Lustvoll die Welt retten - ohne Verzicht

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Folge 200 - Lustvoll und ohne Verzicht die Welt retten

Yeah - die 200. Folge des Einfach Vegan Podcasts ist online.

In dieser Folge feiern wir uns ein bisschen selbst und echauffieren uns dann über das Verhalten unserer Mitmenschen, die immer nur möglichst lustvoll und ohne Verzicht die Welt retten wollen.

Wer sich vegetarisch ernährt ist schon radikal, einmal die Woche auf Fleisch und Milchprodukte verzichten ist revolutionär und manche Länder kann mensch einfach nur authentisch bereisen, wenn er·sie das Flugzeug nutzt. Willkommen im Jahr 2020.

Ich habe in letzter Zeit viele Bücher zum Thema ökologischen Fußabdruck senken gelesen und auch einige Kurse zu diesem Thema für die VHS konzipiert - der Tenor war immer gleich: lustvoll muss es sein, es darf nichts mit Verzicht zu tun haben und am besten sollte mensch so weiter machen können wie bisher, nur halt grüner.

Diese Erfahrungen haben mich zu der Erkenntnis gebracht: wir müssen noch einmal über Privilegien sprechen!

Links zur Folge

Vollständiges Transkript (Korrektur gelesen von Johanna H.)

Stefanie Und wie Carsten schon so ganz dezent angemerkt hast hat hats hats...

Carsten Hats er, hat er. Hat er.

Stefanie Hats er.

Carsten Hat er.

Stefanie …hat, ist das hier unsere 200. Folge - die offizielle 200. Folge, denn mit der Pilotfolge zusammen wäre das ja jetzt schon die 201. und ich glaube, wir hatten zwischendurch auch noch Folgen, so Sonderfolgen. Also von daher die offizielle 200. Folge. Wuhuuuuuuh!

Carsten Wuhuuuuh! Cool.

Stefanie Das klang jetzt noch nicht so…

Carsten …enthusiastisch?

Stefanie Nee, wir müssen noch mehr.

Stefanie und Carsten WUHUUUUUUUUUUUUUUUUUUH!

Stefanie Entschuldigung, das hat in den Ohren weh getan. So muss es sein. So klingt das.

Carsten Ja. Dürfen wir uns jetzt wirklich auf die Schulter klopfen. Haben wir gut gemacht.

[Schulterklopfen]

Stefanie Genau, ja. Och, ooooooh.

Carsten Tut gut. Endlich mal Anerkennung.

Stefanie Genau. Und wenn das nicht nur dabei bleiben soll, diese Anerkennung, dass wir uns gegenseitig auf die Schulter geklopft haben. Wir haben uns auch nicht nur uns selbst - so kannst du es ja nicht sehen - sondern wir haben uns gegenseitig auch gerade auf die Schulter geklopft.

Carsten Wenn schon, denn schon.

Stefanie Ja, wir stolpern auch über Worte. Dann hast du die Möglichkeit, das schönste Geschenk uns zu machen überhaupt, nämlich uns finanziell zu unterstützen. Und das kannst du zum Beispiel machen wie unsere 19 treuen Steady-Unterstützer·innen, die uns teilweise schon fast von Anfang an finanziell unterstützt haben. Also eigentlich seit dem Zeitpunkt, seit das ging - also teilweise, da wir nicht mit Start des Podcasts gleich gesagt haben, unterstütze uns, sondern erst ein, zwei Jahre später. Ich bin mir nicht ganz sicher, wann wir überhaupt angefangen haben, ich glaub so...

Carsten: Keine Ahnung, weiß ich nicht.

Stefanie: …ein Jahr später meine ich, ich meine 2017 und jedenfalls die teilweise eben schon von Anfang an dabei waren. Oder wie die vielzähligen Unterstützungen, die als Einmalüberweisung über PayPal jetzt mittlerweile bei uns eintrudeln in Von-Bis-Summen. Also da ist alles möglich natürlich. Also alles ist möglich.

Carsten Nach oben sind dort keine Grenzen gesetzt, um es mal so zu formulieren.

Stefanie Du kannst deine Anerkennung in verschiedensten Kategorien ausdrücken und du findest den Link zu den Möglichkeiten, wie du uns unterstützen kannst, wie immer hier unter der Folge oder in den Shownotes. Und es wäre ein ganz, ganz tolles Geburtstagsgeschenk sozusagen für uns, für diesen Podcast, für die 200. Folge, wenn du uns auf diesem Wege Anerkennung zollen würdest für die 200 Folgen, die wir für dich jetzt schon kreiert haben.

Carsten Oder für die nächsten 200 Folgen, die noch kommen werden. Zwar nicht dieses Jahr, aber…

Stefanie Genau. Wir haben ja jetzt für die 200 Folgen vier Jahre und drei Monate gebraucht. Einfach dadurch, dass wir das nicht geschafft haben, wöchentlich immer eine Folge zu senden. Sonst wären wir natürlich schon schneller bei der 200. Folge gelandet. Jetzt gibt es ja auch schon seit einiger Zeit den „Von Herzen Vegan“-Podcast, wo ich wöchentlich sende. Also ist das quasi, wenn du das zusammennimmst, schon mehr als einmal die Woche, was du da an Podcastfolgen bekommst.

Und wir können auch schon mal ein bisschen spoilern. Wir tragen schon seit längerer Zeit, ich glaub seit fast zwei Jahren, ein Podcastprojekt in uns herum, mit uns herum, in unseren Köpfen und Herzen, das wir jetzt dieses Jahr angehen werden. Aufgrund der Coronakrise sind wir da ein bisschen zurückgeworfen worden, aber wir wollten es eigentlich in den Osterferien angehen und jetzt werden wir es in den Sommerferien angehen. Und wir sind ja immer davon abhängig, wie unser Kind betreut ist. Und jetzt durch die Lockerungen hoffen wir darauf, dass es in den Sommerferien Urlaub bei Oma und Opa machen darf. Und wenn das dann der Fall ist… Es wird nicht sechs Wochen Urlaub bei Oma und Opa machen. Das würde, glaube ich, weder das Kind noch Oma und Opa sonderlich glücklich machen.

Carsten Das wär der absolute Elterntraum, oder?

Stefanie Der Elterntraum wäre es, ja. Aber wir müssen ja irgendwie auch auf die Bedürfnisse von Großeltern und Enkel achten. Also von daher. Ähm, ja, also jedenfalls werden wir die Möglichkeit haben, wahrscheinlich, wenn jetzt nicht wieder irgendwas dazwischenkommt, vor allem coronamäßig, dann unser Podcastprojekt umzusetzen. Und ich will jetzt auch noch nicht verraten, wie das heißt, aber es wird auf jeden Fall um Konsum gehen und wir haben schon alles Mögliche geplant. Und wie gesagt, wir tragen diese Idee schon seit langer Zeit mit uns herum und wollten das schon immer umsetzen, aber uns fehlte halt immer die Zeit. Es wird ein in sich abgeschlossenes Podcastprojekt sein und du darfst gespannt sein.

Carsten Genau. Also es wird auf alle Fälle ein ehrlicher Podcast, das sei auch schon mal gespoilert.

Stefanie Ist das hier ein unehrlicher Podcast?

Carsten Nein, aber ich... Ja, es wird kein, kein… kein fiktiver Podcast.

Stefanie Ach so, ja, wir erzählen zwar Geschichten, aber es sind wahre Geschichten. Und wenn du sagst, das wird ein ehrlicher Podcast, muss ich immer an diesen Verhörer denken, wenn jemand Axel Hacke kennt. Ein unehrliches Kind, das eigentlich ein uneheliches Kind war. Da muss ich immer dran denken, dass es ein uneheliches Kind war und dass das Kind, das das belauscht hatte, dann die ganze Zeit über dachte, das Kind, das wird unehrlich geboren und deswegen kann man dem nicht trauen.

Carsten Das ist schwarze Pädagogik, ja.

Stefanie Ja, genau. Also jedenfalls, da darfst du gespannt sein. Es dreht sich alles um das Thema Konsum und es wird ein in sich abgeschlossenes Podcastprojekt sein mit… Bisher haben wir drei Staffeln geplant und die erste Staffel wird voraussichtlich fünf Folgen haben. Wir haben aber bis jetzt noch nichts aufnehmen können. Deswegen ist das jetzt noch eben die grobe Planung, die wir so haben und dann mal schauen, wie das dann sich tatsächlich in der Umsetzung gestalten wird. Auf jeden Fall ist das dann ein Podcast, den wir von vorne bis hinten quasi durchgeplant haben, ein Projekt, was wir dann als Ganzes umsetzen werden. Und auch da kannst du uns dann natürlich unterstützen. Wir werden da eine gesonderte Unterstützer·innenseite einrichten, aber das wird alles später kommen. Da wirst du nochmal gesondert von uns erfahren.

Heute geht es wirklich darum, dass wir den „Einfach Vegan“-Podcast feiern. 200 Folgen in vier Jahren, drei Monaten. Wir sind schon richtig lange dabei und...

Carsten Ich mach das nochmal, heeeeeey!

Stefanie Wuhuuuuuuuuu!

Carsten War das so gut? Ja.

Stefanie Genau. Erfolge sollen gefeiert werden und es ist total wichtig, dass wir das immer und immer wieder machen. Wir machen das ja auch jeden Abend, dass wir da in der Runde zwischen unserem Kind, Carsten und mir uns erzählen, was wir alles geschafft haben am Tag und worauf wir stolz sind. Wir finden zwar nicht immer Sachen, worauf wir stolz sind, aber wir finden immer was, was wir geschafft haben.

Carsten Und dankbar.

Stefanie Und dankbar, das sowieso. Aber ich dachte, jetzt ging es ja gerade um Erfolge.

Carsten Ja, genau. Genau. So. Aber mit 200 Folgen soll es nicht zu Ende sein. Wir haben natürlich Themen, wir haben ganz, ganz, ganz viel Futter. Wahrscheinlich wird das Futter auch dazu reichen, noch weitere 200 Folgen zu füllen. Eine kleine Roadmap hatten wir am Anfang des Jahres schon mal zusammengestellt mit Themen und Bausteinen für unser neues Wohlstandsmodell. Wie wir uns die Zukunft denken, das wird uns langfristig noch weiter nicht verfolgen, sondern wir verfolgen diese Punkte.

Stefanie Vielleicht verfolgt es auch uns?

Carsten Vielleicht verfolgt es auch uns. Also da ist auf alle Fälle noch ganz viel Potenzial für weitere Folgen.

Stefanie Und ich möchte an dieser Stelle jetzt auch dir als Hörerin oder Hörer sehr, sehr herzlich danken, dass du uns schon so lange begleitest. Vielleicht begleitest du uns erst recht kurz, aber dass du uns auf jeden Fall zuhörst und die Chance gibst, dass wir dein Leben bereichern können.

Carsten Und vielen herzlichen Dank auch von mir an dich.

Stefanie In der letzten Folge haben wir das Buch „Grüner wird‘s nicht“ von Kathrin Hartmann rezensiert und wir werden auch noch viele weitere Bücher rezensieren. Wie das halt so ist: Carsten liest sehr viel, ich lese auch was, aber es kommt immer ganz drauf an. Also wie gesagt, bei uns liegt es eher an der Zeit, wenn wir das nicht schaffen, viele Podcastfolgen zu veröffentlichen, als an den Themen und du bist auch immer herzlich eingeladen, wenn du Themenwünsche hast, uns einfach zu schreiben. Schreib eine E-Mail an post@vonherzenvegan.de – „von Herzen vegan“ in einem Wort ohne Bindestriche oder schreib einfach im Clan. Schreib mich direkt an, was du dir für Themen wünschst, das ist immer möglich. Themenwünsche sind immer willkommen.

Wir orientieren jetzt uns so ein bisschen an unserer Roadmap, wie Carsten das genannt hat, und an den Themen, über die wir so im täglichen Leben stolpern. Also der „Einfach Vegan“-Podcast ist und bleibt eine Forschungsreise und wir dokumentieren ein bisschen unseren Alltag, aber eben auch zielgerichtet hin auf dieses neue Wohlstandsmodell, was für Bausteine wir brauchen, um aus diesem „immer weiter“, „immer mehr“, wachstumsorientierten System auszusteigen. Carsten brüllt jetzt gleich: „Nieder mit dem Kapitalismus!“ Und dann…

Carsten Nein, ich brülle nicht. Dieses „alles immer“ kam mir jetzt gerade noch in den Sinn.

Stefanie Genau. Und wir engagieren uns ja auch schon viel so für‘s Klima und machen einiges. Ich bin jetzt für die VHS in Hamburg aktiv und gebe da Webinare im Moment. Habe auch einen Bildungsurlaub, der jetzt im Mai nicht stattfinden konnte aufgrund von Corona und hoffentlich im November stattfinden wird zu diesem Thema, also aktiv für‘s Klima werden. Wie kann ich als Einzelperson aktiv werden?

Und ich habe da jetzt auch schon viele Bücher zu gelesen, viele Projekte mir angeschaut und bin jetzt aufgrund meiner neuen Entdeckung der Onleihe auch immer mal wieder über neue Bücher gestolpert, weil ich ja momentan einfach nicht so schnell in die Bücherhalle komme.

Und eine Erfahrung, die ich einfach jetzt während dieser Webinare gemacht habe und auch, als ich mir die Bücher und Projekte angeschaut habe, ist, dass immer wieder diese Anforderungen gestellt werden, dass die Menschen möglichst lustvoll an das Thema herangeführt werden sollten. Es sollte auf keinen Fall irgendwie über Verzicht gesprochen werden.

Und ich möchte ein Beispiel mal rausgreifen und einen Klappentext zitieren zu dem Buch „Warum Meerschweinchen das Klima retten“ von Christof Drexel, das ich mir einfach mal so ausgeliehen hatte über die Onleihe und da stand: „Klimaexperte Christof Drexel macht ohne Dogmen und schlechtes Gewissen Mut, die eigene CO2-Bilanz zu verkleinern, indem er so detailreich wie übersichtlich alle relevanten privaten Lebensbereiche mit den jeweiligen Einsparpotenzialen aufführt und konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzeigt.“ Besonders schön: „Niemand wird gezwungen, in allen Bereichen seinen CO2-Ausstoß auf ein Minimum zu reduzieren. Wer beispielsweise gerne Fleisch isst, kann das dadurch verursachte CO2 an anderer Stelle einsparen. So wird Resignation zu Motivation und Klimaschutz zu einem Ziel, das jeder verfolgen kann.“

Und in dem Buch schreibt der Autor zum Thema Ernährung gleich vorneweg: „Man muss kein Vegetarier sein, um eine klimaverträgliche CO2-Bilanz zu erreichen. Es ist hilfreich, geht aber auch mit maßvollem oder durchschnittlichem Fleischkonsum. Vegetarier per se als Weltretter darzustellen, ist zu kurz gegriffen. Wie so oft führt eine Maßnahme alleine, auch wenn sie noch so radikal umgesetzt wird, nicht zum Erfolg. Würde sich ab morgen die gesamte Menschheit fleischlos ernähren, wären die CO2-Emissionen vielleicht um 5 % geringer. Das ist beträchtlich, aber dennoch vollkommen unzureichend. Lieber auf Radikalität verzichten und dafür eine Vielzahl von sinn- und lustvollen Veränderungen vornehmen. Die Palette an Möglichkeiten ist breit gefächert.“ Zitatende. Das zum einen.

Das ist jetzt ein Beispiel, was mich echauffiert hat und das andere ist einfach die Erfahrung, die ich gemacht habe, als ich angefangen habe, Kurse für die VHS in Hamburg zu konzipieren, dass mir immer wieder gesagt wurde zum einen: der Text im Text. Ich muss ja immer so kurze Texte schreiben, die das Webinar, den Workshop, das Seminar beschreiben. Muss irgendwie was drinstehen. Ich hatte einmal was geschrieben, von wegen „jetzt Schluss mit den ewigen Diskussionen, lasst uns endlich handeln, wir packen‘s jetzt an“ und dann wurde mir gesagt, nee, also ich darf den Menschen nicht das Diskutieren verbieten. Das würde total abschreckend wirken, das wäre nicht lustvoll genug.

Und das andere ist, dass anscheinend Kurse besonders gut gehen, in denen jetzt zum Beispiel gezeigt wird, wie man Zahnpasta selber macht oder Deo oder sowas. Und dass ich jetzt dazu gebracht wurde, dass ich in einem meiner Workshops so eine kurze Showeinlage bieten muss, in der ich dann zeige, wie man Zahnpasta selber macht, damit sich Menschen für diesen Workshop anmelden, in dem ich eigentlich zeigen wollte, wie wir in allen Bereichen in unserem Haushalt in unserem Leben als Einzelperson unseren CO2-Fußabdruck, unseren ökologischen Fußabdruck reduzieren können. Und wo es mir eben nicht darum geht, dieses Minidetail von „ich mache jetzt mal eine Zahnpasta selbst“ zu zeigen, sondern ganzheitlich in allen Bereichen zu schauen, okay, wo ist die größte Problemzone, wo kann ich ansetzen, um wirklich einen größeren Hebel zu bewirken.

Und das alles, diese ganzen Erfahrungen, die ich gemacht habe jetzt - das sind eben jetzt nur Spitzen dieses Eisbergs - haben mich dazu bewogen, zu sagen, wir müssen nochmal über Privilegien reden, Carsten. Wir müssen eine Folge machen, und ich habe gedacht, die mache ich jetzt zur 200. Folge. Wir haben schon mal eine Folge gemacht zum Thema Privilegien, aber wir müssen jetzt einfach nochmal drüber reden. Es geht einfach so nicht weiter. Was, was geht in den Köpfen der Menschen vor?

Carsten Wenn ich solche Klappentexte, wie du sie gerade vorgelesen hast, höre, dann geht bei mir sofort das Bullshitradar an. Also das ist so etwas, wo ich dann denke, da hat jemand eigentlich den Sachverhalt nicht wirklich verstanden. Ähm, ja, klar geht er auf den Bereich CO2-Einsparung ein. Das ist momentan das große Thema: Klimaschutz, wie kann ich CO2 und Äquivalente reduzieren. Aber das Thema ist noch lange nicht alles, was wir tatsächlich irgendwie betrachten müssen. Also wir müssen im Grunde genommen den gesamten Bereich Nachhaltigkeit betrachten. Da fällt ein bisschen mehr rein als einfach nur: Wie spare ich jetzt CO2 ein?

Und ich habe da gestern in einem anderen Workshop eine ganz spannende Folie gesehen, die vom WWF stammt. Die machen das wohl regelmäßig im jährlichen oder mehrjährigen Turnus, dass die schauen, wie ist der Entwicklungszustand in bestimmten Staaten und wie hoch ist der CO2-Ausstoß, um dann eine Ableitung davon zu erhalten, welche Staaten leben eigentlich, ich sag jetzt mal vom ökologischen Fußabdruck, der ja noch ein bisschen mehr als nur CO2 beinhaltet, also vom ökologischen Fußabdruck her betrachtet nachhaltig und welche Staaten haben eigentlich einen großen Wohlstand.

Und auffällig daran war: Es gibt keine Staaten, die in einem guten Wohlstandsgefilde unterwegs sind und gleichzeitig nachhaltig sind. Die Staaten, die nachhaltig unterwegs sind vom ökologischen Fußabdruck, das sind die Staaten, denen es wirklich schlecht geht, denen es ökonomisch schlecht geht, wo die Menschen wirklich Probleme haben, ums Überleben zu kämpfen.

Die Staaten, denen es gut geht, wo es den Leuten wirklich sehr, sehr gut geht, die sind bei weitem, also ganz mit Abstand nicht nachhaltig, die sind Faktor fünf, sechs oder sowas zu hoch angesiedelt, was den ökologischen Fußabdruck betrifft. Und gerade in diesen Staaten dann zu hören, dass es ja eigentlich gar nicht darum geht, komplett auf Fleisch zu verzichten, sondern dass man auch nicht in allen Bereichen seinen CO2-Fußabdruck minimieren muss und dass das Ganze irgendwie lustvoll und schön stattfinden kann, das ist einfach nur blanker Zynismus oder - ja - Bullshit.

Stefanie Genau. Bullshit. Bullshit. Haben wir ein paarmal Bullshit gesagt?

Carsten Ja.

Stefanie Im Grunde schließen wir uns da ja jetzt dem Buch von Kathrin Hartmann an, die gesagt hat, dass es eben nicht darum geht, den Klimawandel oder die Klimakrise als Generationenfrage oder die Auslöschung der Menschheit oder so zu bezeichnen, sondern dass es um globale Gerechtigkeit geht.

Und das ist ja genau das, was wir uns vor Augen führen sollten, dass wir eben super privilegiert sind. Wir sind hier als Deutsche, ich weiß, es hören auch Österreicher·innen und Schweizer·innen zu und auf jeden Fall eine Dänin. Also, das heißt, hier in Europa, vielleicht nicht überall in Europa, aber ich sage jetzt mal im deutschsprachigen und dänischen Raum - ich nehme dich mal mit rein - sind wir super privilegiert. Also erstmal sind wir in diese Privilegien hineingeboren. Sind wir Männer, sind wir noch privilegierter. Als Mann haben wir noch mehr Privilegien eben als Frau.

Und dann sind wir noch mit verschiedensten Privilegien ausgestattet wie zum Beispiel, dass wir die Möglichkeit haben zu entscheiden, ich esse jetzt jeden Tag ganz viel Fleisch, was, global betrachtet, eben die meisten Menschen gar nicht können, sich so entscheiden. Das heißt, so wie Carsten es eben gerade sagte, die leben nachhaltig, aber nicht, weil sie das frei entschieden haben, sondern, weil sie gar keine Wahl haben. Und genau so ist es eben auch zum Beispiel mit dem Thema Fliegen.

Ich hatte da noch so ein anderes Buch, das hieß „Eine-Welt-Verbrauch“. Das ist von einem Förster geschrieben worden und ich habe das nur überflogen, weil ich jedes Mal, wenn ich das gelesen habe, immer gedacht habe: „Oohr, iiihr, hoor!“ Ich hatte das im E-Book und dann habe ich das so durchgezappt und habe dann immer nur so Passagen gelesen und dachte so, nee.

Er hat auch das Jagen so legitimiert, dass er irgendwie erzählt hat, okay, ja, die Wildschweine, die laufen ja aus dem Wald raus und fressen da Trauben leer. Also der wohnt in Rheinland-Pfalz und da ist es halt mit den Reben und dem Wein und den Trauben alles so wichtig. Und da meinte er, dass die Wildschweine da auch so irgendwie die Reben leergefressen haben. Und da der Mensch ja nun mal da sei und diesen Platz bräuchte, müssten die Wildschweine halt weichen und deswegen muss man die abschießen. Also so in der Art, also so verkürzt hat er es dargestellt. Das ist die Legitimation zum Jagen, dass der Mensch eben da ist. Und der Mensch braucht es halt und der Mensch braucht Raum zum Leben und deswegen müssen die Tiere weichen.

Und dann hat er eben auch versucht, das Fliegen zu legitimieren, indem er gesagt hat, ja, also bestimmte Länder, da kann man ja so viel drüber lesen und sich Filme anschauen und so, aber letztlich erfährt man nur, wie es da ist, wenn man da auch wirklich tatsächlich ist. Und das geht nur, wenn ich da hinfliege.

Und dann habe ich jetzt nochmal extra nachgeguckt, weil Kathrin Hartmann in ihrem Buch diese Zahl genannt hatte, dass nur 5 % der Menschen auf dieser Erde, auf diesem Planeten die Möglichkeit haben, tatsächlich zu fliegen. Sie hatte geschrieben: 95 % der Menschen, die auf diesem Planeten leben, haben noch nie ein Flugzeug bestiegen. Also reden wir von einer ganz, ganz kleinen Minderheit von 5 %, die fliegen können. Vielleicht sind von diesen 95 % auch noch welche dabei, die das eigentlich könnten, aber nicht tun, so wie wir zum Beispiel. Aber jedenfalls geht es um eine ganz, ganz kleine Minderheit, die jetzt auf diesem Privileg beharren will, als sei es ein Menschenrecht, zu fliegen.

Und das ist etwas, was mich total stört. Und deswegen ist das hier echt so eine Echauffier-Folge, weil ich da dann nochmal… Wirklich, wir müssen uns mal zusammenreißen und uns das anschauen. Wir sind total privilegiert. Wir haben diese super vielen Privilegien und ja, es gibt immer noch ein Klaffen zwischen Arm und Reich. Auch das hat Kathrin Hartmann beschrieben. Aber hier, die wir jetzt hier sitzen, also Carsten und ich, sind super privilegiert und ich denke, die meisten von denen, die uns zuhören, auch. Wir haben so viele Möglichkeiten. Auch ein Auto zu besitzen, ist ein Privileg.

Carsten Gerade, wo du das mit dem Auto ansprichst: Wir hatten mal in einer vorherigen Folge, wo es um die imperiale Lebensweise oder Leben auf Kosten anderer ging, hatten wir auch schonmal das Thema Automobil und die Art und Weise, wie diese Weltsicht hier gerade auch in Deutschland - Deutschland als Autonation - so betrachtet wird. Für uns ist das ein völlig normales Bild. Also jemand bei uns in Deutschland, der bewusst auf ein Auto verzichtet, der ist irgendwie meschugge. Also da werde ich wahrscheinlich als totaler Spinnerter betrachtet, wenn ich mich so outen würde und das mache ich ja.

Stefanie Ich wollte gerade sagen, wir outen uns doch.

Carsten Aber dieses Normalbild, wirklich auf der Straße nur Autos zu sehen, also ein paar Fahrräder mal so ein bisschen ausgeklammert, aber der Normalzustand ist ja im Grunde genommen: Individualverkehr ist gleich Auto.

Stefanie Mhm.

Carsten So, und sich da einfach mal zu vergegenwärtigen, dass alleine hier in Deutschland, in der Bundesrepublik Deutschland mehr Autos existieren als auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. So, und jetzt guck mal bitte auf den Globus oder in die Weltkarte und versuch mal so das Größenverhältnis zwischen der Bundesrepublik und dem gesamten afrikanischen Kontinent einzuschätzen. Das ist einfach haarsträubend, zu glauben, dass die Art und Weise, wie wir Autos nutzen oder, anders gesagt, Individualverkehr nutzen, dass das ein Menschenrecht ist. Also da sträuben sich mir wirklich die Nackenhaare.

Wir unterhalten uns immer noch - im Jahre 2020 - über Geschwindigkeitsbegrenzungen auf der Autobahn. Also ganz ehrlich, wenn ich eine solche Diskussion verfolge, dann wird mir ganz flau, wenn ich überlege, wie soll eine solche, über Privilegien erhabene Gesellschaft überhaupt in der Lage sein, diesem Klimawandel auch nur annähernd gerecht zu werden? Also das… das ist… das ist Bullshit. Ich kann mich da wirklich nur wiederholen, sorry.

Stefanie Carstens Lieblingswort für diese Folge wird „Bullshit“ sein, ich seh das schon.

Carsten Wollen wir sie auch so nennen?

Stefanie Nein, wir nennen sie nicht so. Ich habe schon einen Titel in meinem Kopf.

Carsten Gut.

Stefanie Wenn wir uns jetzt hier so echauffieren, dann ist das ja tatsächlich auch ein Ergebnis eines Prozesses. Das wird auch Teil unseres neuen Podcastprojekts sein, was also parallel zum „Einfach Vegan“-Podcast und allen anderen Dingen laufen wird. Das wird es nicht ersetzen, sondern das ist einfach ein extra Projekt, das nochmal hier vorsichtshalber gesagt. Nicht, dass jetzt hier Ängste entstehen.

Es ist ein Teil eines Prozesses, dass wir uns erstmal dessen bewusst werden mussten. Und ich bin der Meinung und will das jetzt hier auch in dieser Folge nochmal klarstellen, dass es wichtig ist, dass wir uns dessen bewusst werden, dass wir lauter Privilegien haben, von Privilegien umgeben sind und schon mit vielen Privilegien geboren wurden, die den meisten anderen Menschen auf diesem Planeten nicht zugänglich sind.

Und dass diese Privilegien eben Privilegien sind und keine Menschenrechte. Dass ein Smartphone besitzen, ein Laptop besitzen, dass es kein Grundbedürfnis oder ein Menschenrecht ist, so wie immer genug zu trinken und zu essen haben, sondern dass es ein Privileg ist. Und wir sollten uns dessen bewusst werden. Das ist das, was ich dir sagen möchte, was ich mit dir teilen möchte, was meine Erkenntnis auch ist, was superwichtig ist.

Und dann ist es nämlich auch kein Verzicht mehr und Verlust und alles ganz schrecklich und negativ, wenn ich das dann nicht mehr mache, sondern ich würde dann eben einfach diese Privilegien loslassen und zugunsten auch des ganzen Planeten und der Menschen, die diese Privilegien eben nicht haben. Das ist dann ein Luxus, den ich habe, wenn ich diese Privilegien nutze. Und ich würde weniger luxuriös einfach leben, wenn ich sie nicht nutze.

Carsten Ja, wobei, das klingt jetzt auch schon fast wieder verzichtsmäßig und da kann ich jetzt nur für mich sprechen. Ich weiß nicht, ob du dem zustimmst, aber ich empfinde dieses Aufgeben von gewissen Privilegien gar nicht als Verzicht, sondern als Freiheit. Ich habe auf einmal eine Wahlfreiheit. Und diese Wahlfreiheit ergibt sich erst dadurch, dass ich mir dieser Privilegien bewusst werde.

Stefanie Mhm.

Carsten Dieser Verzicht aufs Auto, das ist eine neue Wahlfreiheit. Die hatte ich so lange nicht, wie ich ein Auto hatte und wie es für mich völlig normal war, ins Auto zu steigen und zum Bäcker zu fahren. Da gab es keine Option B, sondern das war ein völlig automatisierter Ablauf, mich ins Auto zu setzen und auch Kleinstrecken zurückzufahren, egal, ob ich auf dem Land oder in der Stadt war. Da gab es nichts nebenher als Alternative. Erst der bewusste Verzicht auf dieses Privileg Auto hat mir eigentlich eine Wahlfreiheit eingeräumt.

Heute ist die Wahlfreiheit nochmal ein bisschen anders geartet. Wir hatten eine Zeit lang, wo wir noch ein Auto hatten, wo wir aber auch schon angefangen haben, das Auto nicht in jeder Situation zu nutzen. Heute könnte ich mir immer noch irgendwie einen Mietwagen nehmen oder beim Nachbarn nachfragen - auch das Angebot ist existent. Ich nutze es halt nicht.

Aber diese Wahlfreiheit selber ist für mich eigentlich nochmal eine Erweiterung meines Handlungsspektrums, den ich vorher so nicht gesehen hatte. Und das kann ich auf allen anderen Ebenen, wo ich auch über Privilegien gestolpert bin und auch bewusst darauf verzichte, genauso empfinden.

Stefanie Ja, das ist ja eigentlich das, was wir generell mit der veganen Ernährung, dem Start ins vegane Leben dann auch gemerkt haben, dass dieses erste Gefühl, oh Gott, ich muss jetzt, was kann ich da noch essen? Ich verzichte jetzt auf alles Mögliche. So wie wir vor fünfeinhalb Jahren gestartet sind, ist ja genau so eben in allen Bereichen tatsächlich dieser Gedanke: Oh, ich verzichte jetzt auf was, es wird mir etwas weggenommen. Dabei kommt ganz viel hinzu.

Carsten Genau. Und an der Stelle möchte ich nochmal betonen oder einen kleinen Appell oder einen großen Appell sogar einreichen. Ich bin der Meinung, dass wenn es darum geht, Maßnahmen zu ergreifen, um den CO2- oder im Idealfall den ökologischen Fußabdruck zu minimieren: Bitte, bitte orientiert euch nicht an dem Möglichen, sondern an dem Notwendigen. Das Mögliche wird schon von vornherein eingegrenzt durch den Vorstellungsraum, in dem wir uns befinden und hier maßgeblich durch die Privilegien. Das führt dann genau zu solchen absurden Diskussionen wie: „Aber so ein bisschen fliegen im Jahr einmal ist doch okay, wenn ich gleichzeitig dann hier was einspare.“ Oder: „Eigentlich muss ich nicht auf Fleisch verzichten.“ Und: „Na ja, auf der Autobahn sind ja sowieso nicht so viele Leute, die wirklich mehr als 130 fahren.“ und so. Also diese ganzen Bullshitdiskussionen fallen weg, wenn wir uns an dem Notwendigen orientieren.

Stefanie Ja, und wenn wir uns einfach mal klarmachen, dass das alles Privilegien sind, die die meisten Menschen auf diesem Planeten nicht haben. Denn es geht ja jetzt nicht nur um uns. Ich meine, wir sind damit aufgewachsen, dass wir nicht wirklich über unseren Horizont hinweggeschaut haben, sondern nur auf unsere Nachbarn vielleicht noch geguckt haben und dann uns irgendwie innerhalb dieses kleinen Minikosmos verglichen haben.

Jetzt ist es aber total wichtig. Jetzt brennt die Erde, es brennt, wir müssen jetzt handeln. Wir können einfach nicht mehr so mit klein, klein, klein weitermachen, sondern wir müssen einfach jetzt uns mal zusammenreißen und handeln. Jetzt ist es wichtig, das alles global zu betrachten. Und über das Internet ist es ja nun mal auch möglich, Kontakt aufzunehmen global, so dass sich dann die Welt ein wenig erweitert hat, auf jeden Fall, auch der Horizont sich erweitern kann und es wichtig ist, dass wir jetzt größere Schritte machen.

Ich weiß, ich plädiere immer für kleine Schritte, ja, also auch das ist wichtig. Aber dass wir einen großen Schritt im Blick haben und den in kleinen Schritten vielleicht gehen. Aber Hauptsache, wir gehen.

Carsten Genau. Und nicht erst den kleinen Schritt in den Fokus fassen und sich dann irgendwie zurücklehnen und sagen, boah, das habe ich jetzt geschafft, einmal am Tag irgendwie auf Fleisch zu verzichten, also um dieses Beispiel nochmal zu nennen, sondern wirklich in diesen großen Dimensionen denken und sich auch nicht davon abhalten lassen, was andere Menschen im eigenen Umfeld irgendwie als möglich empfinden.

Und eine weitere Anmerkung, falls der Gedanke gerade hochgekommen sein sollte: Es geht hier nicht darum, anderen Personen die Möglichkeit zu geben, die gleichen Privilegien zu erhalten, wie wir sie im Moment intus haben. Dafür haben wir einfach zu wenig Planet Erde, um das zu erreichen, sondern wir müssen von unseren Privilegien, so leid uns das tut, einfach Abstand nehmen, um eine ausgewogene, ökologische und nachhaltige Gerechtigkeit auf globaler Ebene zu erreichen.

Stefanie Ja, genau das ist es eben. Und genau das nervt mich eben so an diesen Büchern und regt mich so auf, dass da immer so getan wird, als sei das okay, als sollten wir trotzdem weiter so leben wie bisher. Wenn wir nur ein bisschen unsere Zahnpasta selbst machen und unsere Coffee-to-go-Becher dann nicht mehr als Einmalbecher, sondern als Mehrwegbecher, Mehrfach-Auffüllbecher nutzen. Dass es jetzt darum geht, wirklich größere Projekte in Angriff zu nehmen.

Und wie gesagt, das, was ich einfach auch in den Workshops und überhaupt generell erzähle, zielt ja genau darauf ab: Wo hast du den größten Wirkhebel? Und das muss überhaupt gar kein großer Schritt sein. Denn wenn du zum Beispiel im Bereich Wohnen überlegst, dass du weniger heizt, dass du statt immer schön mollig warm dann mal erst die Heizung einschaltest, wenn es wirklich kalt ist und du vorher schon drei Pullover angezogen hast oder so. Jetzt mal so als Extrembeispiel. Aber wenn du da die Heizung auf generell irgendwie nur 18 Grad runterstellst, hast du schon einen großen Effekt erzielt. Und das ist ja was, was überhaupt kein Riesenschritt ist, sondern es ist halt ein Komfortfaktor. Und das ist halt was, wo du auf Komfort „verzichtest“ in Anführungsstrichen, aber du tust eben etwas für andere.

Carsten Und ich denke, in unserem Podcast hast du ja schon einige Anregungen bekommen, weil - wie Stefanie vorhin schon sagte - das ist ja quasi so die Dokumentation unseres Weges von diesem Bewusstwerden hin genau diese einzelnen Schritte zu gehen, dann aber nicht Halt zu machen, sondern einfach immer weiter zu gehen und zu gucken, was kommt da noch. Und es kommt immer noch irgendetwas.

Stefanie Ja, es kommt definitiv immer noch irgendwas. Und ich denke, wichtig ist, dass wir dieses Bewusstsein erstmal haben und sagen, okay, das sind Privilegien, das sind vor allem Privilegien, die wir jetzt reduzieren sollten auf ein Minimum, damit es auch allen anderen Menschen auf diesem Planeten möglich ist, ein würdevolles Leben zu leben. Ein gutes Leben für alle auf diesem Planeten sollte möglich sein. Und deswegen geht es eben um globale Gerechtigkeit. Und das sollte das Ziel sein. Das sollte der Fokus sein. Und was dein Handeln bestimmt.

Und dann kannst du natürlich sagen, okay, ich gehe jetzt Schritt für Schritt und mach kleine Schritte, damit ich nicht umkippe, wenn ich große Schritte mache. Aber dein Leitstern sollte diese globale Gerechtigkeit sein, die dir zeigt, wo du deine Privilegien loslassen kannst. Denn vieles, was wir - das ist eben auch ein Teil unseres Podcastprojekts, was wir dann jetzt demnächst dann veröffentlichen werden - vieles ist ja etwas, was wir einfach im Laufe unseres Lebens festgehalten haben und was wir alles an uns ranziehen, was uns anerzogen wurde und was wir durch dieses Leben in dieser Konsumwelt, das ja vor allem die letzten 30 Jahre so hochgedreht ist, uns beigebracht haben.

Und wenn wir das loslassen, kann so viel Neues entstehen. Dann gibt es neuen Raum für einfach neue Dinge. Und das ist ja nun auch eine Grundidee von Minimalismus, dass wenn du weniger hast, was dich umgibt, dass du dann viel mehr in deinem Leben hast. Und bei diesem Meerschweinchenbuch, ja, dass die Meerschweinchen das Klima retten, sagt der Autor tatsächlich was ganz Ähnliches. Also es ist nicht alles schlecht, was in dem Buch steht.

Also mich hat einfach nur genervt, dass er da hier die Vegetarier, noch nicht mal die Veganer, die Vegetarier·innen gleich als Radikalinskis darstellt und alle anderen möglichen Ausprägungen, wenn jemand sich quasi mehr für Energie interessiert und hat da ja verschiedenste Personen charakterisiert und vorgestellt. Da ist einer, der ein Passivenergiehaus sich gebaut hat und der wird dann liebevoll als Energiefreak dargestellt, der sich da so reingearbeitet hat. Aber Vegetarier·innen sind die Radikalinskis. Also das ist halt so, das ist immer noch dieses: „Ja, es ist mein Privileg, ist mein Menschenrecht, dass ich Tiere esse. Das ist total wichtig.“

Also da sieht man, oder sehen wir bei diesen Büchern einfach auch die karnistische Sichtweise, aus der die geschrieben wurden und das blinkt und blitzt halt überall durch. Das ist halt wie die eine Bekannte, die mir dann gesagt hat ja, Veganer, da kannte ich diesen einen und der war immer so wenig lustvoll. Und deswegen habe ich gedacht, Veganer·innen sind alle so und so. Ja, aber es geht halt nicht immer um lustvoll, sondern jetzt haben wir einfach keine Zeit mehr. 30 Jahre lang hat sich das hochgeschaukelt, alle haben die Augen zugemacht und nix getan. Wir müssen jetzt einfach handeln.

Also das Ziel sollte jetzt sein, unsere Privilegien in Angriff zu nehmen und sie loszulassen. Schritt für Schritt. Du musst nicht alles auf einmal loslassen und in eine Hütte im Wald ziehen und als Einsiedler oder Einsiedlerin leben und nur noch dein Gemüse und Obst selbst anbauen und vielleicht dich auch nur von Wurzeln ernähren oder so, sondern wirklich nur dieses Ziel haben. Das ist das, worum ich dich bitte, dieses Ziel zu haben: Globale Gerechtigkeit. Deine Privilegien Schritt für Schritt überdenken und so etwas für unseren Planeten tun.

Carsten Und ich habe durchaus einen Wunsch für unsere 400. Folge. Dass wir dann, wenn wir die 400. Folge aufnehmen, in ungefähr einem halben Jahr, wenn wir uns ranhalten - Spaß beiseite - dass wir dann an der Stelle nicht ähnliche Appelle wieder kundtun müssen, die dann ja zum Hintergrund hätten, dass sich irgendwie noch nicht so wirklich viel bewegt hätte. Das wäre schon sehr erschreckend, wenn dem so sei, sondern ich habe wirklich den Wunsch, dass wir uns dann gemeinsam auch mit dir, liebe Hörerin, lieber Hörer, auf die Schulter klopfen können und sagen, okay, wir haben da schon echt was erreicht. Wir brauchen nicht mehr über diese Privilegienthematik sprechen, sondern in den Köpfen der Menschen hat tatsächlich das notwendige Umdenken stattgefunden und wir sind auf dem richtigen Weg und idealerweise auch schon ein paar Schritte in die richtige Richtung gegangen.

Stefanie Ja, wenn man das jetzt mal so überschlägt, dann könnte das ja in vier Jahren oder in viereinhalb Jahren soweit sein. Dann wären wir ja bei Ende 2024 oder vielleicht Anfang 2025, also wenn wir das uns jetzt mal so als realistisches Ziel setzen, in vier, fünf Jahren, fände ich das ziemlich cool, die Idee, wenn dann wir, liebe Hörerinnen und Hörer und Carsten und ich, wir alle gemeinsam uns jetzt das Ziel setzen, dass wir dann bei der 400. Folge uns darüber austauschen, was wir alles schon geschafft haben, was für tolle Projekte wir umgesetzt haben, wie wir diesem Ziel von einer globalen Gerechtigkeit näher gekommen sind.

Carsten Aber auch, wie sich die Gesellschaft in die Richtung verändert hat.

Stefanie Ja, wie wir gemeinsam, also wie gesagt, wir machen das nicht alleine. Carsten und ich sind ja auch nicht alleine, weil wir zu zweit sind, logischerweise. Aber wir sind ja auch irgendwie eine große Gemeinschaft hier. Also mit dem Podcast und im „Von Herzen Vegan“-Clan und alle, dass wir alle gemeinsam diese Schritte gehen, denn alleine ist es oft sehr schwer. Das stimmt auf jeden Fall. Gemeinsam macht es dann doch viel mehr Spaß auch und gemeinsam können wir uns besser motivieren, weiter zu machen. Und das finde ich eine schöne Idee.

Eine Anmerkung habe ich jetzt noch. Natürlich können wir als Einzelpersonen, als Bürger·innen nicht alles alleine schaffen. Also es gibt noch einige Probleme, sag ich mal. Also wir können unseren persönlichen ökologischen Fußabdruck nicht so weit senken, dass wir nur eine Erde verbrauchen. Dazu muss die Politik eben auch handeln. Das heißt, wir müssen gleichzeitig unseren ökologischen Handabdruck, so wird es da genannt, erhöhen, dass wir auch politisch aktiv werden. Und das ist eben genau das, was Kathrin Hartmann meinte, dass wir auf die Straße gehen, dass wir laut werden, dass wir für globale Gerechtigkeit eintreten und die Politik so von unten bewegen, dass sie handeln. Und da kann tatsächlich nur die Politik dann etwas tun.

Aber wir können eben auch schon einen Großteil selbst machen. Soweit erstmal genug echauffiert. Ich hoffe, die Botschaft ist angekommen und du kannst sie in die Welt hinaustragen und dich uns anschließen, den noch radikaleren Veganer·innen als den schon radikalen Vegetarier·innen. Ja, also das war jetzt unsere 200. Folge und wir nehmen natürlich Geburtstagsgeschenke an, also…

Carsten Auch gerne mit Schleifchen!

Stefanie Mit Schleifchen, virtuellem Schleifchen. Also du machst uns die größte Freude damit, wenn du uns finanziell unterstützt über Steady oder über PayPal. Und du findest den Link mit allen Informationen hier unter der Folge oder in den Shownotes. Und natürlich kannst du uns auch schreiben und wir freuen uns, wenn du uns weiterempfiehlst oder wenn du in den Clan kommst und uns da feierst oder was auch immer dir so einfällt. Das freut uns natürlich sehr. Und ja, 200 Folgen, Carsten.

Carsten Ja, Wahnsinn.

Stefanie Wir haben‘s geschafft.

Carsten Wir haben‘s geschafft.

Stefanie Jetzt können wir abtreten.

Carsten Nee, nee. Also die 200. haben wir jetzt geschafft. Genau.

Stefanie Genau. Ja, 200 Folgen. Ja, danke, dass du uns auf diesem Weg bisher begleitet hast. Und wir freuen uns natürlich darüber, wenn du uns auch weiterhin begleitest.

Carsten Ja, und in diesem Sinne bleibt mir nichts anderes zu sagen als: Packen wir‘s an.

Stefanie In der Metropolregion Hamburg sagt man Tschüs.

Carsten Und auf Wiederhören.

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Im November 2021 ist der Von Herzen Vegan Clan ein Teil meiner damals neuen Community, des Experimentariums geworden.

Das Experimentarium gibt es seit Dezember 2022 nicht mehr.

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