Folge 082 - Wege aus der Ohnmacht
Ein Beitrag

Jede·r Veganer·in, die·der von Herzen vegan lebt, kennt dieses Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit, wenn wir mit Tierleid konfrontiert werden und absolut nichts tun können.
Es aktiviert in uns vergangenes Leid, das wir erfahren haben, als wir vegan wurden. Als wir hinter die Kulissen gesehen und die Wahrheit entdeckt haben- ganz ähnlich wie Neo im Film "The Matrix".
Dieser Moment hat uns traumatisiert und nun werden wir stets aufs neue traumatisiert, wenn wir mit Tierleid konfrontiert werden.
Am schlimmsten sind die Momente, in denen wir nichts tun können, in denen wir passiv bleiben und mitansehen müssen, wie Leid geschieht.
Solche Momente stürzen uns in tiefe Löcher, machen uns hilflos und ohnmächtig. In dieser Folge zeige ich Dir Wege, wie Du aus der Ohnmacht wieder herauskommst und Deinen Absturz abfedern kannst.
Vollständiges Transkript
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Von Herzen Vegan Podcasts, der dir hilft, gelassen und souverän durch deinen veganen Alltag zu gehen. Ich bin Stefanie und ich möchte in dieser Folge aus gegebenem Anlass über Wege aus der Ohnmacht sprechen.
Sicher kennt jede·r Veganer·in, die oder der von Herzen vegan lebt, diesen Moment, in dem dich das Tierleid ganz hilflos macht und du dich ohnmächtig fühlst, weil du nichts daran ändern kannst. Du siehst vielleicht einen Tiertransporter an dir vorbei fahren oder in deiner Nähe leben Schweine in einer Mastanlage oder es stehen Kühe mit ihren Kälbern auf der Weide und du weißt genau, du kannst nichts gegen ihr Schicksal tun, du kannst ihnen nicht helfen, diesen Tieren, die du jetzt gerade siehst, du hast einfach nicht die Möglichkeiten dazu ihnen zu helfen, du bist machtlos, du bist hilflos und es macht dich ohnmächtig und wütend und traurig und alles zugleich und du weißt einfach nicht, was du tun solltest. Vielleicht fängst du an zu zittern, vielleicht stürzt dich das in einen Schockzustand, vielleicht fängst du an zu weinen, vielleicht fängst du an zu schreien, diesen Moment der Ohnmacht, dieses Gefühl, das meine ich, darüber möchte ich in dieser Folge sprechen und wie du da wieder rauskommen kannst.
Zunächst einmal möchte ich dir sagen, es ist nichts Falsches daran, sich hilflos und ohnmächtig zu fühlen, du musst nicht immer stark und anpackend sein und allem und jedem souverän begegnen, auch wenn ich sage, dass ich dir helfen kann, gelassen und souverän durch dein Leben zu gehen, ist es doch wichtig zu wissen und zu akzeptieren, dass du nicht immer und ausschließlich diesem Bild entsprechen musst. Wenn du dich in solchen Situationen hilflos fühlst und überhaupt gar nicht gelassen und souverän, dann ist das allein ein Zeichen dafür, dass du noch fühlen kannst, dass du nicht abgestumpft bist, sondern dass du ein mitfühlendes Wesen bist.
Und dein Mitgefühl ist auch dein Schlüssel, um da wieder rauszukommen, denn das ist deine Motivation, um etwas an der Situation zu ändern und es ist dann sinnvoll dir ein Sicherheitsnetz zu knüpfen, das dich auffängt, während du fällst, denn wir fallen ja in solchen Situationen in tiefes, tiefes Loch und dort geht es uns erst mal schlecht. Und es kann sein, wenn wir immer und immer wieder in so ein Loch fallen und immer und immer wieder retraumatisiert werden durch die verschiedensten Erlebnisse, die sich Tag für Tag ereignen, dass wir gar nicht mehr aus diesem Loch rauskommen und alles nur noch in dunkel und grau und schwarztönen sehen und überhaupt nicht mehr die Farben Vielfalt des Lebens sehen können, dass wir also nur noch das negative sehen und die Schlechtheit der Menschen und die Schlechtheit der Welt und wir in diesem Loch quasi ein Zuhause gefunden haben und es einfach nicht mehr schaffen, aus eigener Kraft da hinauszukommen.
Wenn es dir so geht und du das Gefühl hast, dass wirklich alles schlecht ist in dieser Welt und du anfängst deine Mitmenschen zu hassen für das, was sie tun, dann bitte ich dich: such dir Hilfe, such dir therapeutische Hilfe, denn dann kommst du mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr alleine aus diesem Loch heraus. Und ja es passieren ganz viele schlimme Dinge in dieser Welt und wir können sie nicht alle ändern und beheben und doch haben wir eine gewisse Macht und können etwas bewegen, wenn wir die Kraft dazu haben, aber wenn wir in diesem Loch festsitzen und nur noch das Negative sehen, dann fehlt uns einfach die Kraft, um auch etwas zu ändern und um etwas zu tun.
Und daher wirklich meine Bitte, wenn du es irgendwie schaffst, such dir Hilfe, wenn du dich in dieser Situation befindest, such dir professionelle Hilfe. Das kann schon anfangen, wenn du jetzt in dieser Corona Situation keine Möglichkeit hast eine·n Therapeut·in zu finden, mit einer Hotline oder einem Chat, es gibt von der telefonischen Seelsorge auch einen Chat und es gibt verschiedene Möglichkeiten mit den Menschen dort in Kontakt zu treten und sich dort helfen zu lassen.
Ich weiß sehr gut, wie es ist in so einem Loch zu sitzen und nur noch das negative zu sehen und ich weiß auch, wie heilsam es ist, Hilfe anzunehmen. Worum es mir in dieser Folge geht, ist ein paar Schritte vorher, bevor du wirklich tief, tief unten in diesem Loch versunken bist, ein Sicherheitsnetz einzubauen und wenn du dann fällst aufgrund einer traumatisierenden, beziehungsweise retraumatisierenden Situation, dass du dann nicht so tief fällst, sondern sicher aufgefangen wirst von deinem Netz.
Und wie knüpfst du jetzt dein Sicherheitsnetz? Das Zauberwort ist auch hier wieder Resilienz und du kannst dein Sicherheitsnetz aus vielen kleinen Fäden knüpfen, die deine Widerstandskraft stärken und dich dann auffangen, wenn du fällst. Das heißt, hier geht es wieder um die Powerups, um die Energieschübe, darum jeden Tag etwas für dich zu tun, was dir gut tut. Kleine Dinge, die sich anhäufen. Jeden Tag etwas zu tun, was dieses Netz noch fester knüpft und am Anfang kann es sein, dass das Netz einfach noch nicht fest genug ist und du durchfällst, das es reißt wie Spinnenweben und es dann etwas länger dauert, bis du wieder mühsam aus diesem Loch geklettert bist.
Aber mit der Zeit, wenn du präventiv etwas tust und immer und immer wieder jeden Tag etwas für dich machst, was dir ein kleines bisschen Mut schenkt, ein kleines bisschen Glück, ein kleines bisschen Verbindung auch zu anderen Menschen und ein kleines bisschen Kraft, dann kannst du dein Sicherheitsnetz immer fester weben. Und dabei ist es auch wichtig, Menschen zu haben, Gleichgesinnte, mit denen du in solchen Situationen reden kannst, vielleicht auch die dich dann in den Arm nehmen und dir einfach zuhören, wenn du darüber sprichst über dieses Erlebnis, was du gerade hattest, die dich begleiten in deiner Trauer, in deiner Emotion und die nicht sagen, ach ist doch nicht so schlimm und stell dich nicht so an, sondern die dich unterstützen und einfach da sind und nicht bewerten.
Ich habe in diesem Podcast schon jede Menge Erste Hilfe Tipps veröffentlicht und die sind in so einer Situation, wenn du gerade etwas retraumatisiert bist, also ein Erlebnis, was mit diesem Ausgangspunkt, weswegen du vegan geworden bist, noch einmal verstärkt und die Wunde wieder öffnet, das aufreißt, wenn du so etwas erlebt hast, was du dann auf jeden Fall machen kannst - also diese Erste Hilfe Übungen findest du, wie gesagt, hier in dem Podcast, vor allem in den ersten Folgen des Podcasts - ist zum Beispiel den ganzen Körper, alle Muskeln anspannen und dann wieder loslassen und dabei ganz stark ausatmen. Und so etwas kannst du direkt nach diesem Erlebnis machen um dann erstmal runterzukommen.
Ich spiele auch sehr gerne Tetris dann nach solchen Erlebnissen, mindestens 10 Minuten, um mein Gedanken davon abzuhalten um dieses Erlebnis zu kreisen. Und das passiert ja sehr gerne, dass wir da dann feststecken und immer nur daran denken. Und dann ist es natürlich noch schön darüber nachzudenken, wenn du dich einigermaßen wieder beruhigt hast und deine Emotionen den Raum gegeben hast, den sie brauchten, was du tun kannst, wenn du etwas tun kannst. Und vielleicht kannst du jetzt in dem Moment, in dem du an diesem Tiertransporter vorbeigefahren bist, zum Beispiel, nichts für diese Tiere tun, aber für spätere Tiere, die dann auch dieses Schicksal erleiden müssten.
Also kannst du dir überlegen, ob du vielleicht im Internet mal nachschaust, ob es kampagnen gibt gegen Tiertransporte und da überlegen, ob du entweder die Menschen unterstützt, die das machen oder wenn du dich fit genug dazu fühlst, selber an so etwas teilzunehmen, sei es online, was im Moment die bevorzugte Variante ist aufgrund von Corona, oder offline, was zum Beispiel Mahnwachen sind vor Schlachthöfen, wo dann die Tiertransporter ankommen oder Menschen, die den Tieren zu trinken geben in den Tiertransportern.
Was aber natürlich ziemlich hart ist, weil du dann ja mit dem Tierleid direkt konfrontiert wirst und das musst du dir wirklich gut überlegen, ob du so was aushalten kannst oder dass du darüber sprichst oder schreibst oder aufklärend tätig wirst in einer Form, die dir liegt. Vielleicht zeichnest du gerne Comics oder vielleicht schreibst du gerne Geschichten oder du gestaltest gerne Filme und egal wie, es ist immer ein guter Beitrag, um anderen Menschen zu erklären, was du siehst, wie du die Welt siehst.
Und ich möchte dir mit dieser Folge auch sagen, dass du nicht alleine bist, wir alle, die wir von Herzen vegan leben, fühlen diese Ohnmacht immer und immer wieder, es reißt uns immer und immer wieder das Herz auf. Eine Freundin von mir sagte, dass es ja gerade das Problem sei, wir haben unsere Herzen geöffnet und sind deswegen vegan geworden und jetzt müssen wir unsere Herzen wieder irgendwie verschließen, damit wir das ertragen können, dass die Welt weiterhin nicht vegan ist und trotzdem wollen wir versuchen so mitfühlend wie möglich zu sein und das funktioniert einfach nur, wenn wir uns dieses Sicherheitsnetz bauen und uns auch immer und immer wieder zurückziehen aus dem Alltag, jeder und jede so, wie es für sie oder ihn am besten ist, so wie es deinem naturell entspricht und jede·r so, wie es auch ihrer·seiner Energie entspricht.
Denn manche von uns haben einfach mehr Kraft zur Verfügung und gehen nicht so belastet durch die Welt und andere tragen schon viele, viele andere Päckchen noch mit sich herum und haben sich nun auch noch für alle anderen Lebewesen geöffnet und müssen jetzt die verschiedenen Päckchen irgendwie jonglieren und damit klarkommen, also brauchen manche von uns vielleicht mehr Pausen und Rückzugsorte als andere und dementsprechend wichtig ist es, dass wir uns dann nicht mit den anderen vergleichen.
Ich weiß, ich weiß ich mache das selber auch, dass ich immer wieder mich umschaue und denke oh nein, der oder die macht viel mehr als ich, aber ich kann immer nur so viel tun, wie ich es kann. Es gibt keinen Soll, dass jede·r Veganer·in erledigt haben muss pro Tag und wenn du das nicht erledigt hast, dann bist du ein·e schlechte·r Veganer·in, sondern wir versuchen alle unser möglichstes zu tun und dazu gehört ganz sicher auch, dass wir gut auf uns achten und unseren Weg in unserem Tempo gehen.
Wenn du also gerade eine Situation erlebt hast, die dich in diese Ohnmacht gestürzt hat, dann such dir Unterstützung, such dir Menschen, die dir wohlgesonnen sind und die dich auffangen wollen, die dich verstehen, die dich nicht ändern wollen, sondern die dich einfach begleiten möchten in deinem Erlebnis, in deinen Gefühlen, nutze die Erste Hilfe Tipps und versuche weiterhin auch präventiv etwas für dich zu tun, um dich zu stärken und dann wenn du merkst, das reicht dir nicht, du möchtest unbedingt etwas tun, um aus dieser Ohnmacht herauszukommen und du willst etwas für die Tiere tun, dann schau dich am besten um, was für Aktivismusformen es gibt und wo du da am besten momentan tätig werden kannst. Das gibt dir dann ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und das gibt dir quasi den letzten Schub.
Wenn du da Unterstützung brauchst, schau dir gerne mein Buch an, in dem du nicht nur lernen kannst, wie du deinen Sicherheitsnetz spannst und fest verknüpft, sondern auch wie du die täglichen Herausforderungen meistern kannst und deine Superkräfte in Form einer geheimen Identität aktivierst.
Und wenn du noch Fragen hast dazu, dann schreib mir gerne eine E-Mail an post [at] vonherzenvegan.de und dann freue ich mich, wenn du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist.
Hinweis zum Von Herzen Vegan Clan
Im November 2021 ist der Von Herzen Vegan Clan ein Teil meiner damals neuen Community, des Experimentariums geworden.
Das Experimentarium gibt es seit Dezember 2022 nicht mehr.
Wenn ich eine neue Online-Community eröffnen werde, erfährst Du es unter anderem hier.

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P.S.: Ich halte den Von Herzen Vegan Podcast komplett werbefrei und finanziere ihn nur durch Hörer·innen wie Dich.