Starke Gefühle fühlen ohne abzustürzen

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Folge 106 - Starke Gefühle fühlen ohne abzustürzen

Mit dieser Folge möchte ich Dich daran erinnern Dich selbst wichtig zu nehmen.

Gerade wenn wir von Herzen vegan leben und ethisch motiviert sind, stellen wir unsere eigenen Bedürfnisse oft hinten an und geben alles für andere.

Das kann sehr erfüllend sein - keine Frage. Es kann aber auch sehr kräftezehrend sein, so dass Du am Ende des Tages ausgelaugt zurückbleibst.

Hier ist es wichtig die Balance zu finden und auch Gefühle zuzulassen, die stark sind, sich aber ein Netz zu bauen, dass uns auffängt, wenn wir zu tief zu fallen drohen.

Vollständiges Transkript

Herzlich Willkommen zu dieser neuen Folge des Von Herzen Vegan Podcasts, der dir hilft, dich gelassen und souverän durch deinen veganen Alltag zu bewegen. Ich bin Stefanie und in dieser Folge möchte ich noch einmal über Gelassenheit und Souveränität sprechen.

Ich hatte schon mal eine Folge dazu gemacht, dass Gelassenheit nicht Gleichgültigkeit heißt. Es bedeutet nicht gleichgültig allem gegenüber zu sein und es bedeutet auch nicht abgestumpft zu sein oder dass einem alles egal ist, sondern es bedeutet eine Balance halten zu können zwischen all den Gefühlen, in die wir tagtäglich fühlen. Teilweise haben wir das Gefühl, sie suchen uns heim, wenn es eher negative Gefühle sind und wir versuchen sie wegzudrücken, aber genau darum geht es eben, eine Balance zu finden zwischen den Gefühlen, sie zu fühlen, dem Fühlen der Gefühle und sich nicht davon in die Tiefe ziehen zu lassen, dass wir depressiv werden, dass wir verbittert werden und in die Dunkelheit gezogen werden.

Wir neigen ja dazu Gefühle wegzudrücken, wenn sie negativ sind. Oft schaffen wir es auch nicht, schöne Gefühle lange auszuhalten und es ist tatsächlich dann ein wenig Übung erforderlich, diese Gelassenheit zu erlangen, eine Balance zu schaffen, mit der ganzen Gefühlspalette leben zu können. Und dafür sind unter anderem auch die Power-Ups da, die ich in meiner Arbeit nutze, die du zum Beispiel aus dem Reisbuch kennst und die ich eben auch schon hier in diesem Podcast mehrfach erwähnt habe und vorgestellt habe. Die verschiedenen Resilienztypen, die damit dann aktiviert und trainiert werden wie kleine Muskeln und die alle dazu führen, dass wir uns innerhalb eines Resilienzfensters bewegen, indem wir uns wohlfühlen.

Aber Vorsicht, es geht nicht darum, dass wir uns ständig gut fühlen sollen, also es ist keine Art Soma wie aus Brave New World, dass wir da schlucken und uns geht es ständig nur gut, sondern die Power-Ups sollen dir helfen, wenn du das Gefühl hast zu tief zu driften, also dass du nicht in ein tiefes Loch fällst. Es geht wirklich darum, für dich herauszufinden, wie du deine Balance schaffst zwischen den Gefühlen zu fühlen und eben nicht in einem Loch zu verschwinden.

Wenn du da deine Liste an Power-Ups erstellt hast und weißt, was dir gut tut, was du in solchen Situationen, wo die Gefahr besteht, dass du in ein Loch fällst, tun kannst, wenn du zum Beispiel dir eine Playlist angelegt hast, die du auf deinem Computer, deinem Smartphone oder deinem mp3 Player, wo auch immer du gerne Musik hörst, dann bereit hast und weißt okay, das ist meine Musikliste, das sind die Lieder, die ich gerne höre, die mir gut tun, dann könntest du einfach einmal die Kopfhörer aufsetzen und eins, zwei, drei Lieder davon hören, damit es dir besser geht. Oder du nutzt die Poweratmung oder du tanzt, du singst oder du schwimmst oder was auch immer dir gut tut in diesem Moment und dich abhält, davon zu tief zu fallen.

Gefühle wirklich fühlen zu können, braucht ja auch immer einen Rahmen, dass wir genügend Zeit haben und ausreichend Energie vorhanden ist, damit du in diese Gefühle einfach reinfühlen kannst oder sie einfach da sein lassen kannst. Du brauchst dafür einen zeitlichen Rahmen, denn wenn dann alle naselang jemand reinkommt und was von dir will, während du gerade versuchst, deine Traurigkeit zu fühlen, ist es nicht zielführend, auf keinen Fall. Das heißt, es ist gut, wenn du dir Zeiten am Tag nimmst, wo du vielleicht für fünf Minuten, vielleicht für zehn Minuten dich hinsetzt und meditierst und / oder in Gefühle reinfühlst. Und wenn akut ein Gefühl hochkommt, dass du dich dann zurückziehst, das kann auch die Toilette sein, auf die du dich zurückziehst, weil das eben meistens der einzige Rückzugsort ist, den wir im Alltag haben und wo du dann einmal rausgehst und in das Gefühl hineinfühlst.

Ich weiß, wie das ist. Es ist oft so, dass wir das Gefühl haben, dass dieses Gefühl so viel Raum nimmt, dass es sich nicht lohnt, sich für fünf Minuten hinzusetzen. Aber du wirst merken, wenn du das machst, dass es sich doch lohnt, dass du gar nicht irgendwie einen Tag brauchst oder drei Stunden, um dieses Gefühl aufzulösen oder es schwächer werden zu lassen, sondern dass es schon reicht, wenn du ihm fünf Minuten deine Aufmerksamkeit schenkst. Denn Gefühle wollen ja gefühlt werden, sie sind aus einem bestimmten Grund da. Und wenn du sie einfach nur fühlst und dann dich wieder der Realität stellst und jedes Mal, wenn das Gefühl hochkommst, es wahrnimmst, ihm zunächst und sagst, aha, da bist du wieder, dann wird es einfacher mit diesem Gefühl umzugehen. Und das alles ist nichts, was du innerhalb einer Woche für dich herausgefunden hast und dann bist du gelassen, sondern das ist etwas Langfristiges, etwas, wo du vielleicht Jahre für brauchst.

Tom hatte in seiner Rezension im Tierbefreiungsarchiv zu meinem Reisebuch geschrieben, dass Aktivismus ein Marathon ist und genauso ist es tatsächlich. Es ist kein Sprint, es geht nicht darum, dass du jetzt ganz schnell diese drei Methoden machst und dann bist du tiefenentspannt, sondern es ist ein Marathon, bei dem du herausfindest, was zu dir passt. Und es ist so wichtig, dass du dich wichtig nimmst. Ich weiß, dass wir, die wir von Herzen vegan leben, meist dazu neigen, alles andere und alle anderen wichtig zu nehmen und uns nicht.

Aber, und hier kommt ein ganz großes Aber: Es ist so wichtig, dass wir uns selbst wichtig nehmen. Wir werden diesen Marathon nur überstehen, wenn wir uns wichtig nehmen. Und es heißt ja noch nicht mal, dass du aktiv werden musst für die Tiere, für den Veganismus, sondern es heißt, dass du dabei bleibst und vegan bleibst und dich entscheidest, bewusst vegan zu leben in dieser nicht veganen Welt. Dafür brauchst du alle Kraft und es ist so unendlich wichtig, dass du gut für dich sorgst. Ich habe lange gebraucht, um das zu akzeptieren und zu verstehen und ich wünsche dir, dass du nicht so lange brauchst wie ich. Ich weiß, es gibt einem viel für andere da zu sein, dieses Gefühl gebraucht zu werden, wichtig zu sein. Das wird viel dadurch ausgelöst, wenn wir für andere da sind und wenn sie uns loben und uns danken und uns gern haben, weil wir uns für sie aufopfern. Aber das geht eben nur bis zu einem gewissen Punkt gut. Und dann ist die ganze Energie aufgebraucht und wir werden krank oder wir verbittern. Wir verhalten uns so, wie wir gar nicht sein wollen.

So ist das bei mir passiert, dass ich gedacht habe, ich will überhaupt nicht so sein. Ich war immer am Limit, ich war schnell auf 180, ich wusste nicht, was soll ich tun, ich war harsch meinem Kind gegenüber, was damals noch ein Baby war. Und ich habe einfach gemerkt, es geht so nicht weiter, es geht nicht so weiter. Und damals habe ich mir Hilfe gesucht, weil bei mir halt noch einige andere Faktoren dazu kamen, so dass ich das nicht alleine geschafft habe.

Und ein Teil des Ganzen ist eben dieses Gut für sich Sorgen und das sind die Power-Ups und darum geht es, dass du gut für dich sorgst, dass du die Balance hältst. Es geht nicht darum gleichgültig zu sein oder dass dir alles egal ist, dass alles eine verschwommene Soma-Larifari-Masse ist. Es geht darum auszutarieren, dich selbst aufzufangen, wenn du merkst, dass sich da ein Loch auftut, dass du dir ein Sicherheitsnetz baust, dass du, wie auf dem Trapez, wenn du da so rüber balancierst, unter dir ein sicheres Netz weißt. Und weißt, wenn ich falle, werde ich aufgefangen. Ich falle, das kann sein, aber ich falle nicht unendlich tief. Und vielleicht federt das Netz ja auch und dann federst du wieder hoch. Also das könnte ja auch sein. Aber du weißt, du wirst aufgefangen und es ist so wichtig, dass du dieses Netz dir webst.

Und um das zu schaffen, musst du dir Zeit nehmen. Du brauchst Zeit in deinem Alltag, die du nur für dich nutzt. Und du musst dich wichtig nehmen. Ich weiß, müssen ist immer so eine Sache. Ich finde es aber so wichtig, dass ich es so auch meine: du musst. Sonst wird es ewig so weitergehen, dass du eben nicht gelassen vegan leben kannst. Es ist wichtig, dass du dich wichtig nimmst. Mit all deinen Bedürfnissen, die du hast und wenn du eher Bedürfnisse hast, die Richtung introvertiert gehen, dann ist es völlig in Ordnung. Das ist eben ganz individuell und das kannst nur du wissen. Es ist eine Erkundungsreise. Es ist, wie gesagt nichts, was du ad hoc rausfinden kannst.

Und es kann auch sein, dass sich das immer wieder ändert. Bei mir ist das so. Ich habe Phasen, in denen ich niemanden sehen will. Ich habe Phasen, in denen ich Menschen nicht so gerne mag, aber es geht. Und dann habe ich Phasen, in denen ich kein Problem damit habe, mitten unter Menschen zu sein, auf Messen zu sein, Vorträge zu halten, Führungen zu halten, was auch immer, mit vielen Menschen zusammen. Aber es kommt in Wellen. Ich kann das vorher auch nicht absehen, wann ich welche Phase haben werde, sondern es ist einfach immer unterschiedlich. Und es ist etwas, was ich immer leichter rausspüren kann, wann mir was gut tut, aber auch das war natürlich ein Prozess.

Und ich möchte dich einladen, dass du dich auf den Weg machst, dass du rausfindest, was dir gut tut und wie du dir ein Sicherheitsnetz bauen kannst und dass du dich wichtig nimmst, dass du gut auf dich achtest, dass du nicht nur die ganze Zeit für andere da bist, sondern auch für dich. Denn irgendwann wirst du diesen Punkt erreicht haben, an dem du zum einen unzufrieden bist mit dir selbst und zum anderen total ausgebrannt. Und es kann auch sein, dass dein Körper krank wird, weil du immer wieder übers Limit gehst. Und deswegen bitte ich dich inständig, sorg gut für dich. Jetzt in Corona-Zeiten natürlich noch mehr als vorher. Und jetzt wo es wieder auf die dunklere Jahreszeit zugeht, ist es noch wichtiger, dass du gut auf dich achtest.

Und dann danke ich dir fürs Zuhören und ich freue mich, wenn du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist.

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Hinweis zum Von Herzen Vegan Clan

Im November 2021 ist der Von Herzen Vegan Clan ein Teil meiner damals neuen Community, des Experimentariums geworden.

Das Experimentarium gibt es seit Dezember 2022 nicht mehr.

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