Das richtige Argument im richtigen Moment

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Folge 074 - Immer das richtige Argument parat haben.

Nie im richtigen Moment die richtigen Argumente parat zu haben, sondern immer erst im Nachhinein, ist eine Herausforderung, die von vielen Veganer·innen genannt wird.

Wir wünschen uns permanente Schlagfertigkeit und fühlen uns schlecht, wenn wir in dieser einen Situation die vegane Fahne nicht hochgehalten haben.

Doch auch wenn wir Schlagfertigkeit lernen können, hat es mir geholfen, die wissenschaftlichen Hintergründe zu dieser Herausforderung zu kennen.

Wenn wir in eine solche Situation geraten, in der wir sprachlos sind und uns die passenden Argumente erst später einfallen, dann hat unser Stammhirn uns in den Erstarrungsmodus geschaltet.

Das Stammhirn ist der älteste Teil unseres Gehirn und schon über 500 Millionen Jahre alt. Dieser Teil steuert unser Überleben und hat die Fähigkeit in Extremsituationen alle anderen Gehirnteile "einzufrieren".

Wenn Dir also in einer Situation nicht die passenden Argumente einfallen und Dir erst viel später in den Sinn kommen, dann liegt es daran, dass das Stammhirn Dich in den Erstarrungsreflex geschaltet hat und Du später, wenn die anderen Gehirnregionen wieder zugeschaltet werden, erst wieder klarer denken kannst.

Vollständiges Transkript

Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Von Herzen Vegan Podcasts, der dir hilft, dich gelassen und souverän durch deinen veganen Alltag zu bewegen. Ich bin Stefanie und ich möchte in dieser Folge darüber sprechen, was du tun kannst, wenn dir die passenden Antworten immer erst im Nachhinein einfallen.

Diese Herausforderung, nie im richtigen Moment die richtigen Antworten oder Argumente parat zu haben, höre ich häufiger. Und viele Menschen, die davon betroffen sind, leiden da auch sehr stark darunter und wünschen sich schlagfertiger zu sein und immer die passenden Argumente parat zu haben. Das kannst du zu einem gewissen Grad auch lernen, aber was ich halt sehr interessant finde, ist, dass es einen wissenschaftlichen Hintergrund gibt zu diesem Phänomen.

Das ist nämlich so, dass dein Stammhirn, das Reptilienhirn, dich in solchen Momenten einfach in den Erstarrungsmodus fahren lässt. Das Stammhirn ist der älteste Teil unseres Gehirns und ist schon über 500 Millionen Jahre alt. Das ist der Teil des Gehirns, den wir mit Reptilien gemeinsam haben. Da haben unsere Instinkte ihren Sitz und dort wird über Verteidigung, Leben und Tod entschieden, von dort werden die Reflexe gesteuert und der Schlaf und eben auch Erstarrung, denn Erstarrung ist ja eine Möglichkeit für Kampf oder Flucht. Also du kannst kämpfen, fliehen oder du fällst einfach um und erstarrst.

Das sind die Überlebenschancen, die uns die Evolution mitgegeben hat, die damals, als wir noch als Jäger·innen und Sammler·innen unterwegs waren, sehr hilfreich waren und heute kann das eben auch immer noch passieren, dass das Stammhirn alle anderen Hirnregionen überschreibt und dich in den Erstarrungsreflex schaltet.

Und wenn dir das passiert, dann fällt dir das passende Argument gerade in dieser Situation einfach nicht ein und erst später, wenn du quasi langsam wieder aufgetaut wirst und die anderen Gehirnregionen wieder dazugeschaltet werden, fallen dir dann diese schlagfertigen Argumente ein, die du eigentlich die ganze Zeit schon wusstest, die aber in dem Moment nicht greifbar waren, weil das Stammhirn einfach durchgegriffen hat.

Ich finde dieses Wissen sehr hilfreich, weil ich dann auch sagen kann, okay es liegt nicht an mir. Denn viele fühlen sich ja schuldig, dass sie in der Situation die Fahne für den Veganismus nicht hochgehalten haben, dass sie nicht als eloquent wahrgenommen werden oder eben „die anderen gewonnen haben“. Und das bist nicht du, der oder die schuldig ist, sondern das war einfach nur dein Stammhirn, das dich in diesen Erstarrungsreflex geschaltet hat und dann erst später dir die Möglichkeit gegeben hat, die anderen Gehirnregionen wieder zu nutzen.

Und mit diesem Wissen im Hinterkopf kannst du dich also auf solche Situationen, in denen dir das passiert, besser vorbereiten, denn das Stammhirn macht das ja eigentlich nur, wenn du überfordert bist mit der Situation, um dich zu schützen. Das ist ja kein böswilliger Akt, sondern das passiert, um dich zu schützen. Und wenn du dann im Vorhinein weißt, okay, es gibt die und die Situation, da fehlen mir einfach immer die Argumente, dann ist es tatsächlich sehr hilfreich, dir diese Situation mal aufzuschreiben und sie vorab in aller Ruhe, wenn es dir gut geht, mal durchzuspielen, einfach nur auf dem Papier.

Oder wenn du Verbündete hast, die das gerne mit dir machen, kannst du das natürlich auch in einer Art Rollenspiel machen und den oder die anderen bitten, mal diese Argumente vorzubringen oder Sprüche abzusondern, die dich dazu bringen, dass du in den Erstarrungsreflex fällst. Und in dieser Situation, die ja dann eine ganz klare Übungssituation ist, dann zu versuchen, Argumente zu finden oder Möglichkeiten damit umzugehen und dann verschiedene Szenarien auch durchzuspielen, um für dich das beste Szenario rauszufinden. Und dann bist du für das nächste Mal, wenn dir das dann mit anderen Menschen passiert, auf jeden Fall vorbereitet und kannst dich davor schützen, von deinem Stammhirn ausgeschaltet zu werden und hast dann höchstwahrscheinlich tatsächlich die passenden Argumente parat.

Natürlich kann es immer vorkommen, dass du in eine Situation gerätst, in der du vorher noch nicht warst, sondern in der du einfach sprachlos bist und gar nicht weißt, was du antworten sollst. Und hier ist es eben sehr wichtig, dass du liebevoll mit dir umgehst. Es geht wirklich nicht darum, dass du immer die Fahne des Veganismus hochhältst und als makellose·r Stellvertreter·in des Veganismus gesehen werden musst, sondern es geht darum, nach deinen Möglichkeiten zu agieren. Und wir sind leider immer noch so wenige Veganer·innen, die tatsächlich für die Tiere eintreten und es gibt vielmehr Nicht-Veganer·innen, so dass es sehr wichtig ist, dass wir auf uns achten, damit wir auch auf lange Sicht noch aktiv für die Tiere sein können.

Ich gehöre auch zu denen, die sich früher alles Mögliche auf die Schultern geladen haben, bis ich wirklich wie eine Comicfigur eines Esels, der mit Packen beladen war, alle Viere von mir gestreckt dann darunter begraben war. Und ich musste das auch erst wieder lernen, Schritt für Schritt zu gehen und langsam zu gehen und nicht ungeduldig zu werden und wirklich mit mir selbst liebevoll umzugehen. Das mache ich jetzt seit über sechs Jahren und versuche, immer weiter zu gehen und immer mehr zu mir zu finden und es ist ein Weg, es ist ein Prozess und es wird sicher immer wieder Stolpersteine geben und immer wieder werde ich über meine Grenzen gehen und dann erkennen okay, da habe ich wieder zu viel von mir verlangt und das funktioniert gerade jetzt so nicht, aber es ist ein wichtiger Prozess.

Und so ist es auch mit dieser Situation, dass du gefühlt nie die richtige Antwort oder die passenden Argumente in der Situation parat hast und sie dir erst später einfallen, dass es hier auf jeden Fall auch darum geht, dich dafür nicht zu geißeln und zu verdammen, sondern das erstmal so zu akzeptieren, wie es ist und dann zu schauen, wie ich jetzt vorhin beschrieben habe, ob du vielleicht durch Vorbereitungen und spielerische Umgang damit dich ein bisschen entspannter beschäftigen kannst, denn viele Situationen kehren ja immer wieder, sodass wir nach einigen Jahren dann doch mit den Augen rollen, wenn wir immer und immer wieder die gleichen Argumente hören.

Und auch hier gehört es natürlich dazu, dass wir versuchen trotzdem wertschätzend mit unserem Gegenüber umzugehen, denn er oder sie wird dieses Argument vielleicht zum ersten Mal äußern, während wir es zum millionsten mal hören und da ist es dann nicht wirklich fair und nett, wenn wir dann genervt reagieren und auch das kann natürlich an die Grenzen führen und so ist es eben ein ständiges ausbalancieren und austarieren.

Und wie gesagt, mir hilft das, dass ich weiß, es gibt da tatsächlich einen wissenschaftlichen Hintergrund. In meinem Gehirn passiert da was und es gibt da einfach diesen dieses Stammhirn, das Reptiliengehirn, diesen ältesten Teil der über 500 Millionen Jahre überdauert hat und immer noch in unserem Gehirn vorhanden ist und der im Notfall tatsächlich alle anderen Gehirnteile ausschalten kann und dann die Steuerung übernimmt. Und dass es nicht daran liegt, dass ich nicht gut genug bin oder mich nicht gut genug vorbereitet habe oder so, sondern das ist mein Gehirn und das haben wir Menschen alle und das steuert uns eben manchmal. Und vielleicht lässt uns das ein bisschen demütig werden, dass eben einfach nicht alles kontrollierbar ist und dass wir Menschen keine Maschinen sind, sondern ein kleines, biologisches Wunder.

Also wenn du das nächste Mal in so eine Situation gerätst und merkst okay, mir fällt gerade überhaupt nichts ein und Stunden später fallen dir auf einmal diese ganzen Dinge ein, die du hättest sagen können, dann schreib sie alle auf, protokolliere die Situation und versuch beim nächsten Mal genau diese Argumente dann zu nennen und schau was dann passiert.

Ich möchte mich in dieser Folge noch einmal ganz herzlich bei allen Steady-Unterstützer·innen bedanken und heute auch vor allem bei einer Person, die mir über PayPal Geld geschickt hat, weil sie einen einmaligen Betrag zahlen wollte und so meine Arbeit honorieren möchte und ich war total überrascht, als sie mir das geschrieben hat. Ich wusste überhaupt nicht, was ich sagen sollte. Ich war so dankbar dafür, dass sie mir diesen Geldbetrag schicken wollte und ja, wenn du eben nicht über Steady mich unterstützen möchtest, aber schon irgendwie Geld geben möchtest, gibt es jetzt auch die Möglichkeit, das über PayPal zu tun. Ich habe so ein PayPal-Me-Link erzeugt und du findest ihn auf der Unterstützenseite. Und das freut mich natürlich sehr, weil ich ja schließlich einige monatliche Kosten habe für die Dinge, die für dich kostenlos sind und mit dieser Unterstützung kann ich die kostenlosen Dinge alle aufrecht erhalten.

Also ganz, ganz herzlichen Dank an diese Person, ich wusste jetzt nicht, ob ich den Namen nennen darf, deswegen habe ich das nicht gemacht und du weißt, wer gemeint ist und ja, wenn du das auch machen möchtest, mich finanziell unterstützen, dann freue ich mich natürlich sehr, den Link zu den Möglichkeiten, wie du mich unterstützen kannst, habe ich hier unter die Folge gepackt und genauso riesig freue ich mich, wenn du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist.

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