Was machst Du, wenn Dir alles zuviel wird?

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Folge 119 - Was machst Du, wenn Dir alles zuviel wird?

In dieser Folge lassen wir wieder andere Veganer*innen zu Wort kommen.

Wir haben auf veganen Messen und bei anderen Gelegenheiten immer wieder Veganer*innen die Frage gestellt: Was machst Du, wenn Dir alles zuviel wird (in Bezug auf das Tierleid)?

Die verschiedenen Antworten hörst Du in dieser Folge.

Transkript (Von Podcasthörer·in Rupert Korrektur gelesen)

Stefanie Für eine bessere Tonqualität, die wir jetzt ausprobieren, sitzen wir heute unterm Regenschirm (lacht).

Carsten Bei sonnigem Wetter, muss man dazu sagen Ich komme mir auch so ein bisschen, hm.

Stefanie Carsten fühlt sich etwas unwohl. Aber wir versuchen jetzt gerade den Schall, den Schall, den Hall.

Carsten Den Hall-Schall.

Stefanie Den Hall-Schall zu dämpfen, und experimentieren, und du kannst dann nachher sagen, ob das jetzt besser geworden ist oder nicht.

Carsten Ja, Experimentieren ist der richtige Begriff.

Stefanie Wir tun alles für eine bessere Tonqualität. Schon allein bei der Aufnahme. Also ich musste ja jetzt feststellen, dass dieses Ticken tatsächlich von meinem veralteten Laptop kommt. Und das tut mir wirklich sehr leid, dass ich dadurch immer die Aufnahmen so ein bisschen störe. Das ist leider bei den Sencasteraufnahmen, also den Interviews, ist es sofort von Anfang an jetzt so, dass es tickt. Und ich habe jetzt mal ein Interview über Zoom aufgenommen, also den Anbieter Zoom, und da war es nicht so, also es muss irgendwie an dem Festplattenspeicher liegen. Das es dann sofort anfängt zu ticken, und, also momentan sind meine finanziellen Möglichkeiten so begrenzt, dass ich jetzt mir nicht sofort einen neuen Laptop kaufen kann. Aber wir testen weiter.

Carsten Genau. Wir haben da noch so ein paar Alternativen, die wir durchtesten wollen. Und heute beginnen wir mit dem Regenschirm in der eigenen Wohnung.

Stefanie Alles nur für den besseren Klang. Also wir hoffen, dass du jetzt hier unsere Stimmen wohltönend.

Carsten In 3D.

Stefanie In 3D.

Carsten Dolby Surround oder so. Was wollen wir denn heute eigentlich in Dolby Surround besprechen?

Stefanie Genau. Also heute hörst du wieder einige O-Töne, die wir in den letzten Monaten gesammelt haben. Und zwar diesmal zu der Frage: „Was machst du, wenn dir alles zu viel wird?“ Wir hatten diese Folge auch schon mal eingesprochen, und dann habe ich sie aus Versehen gelöscht.

Carsten Ja.

Stefanie Deswegen weiß ich jetzt nicht mehr, welche Witze wir gemacht haben. Ich glaube auch nicht, dass wir so viele Witze gemacht haben, weil das Thema nicht so.

Carsten Erstens hatten wir keinen Regenschirm (lacht).

Stefanie Ja, wir optimieren halt.

Carsten Und zweitens ist es ein eher bedrückendes Thema.

Stefanie Ja, aber deswegen ist es umso besser. Ich weiß noch, dass ich gesagt habe, dass also, das war, wir haben die Folgen aufgenommen, da hatte ich das frisch alles geschnitten, und da hatte ich das alles noch so im Kopf, was die Menschen, die, deren Antworten wir gesammelt haben, gesagt haben. Aber ich weiß noch, dass es so war wie auch bei der Frage „Wo ziehst du deine persönliche Grenze“, dass es teilweise missverstanden wurde, also nicht so, wie wir es wollten.

Carsten Ja, ich habe vergessen, oder nicht explizit gelenkt in diesen Gesprächen.

Stefanie Ja, also bei dem ist es aber auch generell, also ich glaube bei einem: Also was machst du, wenn dir alles zu viel wird? Das war das mit der Wurst im Topf, wenn der Geruch zu viel wird, aber das im Sinne von „oh, das ist so lecker, ich muss jetzt unbedingt wieder diese Wurst essen“, dann muss ich schnell weggehen. Also das war so mein, ja, also das ging so komplett in die andere Richtung. Das meinte ich jetzt überhaupt nicht.

Carsten Aber es ist interessant, was für Gedankengänge das anstößt.

Stefanie Genau. Also ich meinte jetzt in Bezug auf das Tierleid, wenn dir da alles zu viel wird, also ethisch gesehen und so. Und genau, es gibt Menschen, die auch sagen ja, das habe ich nicht, die habe ich meistens eben auch rausgeschnitten.

Carsten Und bevor wir jetzt zu viel vorweggreifen, würde ich sagen, lass uns doch einfach in die Antworten reinhören.

Befragte Person 1 Ich kenne das sehr gut, dass man in so einem Loch ist. Mir geht es auch, also besonders bei dem Thema Tiere geht es mir ganz genauso, dass ich wirklich, wenn ich, also ich fühle in mir die Pflicht, mich damit auseinanderzusetzen. Und jedes Mal, wenn ich das tue, ist es aber trotzdem ganz, ganz schrecklich und unglaublich belastend für mich. Ich habe für mich persönlich noch keine super Strategie, wie ich mich da wieder raushole. Wir sind zum Glück zu zweit und meistens, wenn ich down bin, dann zieht Marek mich raus, und wenn Marek down ist, dann ziehe ich ihn wieder hoch. Also zum Glück können wir uns da gegenseitig sozusagen immer weiterhelfen.

Befragte Person 2 Also bei mir kommt noch hinzu, also das ist ein Teil meiner Strategie, dass in dem Moment, wo ich, und ich werde wirklich überhäuft mit negativen Meldungen in Richtung oder aus der Richtung des Tierliedes, dass ich mich auch sehr bewusst mit Informationen oder auch mit Filmen oder auch mit Büchern oder anderen Dingen eindecke, die andere Geschichten erzählen. Denn man kann eigentlich fast jeder Geschichte, die noch so brutal ist, auch eine gute Geschichte gegenüberstellen, die mag vielleicht nicht so mächtig sein, weil sie vielleicht nicht diese Dimension hat. Aber manchmal reicht es auch, eine kleine Geschichte zu hören, die einem helfen kann, auch da wieder Hoffnung und Mut zu fassen. Und manchmal mache ich das ganz bewusst, schaue mir einen schönen Film an, lese ein schönes Buch, lese einen entsprechenden Artikel oder was auch immer da passieren kann. Da gibt es eben auch so ein kleines Instrumentarium, und übers Internet findet man ja alles Mögliche. Und manchmal ist es eben nur eine Geschichte, in der jemand ein Tier gerettet hat aus der Not. Und wie gesagt, das ist vielleicht nur klein gegen das ganze große Leid, aber es ist zumindest ein Moment, der einem zeigt, dass es auch anders gehen kann. Und das ist viel wert.

Befragte Person 3 Das habe ich ehrlich gesagt nicht so stark. Ich habe dann eher so einen allgemeinen Weltschmerz, also dass ich mir schon anschaue, was auch einfach Menschen für Scheiße bauen, anderen Menschen gegenüber oder dem Klima gegenüber. Also so eine Gesamtheit, und was da dagegen hilft, ist tatsächlich wirklich an die Macht der kleinen Schritte zu glauben, also wirklich was Positives dagegen zu setzen. Ich bin zum Glück große Optimistin und habe auch das Glück, dass in diesem Gastrokontext, Food Kontext ich natürlich in Berlin auch mit sehr vielen Leuten umgeben bin, die ganz tolle Projekte machen, die wirklich was verändern, in kleinen Schritten, mit kleinen Unternehmen. Aber das gibt immer Hoffnung, also dass man wirklich sieht, es gibt Leute, die machen was anders, die machen was Tolles. Und ja.

Befragte Person 4 Ja, es ist schwierig. Also ich habe am Anfang, also bevor ich vegan geworden bin, und am Anfang der veganen Zeit habe ich sehr viele Dokus geguckt. Ich habe mir, ja, diese ganzen Schlachthofszenen reingezogen, und inzwischen vermeide ich es. Also ich, ich schaue es mir einfach nicht an und versuche das irgendwie auszublenden. Aber auch nur aus dem Grund, dass ich sage, dass ich es ja direkt nicht mehr unterstütze. So, das ist so ein bisschen das, was mich da so runterholt. Ja, also ich versuche es schon bewusst zu meiden.

Befragte Person 5 Oh, das ist so schwierig. Also eigentlich, also ich mache eigentlich nichts konkret, damit es mir wieder besser geht, weil ich mir dann, ich halte das aus, weil ich glaube, es ist auch ganz wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, warum man das macht und warum das so wichtig ist. Und auch mal diese Trauer oder diesen Schmerz auszuhalten, damit man eben weiß, man kommt, dass man aus seiner Blase auch mal wieder ein bisschen rauskommt und sieht: So, so ist es da draußen wirklich, so scheiße ist das. Und…also ich halte es aus, und dann warte ich, bis es vorbei ist, und dann komme ich aber wieder bei mir selber an und freue mich, dass ich für mich sagen kann, ich trage dazu nicht bei, das ist nicht meine Schuld. So, und ich kann halt, was mir dann halt die Motivation gibt, ist dann zu sagen: Ich tue mein Bestes, um andere Menschen nicht davon zu überzeugen oder sie auch nicht zu manipulieren, aber ihnen vorzuleben, dass es auch anders sein kann. Und damit kann ich dann für mich diese Dinge ein bisschen relativieren und geraderücken.

Befragte Person 6 Ja eine Strategie ist Ablenkung, einfach. Es ist schon sehr, finde ich, sehr, sehr belastend und schmerzhaft. Kann das sein? Ich finde, das löst auch so eine Assoziationskette aus. Dann gehen bei mir Bilder ab, und ich muss mich da schon ganz, ganz stark bremsen und dann gezielt ablenken durch Musik oder irgendetwas anderes.

Befragte Person 7 Wenn ich also konfrontiert bin mit Tierhass und Gewalt gegen Tiere und gegen die Umwelt, und mich das sehr stark deprimiert, dann kann ich da eigentlich so gut wie gar nichts dagegen machen, außer das wirklich auszusitzen und mir zu überlegen, in welchen Bereichen ich dazu nicht mehr beitrage. Und das, mit den kleinen Schritten, die ich mache, baue ich mich dann wieder auf.

Befragte Person 8 Also für mich gibt es da, also ich kann mich da auch durch nichts mehr aufbauen. Also das ist so schlimm, dass es da eigentlich auch nichts gibt, was man dagegen jetzt tun könnte, sich da aufzuheitern. Vielleicht höchstens mal mit einem Kater schmusen oder so was. Aber das ist es eigentlich auch dann.

Personen im Hintergrund Stimmt. Das hast du schön gesagt. Ja, ich auch.

Befragte Person 10 Ich kuschel meine Katzen ganz intensiv und gucke mir oft Videos an von Tierrettern. Tiere, die in Not sind, die gerettet wurden. Das, daran merke ich halt es gibt ja doch Menschen, die sich für die Tiere einsetzen. Und das ist ja doch alles nicht umsonst, weil es wird dem einen oder anderen Tier ja schon geholfen. Das hilft mir dann, darüber wegzukommen.

Befragte Person 11 Ich unterhalte mich mit Menschen, die ähnlich fühlen wie ich, und ich tausche mich aus mit Gleichgesinnten. Das hilft mir.

Befragte Person 12 Nein, ganz viel Wein, ganz viel Wein. Was mir wirklich immer geholfen hat, ist, mich mit anderen Veganern auszutauschen. Es gibt irgendwie Kraft. Ja, das.

Befragte Person 13 Ja. Also auch auf Tierleid. Aber ich finde, wenn man es dann halt auch ein bisschen weiterdenkt, kann man ja genauso gut Bananen (?) und so und das wird mir tatsächlich dann manchmal viel zu viel. Aber dann denke ich immer, es ist ja schon mal gut, dass man einen Anfang macht und ich mit meinen Entscheidungen, also die schon treffe irgendwie was besser machen kann. Und ja, ich glaube, es ist immer ganz wichtig, das irgendwie so von Tag zu Tag und den das kleine eigene Bild zu sehen und ja, irgendwie so versuchen ein positives Beispiel zu sein für andere, aber schwierig.

Befragte Person 14 Also ich versuche immer mir zu sagen, dass ich persönlich schon alles mache, was ich tun kann, und weil ich mir dann auch wieder so Ziele setze und sage also ich habe jetzt gerade mein Studium abgeschlossen und arbeite zwar noch in einer Designagentur, aber langfristig möchte ich auf jeden Fall auch in den Bereich gehen, irgendwie Veganismus auf welche Art und Weise auch immer mehr an die Menschen zu bringen. Also, und das sage ich mir auch, dass ich das als Ziel habe, und das schon ein großer Schritt ist, das irgendwann, irgendwann wird es besser werden. Ich glaube einfach daran, dass es zukünftig immer mehr wird.

Befragte Person 15 Also ich selber denke eher eine Situation, wo ich mit Tieren zusammen war, die ich selber sehr gemocht habe, aber so, dass ich wirklich eine Bindung habe. Jetzt sei es Hunde, sei es früher vom Reiten mit Pferden, sei es, ja auf dem Bauernhof gearbeitet habe und ich habe dann mich mit den Kälbern oder so mich beschäftigt, oder die Kühe gestreichelt. So was eher. Das hilft mir jetzt halt, wirklich diese positive Beziehung zum Tier. Um halt eben von diesen Bildern so wegzukommen.

Befragte Person 15 Ich finde es wichtig, diese Sachen zu sehen. Ich muss, ich finde es nicht wichtig, mich damit zu quälen. Ich finde es wichtig, sie zu sehen und daraus Kraft zu ziehen, damit ich weiß, wofür, wofür ich es tue oder wofür ich das lasse, was ich lasse. Also, dass ich das Tierleid so gut wie möglich, so gut mir möglich sein lasse.

Befragte Person 16 Okay, also ich glaube, sich irgendwie auch klar zu machen, dass ich für meinen Teil alles tue, damit es vielleicht sich so eine Situation ändert. Vielleicht auch sagen okay, man redet bewusster auch mal mit Leuten drüber, um vielleicht auch aufzuklären, aber es ist glaube ich, sehr schwierig damit. Es gibt auch Tage, an denen glaube ich, wenn man sich so was anguckt, wo man denkt, woah, also egal, was ich jetzt mache, wenn ich jetzt sage, okay, ich ernähre mich vegan, aber wen interessiert das? Macht ja nicht so viel. Ich glaube, ich versuche mir dann bewusst zu machen, dass jeder kleine Schritt in die richtige Richtung was bringt. Und vielleicht auch natürlich, man will niemandem auf die Nerven gehen damit. Aber ich habe auch durchaus meiner Familie, die nun wirklich Fleischesser pur sind, also ich komme aus so einer Familie, die wirklich sehr viel Fleisch isst, auch mit denen darüber zu reden und denen mal bewusst zu machen, was sie…und es hat da durchaus dazu geführt, dass sie auch mal drüber nachgedacht haben. Und ja, genau. Da diese Kleinigkeiten, sich daran zu erinnern, dass man mit Kleinigkeiten vielleicht auch schon was bewegt, kann einem schon helfen.

Befragte Person 17 Ähm, ich kontaktiere dann meistens andere Veganer, die sich auch vegan erleben, weil gerade aus dem Aspekt, dass ich das jetzt noch nicht so lange mache und es einfach für mich bisher immer wieder neue Sachen gibt, die mich erschüttern sozusagen, wenn ich, wenn ich das sehe, wenn ich darüber mir was anschaue oder wie auch immer, und dann einfach den Kontakt zu anderen suche und überlege, okay, gut, wir sind jetzt quasi schon an diesem Punkt, wo wir sind. Aber wie könnten wir denn als unser kleines Rad so „Hey, was ist deine Idee? Wie könnten wir vielleicht irgendwie ein bisschen was dagegen machen oder verhindern, dass das in Zukunft so weiter sein wird?“ Es ist zwar nicht gerade die weltbewegendste Lösung, aber es fängt halt irgendwo an, und das hilft mir halt ein bisschen. Der Gedanke, dass man vielleicht irgendwie, wenn genug Menschen diesen Gedankengang hätten, was könnte man selbst eigentlich verändern? Dann würden das sehr viele Menschen denken, und dann könnte man sehr viel verändern.

Befragte Person 18 Oh, schwierig. Also ich muss gestehen, ich versuche mal, mich so ein bisschen mir das nicht anzutun, ständig so was anzuschauen. Aber klar beschäftigt man sich damit viel. Und ja, ich versuche dann einfach wirklich oder sage mir dann einfach, es ist richtig, dass ich vegan lebe, und es ist ein Schritt. Ich alleine kann nicht viel ausrichten, aber ich für mich muss ja erst mal den Weg gehen und dann, wenn andere den Weg auch gehen, dann geht es vielleicht irgendwann den Tieren generell besser.

Befragte Person 19 Also ich versuche mich, ich versuche mich einfach daran zu erinnern, dass ich dadurch, dass ich halt vegan geworden bin, doch ziemlich viel Gutes damit tue. Ähm, und versuche einfach diese schlechten Bilder einfach aus dem Kopf zu verdrängen. Also klar, man sieht die überall, man sieht die bei Facebook, und ab und zu schaut man sie sich doch mal an und hat dann so zwei drei Stunden, da geht es einem schlecht. Aber ich denke mal, wenn man vegan geworden ist und weiß, wofür man es tut, dann kann man glaube ich da drüber stehen und man weiß ja auch, man trägt da nicht mehr einen Teil dabei zu. Also man weiß ja, dass man in diesem…dass man jetzt nicht mehr dieses Leid verursacht.

Befragte Person 20 Ähm, ich habe festgestellt, dass es mir gut hilft, wenn ich Zeit mit anderen Veganern verbringe, weil ich mich da nicht mehr so hilflos und alleine auf dieser Welt fühle gegen das Böse, was ja existiert. Und dann hat man das Gefühl, es gibt doch echt noch so viele Menschen, die genauso denken und denen es genauso geht und die auch dafür kämpfen. Und das motiviert einen dann, halt sich zusammenzureißen und zu sagen: Okay, jetzt hör auf zu heulen, ändere was da dran.

Befragte Person 21 Also was ich mir immer gerne anschaue, ist „Esther The Wonder Pig“. Die finde ich halt total, also ich finde das so aufbauend, mir die Videos von ihr anzusehen und von dieser ganzen Familie anzusehen. Weil das so meine Traumvorstellung von einer glücklichen Familie ist, wie sie irgendwann hoffentlich noch viel häufiger zu finden sein könnte. Ja, das mache ich. Und ich rede einfach ganz, ganz viel mit meinen Freundinnen und Freunden darüber. Und die bauen mich dann eigentlich auch schon immer super auf.

Befragte Person 22 Wenn mich das Tierleid so runterzieht, was tatsächlich öfter mal vorkommt, wenn ich mir das alles nochmal auf einmal angucke und mir das bewusst mache, dann konzentriere ich mich nicht darauf, was alles so schlecht ist, sondern ich konzentriere mich darauf, was ich Gutes dafür tue, dass das alles beendet wird. Dass wir auf einem sehr guten Weg dahin sind, dass das reduziert wird und irgendwann ein Ende haben wird und sehe, was ich dafür tue und wie ich es tue. Indem ich Organisationen wie ProVeg international unterstütze und ja halt weiß, dass ich selbst vegan lebe und damit unglaublich viel bewirke, zum Beispiel auch in meinem Umfeld, bei meinen Freunden. Inzwischen sind mehrere meiner guten Freunde vegan geworden, mein Freund ist fast vegan und da sieht man einfach, wie viel Einfluss man haben kann, wenn man das einmal auf eine so schöne Art und Weise rüberbringt. Und dass es was bewirkt, dass man wirklich große Wirkung hat und dass ich mich auf das Gute eben konzentriere.

Befragte Person 23 Ja, Rituale eher nicht so. Also es ist schon so, wenn man sich da sehr rein vertieft oder plötzlich eine Situation hat, man überholt auf der Autobahn einen Tiertransporter, mir steht das Leid sehr global plötzlich vor Augen und kann mich schon runterziehen. Und ich muss es dann wirklich wegdrücken und mir sagen, ich bin jetzt einfach auf einem guten Weg. Und ja, die Traurigkeit sage ich mal, die vielleicht bleibt, ist, dass ich nicht schon viel, viel früher vegan geworden bin. Aber ich denke, so geht es halt vielen. Also bei mir ist es so ein bisschen verdrängen und natürlich auch sagen, das, was ich tue mit meiner Arbeit, ähm, jetzt mit dem veganen Catering oder mit dem Tierschutz, wo ich mich einbringe, dass man da doch ein Teil dann auch wieder gut macht, besser macht.

Befragte Person 24 Man verdrängt das ein bisschen, aber man sagt, man hat das für sich, macht man das dann wieder, ohne dass die Tiere nicht getötet werden dann, und so.

Befragte Person 25 Ja ich selber, ich habe kein Ritual oder ähnliches. Bei mir ist es schon eine Katastrophe, wenn ich morgens auf dem Weg zur Arbeit einen Vogel tot fahre, weil der mir genau vors Auto geflogen ist und ich nicht mehr bremsen konnte. Dementsprechend ist für mich dann auch der Tag oder die Woche schon mal hinüber. Ja.

Befragte Person 26 Ich versuche mich in so traurige, bedrückende Gefühle nicht ganz doll reinfallen zu lassen. Einfach weil ich weiß, wie schlimm das halt sein kann und wie viel Schmerz da drin steckt. Wenn ich den selber aber so massiv spüre, ist da keinem geholfen. Deshalb versuche ich mich ganz bewusst eher darauf zu konzentrieren, was halt schön ist und was ich mit dem, was ich eben täglich entscheide, an positiver Veränderung bewirken kann und versuche wirklich, mich bewusst auf die positiven Sachen zu konzentrieren und weniger auf den Schmerz. Das kann man natürlich nicht immer. Aber ich versuche wirklich auch bewusst zum Beispiel Konfrontationen zu vermeiden, mit schrecklichen Bildern oder Videoaufnahmen. So was gucke ich mir nicht noch extra an. Ich weiß, wie schlimm es ist. Und ja, entscheide lieber jeden Tag bewusst etwas Positives in die andere Richtung.

Befragte Person 27 Meine Familie ist mein Halt. Das muss ich sagen, ich nehme da meine Familie in den Arm, meine Kinder in den Arm und weiß, dass da … flüchte mich in meine heile Welt.

Befragte Person 28 Im Grunde genommen bin ich seit fast schon fünf Jahren, ernähre ich mich vegan und bin aus der Phase raus, dass ich das so nah an mich ran lasse, dass mich das runterzieht. Also tatsächlich, grundsätzlich wenn ich schlecht drauf, dann gucke ich mir lustige Tiervideos auf Facebook an, so ein Spaß. Aber mich zieht das nicht mehr so runter. Ich weiß, dass es da ist und ich lebe damit und versuche mir meinen Teil dazu zu leisten.

Befragte Person 29 Also ich denk dann immer daran, dass ich selbst schon einen ersten Schritt gemacht habe, um dieses Elend halt zu bekämpfen oder zu verringern und weiß, dass allein dadurch, dass ich es mache, es schon auch nur ein ganz kleiner Schritt besser ist. Und ich denke dann immer an diese Geschichte mit dem Schmetterling. Ein Schmetterling kann so mit seinem Flügelschlag in 300000 Kilometern Entfernung einen Orkan auslösen. Und genauso denke ich dann halt.

Befragte Person 30 Also ich finde gar nicht, dass es darum geht, dass es mir besser geht. Ich mache das ja, ich mache das ja den Tieren wegen und nicht wegen mir. Also wenn es mir dann schlecht geht, wenn ich so was gesehen habe, dann ist das ja richtig so, denn ich will nicht unbedingt, dass es mir gut geht, sondern dass es den Tieren gut geht.

Befragte Person 31 Also ich fühl mich auch irgendwie schlecht auf eine Art, wenn ich so was sehe. Aber dann gibt es ja, dann unterhält man sich mit anderen Veganern und sieht all die Produkte im Supermarkt und sieht, dass es eben einen anderen Weg gibt und sieht, dass sich die Welt ja durchaus verbessert in der Hinsicht, dann fühlt man sich auch besser.

Befragte Person 32 Also ich bin eben Musik, ein Musikmensch, von daher

Befragte Person 33 (Befragte Person 32 übersetzt die Frage auf Französisch für eine danebenstehende Person und übersetzt deren Antwort auf Deutsch) Er meint, er muss sich das gar nicht erst anschauen, weil er es inzwischen weiß, und dann hält er sich da einfach, also er muss sich das nicht nochmal geben, quasi.

Befragte Person 34 Mir geht es ja nicht schlecht. Ich kann dir nur ehrlich antworten, weil das Tierleid ist nur insofern eine Möglichkeit, dass einem schlecht geht, wenn man nicht bewusst ist, das passiert ja. Und wenn ich diese Energie mit aufnehme und weitergebe, dann ist das so ähnlich wie gegen Atomkraft zu protestieren, aber nicht für regenerative Energie. Also die Energie ist eine komplett andere. Wenn ich keinerlei Vorwurf habe, auch dass das gerade so ist und leidend aussieht, das würde bedeuten, dass Einfluss auf mich hat. Hat es aber nicht.

Befragte Person 35 Vielleicht einfach mal abschalten und einfach mal sich nicht damit beschäftigen, weil zwei, drei Tage, wenn man sowieso schon vegan lebt, denke ich, dass man das dann gut machen kann. Einfach mal, ja, Handy aus, Fernseher aus und einfach mal nicht damit beschäftigen. Und das heißt ja dann auch nicht, dass man dann nicht bewusst ist, aber dass man das auch mal braucht.

Befragte Person 36 Ich gucke es mir nicht an und lebe weiter vegan, weil es gibt ja genug.

Befragte Person 37 Dann stelle ich mich auf Mahnwachen und protestiere gegen die Zustände, die jetzt gerade existieren. Um was dagegen zu tun.

Befragte Person 38 Das passiert mir eigentlich nicht so schnell, weil ich immer versuche, eben aus meinen Möglichkeiten das Beste zu machen. Und ich merke ja auch, dass dadurch, dass ich mit anderen spreche, das auch auf andere abstrahlt und das dann auch wieder was Gutes bewirkt. Und insofern kann ich da ganz positiv mit umgehen, auch wenn ich weiß, dass viel Schlechtes passiert in der Welt.

Befragte Person 39 (kurz unverständlich) Kommt vor, mich auf die Atmung zu konzentrieren, und dann halt durch die Einatmung in die Ruhe zu kommen. Genau. Und das dann halt wieder, in meinen Körper rein zu fühlen, zur Ruhe zu kommen.

Befragte Person 40 Flucht in andere Welten. Ich setze mich aufs Sofa, spiele Videospiele, gucke Filme. Und so schotte ich mich von all dem Schlechten ab, was auf der Welt passiert.

Befragte Person 41 Ja, also ich hatte damit auch ein bisschen Probleme zwischendurch. Am Anfang schon so der Preachy-Veganer, ja, der versucht alle zu bekehren. Ist meistens nicht der richtige Weg. Und ich glaube, man muss sich einfach darauf konzentrieren, dass man im Prinzip schon macht, was man kann. Ja. Und von da aus einfach guckt, wie man das weiter macht.

Befragte Person 42 Also ich lass mich schon gerne schnell mal so ein bisschen unruhig machen durch dieses Uneinsichtige der Leute. Wenn man mit Leuten darüber spricht und einfach immer nur Konter kommt und gar keine Einsicht. Ja, auch dann vielleicht beleidigende Kommentare, da lasse ich mich schon gerne auch mal aus der Ruhe bringen und mach mir dann den Kopf darüber, wie ich es anders formulieren könnte. Ähm, ja, aber ich versuche einfach die Leute nicht anzugreifen, indem ich ihnen darüber erzähle und versuche irgendwie auf eine positive Basis den zu vermitteln, dass sie da ein bisschen positiver herangehen, anstatt sie jetzt anzugreifen. Dass das, was sie machen, die nicht vegane Ernährung, dass es falsch ist, sondern ihnen einfach vielleicht Anregungen zu geben, wie man es Schritt für Schritt besser machen könnte. Ohne jetzt direkt vorzuschreiben „Werde vegan, mach es drastisch, mach diesen Schritt“, sondern einfach langsam ein bisschen hin zu leiten, dass sie so bisschen ins Nachdenken überhaupt erst mal kommen. Das macht es für mich ein bisschen leichter, weil dann auch der Konter, dass was zurück kommt, an Negativem ein bisschen geringer ist und man nach und nach durch Gespräche das alles trotzdem ins Rollen bringt.

Befragte Person 43 Ich bin da sehr, sehr positiv veranlagt und bin der Meinung, dass jeder, der sich bewusster ernährt, da eine große Hilfe ist. Auch im Freundeskreis merkt man das ja, wenn Leute mitbekommen, man es selber vegan und sagen dann okay, ich versuche das jetzt auch mal oder ich habe übrigens mal was Veganes gekocht oder sagen, ich versuche gerade meinen Fleischverbrauch zu reduzieren und so, dann finde ich ist das schon eine große Hilfe. Und wenn man das selber ist, dann kann man da natürlich auch ein guter Einfluss auf andere Person sein.

Befragte Person 44 Ja, ich finde, manchmal hat man dann doch so die Situation, wo man dann denkt ach so eine …gerade letztens hatte ich das mit so einer Kohlwurst, die man ja im Grünkohl kennt. Ja, und da waren wir bei meinen Eltern gewesen, und ich mach den Topf auf und dann ist diese Kohlwurst da drin. Und dann musste ich aber auch ganz schnell nach Hause und ins Bett, damit diese Gelüste endlich verschwinden.

Carsten Okay, also du entziehst dich dieser Situation. (beide lachen).

Befragte Person 44 Genau. Aber umso länger man halt vegan lebt, umso einfacher wird es auch mit diesen Situationen umzugehen.

Befragte Person 45 Also neulich hatte ich mal eine Schweinedoku angefangen. Ich habe vergessen, wie sie heißt und ich glaube auch aufgrund der Schwangerschaftshormone konnte ich mir das nicht so lange angucken und habe es dann auch ausgeschaltet und war dann aber froh, dass ich das nicht, dass ich nicht dazu beitrage mehr, so. Und also das ist dann, ich kann dann schon mit einem guten Gewissen das sonst auch ausschalten, weil ich ja weiß für mich, ich trage da ja nichts dazu bei, und dann kann ich vielleicht eher mal anderen Leuten das zeigen und die müssen sich das dann angucken. Aber okay, ich kann es gerade nicht so gut, das geht nicht. Und wenn Leute irgendwie mit mir diskutieren wollen, dann, ich versuche mich da nicht so drauf einzulassen. So weil es manchmal auch gerade bei älteren Leuten dann auch nicht so viel Sinn macht, habe ich das Gefühl.

Befragte Person 46 Ähm, man umgibt sich natürlich dann auch mit Leuten, mit denen man die Meinung teilt und die einen weiterbringen und nicht die einen negativ beeinflussen in irgendwelche Richtungen.

Befragte Person 47 Also meistens ignoriere ich das dann einfach. Also wenn dann immer weiter irgendwelche Sachen kommen. Aber eigentlich ist das, also geht sage ich. In so einer krassen Situation war ich jetzt noch nicht. Meistens akzeptieren die Leute, mit denen ich was mache, meine Sachen, weil ich erkläre dann auch ganz viel und dann ist immer so dieser Aha Moment und dann fragen die manchmal noch mehr Sachen, ist eigentlich immer ganz gut.

Befragte Person 48 Ich hatte das vor kurzem gerade erst, und ich habe erst mal ganz schnell die Situation verlassen, also die Umgebung, und habe dann auch erst mal in mich rein gespürt und gemerkt, wie mich das so runterzieht und wie schade das ist. Und ich habe dann tatsächlich geguckt, was kann ich für mich tun, damit ich anderen auch davon erzählen kann? Also Aufklärung.

Befragte Person 49 Naja, ich würde da auch damit umgehen, dass ich halt auf die Plattformen, Internetseiten oder so Aufmerksamkeit äh aufmerksam mache, wo man irgendwie vernünftig aufgeklärt wird. Und ja, wenn ich jetzt selber nicht mehr kann und nicht mehr weiter weiß (Ton reisst ab)

Stefanie So, ich hoffe, dass du jetzt einige Inspirationen bekommen hast, was du tun kannst, wenn dir das alles zu viel wird mit dem Tierleid. Und ich möchte auch jetzt hier nicht schließen, ohne mich zu bedanken.

Carsten Ach, das wollte ich sagen.

Stefanie Carsten hat nichts mehr zu sagen.

Carsten Nein. Okay, mach mal

Stefanie Hör mal, ohne mich zu bedanken, wir haben nämlich eine neue Steady-Unterstützerin, und jetzt haben wir schon zwölf Unterstützer und Unterstützerinnen.

Carsten Das ist total der absolute Hammer!

Stefanie Ja, und das, was noch viel toller ist als das, ist, dass bisher von diesen zwölf, also es waren dann mal eine mehr die gekündigt hat, und sonst sind uns alle seit sie dabei sind also treu geblieben. Also es hat keiner gekündigt, sondern du unterstützt uns jetzt schon, seit du beschlossen hast uns zu unterstützen, und bist immer noch dabei. Total klasse.

Carsten Ja, also irgendwas müssen wir richtig machen. Oder zumindest nicht ganz so verkehrt. Aber ich bin nach wie vor total baff. Ich find das total klasse und das motiviert mich bei jeder Folge aufs neue, einfach zu wissen, da sind Menschen, die finden gut, was wir machen, die unterstützen uns und das treibt quasi an.

Stefanie Ja, und deswegen sitzt Carsten jetzt auch gern unter diesem Regenschirm und probiert es mit mir aus, ob die Tonqualität besser ist.

Carsten Im Schatten

Stefanie Im Schatten, genau. Also dann ganz, ganz, ganz herzlichen Dank, dass du uns finanziell auf Steady unterstützt

Carsten Vielen Dank

Stefanie Dass du uns iTunes Rezensionen schickst. Wobei, also die haben in letzter Zeit nachgelassen

Carsten Da müssen wir noch ein bisschen nachlegen.

Stefanie Also wenn du keine Lust hast, iTunes Rezensionen zu schreiben, dann kann ich dich auch verstehen. Schick Carsten wirklich mal eine E Mail. Der freut sich darüber, wenn du ihm persönliches Feedback gibt. An Carsten@vonherzenvegan.de. Alles zusammengeschrieben ohne Bindestrich und dann .de. Und Carsten freut sich über tägliche Emails von dir, wo du ihm jeden Tag schreibst, wie toll er ist. Also das auf jeden Fall, ja.

Carsten Das fehlt mir so ein bisschen. Ja genau. Ich werde immer total niedergemacht, so auf der Arbeit und so. Ja, ja, mein Selbstwertgefühl, das leidet.

Stefanie Traurig. Ja, gut. Also wir wollen diese Folge nicht traurig beenden, sondern mit einem fröhlichen: Alles ist super, und wir finden toll, dass du uns unterstützt und uns hörst.

Carsten Ja, ich würde schon sagen, jetzt lass die Sonne mal wieder scheinen. Aber wir sitzen hier unter einem Regenschirm. Muss ich noch mal für mich?

Stefanie Vielleicht gibt's davon auch ein Foto, vielleicht auch nicht.

Carsten Ich sag mal, genau in diesem Sinne.

Stefanie In Hamburg sagt man Tschüss.

Carsten Und auf Wiederhören.

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