Wenn Du mit der Situation haderst...

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Folge 079 - Wenn Du mit der Situation haderst...

Wenn Du gerade mit der Ausnahmesituation haderst, dann ist diese Folge für Dich.

Ich möchte Dir sagen, dass Du mit diesem Gefühl nicht allein bist und Dir Wege zeigen, wie Du damit umgehen kannst.

Wir leben gerade in außergewöhnlichen Zeiten und doch geht es den meisten sehr gut dabei. Dennoch hadern wir mit der Situation und fühlen uns schlecht - dann fühlen wir uns schlecht, weil wir uns schlecht fühlen und es doch anderen viel schlechter geht als uns.

Es wird immer einen Menschen geben, dem es schlechter geht als Dir. Trotzdem darfst Du Dich schlecht fühlen und mit der gegenwärtigen Situation hadern. Wichtig ist, dass Du gleichzeitig gut für Dich sorgst.

Vollständiges Transkript

Herzlich willkommen zu dieser neuen Folge des Von Herzen Vegan Podcasts, der dir hilft, dich gelassen und souverän durch deinen veganen Alltag zu bewegen. Ich bin Stefanie und diese Folge ist für dich, wenn du gerade mit der Situation haderst in der du dich befindest.

Mir geht es eigentlich gut, ich bin sehr dankbar dafür, dass wir hier in dieses kleine Dorf gezogen sind, wo der Wald direkt vor der Haustür ist und ich jeden Tag wirklich rausgehen kann und im Wald kaum jemanden treffe, da muss ich zur besten Tageszeit unterwegs sein, dass mir da mehrere Menschen über den Weg laufen und trotzdem können wir uns gut aus dem Weg gehen. Unsere Wohnung ist so groß, dass wir uns jeder und jede in ein Zimmer zurückziehen können, wenn wir das Bedürfnis dazu haben. Ich bin gesund, meine Familie ist gesund, uns geht es gut, wir haben genug zu essen, wir sind gut ausgestattet mit Alternativen zu Toilettenpapier und es gibt wirklich eigentlich keinen Grund zur Klage und trotzdem hadere ich mit meiner Situation.

Denn bevor die Krise losging, hatte ich zumindest die Vormittage für mich, in denen ich arbeiten und meine Projekte voranbringen konnte. Und jetzt fällt das alles weg, weil das Kind zu Hause ist und Carsten in meinem Arbeitszimmer sitzt, weil er halt von dort Homeoffice machen muss und er der Vollzeitverdiener ist und ich mich jetzt fügen muss in meine Rolle als Mutter und Hausfrau. Zu meinem Glück ist unser Kind schon so alt, dass es sich auch ein bisschen länger selbst beschäftigen kann und ich kleine Fragmente des Tages für mich beanspruchen kann. Trotzdem hadere ich mit dieser Situation, weil ich vorher schon so viel weiter war.

Ich hatte das schon einmal, bevor das Kind die Schule gewechselt hat und in die freie Schule gekommen ist, musste es an der Regelschule an zwei Tagen wirklich acht Stunden zur Schule gehen und ich hatte dann wirklich zwei lange Tage nur für mich zum Arbeiten und konnte konzentriert mehrere Stunden durcharbeiten. Das hat sich dann wieder zurückreguliert, als wir letztes Jahr umgezogen sind und ich dann nur noch drei Stunden vielleicht am Tag zur Verfügung hatte. Das hat sich jetzt wieder ausgeweitet und kurz vor der Krise waren wir soweit, dass das Kind alleine zur Schule und wieder zurückgefahren ist, sodass ich am Tag so ungefähr fünf Stunden für mich hatte.

Und natürlich hatte ich Träume und Pläne jetzt vor allem für die Osterferien, in denen das Kind eigentlich zwei Wochen bei Oma und Opa sein sollte und ich hier mit Carsten allein gewesen wäre. Carsten hätte für diese Zeit keinen Urlaub genommen, sodass ich dann an den normalen Werktagen wirklich den ganzen Tag hätte an meinen Projekten feilen und arbeiten oder einfach irgendwas für mich tun können und wir hatten auch ein neues Podcast-Projekt tatsächlich vor, was wir schon seit Jahren eigentlich mit uns herumtragen und das wir jetzt als erste Staffel in den Osterferien umsetzen wollten und ja, ich hatte viele Träume und Pläne und Wünsche für diese Zeit und jetzt ist es alles verpufft und ich hadere tatsächlich mit meiner Situation, dass alles, was ich momentan tun kann, sehr fragmentarisch ist und ich mich halt in erster Linie um den Haushalt und das Kind kümmere, weil es einfach nicht anders geht.

Carsten würde sich gerne beteiligen, aber er muss Vollzeit arbeiten, weil irgendwo her das Geld kommen muss und solange ich nicht so viel Geld verdiene, dass ich diesen Haushalt stemmen kann, müssen wir in dieser Rollenverteilung bleiben und dann fühle ich mich wieder schlecht, weil es mir doch eigentlich gut geht, ich bin gesund, mein Kind ist gesund, mein Mann ist gesund, wir haben genug zu essen, wir haben eine richtig schöne Wohnung und wir haben Platz und wir haben die Möglichkeit rauszugehen, es ist schönes Wetter und es gibt so viele Möglichkeiten und doch bleibt dieses Gefühl immer noch da und vielleicht erkennst du dich so ein bisschen wieder, hast vielleicht auch viele Dinge geplant für diese Zeit und dein Alltag sieht jetzt ganz anders aus als vorher und du haderst vielleicht auch mit dieser Situation.

Vielleicht nicht ganz genauso wie ich, aber vielleicht ähnlich, vielleicht hattest du vor deine Eltern zu besuchen oder Freund·innen und hattest den Wunsch mit anderen Menschen etwas zusammen zu erleben, vielleicht hast du dich auch auf das Osterfest gefreut und jetzt sitzt du heute allein zu Hause oder mit deiner Kernfamilie und hast nicht die Möglichkeit das Osterfest in dem Rahmen zu feiern, wie du es sonst getan hättest. Vielleicht hattest du Urlaub gebucht, vielleicht hattest du dir irgendetwas Schönes vorgenommen und jetzt ist alles durcheinander und du haderst damit.

Ich möchte dir sagen, es ist okay, es ist in Ordnung damit zu hadern, es wird immer jemanden geben dem oder der es schlechter geht als dir und nur weil es diese Person immer geben wird, heißt das nicht, dass du dich nicht schlecht fühlen darfst. Was ich in dieser Situation, wenn dieses negative Gefühl so stark werden, mache, ist tatsächlich mich hinzusetzen und zu versuchen einfach das Gefühl da sein zu lassen, einfach nur da sein und zu sagen ja es ist grad beschissen, es ist grad einfach nicht schön. Und dann, wenn ich das gemacht habe den Fokus wieder auf etwas Positives zu lenken, auf etwas was mir doch Freude bereitet, denn es gibt doch ganz viele Dinge, die ich in meinem Alltag tun kann, die mir Freude bereiten, es sollte aber auf jeden Fall eben der Raum da sein anzuerkennen, dass dieses Gefühl seine Berechtigung hat.

Das hat seine Daseinsberechtigung und es ist völlig in Ordnung mit dieser Situation zu hadern, es ist in Ordnung wütend zu sein und alles blöd zu finden und alles rauszulassen, nicht an anderen Menschen das auszulassen, das kann ich jetzt nicht befürworten, aber du kannst es zum Beispiel alles aufschreiben, was du grade denkst, was du fühlst und das alles rauslassen und einfach sagen: ja es ist grade beschissen, es ist grade einfach so und dir auch Zeit dafür zu nehmen, Zeit dafür dieses Gefühl fühlen zu dürfen und es nicht wegzudrücken und zu sagen anderen geht es schlechter, ich darf mich nicht so fühlen, stell dich nicht so an - das ist alles andere als hilfreich.

Wenn du dich allerdings so ausschließlich darauf fokussierst, was du jetzt grade alles verpasst oder hättest machen können, womit du haderst und was du grade alles blöd findest, dann kann es natürlich sein, dass du da so drin versumpfst und eher in so eine Abwärtsspirale gerätst und das ist dann tatsächlich gefährlich und deswegen ist es gut, wenn du dir weiterhin überlegst, was es für Dinge gibt, die du jetzt akut in dieser Situation tun kannst, in dieser besonderen Situation, die dir Freude bereiten, die dich neugierig machen, die dich glücklich machen, die vielleicht auch Verbindung schaffen mit Gleichgesinnten oder mit deinen Freund·innen.

Du könntest ja auch mit Freund·innen telefonieren oder übers Internet telefonieren, ich sage jetzt extra nicht Skype, weil es verschiedenste Möglichkeiten gibt. Oder wenn es dir gar nicht so sehr darum geht, die Verbindung zu anderen Menschen zu halten, wirklich zu schauen, was ist denn etwas, was dich jetzt im Moment glücklich machen kann, was dir ein bisschen Freude bereitet und vielleicht findest du ein gutes E-Book, was du lesen möchtest. Viele Büchereien bieten momentan kostenlose Zugänge an, sodass du über die Onleihe dort Titel ausleihen kannst, wobei ich auch gemerkt habe, nachdem ich das jetzt ausprobiert habe, dass halt dadurch fast alles vergriffen ist, zumindest bei den Bücherhallen in Hamburg, vielleicht ist es bei deiner Bibliothek, bei deiner Bücherei anders.

Wenn du die Möglichkeit eines Tablet oder E-Book Reader hast, dann gibt es auch sowas wie E-Book Flat Rate Anbieter und da hat man immer die Möglichkeit, das 30 Tage kostenlos zu testen, also wäre das zum Beispiel auch eine Möglichkeit, das zu überbrücken in der Zwischenzeit und da dann Titel zu lesen, wobei da auch das Angebot relativ eingeschränkt ist. Aber zumindest sind dann die Bücher dort, wenn du einen Buch gefunden hast, was dich interessiert, sofort verfügbar.

Wenn es dir geht wie mir und du gerade in eine Rolle als Hausfrau und Mutter gedrängt wurdest, die du eigentlich so gar nicht wahrnehmen möchtest, dann hilft es dir vielleicht, wenn du dir vorstellst, dass das, was du tust, bezahlte Arbeit ist, denn im Grunde, wenn du das nicht tun würdest, müsstest du jemanden dafür bezahlen, der oder die das macht. Deswegen ist die Wohnung putzen, Geschirr abspülen, mit dem Kind lernen oder spielen, durchaus alles eine Tätigkeit, die du genauso abrechnen kannst wie jeden anderen Job auch. Mir hilft das tatsächlich, wenn ich daran denke und sage, okay, ich mache jetzt gerade Hausarbeit, die mir nicht wirklich viel Freude bereitet und ich könnte in dieser Zeit eigentlich viele andere Dinge tun, die mir viel mehr Freude bereiten würden und mit denen ich anderen Menschen helfen könnte und andere Menschen unterstützen und so weiter und so fort, ja, aber ich muss jetzt hier sauber machen, ich muss jetzt mich um das Mittagessen kümmern, weil Carsten dafür keine Zeit hat, aber es ist Arbeit, genau wie andere Erwerbsarbeit auch und so leiste ich ebenfalls meinen Beitrag.

Es hängt da meiner Meinung nach viel an unserem Verständnis von Arbeit. Es gibt ja viel Erwerbsarbeit, die eigentlich total sinnlos ist, also viele Produkte in dieser Welt, die hergestellt werden, wofür Marketing betrieben wird und ein großer Aufwand und viele Menschen beschäftigt und bezahlt, brauchen wir ja überhaupt gar nicht, also ist die Arbeit eigentlich ziemlich sinnlos. Aber sich um Kinder kümmern, um ältere Menschen kümmern, sich darum kümmern, dass es etwas zu Essen gibt und dass die Wohnung sauber ist, sind alles Tätigkeiten, die sehr sinnvoll sind und die etwas zu unserer Gemeinschaft beitragen, aber diese Tätigkeiten werden meist nicht bezahlt und gelten deswegen nicht als Erwerbsarbeit.

Es ist einfach dieses sehr merkwürdige Ungleichgewicht, dass wir in unserer Gesellschaft entwickelt haben, das uns dazu führt und mich jetzt im Besonderen zu denken, dass die Hausarbeit und die Carearbeit quasi weniger wert ist als das, was Carsten für seinen Job macht, wobei weitere Ausführungen zu diesen gesellschaftlichen Grundsätzen jetzt die Folge hier sprengen würden und ich nochmal zurückkommen möchte auf das mit der Situation hadern.

Wenn du in der privilegierten Lage bist, das Beste aus dieser Krise zu machen, dann versuche etwas zu finden, was dir jeden Tag ein bisschen Glück vermittelt, was dich jeden Tag ein bisschen stärkt und dir Freude schenkt und am besten, dann sind wir wieder bei den Powerups, sind das drei Dinge, die du täglich machst, wie gesagt, sie müssen nicht zeitintensiv sein und besonders aufwendig, sondern es sollte wirklich etwas sein, was dich stärkt und in dieser Situation aufmuntert. Und das ist völlig in Ordnung zu hadern, wenn du zeitgleich auch versuchst, das auszugleichen, indem du gut für dich sorgst.

Ich mache das, indem ich viel rausgehe, so gut es geht, viel lese, so gut es geht und mit meinem Mann und meinem Kind Zeiten ausmache, in denen ich Zeit für mich habe, so wie jetzt gerade, sind die beiden draußen, damit ich diese Podcastfolge aufnehmen kann. Ich will immer wieder sagen, dass es nur eine Phase ist und auch dies vorbeigeht, denn es wird irgendwann vorbeigehen und wir werden wieder in einen neuen Alltag kommen. Wie der dann aussehen wird, weiß ich nicht und auch dies wird wieder vorbeigehen.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft für diese Zeit und hoffe, du bist gesund und alle, die dir nahestehen auch und wenn du diese Folge zeitnah hörst, wünsche ich dir ebenfalls ein frohes Osterfest und ich freue mich, wenn du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist.

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