Achtsamkeit im Ehrenamt

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Folge 113 - Achtsamkeit im Ehrenamt mit Alexandra Rosit-Hering

In dieser Folge

  • spreche ich mit Alexandra Rosit-Hering über das Thema Achtsamkeit im Ehrenamt,
  • gibt Alexandra Tipps, wie Du weiterhin als Veganer*in aktiv sein kannst, aber nicht ausbrennst und
  • erklärt Alexandra woran Du erkennen kannst, ob Du einem Burnout schon sehr nahe bist.

Alexandra hat eine wunderbare Stimme, die Dich beim bloßen Zuhören gleich entspannt und ich freue mich sehr, dass ich sie für dieses Gespräch gewinnen konnte. 

Als aktive*r Veganer*in hast Du es nicht immer leicht und es gibt viele von uns, die sich zwischen Vollzeitjob und Ehrenamt zerreiben.

Alexandra gibt Dir viele alltagstaugliche Tipps, die Du gleich umsetzen kannst und macht sogar eine kleine Übung mit Dir - hör doch gleich mal rein...

Links zur Folge

Hier findest Du Alexandra Rosit-Hering
www.neuaufgestellt.de

Vollständiges Transkript

Stefanie Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Einfach Vegan Podcasts. Diesmal nur mit Stefanie und ohne Carsten, dafür aber mit einem Gast. Ich habe Alexandra eingeladen zum Thema Achtsamkeit im Ehrenamt. Und dann würde ich dich, Alexandra, einmal bitten, dich kurz vorzustellen: Wer bist du denn und was machst du so?

Alexandra Ja danke liebe Stefanie, für deine Einladung. Ich bin Alexandra Rosit-Hering von www.Neuaufgestellt.de Und bei mir geht es darum, sich im Leben neu aufzustellen, also aus alten Mustern auszusteigen, gewisse, ja Gedankenmuster und auch Verhaltensmuster zu verändern, neues Bewusstsein zu entwickeln. Dazu gehört die Achtsamkeit auch und einfach ein erfülltes und glückliches Leben in Balance führen zu können. Das ist so mein Schwerpunkt.

Stefanie Super! Und wir wollten ja jetzt heute über Achtsamkeit im Ehrenamt sprechen. Das habe ich deswegen gedacht, weil du auch Workshops zu dem Thema gibst. Und was ist denn da so die häufigste gestellte Frage, die du da bekommst, wenn du solche Workshops gibst?

Alexandra Also die Fragen sind gar nicht mal so, dass die wirklich fragen, sondern es ist eher so, dass den Teilnehmenden teilweise gar nicht bewusst ist, dass sie vielleicht schon am Ausbrennen sind. Wenn ich eingeladen werde, ist es zum Glück noch nicht zu spät. Also da geht es tatsächlich dann darum wie schaffe ich es achtsam im Ehrenamt zu sein. Dann kriegen die Tipps von mir und Entspannungstechniken. Wenn ich mit denen dann aber rede, mit den Leuten aus dem Ehrenamt, kommt ganz oft die Verwunderung und so dieses Ach, es war mir jetzt gar nicht bewusst, dass ich schon so nah dran bin oder auch so kurz vorm Burnout teilweise bin.

Stefanie Und wie kann ich mich denn jetzt eigentlich davor schützen? Viele Veganer·innen, die jetzt als Aktivist·innen so in der Tierrechtsszene unterwegs sind, haben einen Vollzeitjob und setzen sich dann nebenher da noch ein und sind am Wochenende unterwegs. An den Ständen helfen sie mit und werden ja auch viel konfrontiert mit dem Leiden. Und das wird ja wahrscheinlich bei jedem Ehrenamt so sein, dass man da immer aus sich rausgeht. Wie kann ich denn da auf mich achten? Hast du da Tipps?

Alexandra Genau. Also zum einen ist es ganz klar, ich muss mir, wenn ich in ein Ehrenamt gehe oder ein Ehrenamt ausüben möchte, erst mal wirklich innerlich so die Frage stellen: Warum möchte ich das eigentlich? Ist es wirklich, weil ich etwas Gutes tun möchte oder - und das ist leider ganz oft der Fall -erwarte ich etwas dafür? Da steckt eine versteckte Erwartungshaltung sozusagen dahinter. Das heißt, ich gebe und gebe und gebe und gebe, aber dafür will ich auch was. Das sagt keiner öffentlich. Aber es ist so unterbewusst spürbar. Das heißt im Nachhinein, es geht eigentlich so um: Ich wünsche mir eine Anerkennung durch das, was ich tue. Wenn jemand, so wie du es genannt hast, einen Vollzeitjob hat, vielleicht noch Familie und gibt dann im Ehrenamt noch alles, dann ist wirklich die Frage: hier stimmt was nicht. Und dafür braucht es einen ganz klaren Rahmen. Also ich brauche einfach eine klare Rahmen Bedingung, die jetzt einfach sagt ja, ich möchte mich ab sofort engagieren bei was auch immer. Und du hast völlig recht, es ist teilweise sehr zermürbend. Kannst dir vorstellen, auch in der Hospizarbeit mit Sterbebegleitung usw. Also das ist schon sehr dramatisch oder auch mit Flüchtlingen und bei euch natürlich auch. Aber dieses wie viel kann ich überhaupt - also ganz realistisch und bewusst auch zu gucken - wie viel Zeit kann ich tatsächlich in meinem Alltag dafür investieren?

Stefanie Und hast du da auch Übungen? Vielleicht wenn ich jetzt einmal gucke, wie viel Zeit kann ich investieren, aber vielleicht auch, dass ich mich erden kann, also dass ich da gefestigt rein gehe? Die Beispiele, die du genannt hast, passen ja auch sehr gut dazu. Es sind Bereiche, in denen ich nicht alleine als Einzelperson eine Lösung herbeiführen kann. Ich kann ja nicht die ganze Welt retten. Diese Herausforderung, vor der ich selbst dann als Einzelperson stehe: ich will aber was machen und wie kann ich da bei mir bleiben?

Alexandra Also du hast schon mal einen Punkt gesagt, der sehr wichtig ist. Zu sehen, dass ich nicht die ganze Welt retten kann. Das heißt, ich muss einen Perspektivwechsel vornehmen. Einen Perspektivwechsel vornehmen, bewusst, kann man einfach mal, indem man mal einen Schritt bewusst aus sich heraus geht. Das heißt, ich gehe einfach mal einen Schritt nach hinten oder mal nach rechts, nach links oder nach vorne. Das heißt, ich gehe bewusst dann aus dieser Situation heraus.

Also stell dir vor, du hast jetzt gerade ein schwieriges Gespräch gehabt mit dem einen oder anderen. Ihr habt diskutiert, ihr habt euch die Köpfe heiß geredet und du bist noch in diesem Gefühl drin und du denkst dir: Oh, das gibt es doch gar nicht. Also dann einfach so bewusst aus dieser Situation heraustreten. Also einfach mal bewusst diesen Schritt zurück und atmen. Also immer wieder atmen. Der Atem, der bindet uns an nach unten geerdet zu sein, aber gleichzeitig nach oben wieder was Frisches rein zu lassen.

Stefanie Ich glaube, dass es vielen auch so geht, dass sie irgendwie das Gefühl haben, dass es nicht okay ist, was für sich zu tun, weil es einem selbst ja eigentlich gut geht und den anderen geht es viel schlechter. Ich glaube, dass es so ein mutiger Schritt schon fast ist, wenn man dann sagt okay, jetzt mache ich tatsächlich mal was für mich. Das Atmen wäre jetzt so ein erster Schritt und würdest du irgendwelche Sachen empfehlen, wie Yoga oder irgendwas in der Richtung, was ich in meinen Alltag etablieren sollte?

Alexandra Also die Frage ist ja immer, wie viel Zeit habe ich einfach in meinem Alltag? Mir geht es so, ich kann nur mit Tipps was anfangen, die bei mir einfach reinpassen in mein Zeitkontingent und ich gehe also bewusst jeden Tag 30 Minuten an der frischen Natur spazieren. Egal, es gibt ja kein schlechtes Wetter. Das kennt ihr in Hamburg ja, es gibt nur schlechte Kleidung. Also diese halbe Stunde bewusst rauszugehen, aber nicht jetzt irgendwie in der Stadt, sondern einfach versuchen in der Natur. Erstens mal ist die Erdung nochmal da, durch die Verwurzelung, unten am Boden. Gleichzeitig sich auch zu öffnen, also diese halbe Stunde tatsächlich bewusst zu nutzen, um nicht erreichbar zu sein, das Handy auszustellen und sich einfach nur mal auf das zu konzentrieren, was im Jetzt ist, in diesem Moment, wo ich spazieren gehe. Wie fühlt sich der Fußboden unter mir an? Ist er weich? Ist er steinig? Ist er hölzern? Wie sieht der Baum aus? Also wirklich, diesen Blick auch mal wieder aufzumachen.

Wir haben ja oft diese Scheuklappen. Wir sind gestresst im Zeitmodus, es dreht sich alles. Es ist im Wandel, es muss schnell gehen. Aber mir diese halbe Stunde einfach zu nehmen und das Handy auszuschalten oder wenigstens auf stumm zu stellen, das hilft definitiv, um bewusst wieder sich zu erden und auch zu gucken: was ist denn überhaupt wichtig? Ganz oft ist es ja, wenn wir uns bewegen, die rechte mit der linken Gehirnhälfte einfach miteinander verbinden, verändert sich das Problem einfach. Also ich nehme mein Problem zum Beispiel mit in die Hand und gehe los. Dadurch verändert sich meine Ansicht darüber. Das ist auch wieder wie ein Perspektivwechsel, wie die Übung einfach raus aus der Situation und anders draufschauen.

Und diese Übung, wie ich sie gesagt habe, mit 30 Minuten am Tag Bewegung plus frische Luft ist einfach genial. Also durch dieses bewusste Spazierengehen ist es einfach so, dass du auch noch mal deine ganzen Sinne neu aktivierst. Unsere Sinne sind ja auch durch dieses, ich nenne es immer „Zuviel-itis“. Also wir werden ja den ganzen Tag irgendwie zugedröhnt und sind sehr weit von uns weg und durch diese Sinneswahrnehmung kommen wir wieder ganz bewusst zu uns zurück und das hilft einfach um wieder zu gucken, dass es mir gut geht.

Und ich darf noch mal kurz auch einlenken, dieses was du gesagt hast. Anderen helfen, das ist ja eher klar, aber sich selbst? Ich nehm mal ein ganz kleines Beispiel. Wir haben jetzt einen Krug voll mit Wasser und da ist unser Alltag drin, da ist unser Job drin, das ist die Familie drin, unsere eigenen Bedürfnisse und unser Ehrenamt. So, und jetzt? Der Krug ist voll und jetzt geb ich, ich gebe und ich gebe und ich gebe. Und wenn ich ständig gebe, was passiert dann? Logischerweise, genau. Wenn ich ausschalte, ist der Krug irgendwann leer. Wenn ich jetzt nachfülle mit Achtsamkeitsübungen, mit Entspannungsübungen, mit bewusst auch im Alltag zu sein, dann kann ich versuchen, diesen Krug in der Balance zu halten oder immer so schön gefüllt zu haben. Wenn ich aber nur gebe, dann ist irgendwann ist nichts mehr drin und dann geht's mir nicht gut. Und wenn es mir nicht gut geht, kann ich ja auch anderen nicht mehr helfen. Also das muss mir immer wieder auch bewusst sein. Wenn ich nicht in einem guten Zustand bin, bin ich anderen keine gute Hilfe.

Stefanie Das stimmt. Was sind denn so die Symptome, dass mein Krug eigentlich schon leer ist oder vielleicht auf dem Weg dahin ist, leer zu werden?

Alexandra Das passiert dann in diesen anderen Teilbereichen. Also Familie, Alltag, wie auch immer, man kriegt so eine leicht aggressive Stimmung, man ist mit sich selbst unzufrieden. Manche haben auch oft dann schon körperliche Symptome, Kopfschmerzen, Schulterschmerzen, Schlafstörungen. So was kann auch sein. Du hast das Gefühl der Tag hat nicht genug Stunden. Und du kannst nicht einfach mal ruhig sitzen und genießen. Also auch das ist ein Zeichen einfach dafür. Du bist ständig unter Strom und du musst und du musst. Also da ist so ein innerlicher Druck. Manche merken es, die ein gutes Feeling haben zu ihrem Körper. Manche merken es aber erst, wenn es zu spät ist und deswegen ist es wirklich wichtig, diese Sinne wieder zu trainieren, damit ich es merke und auch auf mein Bauchgefühl höre.

Also mein Bauchgefühl. Diese innere Stimme, die da jede·r in sich hat, die sagt eigentlich immer wieder: Hm, guck mal, das geht net so gut, also schau mal ein bisschen besser auf dich. Also sie gibt immer Zeichen und je nachdem wie gut wir miteinander verbunden sind, also ich und meine Intuition und das was im Außen ist, trau ich dem und gebe einfach mal Ruhe und schalte mal ein Gang zurück oder ich gehe über mich hinweg und mach dann immer weiter und irgendwann brenn ich tatsächlich aus. Und das haben wir im Ehrenamt ganz oft. Gerade wo ich letztens wieder, war bei den Frauen, Du merkst sie opfern sich einfach auf. Es ist echt wie ein Aufopfern, so kann man es sehen.

Stefanie Und du hast gesagt, dass du dann auch Entspannungsübungen machst. Ist das so was, was man dann selber später auch noch mal zu Hause machen kann oder sind das Übungen, wo du dann etwas sprichst? Also so meditative Übung, also dass du in der Meditation auch sprichst?

Alexandra In den Workshops ist es ja eher so, dass wir nur ein gewisses Zeitkontingent haben, das heißt, die Teilnehmenden kriegen natürlich eine Einführung. Ich mache ganz oft mit denen Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen. Das ist ein anerkanntes Entspannungsverfahren, wo du einfach aktiv selber an- und entspannen kannst. Das lässt sich dann auch einfach so ein bisschen in den Alltag integrieren. Ziemlich gut sogar. Wir machen dann das einmal und dann gucken die Teilnehmenden überhaupt erst mal: so ein Zugang tut mir das gut, wär das was für mich und dann können die Teilnehmenden sich weiter damit beschäftigen.

Manche kaufen dann auch gleich eine CD bei mir, weil ich früher das auch in Reha Kliniken gemacht habe und immer ganze Gruppen damit geführt habe. Also es ist eine aktive Entspannungsmethode, die einfach jedem·r helfen kann Stress abzubauen, Spannungen abzubauen in dem Moment, wo du die Muskeln anspannst. Wir machen aber auch Entspannungsreisen. Das sind dann einfach angeleitete Reisen, wo ich dich an schönen Ort führe und wo du einfach mal locker lassen kannst. Es gibt ja verschiedene Wege oder auch autogenes Training. Aber das muss man einfach lernen zu integrieren, in den Alltag, wie das Zähneputzen, sage ich immer Das muss nicht viel sein, aber die Regelmäßigkeit ist wichtig. Rituale sind einfach gut. So eine Beständigkeit reinzukriegen und dass sich so ein neues Bewusstsein entwickeln darf.

Stefanie Kannst du so so eine kleine Übung mit dieser Muskelentspannung mit uns hier gerade mal machen oder geht das so jetzt nicht?

Alexandra Ja okay, dann mach ich das mal mit dir und alle anderen hören zu. Okay? Genau. Also ich mache jetzt mal diese Übungen, wo wir alle Muskelpartien anspannen. Du spürst jetzt erst mal kurz so in dich rein, wie du dich gerade anfühlst. Und dann spannst du mal alle Muskeln an, die du gerade so anspannen kannst. Also jetzt spann einfach mal all das, was du jetzt gerade so anspannen kannst, an, das heißt du ballst die Hände zur Faust, du ziehst die Unterarme zu den Oberarmen, du kannst vielleicht die Zähne aufeinander beißen, die Stirn runzeln, die Pobacken fest zusammenkneifen, die Füße, Fersen auf den Boden, die Füße nach oben. Also all das mal anspannen und für einen Moment halten. Und die Spannung noch ein bisschen halten und dann loslassen.

Und dann einfach mal reinfühlen: Wie fühlt sich denn jetzt mein Körper an? Bei der Progressiven Muskelentspannung fangen wir erstmal mit dem rechten Arm an, dann mit dem linken und so gehen wir immer weiter. Das ist jetzt einfach nur meine Übung, um überhaupt mal zu sehen. Und ich denke, du wirst einen Unterschied merken zu dem, wie du vorher jetzt gesessen hast und wie du jetzt sitzt. Vielleicht spürst du ein bisschen Wärme oder vielleicht ein bisschen Kribbeln auch in deinem Körper. Das ist unterschiedlich, aber das ist tatsächlich die effektivste Methode, wo ich immer sage: Das könnt ihr immer machen, wenn euch jemand ärgert, spannt all eure Muskeln an, stellt euch den für einen Moment vor und haltet ungefähr sieben Sekunden, acht Sekunden die Anspannung. Und mit dem Ausatmen loslassen.

Und das bringt unendlich viel ohne dass du groß erst noch ein Meditationskissen brauchst oder irgendwas. Ich bin für ohne viel Schnickschnack. Es muss in den Alltag integriert werden. Ich hatte mal eine Kundin, die hat zu mir gesagt: Ja, da gibt es jemand im Büro, der regt mich total auf. Wir haben Großraumbüro, wo soll ich das machen? Dann habe ich zu ihr gesagt: Dann geh auf die Toilette. Also weißt du, diese Übung kannst du tatsächlich überall machen. Es gibt keine Ausrede, die nicht machen zu wollen. Und wenn du die regelmäßig integrierst, merkst du nach einer gewissen Zeit einfach einen Unterschied. Und das ist genial. Das ist einfach genial.

Stefanie Ich glaube, das kann man auch ganz gut machen, wenn man am Stand steht und nach so einem Gespräch vielleicht, was einen aufgeregt hat oder wo man nicht weitergekommen ist, dass man sich dann einmal kurz ein bisschen zurückzieht, dann diese Übung macht und danach vielleicht dann entspannter auf den·die nächsten zugehen kann. Und da funktioniert es auch ganz gut.

Alexandra Definitiv. Genau. Also erstens mal hast du völlig recht, weil das ist einfach so, wenn du aus einem Gespräch rausgehst, was nicht gut verlaufen ist und du gehst ins nächste rein, dann nimmst du den Schwall mit. Manchmal hilft es auch, sich einfach nur mal zu schütteln. Einfach nur mal abschütteln. Also das ist ja jetzt nichts Spektakuläres, aber das hilft. Also ich schüttel es mir einfach mal weg und dann mal wieder mit den Füßen auch richtig aufzustampfen und wirklich wieder bewusst den Boden einfach zu spüren.

Du hast ja mit der Person geredet, dann hast du eine Position eingenommen und du wechselst die Position. Geh aus der Position raus, schüttel dich und geh auf eine andere Seite. Damit hast du komplett eine andere Möglichkeit, einen anderen Einstieg in das Gespräch neu reinzugehen.

Ich hatte da letztens auch eine Frau, die gesagt hat: „Ja und dann die ist total nett, aber das ist so schwierig mit der und immer wenn ich dann da bin, dann hinterher geht es mir gar nicht gut.“ Und dann sage ich so zu ihr: „Ja, wie läuft denn das ab? Wenn Sie dann aus diesem Gespräch da mit der Betreuten rausgehen?“, „Ja dann geh ich und setz mich in mein Auto und dann mache ich zu Hause weiter.“ Und dann sage ich zu ihr: „Und haben Sie denn ein Ritual, dass Sie das beenden bei der Frau?“ - „Naja gut, ich sag der Frau Tschüss.“ Dann sage ich so zu ihr: „Es kann ja sein, dass es nicht reicht.“ Hm, macht sie so. Dann habe ich gesagt: „Wie wär denn das, wenn Sie bewusst, wenn Sie diese Haustür wieder zugemacht haben von der Frau, sich dann einfach mal schütteln und einfach das, was da gewesen ist, auch dalassen und durchatmen und ins Auto gehen. Und dann auf dem Weg nach Hause kann das nämlich dableiben, oder?“

Also es ist ja schon dagewesen, aber manchmal kommen ja noch so ein paar Fetzen. Und durch diese Fahrt hast du dann einfach noch mal die Möglichkeit, dass wenn da noch was käme. Aber das kommt meistens nicht, weil in dem Moment, wo du schon bewusst das abgeschüttelt hast, gehst du ganz anders in dein Auto wie vorher. Sonst nimmst du den ganzen Kram mit. Und das ist ja nicht nur im Ehrenamt so, das begegnet uns tagtäglich und ständig. Und deswegen ist es gut, einfach gewisse Techniken zu haben, wo man sich schüttelt, durchatmet, die Schrittposition verändert vielleicht diese Entspannungsübungen, alle Muskeln mal anzuspannen. Ich kann mir das auch vorstellen gedanklich, was mich da gerade so beschäftigt. Und diese Anspannung halten und mit dem nächsten Atemzug loslassen. Also auch das ist möglich.

Stefanie Das das klingt alles total super. Also so kleine Sachen, die man wirklich in den Alltag integrieren kann und die jeder oder jede von uns dann auch nutzen kann, egal ob jetzt im Ehrenamt oder nicht, wie du gerade sagtest. Aber vor allem, wenn ich mir das vorstelle, diese Gesprächssituationen, die ich dann habe oder das Frustrierende vielleicht teilweise, wenn ich denke, die anderen müssen doch jetzt endlich mal das sehen, was ich sehe und die tuns aber einfach nicht und so. Also so diese Situation.

Alexandra Also das ist auch noch mal ein guter Hinweis, was du da gerade sagst. Die anderen müssen das sehen. Also das ist zum Beispiel was, was man sich ja dann oft vielleicht auch fragt, dann gerade bei euch, wo man einfach dann mit dieser Abschüttelung sich innerlich wieder sagen kann okay, mit dem Gedanken bin ich aber jetzt bei dem anderen und ich gehe jetzt mit dem Abschütteln wieder zu mir zurück, weil ich habe ja mein Warum? Also du hast ja dein Warum, dass du dich dem Veganen angeschlossen hast und dass du das weiter verfolgst. Aber das ist dein Warum, das ist glaube ich immer wieder wichtig, was wir uns alle bewusst machen müssen. Es sind unsere eigenen Gedanken und je nachdem habe ich sie bei mir oder habe ich sie beim anderen. Wenn ich sie beim anderen habe, habe ich keinen Einfluss drauf kann ich mich aber wieder erden. Mein warum wieder weiter verfolgen. Dann gehe ich ja sowieso wieder ins andere Gespräch auch wieder besser rein. Und ich kann die·den anderen so lassen wie sie·er ist, weil jede·r hat ihr·sein Tempo. Verstehst du? Also das ist auch noch wichtig zu wissen. Der·die andere ist ja nicht mein·e Wunscherfüller·in oder mein·e Erwartungserfüller·in.

Stefanie Ja, das stimmt. Jede·r hat ihr·sein eigenes Tempo und es ist immer ein Prozess, auch wie wir uns entwickeln. Und vielleicht entwickelt sich die·der andere nie dorthin, wo ich sie·ihn haben will. So also in Gedanken. Also ja, das kann ja auch vorkommen. Das ist nämlich dann schon schwierig, wenn ich mit dieser Erwartungshaltung reingehe: So, du musst das doch endlich verstehen.

Alexandra Ja, genau das ist auch zum Beispiel wenn ich diese Workshops gebe, wenn ich nicht bei mir bin, dann denk ich auch oft: wieso merkt denn der·die das jetzt nicht? Aber in dem Moment bin ich bei ihr·ihm, aber ich kann sie·ihn ja nicht verändern. Ich kann aber, und dann bin ich wieder bei mir, ihm·ihr Tipps und Tricks zeigen, dass er·sie sein·ihr Ehrenamt weiter ausfüllen kann, aber mit Freude, mit Spaß und viel Energie. Das kann ich. Darauf habe ich Einfluss, ihm·ihr das beizubringen, was ich ihm·ihr zu geben habe. Aber ich habe nicht auf das Einfluss, ob er·sie es dann tut, weil das ist seins·ihrs.

Stefanie Das waren jetzt eigentlich schon total viele tolle Tipps. Hast du vielleicht zum Abschluss noch irgendwie so den Tipp oder irgendwie drei tolle Sachen, die du allen, die jetzt hier zuhören, noch mit auf den Weg geben möchtest?

Alexandra Ich habe vielleicht vieles jetzt schon gesagt, was einfach wichtig ist. Ich kann anderen nur eine gute Unterstützung oder eine gute Hilfe sein, wenn es mir selbst gut geht. Das ist einfach so. Also liebe dich selbst, so wie deinen Nächsten. Aber erst kommst du und das hat nichts mit Egoismus zu tun. Man sagt ja auch bei Müttern und Kindern zum Beispiel: Guck erst bei dir, dann geht es deinem Kind automatisch gut. Das ist tatsächlich so. Also erst bin ich dran und das hat nichts mit Narzissmus oder irgendwie zu tun. Egoistisch? Nein, das ist eher etwas Gesundes. Ich sorge gut für mich, dann geht es auch allen anderen gut. Also das ist mein allerwichtigster Tipp, den jede·r einfach mitnehmen sollte.

Worüber es sich auch lohnt unbedingt nachzudenken: Es gibt ja viele, die denken: „Ja, das muss ich auch mal machen und das muss ich noch mal! Ja, ich weiß, das müsste ich auch machen, dann würde es mir besser gehen.“ Also dieses: Ich verschiebt das mal. Ich bin immer der Meinung, wir wissen nicht, wie lang wir hier sind. Wir haben keine Ahnung. Also Zeit ist begrenzt und immer zu gucken auch, was will ich tatsächlich, was ist mein Bedürfnis? Also da sind wir auch wieder bei dem Ich. Es geht wirklich ums Thema Selbstliebe. Also das ist das A und O und damit kann ich dann auch viele Dinge einfach verändern und achtsam zu sein, die Sinne wieder zu öffnen, sich draußen mehr in der Natur zu bewegen. Um sich von dieser ganzen Ablenkung von außen um mich zu erden, muss ich zurückkommen zu mir, zur Natur. Das ist einfach so, das ist ja auch irgendwie logisch, wenn man drüber redet.

Stefanie Hast du zum Abschluss noch irgendein Motto oder etwas, was man tun kann, um nicht auszubrennen? Also sowohl im Ehrenamt als auch generell im Alltag.

Alexandra Also im Ehrenamt auf jeden Fall, sich wirklich noch mal diesen zeitlichen Rahmen klar zu machen. Ich bin ich. Ich habe meinen Beruf, ich habe meine Familie, ich habe meine eigenen Bedürfnisse. Und wie viel Kapazität habe ich tatsächlich frei? Und wenn ich nämlich keine Kapazität frei habe, macht es ja keinen Sinn, noch ein Ehrenamt auszuüben. Da braucht man auch nicht eins und eins zusammen zu rechnen, sondern das ist logisch, einfach weil wenn ich keine Zeit habe und mir dann noch ein Ehrenamt an die Backe binde, das kann nur in die Hose gehen, dann wird irgendwas drunter leiden.

Wenn ich symptomatisch schon reagiere oder öfters gereizt und ungeduldig bin, sich einfach zu überprüfen: überfordere ich mich vielleicht jetzt irgendwo? Also das passiert sowohl im Ehrenamt als natürlich auch im Alltag. Und ich finde Rituale toll, weil sie geben einem so ein bisschen Beständigkeit im Alltag und machen einem auch noch mal bewusst: Dieses Leben ist einfach zeitlich begrenzt und sich für diese schönen Dinge im Leben auch zu öffnen. Diese besonderen Momente, die können immer sein, das kann der Schmetterling sein, das kann der Krokus, der jetzt vielleicht gerade auf der Wiese blüht, sein, der schöne Baum, der Vogel. Also einfach zu wissen: alles ist ein Geschenk. Ich brauche nur einfach mal die Augen aufzumachen. Das ist so das, was mir jetzt einfach noch mal wichtig ist zu transportieren. Es ist nicht nur alles schwarz und weiß, es gibt mehr Schattierungen dazwischen.

Stefanie Und wenn jetzt die Hörer·innen wissen wollen, wo man denn jetzt so eine CD bekommt von dir zum Beispiel oder mehr von dir hören wollen, vielleicht auch noch mal ein Coaching bei dir mitmachen möchten: Was bietest du denn alles an und wo kann man das denn finden?

Alexandra Also die Website heißt www.neuaufgestellt.de ist relativ einfach zu merken, weil es ja tatsächlich darum geht, sich neu aufzustellen. Da kann man auch eine CD käuflich erwerben. Die ganzen Coachings werden noch mal ein bisschen näher erläutert und man kann sich auch zum Newsletter anmelden oder einfach mal so stöbern. Ich habe viele Blogs geschrieben über Aufstellungsarbeit, über Entspannung. Es gibt auch Entspannungstrance, die man hören kann. Also die stelle ich kostenfrei zur Verfügung und man kann mir jederzeit einfach eine Email schreiben unter info @neuaufgestellt.de . Dann können wir ein kostenfreies Kennenlerngespräch vereinbaren, wenn der·die ein oder andere noch Fragen hat und sagt Oh, ich würde gern, aber ich weiß noch nicht. Das sind so die Möglichkeiten, um mit mir zusammen zu arbeiten. Meine Hauptarbeit liegt im Telefon Bereich. Also ich mache zum Beispiel auch Aufstellungsarbeit per Telefon. Das ist so das wo du einfach in deinem sicheren Rahmen von mir sicher auch durchgeführt wirst, einfach mal hinter gewisse Sachen zu gucken und nicht nur an der Ursache oben herumzudoktern, sondern an die Wurzel zu gehen. Wenn sich etwas im Leben einfach nicht lösen will und es immer und immer wieder mich verfolgt.

Stefanie Super, dann danke ich dir sehr Alexandra, dass du die Zeit gefunden hast mit mir dieses Gespräch zu führen und für all die tollen Tipps.

Alexandra Ja, ich danke dir Stefanie für deine Einladung. Habe ich gerne gemacht.

Stefanie Sehr gerne. Genau dann würde ich sagen in diesem Sinne und auf Wiederhören.

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