Folge 100 - Du veränderst die Welt

Ein Beitrag

Folge 100 - Du veränderst die Welt

In dieser Folge

  • sprechen wir über unsere Rolle in dieser Welt,
  • lese ich Dir ein Märchen vor und
  • erfährst Du, wie Du an der großen Verlosung mitmachen kannst.

Für die 100. Folge haben wir nicht nur ein gewichtiges Thema gewählt, sondern auch Sponsoren für eine Verlosung gewinnen können.

Wie Du an der Verlosung teilnehmen kannst, erfährst Du in der Podcastfolge.

Vollständiges Transkript

Stefanie Wie Carsten schon gesagt hat, ist das jetzt unsere ein hundertste Folge. Wenn man die Pilotfolge nicht mitrechnet.

Carsten 100 Folgen, was sagst du dazu? Was ist denn das für ein Gefühl?

Stefanie Seit unserer ersten Folge sind noch nicht ganz zwei Jahre vergangen. Das heißt, unser zwei jähriges Jubiläum folgt noch. Wir haben uns jetzt für die hundertste Folge aber dennoch entschieden, eine Verlosung auszuloben und haben fleißig Gegenstände gesammelt.

Carsten Ja, genau. Wir wollten was wirklich Gutes und was Sinnhaftes. Und ja, ihr dürft gespannt sein.

Stefanie Wir haben ja auch schon mal was verlauten lassen. Wir haben schon gespoilert.

Carsten Stimmt gar nicht. Wir haben nicht alles genannt.

Stefanie Genau, so zwei Überraschungen gibt es, glaube ich, noch. Aber wir haben ja schon mal was genannt, das heißt, wenn du jetzt hier - schon wieder - wenn du also jetzt regelmäßig - Carsten lacht schon wieder so gekünstelt.

Carsten Das siehst Du an dem Ausschlag oder wie?

Stefanie Künzelsau - zuhörst, dann weißt du also schon einen Teil von dem, was es gibt. Und wir werden dir auch im Laufe dieser Folge verraten, wie du an der Verlosung teilnehmen kannst. Wir werden jetzt vorab schon mal verraten, dass wir unter allen, die an der Verlosung teilnehmen, die Gegenstände, die es zu gewinnen gibt, bis zum 31. 12. 2017 auslosen werden, so dass du dann im Januar in den Genuss dieser Dinge kommen wirst, solltest du denn gewinnen.

Carsten Genau.

Stefanie Und diese Folge hat aber nicht nur Verlosung als Thema.

Carsten Wir haben auch ein Titelthema.

Stefanie Wir haben ein Titelthema. Carsten hat sich etwas Gewichtiges für diese Folge gewünscht.

Carsten Ich will gerade sagen, das Thema kam von dir, der Wunsch, was Wichtiges zu machen. Von mir?

Stefanie Ja, genau. Also Carsten wollte eigentlich nämlich den Wunsch einer Hörerin aufgreifen, wo es darum ging Veganes Utopia quasi. Also wie kann eine Welt aussehen, in der alle vegan leben? Und wie werden wir uns dahin entwickeln? Aber ich habe mich noch zu unsicher gefühlt und habe dagegen votiert und habe mich dann durchgesetzt.

Carsten Also dagegen votiert, heißt es aufgeschoben, nicht aufgehoben. Das machen wir später noch mal! Genau.

Stefanie Ich will mich da noch ein bisschen mehr darauf vorbereiten. Es gibt ja schon einige Filme dazu und Projekte und vielleicht können wir dazu auch noch ein Interview führen. Das heißt, es wird noch kommen, aber in dieser Folge nicht.

Carsten Genau. Stattdessen haben wir ein anderes tolles Thema. Und zwar.

Stefanie Weil es von mir kommt, muss es einfach toll sein.

Carsten Ich bin heute wieder am Schmeicheln.

Stefanie Es ist die hundertste Folge. Es muss so sein.

Carsten Ich kann mir selbst Glückwünsche ausstellen.

Stefanie Ich lass euch mal alleine.

Carsten Danke.

Stefanie Du bist allein.

Carsten Ach so, okay.

Stefanie So, hier haben wir wieder so einen flachen Witz gerissen. Also, in dieser Folge soll es darum gehen, dass wir jetzt dran sind.

Carsten Genau. Und zwar auch du.

Stefanie Genau. Du und du. Und du. Und du. Wir alle, Carsten.

Carsten Wir alle, die wir jetzt hier sitzen, zuhören, laufen. Keine Ahnung, wie wir uns gerade bewegen oder nicht bewegen. Wir als Gesellschaft sind jetzt dran. Und zwar zu handeln.

Stefanie Genau. Denn wir haben ja unseren Podcast gestartet mit diesem Motto „Weiter wie bisher geht es nicht.“ Und auf der Suche nach einem neuen Wohlstandsmodell und in diesen Monaten, die seitdem vergangen sind, also fast zwei Jahre, haben wir eigentlich ganz viel erkundet, ganz viel gelernt haben, ganz viel Input bekommen, viele tolle Menschen kennengelernt und vor allem gesehen, dass wir ja an einem Wendepunkt stehen, an dem wir auch schon vor 30 Jahren teilweise standen, an dem wir schon ganz oft gestanden haben.

Also jetzt nicht wir persönlich vor 30 Jahren, denn einige von uns waren vor 30 Jahren noch etwas jünger, andere nicht. Aber die Menschheit steht schon länger an einem Wendepunkt und mittlerweile sind wir so weit fortgeschritten - Du weißt es ja selber mit den ganzen Peaks, die es gibt. Wir sind so weit fortgeschritten, dass wir uns es nicht mehr leisten können, wegzugucken. Wir müssen jetzt handeln. Und das bedeutet nicht, dass wir perfekt sein müssen. Es bedeutet nicht, dass wir alles bedenken müssen, sondern es bedeutet einfach nur, dass wir vorwärts gehen, dass wir handeln, dass wir nicht nur theoretisieren, sondern dass wir wirklich etwas tun.

Dass es jetzt nicht erst seit unserer Generation so ist oder dass wir jetzt erst quasi jetzt, in diesem Jahrzehnt oder in diesen Jahren gemerkt haben, dass wir handeln sollten, habe ich jetzt noch mal in einem alten Kinderbuch von mir gesehen. Das heißt „Die Kinder in der Erde“ von Gudrun Pausewang und dieses Buch ist von 1988. Wer zählen kann, merkt: das ist fast 30 Jahre alt. Also, und dieses Buch hatte ich als Kinderbuch und ich möchte das gerne einmal vorlesen.

“Die Kinder in der Erde“ von Gudrun Pausewang und Annegret Fuchshuber:

“‘Oh’, sagte eines Tages die gute alte Erde zu den Menschen, ‚wie geht ihr mit mir um? Ihr vergiftet immer mehr von meinem Wasser, das ihr zum Leben braucht. Ihr verschmutzt immer mehr von meiner Luft, ohne die ihr nicht leben könnt. Ihr zerstört immer mehr von meinen Wäldern, die euch frische Luft geben und mit ihren Wurzeln das Wasser festhalten. Ihr tötet meine Tiere und überkrustet mich mit Beton und könnt nicht genug kriegen von den Schätzen aus meiner Tiefe. Von Erdöl und Eisen und Kohle und so vielem anderen. Und jetzt habt ihr in euren Atommeilern sogar noch schlummernde Kräfte geweckt, die so unbändig sind, dass ihr sie nie beherrschen könnt. Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen?‘

Sie musste lauter und lauter rufen, bis die Menschen sie endlich hörten. Lachend antworteten sie: ‚Wir wollen nicht so arm und unbequem leben wie unsere Eltern und Großeltern. Deshalb musst du dir das alles schon gefallen lassen. Erde. Vergiss nicht, dass wir deine Herren sind.‘ - ‚Meine Herren?‘ rief die Erde. ‚Da irrt ihr euch aber sehr. Ich bin nicht eure Dienerin, sondern eure Mutter. Ihr lebt aus mir. Denkt Ihr denn gar nicht an eure Kinder und Enkel?‘ Aber die Menschen nahmen sich keine Zeit mehr, der Erde zuzuhören. Nur ein Mann mit Brille sagte im Vorübergehen: ‚Keine Panik, Alte. Unsere Kinder werden damit schon fertig werden.‘

Da wurde die gute alte Erde sehr zornig und schrie: ‚Ihr verdient gar nicht, Kinder zu haben.‘ Und sie rief die Kinder der Menschen zusammen. Die Kinder waren noch nicht so in Hast wie die Großen. Sie hatten auch noch ein gutes Gehör für die Stimme der Erde. Sie kamen sofort und fragten: ‚Warum rufst du uns Erde?‘ - ‚Ich bin in Not‘, antwortete die Erde, ‚und ihr seid es auch. Schuld daran sind die Großen. Sie lassen euch nichts übrig von all den guten Gaben, die ich euch bieten wollte. Sie plündern mich aus und gehen mit mir so wüst um, als gehörte ich ihnen allein. Aber ich bin für euch alle da. Für die, die schon waren. Für die, die jetzt sind. Und für die, die noch sein werden.‘

Die Kinder erschraken. ‚Schaut‘, sagte die Erde traurig, ‚wie elend es mir geht. Schlimm haben mich die Großen zugerichtet. Ich kann das kaum noch ertragen. Wenn wir sie so weitermachen lassen, muss bald alles sterben, was auf mir lebendig ist. Und ich werde mit Trümmern und Asche bedeckt und menschenleer sein.‘ Da erschraken die Kinder noch mehr. ‚Geht zu den Großen und sprecht mit ihnen‘, sagte die gute alte Erde. Das taten die Kinder. Sie sagten zu den Großen: ‚Merkt ihr nicht, dass ihr so die Erde kaputt macht? Wir müssen sie schonen und pflegen, damit sie sich wieder erholen kann. Und mit ihren Vorräten müssen wir sparsamer umgehen, damit sie auch noch für die reichen, die später leben.‘

Nun nahmen sich die Großen mehr Zeit für eine Antwort, denn sie hatten ihre Kinder ja lieb. Ganz verwundert fragten sie: ‚Wollt ihr denn nicht in superschnellen Autos über die Straßen rasen? Wollt ihr nicht mehr nach Herzenslust einkaufen?‘ - ‚Rasen macht Spaß‘, antworteten die Kinder. ‚Einkaufen auch und Leckereien essen, bis man fast platzt. Und alles haben und von allem nur das Beste nehmen und das andere wegwerfen und sich's bequem machen. Das alles habt ihr uns ja vorgemacht. Aber der Spaß kann doch so nicht weitergehen, denn wir Menschen machen die Erde krank, wenn wir so leben. Was wird mit uns, wenn wir groß sind und die Erde ist tot? Wir haben Angst.‘

Da sagten die Großen ungeduldig: ‚Ihr seid noch zu klein, Ihr versteht doch nichts von all dem. Wir haben mehr Erfahrung. Wir wissen Bescheid, wie man es am schlauesten anfängt, dass es einem gut geht. Ist es zum Beispiel nicht großartig, dass wir jetzt die Atomkraft für uns arbeiten lassen? Sie ist perfekt, sauber, umweltschonend...‘ - ‚Und furchtbar gefährlich‘, unterbrachen sie die Kinder. ‚Sie kann alles töten, was lebt.‘ - ‚Wir haben sie sicher im Griff‘, sagten die Großen. ‚Uns passieren keine Fehler. Lasst uns nur machen. Wir machen es schon richtig.‘ - ‚Nein‘, sagten die Kinder, ‚So eine Zukunft wollen wir uns von euch nicht machen lassen. Vor allem nicht so eine, in der wir ständig Angst haben müssen.‘

Da wurden die Großen wütend und schrien die Kinder an: ‚Schluss jetzt, ab mit euch in eure Kinderzimmer und mischt euch nicht noch einmal in Sachen, die euch nichts angehen.‘ Aber die Kinder folgten den Großen nicht mehr. Sie gingen zur Erde und erzählten ihr, wie es ihnen ergangen war. ‚So‘ sagte die gute alte Erde, ‚Dann müssen wir sie auf andere Art zu Vernunft bringen.‘ Und sie beriet sich mit den Kindern. Nun geschah etwas ganz Seltsames. Die Erde öffnete ihren Leib. Es war ein Spalt im Berghang, so breit, dass die Kinder hineinschlüpfen konnten. Die Älteren führten die Jüngeren und trugen die ganz Kleinen. Sie wanderten durch einen engen Gang in eine große, dunkle Höhle. Aber die Kinder fürchteten sich nicht. Sie waren ja in der guten Mutter Erde. ‚Ihr seid müde‘, sagte die Erde, ‚Ruht euch aus. Hier ist es warm und still, und hier kann euch nichts geschehen. Wenn es Zeit wird, wieder hinauszugehen, werde ich euch wecken.‘

Die Kinder kuschelten sich aneinander und schliefen ein. Sie schliefen tief und hatten gute Träume. Oben auf der Erde aber herrschte Aufregung. Die Kinder waren verschwunden. Verzweifelt riefen die Großen durch Lautsprecher und spähten durch Fernrohre und suchten mit Hubschraubern und Spürhunden in alle Richtungen. Sie fanden Spuren. Sie führten zu dem Spalt im Berg. Aber der Spalt war jetzt zu. Da brach großer Jammer aus. Die Maschinen in den Fabriken standen still, die Supermärkte, Läden und Kaufhäuser wurden geschlossen. Busse und Züge blieben stehen, Flugzeuge stiegen nicht auf, es gab auch kein Fernsehprogramm mehr, und die Menschen weinten um ihre Kinder.

Auf einmal erinnerte sich der Mann mit der Brille an das, was die Erde zu ihnen gesagt hatte. ‚He, Alte‘, rief er, ‚weißt du zufällig, wo unsere Kinder sind?‘ - ‚Natürlich weiß ich das‘, antwortete die Erde. ‚Sag es uns!‘ schrien die Großen, ‚Ein bisschen fix.!‘ - ‚Ich verrate nichts‘, antwortete die gute alte Erde, ‚Und wenn ihr mir hochnäsig kommt, schon gar nicht. Aber damit ihr Bescheid wisst, Eure Kinder wollen so lange nicht heimkommen, bis ihr ihnen wieder Lust aufs Leben macht. Denn jetzt fürchten sie sich davor.‘ - ‚Lust auf's Leben?‘ fragten die Großen ratlos. ‚Haben wir ihnen nicht alles gekauft, was sie haben wollten? Haben wir sie nicht nach der neuesten Mode gekleidet? Haben wir nicht unsere Häuser vom Dachboden bis zum Keller für sie mollig durchgewärmt? Haben wir ihnen nicht tagtäglich Unterhaltung vor dem Fernseher geboten? Was gibt es denn da zu fürchten?‘

‘Wenn sie groß sein werden’, sagte die Erde, ‚Müssen sie teuer bezahlen, was ihr ihnen alles geboten habt. Denk doch nur mal, wie rücksichtslos ihr mit mir umgeht. Eure Kinder werden keinen Grund haben, euch dankbar zu sein.‘ Da zogen sich die Großen bestürzt in ihre Häuser zurück. Sie öffneten die Türen der leeren Kinderzimmer, starrten eine Weile hinein und schlossen die Türen wieder. ‚Wozu sollen wir noch arbeiten?‘ sagten sie niedergeschlagen. ‚Die Kinder sind ja nicht da. Wozu sollen wir überhaupt noch etwas tun? Ohne die Kinder hat alles keinen Sinn mehr.‘

Und die Erde drehte sich und drehte sich und wartete. Eine große Trauer breitete sich im Land aus. Drinnen, in den Häusern und draußen auf den Straßen wurde es ganz still. Alles erstarrte, es wurde dämmrig und kalt. Die Menschen verstummten und rührten sich nicht mehr. Nur die Erde drehte sich und drehte sich und wartete. Und sie begann sich zu erholen. Eines Morgens, nach einer langen, trostlosen Zeit, flüsterte eine Mutter: ‚Ich habe von meinem Kind geträumt. Es spielte auf einer Wiese. Es sah so glücklich aus.‘ Sie hob den Kopf. Als sie einen Blick durch das Fenster warf, entdeckte sie über dem fernen Hügel einen schmalen Lichtstreifen. Da begannen auch die anderen Menschen zu blinzeln. Sie öffneten die Fenster und beugten sich hinaus. Eine Frau sagte: ‚Es riecht nach frischer Erde.‘ Und ein Mann hob den Kopf und sagte: ‚Ich glaube, ich höre was zwitschern. Das muss eine Schwalbe sein, eine Rauchschwalbe.‘ - ‚Unmöglich‘, sagte seine Frau, ‚Rauchschwalben gibt es bei uns nicht mehr.‘ - ‚Ich schwöre, es ist eine‘, erwiderte der Mann. ‚Als ich ein Kind war, hatten wir noch welche im Kuhstall. Ich erinnere mich noch ganz genau an ihr Gezwitscher.‘

Aus den Nachbarfenstern winkte jemand herüber und zeigte auf die Straße. Dort hatte eine Löwenzahnstaude den Asphalt durchstoßen. Zögernd, mit steifen Schritten kamen nach und nach alle Menschen aus den Häusern und kauerten sich drumherum und staunten. ‚Ist es vielleicht das, was unsere Kinder meinten?‘ fragte ein Vater. Da flüsterte die gute alte Erde sanft zu den Kindern hinunter: ‚Kehrt jetzt heim! Eure Eltern sehnen sich sehr nach euch.‘ Die Kinder hörten ihre Stimme im Schlaf. Sie erwachten und zwängten sich eins nach dem anderen aus dem Bergspalt hinaus. Jedes lief heim zu seinen Eltern. Da gab es große Freude. Sie sprachen miteinander, die Großen und die Kinder. Manchmal nickten die Kinder, manchmal die Großen. Sie berieten sich, wie es nun weitergehen sollte.

Dann machten sie sich gemeinsam daran, wieder gut zu machen, was sie der Erde angetan hatten. Sie schlossen Fabriken, in denen sie Dinge hergestellt hatten, die sie gar nicht brauchten. Sie hörten auf, jeden freien Fleck zuzubauen und über die Straßen zu rasen. Sie ließen keinen giftigen Qualm mehr aus den Schornsteinen und leiteten keine giftigen Abwässer mehr in die Flüsse und Meere. Das alles war sehr schwierig und unbequem. Aber die gute alte Erde dehnte sich so, dass ihre Beton Kruste Risse bekam, und sagte: ‚Ah, ich kriege wieder Luft, macht weiter so!‘ Die Menschen, große und kleine, mühten sich ab. Sie mussten sich wirklich sehr plagen. Es gab vieles zu ändern. Mit den Schätzen der Erde gingen sie nun sehr sparsam um und sie warfen nichts mehr in ihre Mülltonnen, was sich noch verwenden ließ. Den Abfall, der zu gar nichts mehr nütze war, brachten sie so unter, dass er keinem Lebewesen schaden konnte.

Sie schalteten sogar ihre Atommeiler ab, auf die sie so stolz gewesen waren. ‚Hallo!‘ riefen Sonne, Wind und Wasser, ‚Macht euch doch den elektrischen Strom, den ihr braucht, aus unserer Kraft. Die ist nicht gefährlich. Nehmt, so viel ihr wollt.‘ - ‚Aber wie?‘ fragte der Mann mit der Brille. ‚Es wäre doch gelacht‘, rief die Sonne, ‚Wenn ihr das mit euren großen Gehirnen nicht heraus bekämt.‘ - ‚Stimmt‘, sagte der Mann mit der Brille und ließ nicht nach, scharf darüber nachzudenken. Und die Menschen bekamen es heraus. Sie pflanzten neue Wälder und schonten die Tiere und Pflanzen, auch wenn sie manchmal lästig wurden. Und die Erde lächelte zufrieden und wurde über und über grün. Und rund um sie herum summte, quakte und zwitscherte es wieder.

Man müsste tagelang berichten, wenn man aufzählen wollte, was die Menschen noch alles taten. Sie wurden ärmer dabei und hatten nur noch wenig Freizeit. Und oft wurden sie ungeduldig, ja zornig, weil alles so langsam ging. Darüber wurden die Großen alt und die Kinder wurden groß und bekamen wieder Kinder. Und nun ehrten sie allesamt die gute alte Erde und pflegten sie. Sogar der Mann mit der Brille, der jetzt ein Greis war, erkundigte sich immer wieder, ob sie sich wohl fühle. ‚Sieht man mir das nicht an?‘ fragte sie heiter und hüllte ihn in eine Wolke von Blütenstaub. ‚Danke für eure Mühe, ihr Menschen. Sie hat sich gelohnt.‘ Ja, jetzt war es wieder eine Lust, auf ihr zu leben.

Aber die Alten hatten noch eine Sorge: ‚Glaubt ihr, dass wir es wirklich schaffen, für immer anders zu leben, als wir es früher gewohnt waren? Meint ihr, dass wir es schaffen, uns nie wieder auf Kosten der guten alten Erde ein bequemes Leben zu machen? Denn seid doch ehrlich, wer hätte es nicht gern bequem?‘ - ‚Aber dann käme ja die Angst wieder‘, sagten die Jungen, die nun schon selber Kinder hatten, ‚Nur das nicht.‘“

Also ich mag dieses Märchen von Gudrun Pausewang sehr gerne und ich finde auch den Schluss sehr gut, weil es noch mal klarstellt: der Weg, den wir gehen, ist nicht einfach. Es ist wieder dieser Zwiespalt zwischen Bequemlichkeit und dem Komfort und dem, was wichtig ist, was Sinn macht. Also ich kann mich natürlich jetzt zurückziehen und sagen: Hey, das ist mir doch alles egal, ich mache das für mich und das ist bequem für mich. Aber dadurch werden alle Ressourcen verbraucht und die Erde wird auf absehbare Zeit nicht mehr weiter existieren können.

Carsten Ja, es geht ja nicht nur um die reinen Ressourcen. Es ist ja mittlerweile ein etwas größeres Thema geworden. Es geht ja um den Klimawandel. Es geht auch um das Leid, was Mensch und Tier zugefügt wird. Alles nur der eigenen Bequemlichkeit wegen und das muss man sich einfach bewusst machen, dass die eigene Bequemlichkeit nur deswegen existieren kann, weil ein so kaum beschreibbares Leid auf einer anderen Ebene oder auch an anderen Orten stattfinden muss. Das geht nicht anders. Ich kann dieses Leid nicht aus der Welt schaffen und gleichzeitig diese Bequemlichkeit aufrechterhalten. Und ich glaube, das ist ganz wichtig, dass das stärker ins Bewusstsein kommt.

Stefanie Wir können jetzt natürlich sagen: Ja, aber ich mag den Käse so gerne oder ich finde Avocados so lecker oder ich möchte nicht auf Tomaten im Winter verzichten, aber das ist ein Luxusproblem. Und was mich mit an diesem Buch so berührt hat, ist, dass ich das als Kind schon zu lesen bekommen habe. Oder es wurde mir vorgelesen, aber ich habe keine Lehren daraus gezogen und auch meine Eltern haben keine Lehren daraus gezogen. Das heißt, es ging einfach weiter wie bisher. Also ich habe viele solche Bücher gehabt und wir haben uns viel über die Umwelt unterhalten.

Und ich bin auch in einem Ort aufgewachsen, wo gegen Castortransporte demonstriert wurde und wo auch so eine Antiatombewegung war. Das heißt, es gab Atomkraft-Gegner·innen, aber das waren „Spinner“. Und es gab Widerstand, aber das war einfach nicht real. Also das waren irgendwelche komischen Typen.

Und ich finde, wir haben in den letzten 30 Jahren uns so entwickelt, dass wir gesagt haben, okay, wir wollen einfach die Bequemlichkeit und wir achten nicht auf das, was wirklich um uns herum passiert. Wir wollen diese Bequemlichkeit und das ist egal, dass es auf Kosten der Erde geht. Dieses Buch, dieses Märchen, das ist 30 Jahre alt und es ist genauso aktuell wie vor 30 Jahren, wenn nicht noch viel aktueller.

Carsten Ja, glaubst du denn, dass damals diese Bewegung oder diese Aktivitäten, die dort stattgefunden haben, dass sie deswegen nicht so gegriffen haben, weil es immer abgeschottete Gruppen waren, die für sich waren. Du hast gerade gesagt, die wurden als „Spinner“ angesehen. Das ist zwar eine Gruppe, es sind Aktivist·innen, aber im Großen und Ganzen ist es dann doch irgendwo eine Randgruppe, die auch ganz bewusst vom, ich sag jetzt mal, Mainstream als Randgruppe so dargestellt und wahrgenommen wird.

Stefanie Also ich denke schon. Das ist ja auch das Problem mit vegan, dass du als Veganer·in dann schnell in diese Ecke gedrängt wirst: Das sind so „Spinner“. Und ich glaube, diese extreme Wut, die uns ja auch persönlich entgegenschlägt, entsteht dadurch, dass es nicht nur „Spinner“ sind. Also das ist nicht mehr eine einheitliche Gruppe von irgendwelchen Ökos - im negativen besetzten Sinne - wie „Jute statt Plastik“

Carsten und Birkenstock

Stefanie Birkenstock. Genau. Was man sich als Klischee so vorgestellt hat, weil man Veganer·innen nicht mehr in diese Schublade pressen kann und die jetzt irgendwie alle Schichten durchdringen. Das ist ja gerade das Wichtige, das, was es damals nicht gab. Das waren die Hippies, die dann - also ich bin jetzt keine Alt-68erin, ich bin ja doch noch ein mini bisschen jünger - aber trotzdem waren das irgendwelche Freaks, die das gemacht haben. „Übrig gebliebene“, so in der Art, die dann da irgendwie weiter demonstriert haben. Oder Menschen, die einfach nur auf Krawall aus waren und jetzt so die, die sagen: Hey, ich lebe vegan jetzt in unserem Fall oder die, die sagen ja, ich verzichte auf Plastik, ich bin in dieser Zero Waste Bewegung aktiv, das sind alles ganz „normale“ Menschen, also die meisten und das macht den meisten Leuten Angst.

Carsten Ja, da kannst du diese Schublade nicht aufziehen und sagen: okay, du bist da jetzt drin, bist ein „Spinnerter“, sondern du bist eigentlich mein·e Nachbar·in und du warst doch bis gestern noch ganz normal, was ist denn mit dir passiert?

Stefanie Das merken wir ja auch jetzt. Wie gesagt, auf der Veggienale hatte ich das auch gemerkt, dass da ein ganz „normal“ aussehendes Paar zu mir gesagt hat, dass sie jetzt vegan leben aufgrund einer Dokumentation. Einfach also, dass vielen Menschen jetzt mittlerweile aufgrund der Medien die Augen geöffnet werden. Was mich aber gestört hat, als ich das Buch wieder gelesen habe - als ich es aus dem Karton genommen habe und gedacht habe okay, ich schaue mir jetzt die Bücher noch mal an - dass eigentlich ich das Wissen vor 30 Jahren schon hatte, oder sagen wir vor 25 Jahren oder so, also jedenfalls, ich hatte das Wissen schon und es wurde mir vermittelt, aber anscheinend nicht auf eine Art und Weise, dass ich es verinnerlicht habe und dass ich gesagt habe okay, wir müssen handeln. Wobei wir dazu ja sagen müssen, dass ich vor 30 Jahren noch ein sehr kleines Kind war und dann gar nicht in der Lage war zu handeln. Das heißt, wir brauchen Erwachsene, die für die Kinder handeln, in dem Sinne, als die Erwachsenen die Welt retten müssen. Es ist einfach so.

Carsten Ja, klar. Für mich ist aber auch das Internet ein ganz wichtiger Faktor. Das ist etwas, wo ich glaube, dass egal warum damals bestimmte Initiativen, Aktivitäten und Gruppen nicht so dieses durchdringende umsetzen konnten. Das lag aus meiner Wahrnehmung ganz klar daran, dass diese Kommunikationsmedien damals nicht zur Verfügung standen. Ja, ich war damals wirklich angewiesen, in einer Gruppe, die lokal, regional, wie auch immer, auf jeden Fall mit einer physischen Präsenz versehen war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so was über Brieffreundschaften aufrecht erhalten werden könnte. Das brauche ich heute nicht mehr.

Ich habe heute das Internet, ich kann mich virtuell vernetzen und es spielt gar keine Rolle, ob ich jetzt Personen habe, die direkt in der Umgebung wohnen oder hinter der Nachbartür, ja, oder ob ich jetzt quasi am Ende der Welt irgendjemanden habe, der genauso tickt wie ich. Dass spielt vom Räumlichen her gar keine Rolle mehr. Und das ist etwas, wo ich glaube, da haben wir heute wirklich ein Potenzial, was wir auch Gott sei Dank nutzen. Man merkt das ja, dass diese ganzen Bewegungen, die du gerade aufgezählt hattest Vegan, Zero Waste, Plastikfreier etc. dieses Bewusstsein, das wächst ja jetzt. Und das ist aufgrund dieser Kommunikationsmöglichkeiten so.

Stefanie Ja, wir haben jetzt einfach die besten Voraussetzungen. Damals, vor 30 Jahren hatten unsere Eltern diese Voraussetzungen noch nicht und haben sie vielleicht auch deswegen nicht genutzt. Ich weiß es nicht, der·die du uns jetzt zuhörst, Du gehörst dazu. Wir müssen jetzt handeln. Wir sind jetzt dran. Wir dürfen einfach nicht mehr weggucken. Egal ob du Kinder hast oder nicht, aber gerade wenn du Kinder hast, darfst du einfach nicht mehr weggucken. Also ich meine, welche Welt hinterlassen wir unseren Kindern? Das ist ja wirklich die Frage. Wir können jetzt auch sagen: okay, ja gut, dann ist das so...

Carsten … nach uns die Sintflut im wahrsten Sinne des Wortes wahrscheinlich dann ...

Stefanie Trotzdem werden wir, wenn wir jetzt nicht an irgendeiner Krankheit sterben oder einen Unfall erleiden, bestimmt noch so 50 Jahre leben. Und in den nächsten 50 Jahren wird einiges passieren und da kann schon alles kaputt gehen. Es kann auch schon in den nächsten 20 Jahren alles kaputt gehen. Es soll jetzt hier kein Horrorszenario sein. Wenn du schon länger zuhörst und dich auch für diese verschiedenen Themen interessierst, weißt du ja auch Bescheid. Es ist einfach so, wir sind jetzt dran. Wir müssen jetzt handeln. Wir können nicht warten, bis die Politik irgendwas macht. Wir können nicht warten, bis irgendjemand anders den ersten Schritt macht. Wir machen den ersten Schritt. Wir gehen jetzt los, wir handeln. Deswegen sind wir ja auch auf der Suche nach dem neuen Wohlstandsmodell. Und wir gehen einfach jetzt alle gemeinsam.

Es gibt ganz viele Menschen auf der Welt, die in verschiedenen Bereichen was ändern. Das habe ich jetzt gemerkt bei meinen Spaziergängen. Ich hatte ja für „Hamburg vegan erkunden“, die Spaziergänge zu dem Thema „sinnvolle Weihnachtsgeschenke“ und ich hatte für unsere beiden Enthusiasten und Unterstützer auf Steady ein Interview geführt zum Thema Fair Trade, dass es dann im Januar auch für alle anderen geben wird. Und ich fand es sehr interessant, weil die Vision dieser Weltläden einfach auch ist, einen gerechteren, faireren Handel überall in die Politik zu bringen. So ja, aber das Problem ist bei Fairtrade wenn du in den Weltladen gehst, ist es nicht unverpackt. Es ist auch nicht alles vegan und es ist auch nicht immer alles Bio.

So, wenn du dann in den Unverpacktladen gehst, ist es zwar unverpackt, aber es ist nicht unbedingt bio. Es ist nicht unbedingt Fairtrade und es ist auch nicht unbedingt vegan. So, und wenn du in den veganen Supermarkt gehst, dann ist es natürlich vegan. Es ist möglichst bio und auch fair, aber es ist nicht unverpackt und auch nicht palmölfrei. Also du hast immer irgendwelche Probleme. Du kannst nicht allen Idealen folgen, denen du gerne folgen würdest. Und das habe ich auch versucht, dann noch mal in dem Spaziergang abzubilden. Dann geht es ja auch noch darum: Du möchtest auch gerne regional, saisonal einkaufen. Und das alles irgendwie unter einen Hut zu bekommen, ist schwierig. Und wenn du sagst, okay, ich habe diese ganzen Ansprüche, dann musst du scheitern.

Carsten Aber das kann auch ein Ansporn sein. Ich meine, du kannst ja dadurch Nachfrage erzeugen.

Stefanie Ja, natürlich. Ich will damit nur sagen, dass dieser Wunsch nach Perfektion auch das größte Hindernis sein kann. Wenn wir versuchen wirklich alles hinzubekommen, dass wir dann einfach scheitern müssen und dann vielleicht demotiviert sind und nicht weitergehen. Ich will einfach dafür plädieren, dass wir möglichst viele Schritte machen.

Carsten Wir müssen auch die Wege erstmal richtig finden. Einige sind schon vorgegangen. Ja. UnverpacktLäden, Fairtradeläden oder Weltläden. Da sind Leute vor einiger Zeit oder vor längerer Zeit schon in eine bestimmte Richtung gelaufen und die hat sich als gut und auch gewinnbringend und auch zukunftsträchtig erwiesen. Aber noch längst nicht in jedem Thema ist wirklich schon der Weg so weit bereitet, dass man weiß okay, wie muss ich mich dort eigentlich in Zukunft verhalten? Also sehr viel muss noch experimentell herausgefunden werden.

Stefanie Und wir alle, wir haben die Macht als Konsument·innen. Deine Kaufentscheidung ist eine politische Handlung. Schon. Also wenn du dich entscheidest, nicht beim Discounter einzukaufen, sondern beim Biosupermarkt, ist das eine Entscheidung. Aber auch generell, wenn du sagst, okay, ich kaufe das nicht, weil da Palmöl drin ist, dann ist es auch eine politische Entscheidung. Und es ist definitiv auch eine Entscheidung für die Umwelt, für die Tiere, für alles. Eigentlich. Also du hast ganz viel Macht.

Es sagen ja viele, ich kann alleine nicht viel verändern, aber es ist wirklich so: Du hast ganz viel Macht, denn wir leben ja nun mal in dieser Konsumwirtschaft, dass wir sagen okay, die Nachfrage regiert. Also das heißt, wenn die Nachfrage nicht mehr da ist, wird es auch nicht mehr produziert. Klar musst du dich durch die ganze Werbung davon abgrenzen, das bei dir wieder irgendwelche Wünsche aufkommen und künstlich erzeugte Nachfrage erzeugt wird. Aber das ist auch eine Aufgabe, die wir haben, dass wir uns da unseren Schutzanzug anziehen und sagen gut, ich habe bestimmte Ideale, ich möchte das jetzt so leben.

Und das ist ja auch das, was in dem Märchen, das ja, wie gesagt vor 30 Jahren schon geschrieben wurde, noch mal genannt wird. Es ist nicht bequem und es ist vielleicht auch so, dass wir dann nicht mehr so reich sind wie vorher und dass wir verzichten müssen auf einige Sachen, aber dafür sind wir glücklicher. Das ist es ja gerade, dass wir keine Angst mehr haben müssen, sondern wir sind glücklicher und wir können viel zufriedener in Frieden, achtsam - das Modewort - aber zumindest in Frieden mit der ganzen Welt leben. Wir können die Globalisierung nicht mehr rückgängig machen und wir wollen die wahrscheinlich auch gar nicht mehr rückgängig machen. Und die Globalisierung hat natürlich auch viele Vorteile. Aber sie hat auch ganz viele Nachteile durch das, dass wir hier einfach an Raubbau verursachen können in anderen Teilen der Welt, die wir nicht sehen, dass wir Leid verursachen können.

Ich finde es einfach total wichtig, dass wir uns jetzt vor Augen führen. Wir können jetzt nicht mehr uns ausruhen auf dieser Bequemlichkeit, diesem ja, es ist so schön in unserer westlichen Welt und es ist ja egal, was in anderen Teilen der Welt passiert, hauptsache mir geht es gut. Wie lange noch?

Carsten Wobei ich persönlich glaube, dass wir hier in einer Wohlstandswelt die letzten sind, die das feststellen oder auch darunter leiden werden.

Stefanie Aber wir haben die Verantwortung. Uns geht es doch gut.

Carsten Genau.

Stefanie Wir haben die Freiheit etwas zu ändern.

Carsten Es ist ja auch auf unserem Mist gewachsen, dieses ganze Elend. Es ist ja jetzt nicht so, dass das irgendwie mal von jemanden erzeugt wird, dieses Elend oder dieser Raubbau, sondern das sind wir mit unseren Kaufentscheidungen, mit unserer Bequemlichkeit.

Stefanie Genau. Und wir haben uns das jetzt bewusst gemacht und wir haben die Freiheit zu handeln. Wir müssen unsere Freiheit nutzen und wir können unsere Freiheit nutzen, indem wir jetzt handeln.

Carsten Das ist quasi unsere Verantwortung. Ich sehe das als unsere Verantwortung und auch wenn uns das so klar ist oder wir das jetzt auch so klar artikulieren können, diesen ganzen Gesamtkomplex: Ich persönlich muss im Alltag immer wieder feststellen, dass es zahllose Menschen gibt, die davon überhaupt noch nicht wahrgenommen haben. Denn alleine stell dich auf die Weihnachtsmärkten oder in irgendein Einkaufszentrum und du wirst feststellen, dass ein Großteil der Menschen von all diesen Themen, die wir hier jetzt gerade in dieser Folge angesprochen haben oder auch generell in unserem Podcast schon diskutiert haben, davon noch überhaupt gar nicht wirklich was mitbekommen haben, vielleicht ansatzweise und dann ein bisschen was verdrängt.

Aber das große Ganze ist in der breiten Bevölkerung noch nicht wirklich so präsent. Das täuscht. Also ich glaube, da sind wir jetzt auch - wir Veganer·innen und auch wir beide, Stefanie und ich - in so einer Art Filterblase, weil für uns wiederholen sich viele Aspekte immer wieder und ich persönlich komme da auch immer schon wieder an so einen Sättigungspunkt. Aber dann, wenn ich den erreiche, muss ich mir mal sagen: das ist jetzt nur mein persönliches Befinden. Mein·e Nachbar·in hier im gleichen Stockwerk, der·die hat von dieser ganzen Thematik noch gar nichts gehört. Für den·die ist das wahrscheinlich komplett neu und vielleicht auch total überfordernd.

Stefanie Und für mich ist es dann immer mein Lieblingsbeispiel, die Matrix, also dass wir einfach aus der Matrix, aus dem System ausgestiegen sind. Vielleicht noch nicht komplett, wir sind nicht allwissend - und was mich jetzt wieder daran erinnert, dass uns das ja ab und zu vorgeworfen wird, dass wir ja noch nicht den Aspekt berücksichtigt haben und auch den Aspekt vielleicht noch nicht - also wir sind nicht perfekt und wir sind einfach Menschen. Kein Mensch ist perfekt, niemand kann das sein. Wir sind einfach Menschen. Und seit ich vegan lebe, habe ich wirklich dieses Gefühl, dass der Film „Matrix“ - ich weiß, der ist von 1999, das ist schon ein bisschen länger her. Und je nachdem, wie alt du bist, warst du damals vielleicht noch nicht alt genug, um ihn anzusehen. Aber solltest du diesen Film noch nicht gesehen haben, schau ihn dir unbedingt an! - für mich eine super Erklärung für die Art und Weise ist, wie wir leben.

Also alle anderen, die noch nicht ausgestiegen sind aus dem System, leben noch in dieser Matrix und deswegen sehen die ja auch das alles nicht. Und für mich sind die einfach in dieser Konsumwelt noch drin. Sie leben das, was ihnen vorgegaukelt wird. Sie leben in dieser „Kultur des Alles immer“, was Harald Welzer sagt. Sie leben in diesem Kreislauf von kaufen, arbeiten, kaufen, arbeiten, kaufen, arbeiten. Angekurbelt von der Werbung, die immer wieder neue Wünsche generiert, Immer wieder. Du musst das neueste Smartphone haben, du musst die neuesten Kleider haben, Du musst möglichst in jeder Saison irgendwie andere Modelle tragen. Du musst das neueste Auto haben, du musst, was weiß ich was alles haben.

Und aus diesem System sind wir bewusst ausgestiegen und deswegen sind wir jetzt draußen und werden von denen drinnen nicht mehr verstanden teilweise und müssen auch schauen, wie wir damit klarkommen. Aber wir sind nicht nur Carsten und ich, sondern wir sind ja viele. Du, die·der du hier zuhörst, wirst auch dazugehören. Ja, und wir bilden quasi jetzt so eine Subcommunity, quasi. Und vielleicht sind wir noch nicht viele, aber ich bin wirklich ganz froh, dass wir in einer Blase leben. Ich lebe ganz gerne in dieser Blase, weil ich einfach auch gar nicht immer mit diesen blöden Sprüchen konfrontiert werden will.

Carsten Aber ich sehe uns auch als Ideengeber·innen, als Impulsgeber·innen. Wir werden ja wahrgenommen, wir werden vielleicht auch schräg angeguckt. Ja, und wir werden vielleicht auch so ein bisschen vielleicht abschätzend oder so manchmal behandelt. Aber wir werden wahrgenommen. Und darum geht es. Und je mehr Leute nicht mehr ganz so ticken wie der Mainstream, sondern sich ganz bewusst davon sondieren und sagen: Nee, ich positioniere mich aufgrund meines neuen Wertesystems ganz klar auf einer anderen Position, desto häufiger wird diese neue Position oder dieses Ausscheren wahrgenommen. Und dann fängt ja auch ein Umdenken an, gerade bei den Leuten im engsten sozialen Umfeld. Die sind ja dafür offener.

Stefanie Ja, das ist auch etwas, was ich mit „Hamburg vegan erkunden“ sehr oft erlebt habe, dass ich einfach während der Touren und danach das Feedback bekommen habe, dass es inspirierend ist, jemanden zu erleben, der bzw. in meinem Fall die das selbst lebt. Also das alleine, nur das Vorleben und dass ich das lebe, dass ich vegan lebe, dass ich diese ganzen Umstellungen gemacht habe, dass ich alternative Lebenskonzepte ausprobiere, dass ich da Tipps geben kann und dass ich einfach forsche in der Richtung, dass das inspirierend ist. Und das kannst du auch. Du kannst es auch, liebe·r Hörer·in, Du kannst genauso das vorleben. Du musst nicht aktiv werden im Sinne von Tierrechtsaktivismus. Du musst nicht so, wie ich es ab und zu mache, dich an einen Stand der Albert Schweitzer Stiftung stellen. Das ist kein Muss.

Du musst nicht bei PETA2 aktiv werden oder bei irgendeiner anderen Tierrechtsorganisation, sondern einfach nur dadurch, dass du dein Leben lebst und zeigst, dass es funktioniert, bist du ein inspirierendes Vorbild und durch deine Entscheidung einfach. Am Anfang hatte ich ja meine Webseite du-veränderst-die-welt.de genannt. Das habe ich jetzt umgemodelt. Aber die Botschaft, die ist immer noch da. Du veränderst die Welt mit jedem Schritt, Du kannst sie unbewusst verändern. Einfach, dass du wieder das Plastikbesteck nimmst oder den Coffee to go Becher. Oder keine Ahnung. Du kannst sie aber auch bewusst verändern, indem du vorsorgst oder einfach deinen Weg gehst, auch wenn er vielleicht nicht bequemer ist. Aber er ist viel befriedigender und er macht dich glücklich und es ist einfach ein viel schöneres Gefühl.

Carsten Genau so, ich finde, das ist ein ganz toller Appell.

Stefanie Carsten möchte jetzt endlich, endlich zur Verlosung überleiten, ehe ich mich hier völlig in Rage rede.

Carsten Die Überleitung hast du gegeben. Wir sind bei der Verlosung.

ANMERKUNGAb hier folgt jetzt nur noch die Verlosung, welche im Dezember 2017 stattgefunden hat.

Zurück

Hinweis zum Von Herzen Vegan Clan

Im November 2021 ist der Von Herzen Vegan Clan ein Teil meiner damals neuen Community, des Experimentariums geworden.

Das Experimentarium gibt es seit Dezember 2022 nicht mehr.

Ich bin gerade dabei eine neue Online-Community aufzubauen. Wenn Du interessiert bist, schau doch mal vorbei:

>> Hier gehts zur neuen Community

Mehr als Vegan Podcast

Du möchtest etwas zurückgeben?

Der Mehr als Vegan Podcast soll barrierefreier werden und dafür brauchen wir Deine Unterstützung.

Wir suchen ständig Menschen, die bereit sind Transkripte der Podcastfolgen Korrektur zu lesen.

Die Hälfte der Podcastfolgen sind schon geschafft, für die andere Hälfte brauchen wir Dich!

Schreib uns gern, wenn Du Dich angesprochen fühlst.