
Und deswegen ist es für mich ein reiner Selbstschutz, mich gegen Effizienz und Multitasking zu entscheiden und dafür, die Dinge Schritt für Schritt zu gehen und eine Sache nach der anderen zu erledigen. Ich bin dann natürlich auch nicht perfekt. Ich lerne immer und immer dazu und ich finde mich auch ab und zu in Situationen wieder, in denen ich versuche, ganz viel auf einmal zu machen und dann merke ich es und dann versuche ich es wieder sein zu lassen.
Der Weg mag dir länger erscheinen, wenn du ihn nur Schritt für Schritt gehst und in kleinen Schritten. Trotzdem wirst du auf Dauer schneller ans Ziel kommen, als jemand, der oder die große, lange Schritte macht und vielleicht ab und zu springt, denn der oder diejenige wird leichter umfallen, wird sich leichter aus der Bahn werfen lassen. Und du verfolgst einen sicheren Weg, einen für dich gesünderen Weg, wenn du in einen kleinen Trippelschritten gehst.
Vielleicht magst du auch in deinem Alltag einmal schauen, wo versuchst du möglichst effizient zu sein und wie geht es dir damit überhaupt? Und einfach mal auszuprobieren, ob es auch möglich ist, nicht effizient zu sein und wie es dir dann damit geht. Mach einfach ein Experiment draus. Du musst dein Leben jetzt nicht radikal verändern, mach es spielerisch, mach ein Experiment draus und überleg dir, hm, heute probier ich es mal anders und dann schaue ich, wie das so für mich ist. Geh es in kleinen Schritten an.
Und dann freue ich mich, wenn du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist.
Hinweis zum Von Herzen Vegan Clan
Im November 2021 ist der Von Herzen Vegan Clan ein Teil meiner damals neuen Community, des Experimentariums geworden.
Das Experimentarium gibt es seit Dezember 2022 nicht mehr.
Ich bin gerade dabei eine neue Online-Community aufzubauen. Wenn Du interessiert bist, schau doch mal vorbei: