Folge 087 - Verlier Dich nicht in Details

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Folge 087 - Verlier Dich nicht in Details

Immer wieder passiert es mir, dass ich mich in Details verrenne und dabei den Blick aufs große Ganze verliere.

Da beiße ich mich stunden-, vielleicht auch tagelang an einem Detail fest, nur um später festzustellen, dass es in Bezug auf mein gesamtes Leben oder diese Welt eigentlich ziemlich unbedeutend ist.

Wenn ich in so einer Situation bin und es mir bewusst wird, hilft es mir innezuhalten und meine Situation in den richtigen Kontext zu setzen.

Ähnliche Situationen beobachte ich auch in den Webinaren, die ich für die VHS gebe und in denen es darum geht jetzt aktiv fürs Klima zu werden: Menschen diskutieren lange über die korrekte Art Glühbirnen gegen LEDs auszutauschen (was ist nachhaltiger: erst wenn die Glühbirnen kaputt sind oder sofort?) und übersehen dabei, dass der Austausch zwar sinnvoll ist, aber in Bezug auf den gesamten ökologischen Fußabdruck nur einen winzigen Teil ausmacht und somit auch nicht so viel Raum in der Diskussion einnehmen sollte.

Wenn Du Dich also das nächste Mal in einer Endlosschleife aus Diskussionen und vielleicht auch schlechtem Gewissen wiederfinden solltest: versuche innezuhalten und die Situation in einem größeren Kontext zu sehen. Das wird Dir helfen, die für Dich richtige Entscheidung zu treffen.

Vollständiges Transkript

Herzlich Willkommen zu dieser neuen Folge des Von Herzen Vegan Podcasts, der dir hilft, dich gelassen und souverän durch deinen veganen Alltag zu bewegen. Ich bin Stefanie und diese Folge soll eine Erinnerung für dich und auch für mich sein.

Daran sich nicht in Details zu verlieren, sondern immer wieder innen zu halten und das große Ganze zu betrachten. Ich habe jetzt in den letzten Wochen mehrere Webinare für die VHS gehalten und dort erzählt, was du jetzt aktiv tun kannst für den Klimaschutz gegen den Klimawandel, wie du von zu Hause aus aktiv werden kannst. Und bei diesen Diskussionen habe ich immer wieder gemerkt, dass sich viele Teilnehmer·innen dann schnell in Details verrennen und daran festbeißen und vielleicht auch das dann zu der Entscheidung machen, ob sie weitermachen oder nicht.

Zum Beispiel haben wir darüber gesprochen, ob wir Glühbirnen durch LEDs ersetzen, was eben die nachhaltigere Variante wäre, aber dann auch die Frage, was ist denn mit Glühbirnen, die noch funktionieren. Wenn ich die jetzt schon durch LEDs ersetze, dann produziere ich ja Müll, der überhaupt gar nicht Müll sein sollte, also sinnlosen Müll. Und ist es dann nicht besser zu warten, bis die Glühbirnen dann ihren Geist aufgeben und dann diese durch LEDs zu ersetzen. Das ist natürlich die sinnvolle Variante und wir haben darüber ein bisschen hin und her diskutiert. Und letztlich ist das tatsächlich aber, was den ökologischen Fußabdruck betrifft - also den Gesamtabdruck, den eine einzelne individuelle Person hat in Bezug wirklich auf den kompletten Verbrauch, das, was wir beeinflussen können - sind Glühbirnen, nur ein ganz kleiner Teil. Also wir können, wenn wir uns auf die Glühbirnen konzentrieren, da relativ wenig nur bewirken. Natürlich wirkt es sich auch auf den Stromverbrauch aus und das ist definitiv nachhaltiger, wenn du LEDs benutzt, als wenn du herkömmliche Glühbirnen benutzt, aber es ist wirklich nur ein Detail.

Und solche Diskussionen zeigen mir immer wieder, wie wichtig es ist, innezuhalten und alles dann auch in eine Relation zu setzen. Und zu schauen, wo stehe ich eigentlich, verrenne ich mich da vielleicht gerade in Details und belastet mich da gerade etwas, was ich eigentlich loslassen könnte, weil es wirklich nur ein Detail ist und wenn ich das jetzt gerade nicht meistern kann, dann ist es nicht schlimm, ich kann es dann später nochmal angehen.

So auch, wenn du zum Beispiel dein Kind noch nicht vegan ernährst, das kleinere Kind, was das vielleicht auch noch nicht so versteht, weil du einfach gerade keine Zeit hast, dich in die Supplementierung einzuarbeiten und du jetzt überlegst, was machst du mit den Essensresten, isst du sie selbst oder schmeißt du sie weg und du da in ein Wertekonflikt gerätst, weil du beides eigentlich nicht vor dir selbst verantworten kannst. Dann verstehe ich dich vollkommen, dass das etwas ist, was dich immer wieder in Verzweiflung stürzen kann, weil du doch eigentlich alles richtig machen möchtest. Und du möchtest deinen Werten entsprechend leben. Und deinen Werten entsprechend leben heißt eben auch, dass du nichts Unveganes essen möchtest, aber genauso möchtest du auch kein Lebensmittel verschwenden. Und jetzt ist da natürlich die Frage, wie tarierst du das aus, was verursacht bei dir mehr Probleme, Gewissensbisse oder innere Konflikte, ob du jetzt das nicht-vegane isst oder ob du die Lebensmittelreste wegschmeißt, was ist da wirklich für dich das größere Übel? Das ist etwas, was nur du für dich entscheiden kannst.

Und der andere Punkt ist auch, die Umstände dann zu betrachten, wird das jetzt immer so weitergehen oder ist es tatsächlich nur temporär, dass du dir überlegt hast, ja jetzt gerade habe ich einfach keine Zeit, mich darum zu kümmern, dass mein Kind auch vegan lebt, weil ich da noch unsicher bin, was die Supplementierung angeht, aber bald werde ich mir Zeit nehmen, mich hinsetzen und mich darum kümmern und dann vielleicht auch sehen, dass das eigentlich gar nicht so viel Zeit kostet.

Es passiert mir immer wieder, wenn ich so Sachen vor mir her schiebe, dass ich denke, oh, dafür habe ich gar keine Zeit, es ist so ein Riesenzeitaufwand und wenn ich es dann doch einfach mal in Angriff nehme, dann erledigt sich das erstaunlicherweise meist relativ schnell und nimmt überhaupt gar nicht so viel Zeit in Anspruch. Also das könnte vielleicht auch noch eine Lösung sein, sich da vielleicht hinzusetzen und zu sagen, okay, eine Stunde widme ich mich jetzt diesem Thema und dann gucke ich mal, wie weit ich komme, eine Stunde kann ich vielleicht abzwacken.

Und letztlich ist das jetzt aber auch wieder nur ein Detail, also nicht die Supplementierung, sondern dieses Dilemma, schmeiße ich jetzt die Essensreste weg oder esse ich sie? Denn natürlich ist Lebensmittelverschwendung nicht in Ordnung und wir sollten so wenig Lebensmittel wie möglich, am besten keine wegschmeißen. Das ist definitiv so, da stimme ich dir vollkommen zu, nur wenn du jetzt in diesem Dilemma steckst und überlegst, was ist jetzt wichtiger für dich, dann kannst du auch auf das große Ganze schauen und sagen, okay: das ist jetzt nur ein kleiner Abschnitt in meinem Leben und es geht jetzt wirklich nur um diese Phase, das ist ein Detail. Und wenn ich mich aus dieser Mikroperspektive raushebe und meine Geschichte vielleicht im Ganzen anschaue und überlege: okay, wie lange kann diese Phase wohl dauern, dann ist es wirklich wahrscheinlich, ich prognostiziere das jetzt einfach mal so, ich prophezeie es dir: es ist wahrscheinlich nur ein Detail. Eine kleine Zeitspanne in deinem Leben, in der du diesem Dilemma ausgesetzt bist.

Und du wirst merken, dass diese Zeitspanne bald beendet sein wird, weil du entweder für dich beschlossen hast, dein Kind wird halt weiterhin nicht vegan ernährt oder du hast für dich rausgefunden, dass du entweder die Essensreste isst und das ist in Ordnung für dich oder du schmeißt sie weg, also du wirst dieses Dilemma auf jeden Fall lösen oder du wirst dich um die Supplementierung kümmern. Je nachdem, was für dich einfach am wichtigsten ist, das wird sich von ganz alleine lösen, weil du einfach diesen inneren Konflikt in dir trägst und der gelöst werden will. Und da orakele ich jetzt einfach, dass sich das bald lösen wird und wie gesagt, wenn du dir dieses Dilemma in Bezug auf deine Lebensgeschichte anschaust, ist es eben einfach nur ein Detail.

Und so passiert mir das auch immer wieder, dass ich mich in diesen Details verrenne und daran festbeiße und darüber nachdenke und sie mich teilweise in meinen Träumen verfolgen und wenn mir das dann bewusst wird. Dann versuche ich das in Relation zu sehen, zu meinem großen Ganzen, also meinem Leben und zu schauen - jetzt zum Beispiel bei den Glühbirnen - wie steht das denn in Relation zu dem gesamten ökologischen Fußabdruck und dann sehe ich, okay, es ist wirklich nur ein Mosaiksteinchen von vielen und es ist nicht schlimm, wenn ich diesen Schritt jetzt noch nicht gelöst habe. Dafür habe ich halt schon andere, viel größere Sprünge gemacht und kann einfach Schritt für Schritt jetzt noch die Details anpassen.

Um es mal so ganz verknappt zu sagen: mit dem Glühbirnenproblem werde ich nicht die Welt retten, womit ich natürlich nicht sagen will, dass es nicht sinnvoll ist, sich Gedanken darüber zu machen, sondern wirklich einfach, dass es darum geht, sich nicht in den Details so zu verrennen.

Eine andere Strategie, die mir hilft bei solchen Detailfragen oder Erlebnissen, die in dem Moment mein ganzes Leben dominieren, ist mir zu überlegen, dass mein Leben eine Geschichte ist und ich bin die Heldin, die Hauptcharakterin dieser Geschichte. Und wenn ich mir vorstelle, dass diese Geschichte bis jetzt noch nicht zu Ende erzählt ist und ich analog dazu meine Lieblingsgeschichten vielleicht raussuche und darüber nachdenke, wenn die Heldin dieser anderen Geschichte an diesem Punkt gestanden hätte und die Geschichte wäre dann vorbei, dann würde sie sich wahrscheinlich genauso fühlen, wie ich mich jetzt fühle, aber ihre Geschichte ist weitergegangen und sie hat immer wieder solche Situationen gemeistert und am Ende kam dann ein Happy End oder was auch immer heraus. Jedenfalls stelle ich mir dann immer vor, dass meine Geschichte gerade an so einem Punkt ist, an einer Herausforderung, die ich meistern muss, damit es weitergeht und dass ich, wenn ich das quasi von oben, also dem Plot quasi meiner Geschichte mir anschaue - ich weiß natürlich nicht, wie sie enden wird und wie es weitergeht, aber wenn ich so denke, dass ich jetzt gerade einfach nur an einem Punkt in meiner Geschichte stehe - dann hilft mir das tatsächlich, das in Relation zu setzen. Dann ist es nämlich nur ein Ereignis von vielen und nicht das Ereignis, das jetzt mein Leben umwirft oder beherrscht, sondern es ist wirklich nur ein Ereignis und dadurch wird es dann zu einem kleineren Detail in meiner Geschichte.

Ich habe ja in der letzten Folge diese Filme vorgestellt von den verschiedenen Frauen, die für ihre Rechte eingetreten sind und was ja auch quasi Biografien teilweise von Frauen waren und wenn wir uns da vorstellen, dass die an dem Punkt, an dem sie im Film, in ihrer Geschichte gescheitert sind, an einem gewissen Punkt, wenn sie da inne gehalten hätten und da hätte die Geschichte aufgehört, dann wäre es überhaupt gar keine Erfolgsgeschichte gewesen, dann wäre es einfach nur ein Leben, ich habe es probiert und bin gescheitert und habe aufgegeben. Aber in dem Moment haben sie nicht aufgegeben, sondern sie sind weitergegangen und vielleicht sind sie wieder gescheitert, haben was ausprobiert, sind wieder gescheitert, aber letztlich ist es immer dieses Aufstehen gewesen, dieses Weitergehen und dieses Wissen, dass sie es schaffen können, diese Gewissheit in sich zu tragen und weiterzumachen.

Das macht ja letztlich diese Geschichte zu einer positiven Erfolgsgeschichte und genauso kannst du dir deine eigene Geschichte auch denken. Du bist jetzt vielleicht an einem Punkt, an dem du merkst, dieses Detail, da hast du dich fest gefressen, du kommst irgendwie nicht weiter, aber wenn du dann inne hälst und versuchst, tief durchzuatmen und dich darauf zu besinnen, dass es einfach nur ein Punkt in deiner Geschichte ist, dann kann dir das vielleicht weiterhelfen.

Mir hilft es auf jeden Fall immer und so soll diese Folge jetzt einfach eine Erinnerung für dich und für mich sein, dass wir bestimmte Situationen immer in Relation setzen und wenn uns das bewusst wird - das ist ja auch immer der Faktor, wann wird es uns bewusst? Manchmal dauert es bei mir echt lange, bis mir bewusst wird, dass ich mich da wieder irgendwo festgefressen habe, aber tatsächlich wird es mit der Zeit leichter, weil jedes mal, wenn ich mir das bewusst mache, dass ich mich an so einem Detail festgesaugt habe, dann schärft sich meine Wahrnehmung dafür und ich kann es beim nächsten Mal leichter erkennen und so ist es einfach Übung, dass du dich da immer wieder leichter rausziehst aus dieser Situation.

Und dann danke ich dir fürs Zuhören und ich freue mich, wenn du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist.

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Hinweis zum Von Herzen Vegan Clan

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