Folge 251 - Erneuere die Verbindung zu Deiner Mitwelt

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Folge 251 - Erneuere die Verbindung zu Deiner Mitwelt

Für eine klimagerechte Zukunft müssen wir lernen uns wieder mit unserer Mitwelt zu verbinden.

Wir müssen lernen nicht nur auf und von dieser Erde zu leben, sondern auch mit ihr und das beginnt damit, dass wir die Namen unserer nicht-menschlichen Nachbar·innen kennenlernen.

Ich zitiere in dieser Folge einige Passagen aus dem Buch "Geflochtenes Süßgras" von Robin Wall Kimmerer - das gesamte Buch werde ich noch in einer extra Folge besprechen.

In dieser Folge geht es zunächst darum, wie es dazu kam, dass wir die Verbindung zu unserer Mitwelt verloren haben und was der erste Schritt sein könnte, um sie zu erneuern.

Transkript (nur grob Korrektur gelesen)

Bevor wir jetzt mit dieser Folge hier beginnen, möchte ich noch auf eine Aktion hinweisen. Wenn du die Folge am Mittwoch, an dem sie erscheint, hörst, ist das ja Aschermittwoch und da beginnt im Christentum die Fastenzeit.

Nun sind Carsten und ich nicht so religiös, aber die Fastenzeit wird ja mittlerweile auch zum Anlass genommen, um auf verschiedenste Dinge zu verzichten, sei es Autofasten, Plastikfasten oder manche leben dann vegan und finden das eben auch als Verzicht und genau das sehe ich irgendwie so ein bisschen als Problem auch an oder nicht nur ein bisschen, sondern ich sehe es generell als Problem an, dass wir das alles mit diesem Verzichtsgedanken verbinden und ich denke, damit etwas nachhaltig ist, sollten wir nicht den Fokus auf den Verzicht legen, sondern den Fokus auf das, was wir gewinnen und deswegen hatte ich die Idee jetzt wrend der Fastenzeit jeden Tag ein Tipp, ein Impuls zu posten, also eigentlich zu tröten auf Mastodon auf der einzigen Social Media Plattform auf der du mich finden wirst, zu dem Thema, was du gewinnen kannst, wenn du nachhaltig lebst. Die Aktion habe ich Fülle statt Verzicht genannt und du bist herzlich eingeladen mitzumachen im Experimentarium sammeln wir dazu Ideen jetzt die nächsten 40 Tage und posten das dann und tröten und tweeten und was auch immer, auf welchem Netzwerk du dich auch befindest, um nach außen in die Welt zu geben, was du alles gewinnen kannst, wenn du zum Beispiel vegan lebst wenn du Auto frei lebst, wenn du erdgebunden reist, wenn du Dinge reparierst statt sie wegzuwerfen und so weiter und so fort und wenn du da mitmachen möchtest, bist du herzlich willkommen im Experimentarium. Du kannst natürlich auch einfach so mitmachen, nutze den Hashtag #FülleStattVerzicht und dann kannst du einfach mitmachen, aber wenn du in einer Gemeinschaft mitmachen möchtest, dich austauschen willst und auch die ganzen Tipps, die wir da sammeln und die ganzen Impulse dann sehen möchtest, dann komm ins Experimentarium. Du findest den Link unter dieser Folge oder in den Shownotes und die Mitgliedschaft ist kostenlos und ich freue mich sehr auf dich.

Nun aber zur eigentlichen Folge. Wie gut kennst du die Natur, die dich umgibt? Kannst du all die Bäume, Pflanzen, Lebewesen, Wesen, Tiere, alles was da lebt, was dich umgibt mit Namen benennen, weißt du, was da wächst und kreucht und fleucht? Ich kann das nicht.

Ich habe festgestellt, dass mein Horizont da sehr begrenzt ist. Dass ich die Umgebung tatsächlich eigentlich als Kind das letzte Mal so richtig wahrgenommen habe und vielleicht auch in der Schule was da drüber gelernt habe aber irgendwie war das alles gar nicht so wichtig. Also es war teilweise eben Schulstoff, den ich lernen musste, aber das ist irgendwie für meinen Alltag, für mein Selbstverständnis wichtig gewesen wäre, auf keinen Fall, würde ich sagen. Also die Natur, ich meine, wenn ich das so beobachte, was wir hier machen, was uns umgibt, da kommen Gärtnerinnen, die halt die Natur so zurückschneiden, also die Bäume, die Sträucher und alles so in ihre Grenzen schneiden, dass es zu uns dem Menschen passt und das ist wirklich ja, etwas, was ich immer wieder beobachte und was ja eigentlich auch ganz normal ist, zumindest so in unserem Kreisen und und erst so in den letzten Jahren ja noch nicht mal Jahren, also nicht vielen Jahren, sondern eher Monaten bis Jahren, habe ich angefangen, das in Frage zu stellen. diese Grundeinstellung, dass wir als Menschen diejenigen sind, die der Natur sagen, wo's langgeht. So einen Slogan habe ich auch an einem Auto gesehen von einem Gärtnereibetrieb, die da gesagt haben, okay, werde Gärtnerin und zeig der Natur, wo es langgeht. Eine klare Aussage, was die Beziehung oder den Beziehungsstatus angeht, wer hier das Sagen hat.

Und jetzt erst vor Kurzem, als ich das Buch geflochtenes Süßgras gelesen habe, habe ich gemerkt, dass das in unserer Kultur tatsächlich begründet liegt, dass wir so mit der Natur umgehen. Es ist nicht so, dass weltweit alle Menschen genauso denken wie ich denke also in dieser Beziehung zur Natur und ich würde jetzt mal behaupten, wie es so im westlichen Denken allgemein so ist, sondern es gibt viele indigene Völker vor allem, die eine ganz andere Beziehung zur Natur haben und ich möchte dir jetzt hier einmal ein paar Ausschnitte aus dem Buch geflochtenes Süßgras von Robin Wall Kimmerer vorlesen. Ich werde das Buch auch nochmal gesondert zu rezensieren und mit Carsten zusammen besprechen. dazu muss Carsten es erst gelesen haben und da das jetzt noch bisschen dauert nehme ich jetzt erst mal einen Bezug auf einen kleinen Teil aus diesem Buch. Und die Autorin Robin Wall Kimmerer ist Mitglied der Citizen Potawatomi Nation und lebt in den USA und sie ist Botanikerin und das macht das ganze Buch so charmant, weil sie das westliche Wissen mit dem indigenen Wissen verbindet und für mich schon mal so Spoiler alert vorab war das wirklich eine Offenbarung und auch das Gefühl endlich anzukommen und verstanden zu werden weil ich immer wieder mit diesem westlichen naturwissenschaftlichen Denken anecke und da dann auch gleich das Gefühl habe abgewertet zu werden, dass wenn ich nicht rein faktisch, sondern ein bisschen mit Gefühl das Ganze bewerte, gleich negativ in eine Schwurbelecke gedrängt zu werden. Und jetzt kommt Robin Wall Kimmerer, die das Buch schon 2013 veröffentlicht hat und ich hab's jetzt erst gelesen, wirklich fast schon zehn Jahre später, also neun Jahre später habe ich's gelesen.und es ist ein Wahnsinnsbuch. Es ist eine unbedingte Leseempfehlung und wie gesagt, ich werde es auch noch mal ausführlich besprechen in einer extra Podcast-Folge.

Jetzt möchte ich einfach nur einen kleinen Aspekt herausgreifen und zwar beschreibt Robin Wall Kimmerer zu Beginn den Schöpfungsmythos ihres indigenen Volkes und der besagt unter anderem, dass da eine Frau, die Himmelsfrau, aus dem Himmel auf die Erde hinabgestürzt ist und dort gab es schon Tiere, die sehe ich um sie gekümmert haben und durch ihre Hilfe konnte die Himmelsfrau dann die Erde erschaffen und mit den Tieren, den Lebewesen, die dort waren, gemeinsam eine Welt erschaffen, in der sie leben konnte. Wenn das jetzt nur ganz verkürzt dargestellt, das ist eine ganz schöne Geschichte und wie gesagt, ich empfehle dir auch das Buch zu lesen.

Der Grundgedanke ist, dass die Welt in der die Himmelsfrau lebt auf Dankbarkeit beruht und dem Miteinander aller Lebewesen. Und Robin Wall Kimmerer schreibt weiter: „Auf der einen Seite der Erde war die Beziehung der Menschen zur lebendigen Welt von der Himmelsfrau geprägt, die einen Garten für das Wohlergehen aller Lebewesen geschaffen hatte. Auf der anderen Seite gab es eine andere Frau mit einem Garten und einem Baum. Doch da sie von dessen Frucht gekostet hatte, wurde sie aus diesem Garten vertrieben. Das Tor fiel krachend hinter ihr ins Schloss.diese Mutter der Menschheit war dazu bestimmt, durch die Wildnis zu wandern und sich ihr Brot im Schweiße ihres Angesichts zu verdienen. Nicht indem sie ihren Mund mit den süßen, saftigen Früchten füllte unter denen sich die Äste boomen.Sie wurde angewiesen, dass sie sich für ihr Essen die Wildnis in diese verbannt worden war, Untertan machen sollte. Dieselbe Art, dieselbe Erde, verschiedene Geschichten. Wie jede Schöpfungsgeschichte sind solche Kosmologien ein Quell für Identität und Orientierung gegenüber der Welt. Sie sagen uns, wer wir sind. Zwangsläufig sind wir von ihnen geprägt, egal wie wenig präsent sie in unserem Bewusstsein sein mögen.Die eine Geschichte führt zu großzügigen Umarmungen der lebendigen Welt. Die andere zur Verbannung. Eine Frau ist unsere Gärtnerahnin, eine Mitschöpferin der guten grünen Welt, die ihren Nachkommen zur Heimat werden sollte. die andere war eine Exilantin, die sich einen mühseligen Weg durch eine ihr fremde Welt bahnte, um zur wahren Heimat im Himmel zu gelangen. Und dann begegneten sie sich. Die nachkommende Himmelsfrau und die Kinder Evers.und das Land um uns trägt die Narben dieser Begegnung, unsere Geschichte sind ihr Echo. Man sagt, die Hölle kennt keinen schlimmeren Zorn als den einer verhöhnten Frau.und so wird das Gespräch zwischen Eva und der Himmelsfrau wohl abgelaufen sein. ‚Schwester, du hast nun mal das kürzere Ende gezogen.‘“

und Robin Wall Kimmerer schreibt weiter: „Sehen wir uns das Erbe Evas an, der Ärmsten, die aus dem Garten Eden vertrieben wurde. Das Land trägt die Wunden einer Missbrauchsbeziehung und zerbrochen ist dabei nicht nur das Land selbst, sondern vor allem auch unsere Beziehung zu ihm. Gary Nabhan schrieb einmal, wir können keinen sinnvollen Heilungsprozess keine Restoration erwirken, wenn wir nicht mit der ‚Re-story-ation’ anfangen, der Rückvergeschichtung. Das heißt, unsere Beziehung zum Land kann nicht gesunden, solange wir uns nicht seine Geschichten anhören. Aber wer soll sie uns erzählen? In der westlichen Tradition gibt es eine anerkannte Hierarchie der Lebewesen und natürlich steht ganz oben der Mensch. Die Krone der Evolution, der Liebling der Schöpfung und die Pflanzen ganz unten. In der indigenen Weisheit dagegen werden die Menschen oft als kleine Brüder der Schöpfung bezeichnet. Wir sagen die Menschen haben am wenigsten Erfahrungen mit dem Leben und müssen daher am meisten lernen. Wir müssen uns nach den Lehrern, unter den anderen Lebewesen umsehen und uns von ihnen leiten lassen. Ihre Weisheit zeigt sich in der Art, wie sie leben.durch ihr Beispiel lernen wir. Sie sind schon länger auf der Erde als wir. Sie hatten schon Zeit zu verstehen. Sie leben über und unter dem Erdboden verbinden die Himmelswelt mit der Erde.Die Pflanzen wissen, wie man aus Licht und Wasser Nahrung und Medizin macht und dann geben sie sie weiter. Ich stelle mir gerne vor, dass die Himmelsfrau beim Ausstreuen ihre Handvoll Samen auf der Schildkröteninsel Nahrung für den Körper aussäte, aber auch für Vernunft, Gefühl und Geist. Sie hinterließ uns Lehrer, die Pflanzen können uns die Geschichte der Himmelsfrau erzählen. Wir müssen lernen ihnen zuzuhören.“

Als ich diese Erzählung von der Vertreibung von Eva aus dem Paradies gelesen habe im Vergleich zur der Schöpfungsgeschichte mit der Himmelsfrau habe ich gedacht, ja klar, natürlich das so zu sehen ergibt sehr viel Sinn. Denn tatsächlich ist das die Geschichte, die die letzten 2000 Jahre wieder und wieder erzählt worden ist in der westlichen Welt, in der Welt, in der diese Geschichte eben wichtig war. Und was wäre, wenn wir mit der Geschichte aufgewachsen wären, die von der Himmelsfrau erzählt und wir von Beginn an diesen Respekt und diese Achtung vor dem Wesen, die uns umgeben und der Erde, auf der wir leben gelernt hätten. Was wäre dann?

Ich stelle mir vor, dass die Welt dann nicht gerade im Krieg sich befinden würde und wir uns nicht so hochgeschaukelt hätten, es jetzt nicht nötig wäre, den Klimawandel aufzuhalten. Leider ist es alles im Moment nicht so. Ich denke, wir können es schaffen, diese Beziehung zu unserer Mitwelt wieder herzustellen, in dem wir zuhören und ein erster Schritt könnte eben sein den Namen der Wesen zu lernen, die uns umgeben. Robin Wall Kimmerer schreibt in ihrem Buch dazu, „Die meisten Menschen kennen die Namen dieser Verwandten gar nicht. Ja, sie nehmen sie sogar kaum wahr. Namen sind die Brücke, über die wir Menschen Beziehungen aufbauen. Nicht nur Beziehungen untereinander, sondern auch Beziehungen zur Natur. Ich versuche mir wie es wäre durchs Leben zu gehen und den Namen der Pflanzen und Tiere rund um mich nicht zu kennen. Eigentlich kann ich mir das mit meiner Identität und meinem Beruf gar nicht vorstellen, aber ich vermute, es wäre doch beängstigend und verwirrend als hätte man sich in einer fremden Stadt verlaufen, in der man nicht einmal die Straßenschilder entziffern kann. Philosophen bezeichnen diesen Zustand von Isolation und Beziehungslosigkeit als species loneliness, also Arteneinsamkeit, eine tiefe Traurigkeit die ihre Wurzeln in der Entfremdung vom Rest der Schöpfung hat. Im Verlust der Beziehung. Mit zunehmender menschlicher Dominanz über die Welt werden wir immer stärker isoliert, immer einsamer, denn wir können nicht mehr unseren Nachbarn zu Hilfe rufen.“ und Robin Wall Kimmerer beschreibt da weiter, dass der erste Mensch, an der den es laut der indigenen Schöpfungsgeschichte gab vom Schöpfer den Auftrag bekam, den Namen aller Lebewesen auf der Erde zu lernen und eine Beziehung zu diesen herzustellen und nicht nur einfach zu benennen, sondern erst zuzuhören und herauszufinden, welcher Name zu diesen einzelnen Wesen passt.

Und ich denke, dass das tatsächlich ein erster Schritt sein kann für mich die Beziehung zu unserer Mitwelt wieder herzustellen. Die wahren Namen kennenzulernen und deswegen habe ich jetzt ganz konkret beschlossen mit Carsten und dem Kind zusammen hier in der näheren Umgebung an Touren teilzunehmen, die uns die nähere Umgebung erläutern und da drüber sprechen, welche Tiere hier wohnen,es hier gibt also tatsächlich meine nicht menschlichen Nachbarn kennenzulernen, NachbarInnen. Also das werde ich jetzt ganz konkret machen.und ich bin schon gespannt da drauf, denn momentan habe ich wirklich das Gefühl, da hm meinen Bildungsauftrag meinem Kind gegenüber auch vernachlässigt zu haben und das es überhaupt nicht weiß, was es darum gibt und ich denke, das kann ein erster Schritt sein und vielleicht hast du ja auch die Möglichkeit,an solchen Touren teilzunehmen. Vielleicht machst du das auch schon und vielleicht weißt du halt auch schon ganz viel da drüber. Aber vielleicht geht es dir auch so wie mir, dass du bisher das noch nicht so als Notwendigkeit gesehen hast oder keine Zeit dafür hattest und jetzt vielleicht durch das, was ich mit dir geteilt habe, dich inspiriert fühlst, auch den Namen deiner Mitwelt deiner Nachbarinnen, der nicht menschlichen Nachbarinnen zu lernen.

Und wenn du noch auf der Suche nach Gleichgesinnten bist, mit denen du dich austauschen möchtest, dann bist du natürlich herzlich eingeladen in meine kostenlose Community zu kommen und das Experimentarium. Du findest den Link dazu hier unter der Folge oder in den Shownotes. Und das war's schon für heute. Tatsächlich war Carsten heute nicht dabei, wie du vielleicht überhaupt gar nicht mitgekriegt hast. So und deswegen sage ich jetzt ganz alleine: In diesem Sinne in Hamburg sagt man tschüss und auf Wiederhören.

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