Es ist, wie es ist - die Kunst der Annahme
Ein Beitrag

In den letzten Tagen ist bei mir mal wieder nichts nach Plan gelaufen.
Die Druckerei hat meine Bücher fehlerhaft geliefert, das Kind ist krank geworden und ich war auch nicht ganz fit - dabei hatte ich so viel vor.
Passend dazu habe ich das Buch "Widerstand zwecklos" von Andreas Knuf gelesen und versucht mich in der Kunst der Annahme zu üben.
Klar hat mich die fehlerhafte Sendung der Druckerei im ersten Moment geärgert. Mich aber tagelang darüber aufzuregen, hätte auch nichts geändert - vor allem die Fehler nicht rückgängig gemacht.
Also habe ich versucht das Beste daraus zu machen.
In dieser Folge zitiere ich außerdem die 7 Mythen zu Annahme und Akzeptanz, die sich im Anhang des Buchs "Widerstand zwecklos" von Andreas Knuf befinden- übrigens habe ich tatsächlich immer wieder einen Widerstand in mir gefühlt, wenn ich das Buch lesen wollte - ich musste mich regelrecht überwinden.
Darüber und über einige andere Aspekte spreche ich in dieser Folge.
Volständiges Transkript
Herzlich willkommen zu dieser neuen Folge des Von Herzen Vegan Podcasts, der dir hilft, dich gelassen und souverän durch deinen veganen Alltag zu bewegen.
Ich bin Stefanie und ich wollte dir in der heutigen Folge eigentlich von meinem Buch berichten, vom Reisebuch und ich werde auch ein bisschen davon berichten, aber erst einmal möchte ich damit beginnen, was dieser Woche bei mir alles eigentlich so schief gelaufen ist, denn ich hatte ganz andere Pläne und du kennst das vielleicht, du nimmst dir Dinge vor und dann kommt wieder alles anders, als du denkst.
Erstmal ist die Lieferung mit den Büchern angekommen und ich war ganz aufgeregt und hab sie ausgepackt und musste feststellen, dass ein Drittel der Lieferung tatsächlich schief gebunden war. Also beim Schnitt sind die Seiten anscheinend verrutscht und dann schief geschnitten und dann gebunden worden, so dass die Bücher einfach überhaupt nicht benutzbar sind. Dann löst sich auch noch die Klebung des Umschlags bei einigen Büchern und zu guter Letzt habe ich nachgemessen und die Bücher sind ein halben Zentimeter zu kurz, sodass oben alles abgeschnitten ist, was ich in diesem Buch dort illustriert hatte. Und ich war so enttäuscht, weil ich einfach gedacht habe, so, jetzt sind die Bücher da, jetzt geht es los, jetzt kann ich ein Video davon machen, jetzt kann ich dir zeigen, wie es aussieht und kann die Verlosungen starten und ja, kann einfach dieses Buch in die Welt bringen und dich mit diesem Buch unterstützen, deinen Alltag gelassen und souverän zu meistern und deinen Weg zu finden in deinem veganen Leben. Und das war so der erste ernüchternde Schlag.
Dann habe ich eine Woche gebraucht, um mit der Druckerei abzustimmen, wie jetzt das weitere Vorgehen sein kann, erstmal die Reklamation an sich zu erfragen, was können wir denn jetzt tun, weil einfach 100 Prozent der Lieferung zu klein sind, nicht dem Format entsprechend und dem entsprechend eben alles oben abgeschnitten ist. Und jetzt habe ich mich letztlich dazu entschieden, alles nochmal neu drucken zu lassen und zwar in einer überarbeiteten Version, weil ich nun die Chance genutzt habe und da ich das Buch ja jetzt in der Hand hatte, es nochmal durchzugehen und das zu optimieren. Leider ist es nicht möglich, den Nachdruck, zu dem die Druckerei gesetzlich verpflichtet ist, mit neuen Daten zu machen, also dass ich jetzt eine Gutschrift bekomme, aber nur über 80 Prozent meiner Investition und dann den Rest extra zahlen werde, um das Buch dann noch einmal mit neuen Daten drucken zu können, also in einer neuen, optimierten Version. Und letztlich ist es mir das wert, dass du dann nur das optimierte Buch bekommst, dass ich dann nochmal jetzt die Chance hatte, durch diesen Fehldruck, durch den Fehler, eigentlich das Negative, das Desaster, dadurch jetzt die Möglichkeit hatte, nochmal das Buch durchzugehen und es soweit zu optimieren, dass ich denke, dass es dir noch besser gefallen wird und es noch dienlicher sein wird, noch besser lesbar.
Und mich dann aber natürlich auch zu bremsen, denn ja, dann kommt bei mir auch dieser Perfektionsanspruch durch, dass ich dann denke, das könnte ich noch besser machen und das könnte ich noch besser machen. Und hier und da und jenes und dann schätze ich, wirst du das Buch nie zu sehen bekommen, weil ich ja dann leider immer in der Optimierungsschleife zugange bin, also ich werde das Buch jetzt am Montag neu in Druck geben, dann dauert es wieder so 10 Tage oder zwei Wochen. Ich gehe im Moment davon aus, dass es im September dann auf jeden Fall zum Kauf bereitsteht, dann werde ich auch die Verlosung durchführen und alles Weitere wirst du dann auf der Informationsseite zum Buch lesen können, die ich jetzt in den nächsten zwei Wochen dann füllen werde, mit Informationen zum Buch.
Das Buch kommt mit einer Internetseite, einer geschützten Webseite, wo du dir dann deine eigenen Zugangsdaten anlegen kannst, wenn du das Buch erhalten hast und dort findest du dann noch weiterführende Ressourcen, dort findest du Meditationen und weitere Audios, Fantasiereisen, Arbeitsblätter, wenn du so was gerne hast zum Ausfüllen, zum runterladen. Das Buch funktioniert aber auch ohne die Webseite, du kannst auch einfach nur das Buch ausfüllen und nutzen. Die Webseite ist ein Extra, das dich noch weitergehender begleiten soll.
Ja, und das war tatsächlich noch nicht alles in der Woche. Nein, was ich mir dann für die vergangenen Woche noch überlegt hatte, war, dass das Kind wieder zur Schule geht und ich jetzt wieder ein geregelteren Alltag habe, aber wenn du Mutter oder Vater bist, weißt du, es ist alles nicht so einfach und planbar und das Kind ist dann prompt am dritten Schultag mit roten Punkten im Rachen aufgewacht, die ich noch nie gesehen hatte und ich habe gleich gedacht: oh Gott, Scharlach, ist das nicht ansteckend? Dann sind wir zur Ärztin gefahren, die hat gesagt, das ist einfach nur eine Erkältung, er kann einfach zur Schule gehen und dann aufgrund von Corona ist das ja jetzt alles etwas komplizierter, dann habe ich mir das von ihr bestätigen lassen, dass er keine ansteckende Krankheit hat außer Schnupfen und dass das nicht Corona ist und dass er also auch mit Schnupfnase, wenn er sich sonst gut fühlt, zur Schule gehen darf. Dann hat er sich danach aber nicht mehr gut gefühlt aufgrund der Hitze und dem ganzen Hin und Her - wir müssen auch mit dem Fahrrad dahin fahren – so dass er dann am nächsten Tag auch noch mal zu Hause geblieben ist und dann aber am Freitag, am letzten Tag in der Woche, doch wieder zur Schule gegangen ist und das ganze hat meine Woche sehr durcheinander geworfen.
Dann habe ich noch zyklischbedingt ausgesetzt, das ist also alles zusammengekommen und mein schöner Plan von ja, nach den Ferien starte ich richtig durch, ist völlig in sich zusammengebrochen. Ich habe es gerade noch geschafft, dann die Podcastfolge für den Einfach Vegan Podcast aufzunehmen mit Carsten und zu schneiden und alles zu veröffentlichen, aber das war es. Ich habe im Clan noch ein bisschen was gemacht, aber es war wirklich alles wieder ganz anders.
Und passend dazu habe ich ein Buch gelesen, zu dem ich mich aber tatsächlich immer wieder aufraffen musste, das da heißt „Widerstand zwecklos“ von Andreas Knuf. Und von Andreas Knuf habe ich schon vor einigen Jahren, ich meine 2015, ein Buch gelesen, das heißt „Sei nicht so hart zu dir selbst“. Das kann ich sehr empfehlen und das hatte mir damals meine Therapeutin ausgeliehen, weil ich damals sehr hart zu mir selbst war, also ich merke auch, es ist ein Prozess, es geht ja sehr viel um Selbstmitgefühl und ich kann es dir ans Herz legen dieses Buch zu lesen.
Andreas Knuf macht das immer so, dass er da auch Übungen drin hat, sodass du das Buch immer wieder zur Seite legen und diese Übungen machen kannst und dieses Buch habe ich mir jetzt auch wieder ausgeliehen aus der Bücherhalle, um es nochmal zu lesen, weil ich gemerkt habe, dass ich solche Bücher tatsächlich ganz gut immer mal wieder lesen kann, weil ich mich verändert habe in dieser Zeit und dann die Bücher ganz anders lese als vor einigen Jahren.
Jetzt habe ich aber aktuell eben dieses „Widerstand zwecklos“ Buch gelesen, das ist das aktuellste von Andreas Knuf - er hat auch noch andere geschrieben, die habe ich noch nicht gelesen, aber ich kann mir vorstellen, dass die auch empfehlenswert sind - und das Buch war so passend, weil es darin um Annahme geht, Situationen und Dinge anzunehmen, wie sie sind, also quasi sich zu sagen, „es ist wie es ist, ich kann es nicht ändern“ und ich habe wirklich während des Buchlesens mit mir selbst gehadert und habe gesagt: ja aber ich kann doch nicht alles annehmen, wie es ist, ich muss doch auch was ändern, also wenn wir jetzt als Veganer·innen uns überlegen, wir sagen, naja, die Welt ist wie sie ist und die Tiere leiden und das ist halt so, ich muss das jetzt so annehmen und bleiben dann da stehen, hilft uns das ja kein Stück weiter und den Tieren hilft es auch kein Stück weiter, also ist wichtig auch was zu tun.
Und während des Lesens habe ich dann verstanden, was Andreas Knuf meint. Es geht ihm zum einen darum, dass wir im ersten Schritt annehmen, dass die Situation jetzt gerade so ist, wie sie ist, aber dass es nicht darum geht, dass wir sie nicht ändern können. Er hat da ein Beispiel, wenn wir in einem Raum sind mit lauter Musik und uns stört diese Musik und wir wollen eigentlich Stille, dann ist der erste Schritt anzunehmen, dass uns das stört, dieses Störgefühl zu haben, dass das okay ist, ich habe jetzt dieses Gefühl und zu merken, okay ich möchte Stille, aber das ist jetzt gerade nicht.
Aber was er dann geschrieben hat, ist, dass wir dann nicht sagen: okay wir versuchen jetzt in dieser Situation mit der lauten Musik Stille in uns zu erzeugen, dass das nicht sinnvoll ist, sondern wir sollten einfach die Musik ausmachen, dann haben wir Stille. Dass es eben also in diesem Buch nicht darum geht, dass wir einfach alles so hinnehmen und nichts mehr tun, einfach passiv sind.
Dazu möchte ich einmal die sieben Mythen zu Akzeptanz und Annahme zitieren, die sich im Anhang dieses Buchs befinden. „Es gibt viele Mythen und Fehleinschätzungen über Akzeptanz. Sie bewirken, dass Menschen leider oft eine schlechte Meinung zur Annahme haben und nicht bereit sind, dem Leben mit einer annehmenden Haltung zu begegnen. Einige dieser Mythen habe ich hier zusammengefasst.
- Mythos 1: „Annahme ist etwas, wozu wir uns entscheiden können.“
Richtig ist, wir können uns nicht zur Annahme entscheiden, aber wir können lernen uns zu öffnen. Annahme ist die Folge eines gelungenen innerpsychischen Verarbeitungsprozesses. Dazu gehört unter anderem die Bereitschaft uns mit unseren Gefühlen auseinanderzusetzen, die durch die anzunehmende Tatsache ausgelöst werden. - Mythos 2: „Annahme bedeutet Passivität und nichts dazu beizutragen, dass sich die Dinge verändern.“
Richtig ist, das Gegenteil ist oft der Fall. Durch Annahme entstehen ganz neue Handlungsmöglichkeiten, die zuvor nicht gesehen wurden. - Mythos 3: „Annahme bedeutet, ein Weichei zu sein und sich auf der eigenen Schwäche auszuruhen.“
Richtig ist, das Gegenteil ist der Fall. Annahme ist eine besondere Form der Stärke. Es ist für die meisten Menschen viel leichter gegen das Unerwünschte zu kämpfen, als das Unerwünschte anzunehmen. - Mythos 4: „Annahme brauchten nur die Menschen in früheren Zeiten, als man seine Lebenssituation noch kaum beeinflussen konnte. Heute können wir die Dinge so verändern, wie sie für uns gut sind und wir brauchen keine Annahme mehr.“
Richtig ist, auf die meisten wichtigen Geschehnisse in unserem Leben haben wir nur bedingten oder gar keinen Einfluss. In jedem Leben gibt es Ereignisse und Herausforderungen, die wir nicht kontrollieren können. Annahme ist die einzige Möglichkeit, um auf gute Art mit diesen Herausforderungen umzugehen. - Mythos 5: „Annahme bedeutet, etwas gut zu finden oder zu mögen.“
Richtig ist, wir müssen das, was wir annehmen, nicht gut oder richtig finden oder gar mögen. Wir können auch Dinge annehmen, die wir eigentlich ganz fürchterlich finden. - Mythos 6: „Wenn man etwas annimmt, dann ist man einverstanden mit dem, was passiert ist.“
Richtig ist, wir müssen nicht mit dem einverstanden sein, was wir annehmen. Wir können auch Dinge annehmen, die wir falsch finden. Wir nehmen aber an, dass sie sind, wie sie sind. - Mythos 7: „Was wir annehmen müssen, sind nur unsere unangenehmen Empfindungen.“
Richtig ist, Annahme bezieht sich auf alles, was ist. Auf unangenehme und auf angenehme Empfindungen. Manchmal fällt es sogar noch schwerer, den angenehmen Empfindungen mit einem Ja zu begegnen.“
Und genau das habe ich jetzt in dieser Woche erlebt oder in diesen zehn Tagen, quasi, weil die Bücher an dem Mittwoch vorletzter Woche ankamen und alles andere dann ab da passiert ist. Also, es sind Dinge passiert, die ich nicht gut fand. Ich habe sie angenommen. Deswegen finde ich sie aber noch lange nicht gut. Und ich habe versucht, mit meinen Gefühlen zu sitzen, mit ihnen da zu sein und nicht gegen sie anzukämpfen. Und dann habe ich versucht, das zu ändern, was ich ändern konnte.
Und du kennst es bestimmt auch, dass du versuchst gegen unerwünschte Gefühle anzukämpfen. Die dürfen nicht sein. Diese Gedanken sollen nicht sein. Alles soll nicht sein. Und es ist eigentlich gefährlicher. Wir haben viel mehr Angst davor, die Gedanken zuzulassen. Wir haben Angst davor, dass sie uns überschwemmen und komplett in die Tiefe ziehen. Und ich probiere das in letzter Zeit immer wieder aus, dass ich die Gedanken zulasse. Es ist aber wichtig dabei noch eine begleitende Instanz in dir zu haben. Also einen Anteil in dir, der das Ganze beobachtet und begleitet, weil es sonst eben tatsächlich sein kann, dass du versinkst in diesen Gefühlen.
Andreas Knuf schreibt in seinem Buch, dass Annahme nichts ist, was wir irgendwie in einem 3, 5, 7 Punkteplan lernen können oder in einem 6, 8-Wochen-Kurs, sondern dass es ein Prozess ist und dass es keine Fähigkeit ist, die wir uns so aneignen können, sondern eine innere Einstellung, die mit der Zeit kommt und dass wir immer annehmender werden. Teilweise ist es auch so, dass plötzlich auf einmal dieser Moment kommt, in dem wir annehmen können. Und es bedarf aber einige Übung.
Und so ist es mit allem, was deinen Alltag angenehmer macht und leichter. Es bedarf Übung. Es geht viel um Selbstmitgefühl, um Freundlichkeit dir selbst gegenüber, um Dankbarkeit und Andreas Knuf schreibt auch von Demut, wobei er mit Demut nicht ein Herrschaftsgefälle meint, demütig gegenüber jemanden, der mehr Macht auf mich ausübt, sondern Demut gegenüber der Natur und dem Kosmos, quasi dem kosmischen Ganzen.
Und das, was er meint, was er da geschrieben hat, er erinnert mich ganz stark an eine Passage in dem Buch „Das Bernstein Teleskop“ aus der Trilogie „His Dark Materials“ von Philipp Pullman. Und ich habe mir das Buch jetzt extra nochmal ausgeliehen. Ich hatte das als Printbuch, ja, und ich habe es im Rahmen meiner Minimalismus-Aktion weggegeben. Und jetzt habe ich es mir ausgeliehen, um dir das vorlesen zu können, weil ich denke, dass das, was Andreas Knuf meint, sehr gut verdeutlicht. Falls du die Trilogie „His Dark Materials“ von Philipp Pullman nicht kennst: es geht da unter anderem um Paralleluniversen und eine Wissenschaftlerin aus unserer Welt ist in einem Paralleluniversum gelandet, wo Tiere mit rautenförmigen Körper sich ausgebildet haben, die keine Wirbelsäule haben. Also dort gibt es keine Wirbeltiere. Und es gibt rautenförmige Tiere mit Intelligenz, die auf Rädern fahren. Und diese Räder, das sind Samenkapseln von sehr großen Bäumen. Und in letzter Zeit sind diese Bäume krank geworden. Und die Tiere, die eigentlich gar keine Tiere sind, die sich Mulefa nennen, bitten die Wissenschaftlerin darum, dem auf den Grund zu gehen. Und dazu muss sie auf einen Baum steigen, wozu die Mulefa nicht fähig sind. Und sie steigt auf diesen Baum und hat dann in dieser riesigen Baumkrone folgendes Erlebnis.
“Nach zehnminütiger Kletterei befand sie sich im dichtesten Teil des Blätterdachs. Sie konnte die langen Blätter erreichen und durch die Hände gleiten lassen. Mary fand auch die unglaublich kleinen weißlichen Blüten, von denen jede eine münzgroße Frucht hervorbrachte, aus der später eine große eisenharte Samenkapsel entstand. Sie erreichte einen bequemen Platz, wo sich drei Äste gabelten, band dort das Seil fest zog das Geschirr straff und sah sich dann in Ruhe um. Durch die Lücken im Blätterdach sah Mary das blaue Meer am Horizont schimmern. Blickte sie über die Schulter in die andere Richtung, dehnte sich dort die goldbraune, hügelige Prärie aus, durch die sich die schwarzen Bänder der Basaltstraßen zogen. Eine leichte Brise trug den feinen Duft der Blüten heran und ließ die Blätter rascheln. Mary stellte sich vor, von einer großen, gültigen Hand emporgehalten zu werden. Während sie so in der Gabelung der mächtigen Äste lag, fühlte sie eine Seeligkeit, wie sie sie nur einmal in ihrem Leben erfahren hatte, und das war nicht die Stunde gewesen, in der sie ihr Ordensgelübte ablegte.“
Ein ähnliches Erlebnis hat auch Sofie in „Sofies Welt“ von Jostein Gaarder, wenn du das gelesen hast, weißt du, was ich meine. In einer Szene fühlt sie, wie ihr Geist ihren Körper verlässt und eins ist, mit dem Universum, mit dem Kosmos, mit allem.
Und Andreas Knuf geht es eben bei Demut darum, dass wir anerkennen, dass wir nur ein winziger Teil sind dieses Universums, ein unbedeutender Teil, und dass das Demut bedeutet. Und dass es nicht nur darum geht, Situationen anzunehmen, wie sie sind, Dinge anzunehmen, sondern auch uns selbst anzunehmen, wie wir sind, und nicht nach ständiger Perfektion zu streben.
Er kritisiert auch diese lebenslange Aufgabe der Selbstoptimierung in diesem Buch mit folgenden Worten: „Das Prinzip hinter all diesem Tun und dieser Daueranstrengung ist immer das Gleiche. So wie es jetzt ist, ist es nicht gut genug und es muss noch besser werden. Es ist letztlich das Prinzip des Kapitalismus, der Wachstum braucht, um sich am Leben zu erhalten. Dieses Wirtschaftsprinzip haben wir in den letzten Jahrzehnten unmerklich auf uns selbst und auf unser inneres Erleben angewandt. In der Soziologie wird diese Bewegung als Optimierungs- und Selbstoptimierungskultur bezeichnet, der Trend hin zu einem immer perfekteren Leben. Optimierung und Selbstoptimierung bedeuten vor allem, dass wir uns und unser Leben nach unseren eigenen Vorstellungen gestalten. Wir nehmen nicht an, was gegeben ist, sondern wir ändern das, was ist, so wie wir es gerne hätten.“
Und wie ich schon sagte, als ich die 7 Mythen zur Annahme vorgelesen habe, geht es nicht darum, passiv zu sein und zu sagen, ich kann ja doch nichts ändern und alles ist kacke und so, sondern es geht darum, auch die negativen Gefühle anzunehmen und anzuerkennen, dass wir sind, wie wir sind. Und das ist ein Prozess, das ist nichts, was wir einfach machen können, was ich dir jetzt in drei, fünf Schritten erklären kann und dann hast du es geschafft, oder in einem drei Monatskurs oder was auch immer, sondern es ist ein Prozess.
Und auch ich befinde mich noch mitten in diesem Prozess und es ist auch kein linearer Prozess, das ist ja gerade das Perfide daran, es wird nicht Schritt für Schritt besser. Das kann ich dir leider nicht versprechen, sondern es kann durchaus sein, dass du vorankommst und merkst, oh ja, ja, ich spüre das, ich kann das annehmen und dann triggert dich alles Mögliche in deiner Umgebung und du fällst in ein Loch und du lässt es schleifen und es geht bergab und dann geht es wieder bergauf. Und es ist ein verschlungenes Weg, es ist definitiv kein linearer Weg.
Und doch lohnt es sich, den Weg überhaupt zu gehen, denn du wirst nicht mehr so tief fallen, wenn du stetig weitergehst und stetig für dich da bist und dich öffnest, freundlich zu dir bist, dankbar, demütig gegenüber dem Leben und versuchst eine annehmende Haltung zu kultivieren. Ich finde das Wort kultivieren sehr schön, weil ich immer wieder versuche zu sagen: okay, es ist wichtig zu üben und üben ist so negativ konnotiert und kultivieren klingt zumindest in meinen Ohren sehr positiv und ja, eine annehmende Haltung zu kultivieren ist auch eine Lebensaufgabe.
Ich gehe diesen Weg jetzt seit sechs Jahren und ja, es ist nicht immer leicht und ich stolpere immer wieder und doch kann ich dir sagen, es lohnt sich, es lohnt sich wirklich sehr. Kein Weg ist gleich, es ist wichtig, dass du deinen Weg findest und genau das ist es auch, was ich mit dem Buch und generell mit meiner Arbeit tun möchte. Ich möchte dir helfen, deinen Weg zu finden, deine Art vegan zu leben in dieser nicht veganen Welt und es ist ein Prozess, es ist ein Weg, es wird quasi nie aufhören, weil du immer weitergehen musst, solange wir uns in dieser nicht-veganen Welt befinden.
Sobald wir uns in einer veganen Welt befinden, ist das Ganze ja hinfällig, denn dann werden diese ganzen Herausforderungen ja nicht mehr da sein, dann wirst du andere Herausforderungen haben, aber jetzt ist es wichtig, deinen Weg zu finden, deinen Weg wie du sein willst in dieser Welt, wie du für deine Werte einstehen möchtest und deine Möglichkeiten zu finden, dich selbst zu schützen und auch nach außen vor allem, was da so auf dich einprasselt und auch nach innen vor Ansprüchen, die du an dich selber hast, weicher zu werden.
Ich verlinkt dir die Bücher von Andreas Knuf, wenn du sie auch lesen möchtest, ich kann sie dir empfehlen. Und dann möchte ich mich ganz zuletzt nochmal bedanken bei Renate, die über PayPal mir Geld überwiesen hat, als Dankeschön für alle Podcasts. Und das war eine super Überraschung, ganz herzlichen Dank. Und auch bei allen Steady-Unterstützer·innen, die mich finanziell so treu unterstützen. Ganz ganz herzlichen Dank von mir. Und dir, liebe·r Hörer·in danke ich fürs Zuhören. Und ich freue mich, wenn du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist.
Links zur Folge
Buch "Widerstand zwecklos" von Andreas Knuf
z.B. bei buch7.de
Buch "Sei nicht so hart zu Dir selbst" von Andreas Knuf
z.B. bei buch7.de
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