Wenn Selbermachen zum Burnout führt
Ein Beitrag
DIY und Selbermachen ist wichtig - keine Frage. Außerdem schont es den Geldbeutel und ist im Nahrungsbereich auch gleich noch viel gesünder.
Ja, auch wir machen viel selbst, um Verpackungsmüll zu vermeiden und auch um Geld zu sparen.
Und doch habe ich mich in den letzten Wochen immer wieder in einem Dauerkreislauf zwischen Herstellen und Abwaschen, Herstellen und Abwaschen gefunden.
Denn auch wenn DIY und Selbermachen Geld spart, eines kostet es dann doch: Zeit.
Es kann Spaß machen in der Küche zu stehen und die verschiedenste Dinge selbst herzustellen, die mensch sonst einfach im Supermarkt kaufen würde. Es kann viel Freude bringen bis tief in die Nacht Kleidung für sich und die Kinder zu nähen.
Mensch kann auch dazu neigen diese Tätigkeiten mit dem Hören von Podcasts zu kombinieren und so die Zeit zu nutzen, um sich fortzubilden oder schlicht unterhalten zu lassen.
Ja, das kann alles durchaus befriedigend sein. Ich bin jedoch in letzter Zeit immer wieder an meine Grenzen gekommen und darüber sprechen wir in dieser Podcastfolge.
Vollständiges Transkript
Carsten In dieser Folge wollen wir das Thema Do it yourself aufgreifen. Wenn du schon mal so ein bisschen in diesen Bereich reingeschnuppert hast, wovon ich ausgehe, da du diesen Podcast schon hörst, vielleicht sogar längere Zeit hörst, wirst du wissen, dass Stefanie und ich das schon seit einiger Zeit machen. Aber auch generell so in den Medien, Büchern, Zeitschriften, YouTube ist das natürlich so ein Thema, was immer stärker Präsenz gewinnt. Und ich habe dort den Eindruck, dass Do it yourself immer mit einer absoluten Leichtigkeit daherkommt. So, ist das toll und einfach. Und häufig ist es auch so, dass man keine Ahnung, bei einem Haushaltsreiniger oder so was, man so zwei, drei Zutaten zusammen mischen muss und schon hat man irgendwo einen tollen Haushaltsreiniger. Das verlockt natürlich und verleitet auch so ein bisschen dazu, zu glauben, dass das alles total easy ist. Also einfach nur so ein bisschen Zutaten besorgen, zusammenrühren und schon hast du halt dein Do it yourself Leben neu gestaltet. Und wir machen im Moment so die Erfahrung, dass es auch tierisch anstrengend sein kann.
Stefanie Also wenn du jetzt Do it yourself sagst, dann denke ich immer an so Nähen und basteln und so. Ich meine damit aber auf jeden Fall auch Kochen. Wir kochen ja eigentlich immer frisch selbst, also schon gefühlt immer -seit wir zusammen sind, schon immer. Ich habe davor selbst gekocht, aber ich hatte auch früher Phasen, wo ich noch zu Hause gewohnt habe, wo ich alles nur in die Fritteuse geschmissen habe oder so. Also da haben meine Eltern sich mal eine Fritteuse angeschafft, das weiß ich noch. Das war eine Phase, da haben wir alles frittiert. Jedenfalls, das ist lange her. Aber was wir jetzt auch - vor allem seit wir vegan leben, aber eben vorher auch schon - machen, das ist eben immer selber kochen und jeden Tag kochen.
Ich koche abends meistens vor für den nächsten Tag und das nimmt viel Zeit in Anspruch. Und ich habe mich letztens in so einem Kreislauf wiedergefunden, wo ich gedacht habe: okay, ich koche jetzt was, dann backe ich noch was, dann bereite ich noch ein paar Aufstriche vor. Dann überlege ich mir noch, was ich noch machen könnte. Wenn Carsten da ist, dann spült er meistens alles ab. Dann sieht es wunderschön aus in der Küche. Dann fange ich an, irgendetwas zu kochen, dann ist natürlich alles wieder dreckig, dann muss ich das wieder abspülen, dann backe ich was. Dann ist alles wieder dreckig, dann muss ich es wieder abspülen. Und ich war in diesem ständigen: okay, ich koche jetzt was, dann spüle ich, ich koche jetzt was, dann spüle ich, ich backe was, dann spüle ich und dann...
Das hat mich total fertig gemacht. Ich hasse Spülen. Aber ich muss ja die Sachen abspülen, um sie wieder benutzen zu können, und dieser Kreislauf das ist - ich habe irgendwann gedacht, ich habe keine Lust mehr. Also ich meine, wir machen das ja für die Umwelt, wir machen das auch für uns, für die Gesundheit, dann wissen wir besser, was jetzt beim Essen zum Beispiel drin ist, als wenn wir so was fertig kaufen. Und ich meine das ist jetzt auch schon - keine Ahnung, wann ich das letzte Mal so ein Fertiggericht gekauft habe, wenn man jetzt von ner Pizza absieht, aber irgendwie sowas, was man in die Mikrowelle stellt oder so was in der Tüte und was dann in die Pfanne kommt oder so, das sind alles Sachen das ist schon ewig her, dass ich so was gemacht habe und da koche ich es halt frisch, das ist gesünder, aber es nimmt halt enorm viel Zeit in Anspruch und man kann auch nicht wirklich viel anderes dann machen.
Carsten Ja, und wenn das gerade so in dieser Kombination kommt, dass du mit Aufstrichen und so nochmal was machen möchtest, die dann ja on top kommen, dann haben wir keine Ahnung bei uns größere Mengen Kichererbsen vorrätig, die wir dann regelmäßig kochen, auch in größeren Mengen, weil wir eben nicht wollen, dass wir, ich sag jetzt mal jeden zweiten Tag jetzt Aufstrich vorbereiten müssen, sondern das wird dann in einem großen Topf mal in einer größeren Menge zubereitet. Und dann haben wir den halben Kühlschrank voll mit gekochten Kichererbsen, die dann auch verarbeitet werden zu diversen Aufstrichen und das summiert sich dann. Und das sind dann so Situationen da, wo es definitiv zu viel wird, wo man eben genau aus diesem Kreislauf oft gar nicht mehr rauskommt. Also kochen und abwaschen und das eben den ganzen Tag. Und da kann durchaus mal so ein Wochenende draufgehen, wo man sich den ganzen Tag nur noch in der Küche wiederfindet.
Stefanie Ja, und früher habe ich das auch gern gemacht, aber mittlerweile bin ich tatsächlich an so einen Punkt gekommen, wo ich gedacht habe: ich kann nicht mehr, ich kann einfach nicht mehr. Ich geh jetzt einfach los und kauf mir da beim Lidl ne vegane Pizza oder was auch immer, aber ich habe einfach keine Lust mehr. Ich kann einfach nicht mehr. Ich kaufe jetzt einfach Spaghetti mit Sauce oder so. Es geht einfach nicht mehr. Ich meine, wir kochen ja schon viel vor. Zum Beispiel bei den Aufstrichen ist es so, wir machen dann einen großen Topf oder Mixer voll Aufstrich - wie auch immer wir den herstellen - und dann wird das alles eingefroren. Und dann ist es auch erst mal gut. Nur das Essen, was wir halt täglich essen, was wir ja durchaus auch brauchen, wir müssen ja täglich was essen, das kann ich nicht in so riesigen Mengen vorbereiten, dass ich mich quasi an einem Tag in der Woche hinstelle, alles koche und dann das nur noch auftaue. Dann bräuchten wir einen riesigen Gefrierschrank, ehrlich gesagt, um das zu machen.
Und so muss ich mich halt dann da auch hinstellen. Das ist halt einfach bei uns leider die klassische Teilung, dass Carsten so viel arbeiten muss und deswegen keine Zeit hat, das zu machen. Also hängt es an mir, das zu machen. Gut, es ginge natürlich auch, dass Carsten sich immer was kauft, aber das ist uns ehrlich gesagt auch zu teuer. Wenn Carsten jetzt jeden Tag bei der Arbeit sich was zu essen kaufen würde, das geht halt ordentlich ins Geld und das funktioniert mit unserem Budget einfach nicht. Und deswegen kochen wir eben auch vor. Also es geht ums Geld, es geht um die Gesundheit, es geht um die Nachhaltigkeit, dass möglichst wenig Verpackungsmüll entsteht. Ja, und dann stehen wir halt da. Das ist so anstrengend und da kann ich jeden und jede verstehen, der·die dann ab und zu sagt: okay, nee, dann greife ich halt doch lieber zur Verpackung.
Carsten Ja, ich denke, das ist dann auch zwischendurch legitim. Man muss ab und an ja auch ein bisschen an sich selbst denken. Ich meine, das sind ja jetzt alles so Ansprüche, die vielleicht auch stärker nach außen hin wirken, also eben dieser Umweltaspekte Verpackungsmüll zu vermeiden. Gut, gesundheitlich ist natürlich jetzt erst mal nicht nach außen wirkend, sondern schon Eigenanspruch, aber die primären Faktoren, weswegen wir das machen, sind ja eigentlich eher umweltgetriebene Faktoren. Und deswegen kaufen wir auch in Unverpackt Läden ein und nehmen da einfach ein bisschen Unkomfort in Kauf.
Stefanie Also es ist definitiv immer Bequemlichkeit gegen die Nachhaltigkeit oder das Gewissen. Also den Anspruch, die Werte und die Bequemlichkeit, es ist die ganze Zeit über so. Will ich denn jetzt lieber Komfort? Ich meine, wir fahren ja schließlich auch überall mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln hin. Ja, es wäre viel einfacher, wenn wir ein Auto hätten. Wir wohnen jetzt hier in einem Minidorf und dann müssen wir mindestens zwei Kilometer ins nächste Dorf fahren, was jetzt nicht weit ist, aber mindestens, um überhaupt irgendwo was einkaufen zu können. Denn dieses Dorf hat nichts, wo man was einkaufen kann, außer einer Tankstelle und der andere Einkaufspunkt ist dann dreieinhalb Kilometer entfernt. So, da gehe ich jetzt nicht mal eben zu Fuß hin, weil das eben einfach so lange dauert. Es ist für uns gar kein Problem, da mit dem Fahrrad hin zu fahren und die Stadt ist auch nur acht Kilometer entfernt. Also das sind jetzt keine unendlich langen Strecken. Andere, die wirklich auf dem Land wohnen, die werden das anders erleben.
Aber es wäre natürlich viel einfacher, wenn wir mal eben mit dem Auto fahren könnten. Als Carstens Eltern uns besucht haben, sind die mit dem Auto zu uns gekommen. Da hatten wir das Auto dann da stehen und dann sind wir auch mal mit dem Auto gefahren, um noch mal zum Baumarkt zu fahren, als wir hierhin gezogen sind. Wenn wir jetzt mal eben zum Baumarkt fahren, dann schnallen wir uns den Anhänger ans Fahrrad hinten dran und fahren dann dahin. Also von daher, das ist immer die Sache mit der Bequemlichkeit. Das ist immer die Frage, was ist mir wichtiger? Ist es meine Bequemlichkeit, mein Komfort mir wichtiger? Oder sind es meine Werte? Ist es die Nachhaltigkeit, die Umwelt? Sind es meine Mitmenschen? Was ist wichtiger? Ich, mein Komfort oder das alles andere? Und das ja auch beim Einkaufen, Du hast es gerade gesagt, Carsten, dass wir halt versuchen, möglichst unverpackt einzukaufen. Und da ist es ja auch wirklich so, dass wir immer planen müssen.
Carsten Ja so ein Spontankauf wie, ich setze mich mal kurz ins Auto und fahr mal zum Supermarkt, den gibt es bei uns eigentlich gar nicht. Also es ist immer so verbunden mit, jetzt in der Kombination meinem Arbeitsweg, weil der eben genau an diesen Unverpackt Läden vorbeiführt oder die Möglichkeit bietet, zwei Unverpackt Läden in Anspruch zu nehmen. Und ja, Unverpacktladen, das liegt in der Natur der Sache: die Sachen sind unverpackt. Ich muss mich um die Verpackung selbst kümmern. Das heißt, wir haben dann entsprechende Einkaufstaschen oder Gläser und müssen uns im Vorfeld überlegen: Was, besorge ich denn? Natürlich hat so ein Unverpackt Laden ab und an auch Pfandgläser oder Glasspenden, das man dort vor Ort immer so kleinere Sachen holen kann bzw. sich spontan noch dazu entschließt, auch dann noch von dem oder dem noch ein bisschen was mitzunehmen. Aber im Großen und Ganzen ist das alles mit Planung verbunden, dass wir uns überlegen müssen, was brauchen wir eigentlich noch und was kaufe ich denn an dem Tag, in dem und dem Laden noch mal ein, auf dem Hin oder auf dem Rückweg?
Stefanie Und das ist eben auch nicht unbedingt bequem, weil du dir vorher Gedanken machen musst. Wir sind da auch immer noch dabei, unsere Vorratshaltung zu optimieren. Und gerade jetzt, wo wir noch weiter draußen wohnen, also vor der Stadt, ist es halt wichtig, dass wir exakter planen und dann auch wirklich schauen, dass wir größere Mengen hier haben, damit wir nicht so häufig einkaufen fahren müssen. Und da sind wir auch noch dabei, das auszutarieren: Was bestellen wir vielleicht auch in großer Menge, dass wir einen Jahresvorrat haben? Da ist natürlich das Finanzielle wieder so eine Sache, ein Jahresvorrat Kichererbsen, da sind wir dann auch schnell bei über 100 €. Wir hatten jetzt einen Jahresvorrat Kichererbsen und Buchweizen einmal bestellt, da habe ich über 200 € bezahlt, meine ich, ich bin mir nicht sicher, wie viel es war, kann auch mehr gewesen sein. Also wir gucken natürlich nach Bio, bei dem Buchweizen war der aus Deutschland. Wir haben da auch so gewisse Ansprüche und wir haben jeweils einen 25 Kilo Sack jetzt da stehen und hoffen, dass das der Jahresvorrat ist. Wobei wir beim Buchweizen wissen, wahrscheinlich wird er nur ein 3/4 Jahr reichen oder ein halbes, aber wir beobachten das jetzt und versuchen uns so jetzt an unsere Vorratshaltung heranzutasten, dass wir Nahrungsmittel, die haltbar sind, wie eben Hülsenfrüchte zum Beispiel, oder Pseudogetreide wie Buchweizen, bei uns hier vorrätig haben. Wir haben im Moment den Platz dafür, ist das zumindest kein Problem, aber es ist definitiv jetzt noch in der Planung und da sind wir gerade mitten drin. Und das soll jetzt ja auch keine Meckerfolge werden in dem Sinne, sondern meine Intention ist es, mit dieser Folge eine Lanze zu brechen für uns alle, die wir nach außen hin so tun als wäre alles okay, aber innen drin merken, dass es eigentlich total anstrengend ist, dieses Selbermachen. Liegt ja auch daran, dass das von der Umgebung nicht so gewollt wird, sozusagen. Es wird uns nicht gerade einfach gemacht, das Selbermachen.
Carsten Nee, im Idealfall wäre es so, man hätte eine Gemeinschaft und könnte sich die Arbeit dort teilen. Der eine würde keine Ahnung - ich fantasiere jetzt mal so ein bisschen ins Blaue hinein - das Essen kochen, der andere würde sich um Haushaltsreiniger etc. kümmern. Dass es da vielleicht so bestimmte Schwerpunkte oder Präferenzen gibt, mit denen man sich dann gegenseitig ergänzen kann und dadurch dann die Arbeit besser verteilt. Aber das ist natürlich dann eher so ein Gesellschafts- oder Sozialmodell, das gibt es hier nicht. Unser Modell ist ja dadurch geprägt, dass eben jede·r auf sich allein gestellt ist. Individualverkehr fällt mir dort als Stichwort ein. Auto, Supermarkt, möglichst alles verpackt und ja, möglichst alles irgendwie convenient und bequem. Das ist ja so die vorherrschende Umgebung, mit der wir konfrontiert werden. Und da jetzt tatsächlich reinzugehen und zu sagen: Wow, jetzt finde ich 1000 Anleitungen zu „wie mache ich etwas selbst“ oder Rezepte etc. pp. Und das jetzt so in den Alltag integrieren, dass das zum einen Normalität ist und zum anderen eben auch regelmäßige Normalität wird. Nicht, dass man sagt okay, ich jetzt mache mal so ein oder zwei Tage, wo ich das durchziehe, sondern das soll kontinuierlich Bestandteil meines regulären Lebens sein. Und da sich so einzupendeln, zu sagen, ja, diese Belastung vom Zeitlichen her, die kann ich einbinden, aber auch eben dieses Organisatorische. Also es ist ja bei diesen größeren Lebensmittelmengen, die man konsumiert, vielleicht noch in der Hinsicht einfach, dass man sagt, okay, ich hol mir jetzt so eine Megapackung, diese 25 Kilo, die wir gerade schon ansprachen, aber es sind ja häufig auch eben diese Kleinigkeiten, also Gemüsebrühe, da lege ich mir natürlich nicht irgendwie so einen 100 Kilo Vorrat hin, sondern da habe ich vielleicht ein Glas mehr oder weniger groß und früher oder später geht es halt aus. Und wenn ich das nicht im Blick habe, dann kann ich eventuell abends, wenn ich was koche, da stehen und denken: Oh, eigentlich bräuchte ich das jetzt ja, das ist jetzt kein Weltuntergang, wenn es nicht mit reinkommt, aber es halt ein Beispiel für Organisation, wo eben gerade kleinere Mengen immer im Blick behalten werden müssen, um dann auch bei der nächsten Möglichkeit mit beschafft zu werden.
Stefanie Ja, also zwei Dinge fallen mir dazu jetzt noch ein. Klar, da müssen wir halt nochmal ran, dass wir wirklich schauen, dass wir es im Blick behalten. Und wir wollten ja auch versuchen, jetzt mit dem Dörrgerät dann auch die Gemüsebrühe selbst herzustellen, was damit sehr gut funktioniert, so dass wir das dann auch selber machen können. Und dann sind wir ja wieder in diesem Kreislauf, dass wir da dann erst mal alles selber machen müssen. Jetzt zum Beispiel sind wir mit dem Dörrgerät dabei, unter anderem immer ganz viele verschiedene Dinge damit, z.B. auch unsere Gemüsechips dann selber zu machen als Snack. Und das ist auch eine Heidenarbeit. Also warum heißt es eigentlich Heidenarbeit?
Carsten Das weiß ich gar nicht.
Stefanie Also ist das was Diskriminierendes. Das ist auch so wie, warum ist es gleichzeitig „sau-“ teuer und „sau-“billig? Also der Verstärker ist die Sau. Jedenfalls das andere, was ich denke, das sind dann drei Sachen eigentlich. Also einmal, dass wir da nochmal ran müssen und dann, dass wir das auch selber machen wollen. Das dritte ist das, was ich eben interessant finde, weil wir ja auch die ganze Zeit auf der Suche waren nach einem neuen Wohlstandsmodell und jetzt eigentlich das Gefühl haben, wir wissen, worum es geht. Wir wissen, welche Bausteine zusammenkommen müssten. Und dass es sehr wichtig ist, dass wir wieder in einer Gemeinschaft zusammenleben. Also das soll jetzt nicht heißen, dass wir alle aufeinander hocken müssen und dann keiner mehr Privatsphäre hat, sondern es gibt ja verschiedenste Formen von Gemeinschaft. Aber dazu könnte eben auch gehören, dass es die Möglichkeit gibt, nicht nur alleine für sich zu kochen und alleine für sich den Vorrat zu haben, sondern eben auch gemeinschaftlich zu kochen. Und dann könnte man sich das nämlich aufteilen und das wäre sehr erleichternd.
Also meine Idee ist ja auch, dass die Zukunft - also wenn wir es geschafft haben, den Klimawandel abzuwenden und dann brauchen wir ja auf jeden Fall ein neues Modell, ein neues Lebensmodell und da reden wir ja viel über Postwachstumsökonomie usw. und so fort. Aber was stellen wir uns eigentlich darunter vor? Und die Idee ist ja eigentlich auch, dass wir dann vielleicht gar kein Geld mehr brauchen in dem Sinne, also zumindest nicht in diesem großen Maßstab, wie wir es jetzt haben. Was ist Arbeit dann? Also es wird sich ja ganz viel ändern und das ist auch was, was ich jetzt noch mal spoilern kann, was wir in nächster Zeit angehen wollen. Wir wollen gerne diese ganzen Bausteine einmal unter die Lupe nehmen und schauen, aus welchen Bausteinen kann das neue Wohlstandsmodell bestehen? Wie können wir leben? Weil wir wissen, es muss sich was ändern. Aber wir wissen auch, was sich eigentlich alles ändern sollte. Aber wie wird es in Zukunft aussehen? Und dazu kann eben auch gehören, dass wir dann nicht mehr in dem Sinne arbeiten, wie wir es jetzt tun, also Zeit gegen Geld, sondern dass wir unsere Arbeitskraft in die Gemeinschaft investieren und einfach dann uns so einbringen, wie es unseren Fähigkeiten entspricht. Also, dass es Menschen gibt, die dann eben kochen und backen und gerne in der Küche sind und andere, die dann eher putzen und dann andere, die sich um die Kinder oder um die älteren Menschen kümmern und so. Also das es wirklich ein Geben und Nehmen ist. Es gibt ja heute auch schon Tauschringe, in denen dann wirklich die eine Arbeit gegen die andere Arbeit getauscht wird, gleichwertig ohne zu sagen: okay meine Fertigkeit ist mehr wert als deine, sondern der·die eine möchte halt gerne was repariert bekommen und dafür putzt der·die andere dann bei dem·der anderen der ihm·ihr das repariert, die Fenster oder so. Keine Ahnung. Also so in dem Sinne. Und genauso könnte das eben auch sein und das würde das Ganze ziemlich erleichtern.
Carsten Und das wäre dann ein solidarisches Lebensmodell. Das, denke ich, wird ein Kernbestandteil dessen sein, was dann auch in dieser Postwachstumsgesellschaft vorherrschen muss. Also wirklich eine kleinere Gemeinschaft. Also ich kann mir das nicht vorstellen, dass man jetzt irgendwie so als Gesamtstadt oder so, so was bewerkstelligt. Ich glaube, es muss kleinere Einheiten geben, die aber dann auch untereinander so kooperieren, dass sich dann auch so auf dieser Metaebene oder übergeordneten Organisationsstruktur dann irgendwie ein solidarisches Miteinander ergibt. Aber damit greifen wir schon weiter vor, das hat ja jetzt eigentlich mit dem Thema dieser Podcastfolge erst mal nichts zu tun. Das ist wirklich so spoilern. Da, wo wir in Zukunft rein wollen. Und ja, Stefanie, wie du schon sagtest, mit dieser Folge wollen wir einfach die Lanze brechen. Dieses „ach wie toll ist denn dieses selber machen etc.“ das was so in den Medien publiziert wird, einfach mal auch so ein bisschen aus der Praxis zu reflektieren und zu sagen: Ja, natürlich ist es schön, natürlich ist es dann auch für, ich sag jetzt mal, den Anspruch an Gesundheit, an Verpackungsfrei, an die Abkehr der Bequemlichkeit, für die man sich ja auch bewusst entscheiden muss, dafür ist es schön.
Stefanie Es ist auch wichtig.
Carsten Das ist auch wichtig. Genau. Also das passt alles. Aber es ist halt anstrengend, gerade weil wir uns eben in einer Arbeitswelt bewegen und auch in einem Gesellschaftsumfeld bewegen, was diese Art und Weise des Lebens eben nicht fördert, sondern nicht bewusst blockiert, aber auch nicht bewusst vereinfacht oder einfacher werden lässt oder sein lässt.
Stefanie Also wie gesagt, ist es definitiv auch wichtig, Dinge selbst zu tun und auch wichtig, jetzt nicht nur etwas selbst zu tun im Sinne von Selbstwirksamkeit, sondern do it yourself, also selber herzustellen für die Umwelt, für die Nachhaltigkeit und dann dich selbst und letztlich natürlich auch für den Geldbeutel. Denn es ist meist viel günstiger, Dinge selbst herzustellen, als sie fertig zu kaufen. Und doch finde ich es jetzt einfach nur ehrlich, wenn wir darüber sprechen, dass es auch sehr anstrengend ist, alles selber zu machen.
Carsten Und wie integrierst du das denn, liebe Hörern, lieber Hörer, in deinen Alltag? Wie wie weit bist du schon dabei, Sachen selber zu machen, diesen Do it yourself Anspruch selbst ins eigene Leben zu integrieren? Bist du da auf dem Weg? Bist du da schon so fortgeschritten und sagst, das ist eigentlich Usus, das mache ich schon. Und wie gehst du mit diesem Spannungsfeld um, wo du merkst Anspruch und Wirklichkeit? Und es ist doch sehr anstrengend und vielleicht auch ermüdend. Was sind denn da deine Erfahrungen? Lass uns da gerne dran teilhaben. Du kannst uns gerne eine Email schreiben oder vielleicht auch eine Audio Nachricht einfach mal zukommen lassen.
Stefanie Damit wären wir dann auch schon am Ende der Folge angekommen. Und wir wollen natürlich wieder keinesfalls diese Folge beenden ohne uns zu bedanken. Danke bei allen tollen Steady-Unterstützer·innen, die uns und meine Projekte so treu unterstützen. Ganz, ganz herzlichen Dank!
Carsten Danke, danke, danke.
Stefanie Und wenn du gut findest, was wir hier machen und was ich außerdem noch mit Von Herzen Vegan alles bewege, dann freue ich mich sehr, wenn du mich auch finanziell unterstützt über Steady. Schon 3 € pro Monat helfen mir sehr.
Carsten Und damit sind wir wirklich am Ende für heute angelangt. Und da bleibt mir nur noch zu sagen: In diesem Sinne.
Stefanie In der Metropolregion Hamburg sagt man Tschüss.
Carsten Und auf Wiederhören.
Hinweis zum Von Herzen Vegan Clan
Im November 2021 ist der Von Herzen Vegan Clan ein Teil meiner damals neuen Community, des Experimentariums geworden.
Das Experimentarium gibt es seit Dezember 2022 nicht mehr.
Ich bin gerade dabei eine neue Online-Community aufzubauen. Wenn Du interessiert bist, schau doch mal vorbei:
Du möchtest etwas zurückgeben?
Der Mehr als Vegan Podcast soll barrierefreier werden und dafür brauchen wir Deine Unterstützung.
Wir suchen ständig Menschen, die bereit sind Transkripte der Podcastfolgen Korrektur zu lesen.
Die Hälfte der Podcastfolgen sind schon geschafft, für die andere Hälfte brauchen wir Dich!