Folge 258 - Andrea inspiriert Schüler·innen mit dem Rad zu fahren.

Ein Beitrag

Folge 258 - Andrea inspiriert Schüler·innen mit dem Rad zu fahren.

Diese Folge ist ein Teil der Serie "Mitgliederporträt" im Experimentarium.

Ich möchte in dieser Serie Mitglieder vorstellen, die eigene Projekte ins Rollen gebracht / umgesetzt haben. Meine Intention ist es, Dir damit zu zeigen, was Einzelpersonen wie Du und ich für tolle Dinge bewegen können :-)

Diese Serie gibt es zunächst exklusiv im Experimentarium und wird dann später im Jahr auch im Podcast veröffentlicht.

Heute stelle ich Dir Andrea vor, die als Lehrerin die Aktion "Schulradeln" an ihre Schule gebracht hat und damit Schüler·innen dazu inspiriert ihre Mobilität zu überdenken.

Andrea erzählt in diesem Interview,

  • was die Aktion "Schulradeln" ist und wie auch Du mitmachen kannst,
  • wie sie von der spontanen Idee ihre Schule zum "Schulradeln" anzumelden, in die Umsetzung gegangen ist,
  • welche Hürden es gab und wie ihre Kolleg·innen mit ihrem Vorschlag umgegangen,
  • wie sie es geschafft hat mit einem kleinen Team große Erfolge zu erzielen,
  • wie Du vorgehen kannst, wenn Du auch mit Deiner Schule, Deinem Betrieb oder privat an dieser Aktion teilnehmen möchtest.

Links zur Folge

Alle Informationen zum Stadtradeln
https://www.stadtradeln.de

Der Stadtradeln - Podcast
https://www.stadtradeln.de/podcast

Alle Informationen zum Schulradeln
https://www.stadtradeln.de/schulradeln

Möglichkeiten mich zu unterstützen:
https://stefanie-rueckert.de/unterstützen

Vollständiges Transkript

Stefanie Diese Folge ist wieder ein Mitgliederporträt von einem Mitglied aus dem Experimentarium meiner kostenlosen Onlinecommunity, wo du immer herzlich willkommen bist. Und den Link findest du hier unter der Folge oder in den Shownotes. Und ich möchte in dieser Serie Mitglieder vorstellen, die eigene Projekte ins Rollen gebracht bzw umgesetzt haben. Und meine Intention ist es, dir damit zu zeigen, was Einzelpersonen wie du und ich für tolle Dinge bewegen können. Diese Serie gibt es zunächst exklusiv im Experimentarium und dann werden die Folgen so peu a peu immer mal wieder auch hier im Podcast veröffentlicht.

In diesem Interview stelle ich dir Andrea vor, die als Lehrerin die Aktion "Schulradeln" an ihre Schule gebracht hat und damit Schülerinnen dazu inspiriert hat, ihre Mobilität zu überdenken. Andrea erzählt in dem Interview, was die Aktion "Schulradeln" ist und wie auch du mitmachen kannst, Wie sie von der spontanen Idee, ihre Schule zum "Schulradeln" anzumelden, in die Umsetzung gegangen ist. Welche Hürden es gab und wie ihre Kolleg·innen mit ihrem Vorschlag umgegangen sind, wie sie es geschafft hat, mit einem kleinen Team große Erfolge zu erzielen. Und natürlich darf nicht fehlen: Sie erzählt auch, wie du vorgehen kannst, wenn auch du mit deiner Schule, deinem Betrieb oder privat an dieser Aktion teilnehmen möchtest.

Alle Links zum Interview findest du natürlich hier unter der Folge oder in den Shownotes. Und jetzt wünsche ich dir viel Spaß mit diesem Interview.

Heute habe ich Andrea zu Gast und ich möchte dich, Andrea, doch gleich einmal bitten, dich einmal vorzustellen. Wer bist du und wie sieht denn so dein Alltag aus?

Andrea Ja, genau. Also ich bin die Andrea. Ich bin 50 Jahre alt, bin von Beruf Lehrerin für Biologie und Chemie hier in Limburg an einer Schule, um die es ja gleich auch noch gehen wird. Und ich bin Mutter von drei Kindern, bin verheiratet. Meine Kinder sind zwischen neun und 15 Jahre alt. Also schon mal so aus dem Gröbsten raus. Das ist schon mal sehr gut so für den Alltag, sage ich mal. Aber prinzipiell ist unser Alltag hier wirklich natürlich sehr von Schule und Familie geprägt. Mein Mann ist auch Lehrer, von daher ja, Unterricht vorbereiten und korrigieren und sich um die Kinder kümmern. Kochen ja, was dann so ansteht, das ist das, was uns hier so beschäftigt. Einen Hund haben wir noch, der möchte natürlich auch immer noch Gassi gehen. Kann sein, dass man den gleich mal hier so ein bisschen herumtappen hört auf unserem Holzfußboden.

Wir wohnen in einem Vorort von Limburg. Wir hatten uns auch diesen Ort hier ausgesucht, im Prinzip schon vorher hatte ich mir überlegt okay, wo können wir wohnen? Dass wir relativ Stadtnah sind, dass irgendwann die Kinder, wenn sie groß genug sind - wir wohnen jetzt seit zehn Jahren hier und jetzt klappt das ja so, dass die Kinder dann auch tatsächlich alleine zur Schule können, zu ihren Freizeitveranstaltungen können. Es gibt hier öffentliche Verkehrsmittel, Bus und Zuganbindung und alles. Mit dem Fahrrad kommt man gut in die Stadt, was unseren Alltag inzwischen da schon ein bisschen erleichtert, weil so das Mama Taxi dann doch nicht mehr so häufig gefragt ist.

Ja, ansonsten gehen wir sehr gerne wandern und Fahrrad fahren. Das macht uns allen viel Spaß. Mein großes Hobby ist auch noch das Gärtnern. Das mache ich sehr gerne und da kann ich mich auch wunderbar bei entspannen. Wobei es natürlich auch viel Arbeit manchmal ist, aber das macht mir Spaß. Wenn ich mit den Händen in der Erde wühle, dann bin ich geerdet und kann das Ganze um mich herum so ein bisschen vergessen. Und das macht mir viel Freude. Zum Sport gehe ich ab und zu mal und das ist so der der Alltag hier bei uns.

Stefanie Ja, wunderbar. Und jetzt habe ich dich ja aus einem speziellen Grund eingeladen. Und zwar, weil ich dich bitten wollte, über ein spezielles Projekt zu sprechen. Und zwar das „Stadtradeln“. Da würde ich dich einmal bitten, das kurz vorzustellen. Was können wir uns darunter vorstellen unter diesem Projekt?

Andrea Genau. Also ich habe an meiner Schule das "Schulradeln" mit initiiert und das ist ein Teil des „Stadtradelns“. Deswegen kann ich vielleicht erstmal das "Stadtradeln" an sich erklären, weil das "Schulradeln" dann ja entsprechend dazugehört.

Das "Stadtradeln" ist eine deutschlandweite Aktion und da geht es darum, möglichst viele Kilometer mit dem Fahrrad zurückzulegen und natürlich dann entsprechend Fahrten einzusparen, die man sonst vielleicht mit dem Auto gemacht hätte. Es geht darum CO2 einzusparen und überhaupt erstmal das Fahrradfahren vielleicht auch kennenzulernen. Es soll ein Anreiz sein, sich tatsächlich mal aufs Fahrrad zu setzen und das einfach mal im Alltag auszuprobieren. Und das Ganze funktioniert dann allerdings nur, wenn die eigene Kommune, also hier bei uns die Stadt Limburg angemeldet ist. Das heißt, das ist im Prinzip eine Aktion, die von den Kommunen, Gemeinden, Städten ausgeht. Es sind aber inzwischen auch schon wirklich sehr, sehr viele Städte mit drin.

Also da kann ich jedem nur empfehlen, mal auf die Internetseite zu gehen: stadtradeln.de und mal zu gucken, ob die eigene Stadt schon mit dabei ist. Und einmal im Jahr findet das dann statt für drei Wochen. Das heißt man meldet sich an über eine Plattform, registriert sich dort und kann entweder als Einzelperson starten, aber die allermeisten nehmen innerhalb eines Teams teil, weil das dann natürlich auch schöner und spannender ist, gemeinsam dann auch Kilometer zu sammeln. Das ist nämlich auch das Schöne dran, dass das so ein Wettbewerbscharakter hat. Das heißt, man ist in seinem Team entweder vom Stadtteil oder auch viele Betriebe sind da mit dabei und die sammeln dann diese Fahrradkilometer, die werden dann auch auf der Plattform angezeigt. Das heißt, das muss man eintragen.

Jeden Abend, wenn ich dann nach Hause gekommen bin, habe ich dann dort meine Kilometer eingetragen, die ich pro Tag gefahren bin und dann kann man das natürlich auch schön vergleichen. Da kann man dann schon schauen, okay, mein Team ist jetzt im Ranking schon - was weiß ich - auf Platz drei. So, da müssen wir jetzt noch ein bisschen zulegen, habe ich noch irgendwie eine Fahrt, die ich vielleicht heute erledigen muss, die ich vielleicht mit dem Fahrrad zurücklegen kann und dann macht man das natürlich auch gerne mit dem Fahrrad. Und dann kann man auf diese Weise dann auch ein gutes Ranking bekommen. Ja, ist so ein kleiner Spaß nebenbei. Also es geht natürlich auch ohne diesen Wettbewerbscharakter. Aber für viele ist das, denke ich, dann doch auch eine Motivation und vor allem natürlich auch für Jugendliche und Kinder. Die finden das dann natürlich auch besonders spannend. Ja, genau, das ist so ganz kurz und knapp erzählt das „Stadtradeln“.

"Schulradeln" ist jetzt nochmal so eine Unterkategorie. Funktioniert im Prinzip genauso. Es gibt aber für die Schulen dann noch mal eine eigene Wertung. Es gibt auch eine eigene Homepage schulradeln.de, wo das alles ganz toll erklärt ist, auch teilweise schon mit Flyern, mit Postern, die die Schulen dann auch bestellen können. Das macht die ganze Sache dann natürlich auch wesentlich einfacher, das zu initiieren. Und dann können die Schulen sich dort anmelden, die Kilometer werden gesammelt und dann hat man am Ende dieser drei Wochen ein entsprechendes Ranking und kann auch schauen, wie viel Kilometer gesammelt wurden und auch wie viel CO2 eingespart wurde. Das ist so ganz grob das, worum es da geht.

Stefanie Und wie bist du auf die Idee gekommen, daran teilzunehmen? Was hat dich da angetrieben?

Andrea Ich bin lange Zeit mit dem Auto zur Schule gefahren, weil ich meinen kleinen Sohn, den jüngsten, noch zum Kindergarten fahren musste. Und das war mir dann morgens um 7:00 Uhr im Winter mit dem Fahrrad ein bisschen zu umständlich, muss ich zugeben. Und auf dem Rückweg habe ich immer im Stau gestanden. Um 16:00 Uhr, wenn ich ihn abgeholt habe. War immer ganz furchtbar. Sobald er dann hier bei uns im Stadtteil zur Grundschule gegangen bin, habe ich gesagt: so, jetzt fahre ich mit dem Fahrrad zur Schule. Und das ging auch alles ganz wunderbar. Und ich habe gemerkt, das ist eigentlich überhaupt gar kein Problem. Ich bin auch im Winter gefahren, also jeden Tag. Es ist allerdings auch nicht sehr weit, muss ich zugeben. Also ich fahre so 20 Minuten etwa zur Schule. Das geht sehr gut. Ist auch ein schöner Radweg an der Lahn entlang. Das ist gut zu fahren und dann habe ich mir irgendwann gedacht: Ja, warum können das eigentlich andere nicht auch machen?

Und ich kam dann auf dieses Projekt. Und zwar wurde das vorgestellt auf einem Fahrradaktionstag hier in der Stadt Limburg. Die Stadt Limburg ist da recht aktiv mit solchen Dingen, weil wir nämlich hier in Limburg ja zu trauriger Berühmtheit gekommen sind, weil wir hier ein großes Stickoxidproblem haben. Wir sind eine der am höchsten belasteten Kommunen in Hessen. Ich glaube, wir liegen auf Platz drei. Ich bin mir nicht sicher. Auf jeden Fall ist die Stickoxidbelastung hier sehr, sehr hoch. Und die Stadt Limburg muss auch einfach was tun gegen den Autoverkehr, für den Fahrradverkehr, öffentlichen Personennahverkehr usw.

Und von daher sind da immer mal wieder solche Aktionen geplant. Da war ich dort und da war dann zum Beispiel auch eine Fahrradtour angeboten und Ausstellungen und alles mögliche. Und unter anderem wurde dann auch das "Stadtradeln" und "Schulradeln" dort vorgestellt. Da habe ich mir gedacht: Ach, das wäre doch mal was. Einfach mal ausprobieren. Und so kam ich dann auf die Idee.

Stefanie Klasse. Ja, und wie hast du dann angefangen? Also, wie bist du ins Tun gekommen?

Andrea Das war eigentlich relativ einfach. Dieser Zeitraum war kurz nach den Sommerferien, Anfang September und dann dachte ich mir okay, probiere ich das einfach mal. In den Ferien hatte ich dann zunächst natürlich in der Schule nachgefragt, meine Schulleiterin angesprochen, ob ich so ein Projekt durchführen darf an der Schule. Sie war auch gleich ganz begeistert. Sie ist nämlich selber Radfahrerin und fährt auch sehr, sehr viel mit dem Fahrrad. Manchmal auch wirklich über eine längere Strecke von ihrem Wohnort zur Schule, wenn sie Zeit hat. Und sie war gleich ganz begeistert, meinte „Klar machen wir das.“

Und ja, dann habe ich mich erstmal dort registriert, auf der Plattform. Das war alles recht einfach. Ich habe Informationsmaterial angefordert, was man dort auch bestellen kann, also Poster, Flyer, die ich auch in der Schule ausgeteilt, aufgehängt habe und insofern dadurch, dass das ja alles schon vorbereitet war, war das Ganze dann auch recht einfach. Was so ein bisschen schwierig war - ich hatte ja gerade gesagt, dass das direkt nach den Sommerferien war - und diese ganze Kommunikation, das publik machen, das musste also in der ersten Schulwoche stattfinden und das ist immer etwas schwierig.

In der ersten Schulwoche sind alle immer in großer Aufregung. Man muss ja selber erstmal irgendwie reinkommen ins neue Schuljahr. Man hat vielleicht eine neue Klasse übernommen. Für die fünften Klassen gibt es zum Beispiel so Kennenlernwochen oder irgendwas, was zu organisieren ist. Das war dann so ein bisschen schwierig, dann tatsächlich die Kolleg·innen auch zu motivieren, da mitzumachen und Werbung zu machen, gewissermaßen. Aber insgesamt hat das gut geklappt und dann ging das im Prinzip einfach los.

Das heißt, ich habe die Schüler·innen angesprochen durch verschiedene Kanäle über unsere Lernplattform. Da gibt es auch so eine Kommunikationsplattform. Ich habe die Kolleg·innen angesprochen und es waren auch gleich einige, die da auch tatsächlich mitgemacht haben. Die haben sich angemeldet, die Schüler·innen auch. Und dann ging das Ganze im Prinzip los. Und nachdem wir es dann gestartet hat, dieser dreiwöchige Zeitraum war dann ja im Prinzip ein Selbstläufer.

Man hat dann einen eigenen Teamraum. Dort kann man dann auch kommunizieren. Da habe ich dann zwischendurch auch mal immer wieder reingeschrieben: „Super, ihr habt schon ganz viele Kilometer gesammelt, haut noch mal rein, kommt, wir sind auf Platz drei, vielleicht schaffen wir es noch auf zwei!“ Und auf diese Weise kann man dann natürlich auch die Jugendlichen dann noch mal ganz gut motivieren.

Stefanie Ja, du hattest gerade schon von Widerständen gesprochen, sozusagen. Gab es da noch mehr irgendwas, wo du vielleicht gedacht hast, es wird nicht funktionieren? Es hört sich jetzt so an, als wäre es alles ganz leicht gelaufen.

Andrea Ja, das war es eigentlich auch. Also wirkliche Widerstände, muss ich sagen, gab es eigentlich nicht. Es gab bei einigen Kolleg·innen etwas Skepsis, was vielleicht auch so ein bisschen damit zusammenhängt, dass wir mitten in der Stadt liegen als Schule und der Schulweg natürlich auch nicht so ganz unproblematisch ist, der Radweg und da hatten dann manche Bedenken mit dem Fahrradfahren und ob die Eltern das wollen.

Aber es gab ja auch einen Elternbrief. Das heißt, die Eltern wurden informiert darüber und es waren auch vorher schon recht viele Kinder und Jugendliche, die auch mit dem Fahrrad zur Schule kamen. Das war dann eher vielleicht so ein bisschen so eine Sorge, da jetzt was zu initiieren, was jetzt vielleicht ein bisschen zu groß ist oder was viele gerade in den jüngeren Jahrgangsstufen auch noch nicht leisten können. Aber letztendlich kann ja jede·r Schüler·in bzw die Eltern entscheiden, ob das in Ordnung ist, ob das Kind dann mit dem Fahrrad fährt oder dann doch auf einem anderen Wege dorthin kommt. Von daher war das eigentlich soweit in Ordnung. Das heißt die, die es nicht wollten, haben es dann eh nicht gemacht. Aber die, die motiviert waren, haben dann auch mitgemacht.

Und so lief das dann eigentlich erstmal ganz gut an, muss ich sagen. Zwar noch recht klein, es waren gar nicht so viele Teilnehmende, die letztendlich dann mit dabei waren. Aber ich denke, für das allererste Mal war das dann schon eine ganz gute Sache. Wir sind eine Schule von 1000 Schüler·innen. Ich habe knapp 100 Kolleg·innen. Und es waren jetzt tatsächlich 33, die mitgemacht haben. Erstmal hört sich das wenig an, ist auch noch nicht so viel, aber ich denke, das ist auf jeden Fall ausbaufähig. Die anderen Schulen in Limburg haben teilweise noch niedrigere Zahlen, teilweise auch ein bisschen höher, aber alle so um den Dreh rum, also vielleicht so zwischen 20 und 80 ungefähr liegen die. Aber es ist noch Luft nach oben. Kann ich gleich auch noch mal was zu erzählen.

Stefanie Ich schaue mal auf meinen Zettel. Ich habe nämlich eine Frage übersprungen, weil ich gerade nämlich gedacht habe Widerstände hattest du gerade angesprochen deswegen. Ich hatte doch mir überlegt zu fragen, was dir geholfen hat, dran zu bleiben. Jetzt hatten wir ja eigentlich schon so ein bisschen drüber gesprochen, aber gab es denn irgendwie so Durststrecken überhaupt? Oder war das dann letztlich ein Selbstläufer und hat sich alles so befeuert?

Andrea Genau. Nachdem dann die Anmeldung gelaufen ist, musste erstmal die Schülerschaft informiert werden. Da hatte ich, wie gesagt nur diese eine Woche Zeit. Das war ein bisschen schade, aber nachdem das dann einmal anlief, war das in Ordnung. Also es waren auch einige Kolleg·innen, die dann auch mitgemacht haben, die dann auch Werbung in ihren Klassen gemacht haben, die gesagt haben: es gibt da ein neues Projekt und wer Lust hat, kann da mitmachen. Ganz einfach, meldet euch an, registriert euch auf der Plattform und dann ging das eigentlich ganz gut. Also das war recht unkompliziert, muss ich sagen.

Stefanie Jetzt interessiert mich natürlich, wie ihr abgeschnitten habt, so am Ende, wo wart ihr denn da?

Andrea Tatsächlich haben wir recht gut abgeschnitten, muss ich sagen. Es gibt ja einmal eine Wertung für die Schulen und einmal eine Wertung für die ganze Kommune und Limburgweit waren wir tatsächlich auf dem dritten Platz und von den Schulen her sogar auf dem zweiten. Wie gesagt, es waren noch nicht so viele Leute dabei, aber wir hatten recht viele Kilometer gesammelt. Ich habe es mir noch mal aufgeschrieben. 5200 Kilometer sind wir gefahren und wir hatten allerdings auch noch ein paar Kolleg·innen dabei, die auch so in der Freizeit viel gefahren sind. Das war dann natürlich auch positiv für uns.

Aber auch einige Schüler·innen sind wirklich viel gefahren. Auch in der Freizeit, wahrscheinlich sind die dann auch zum Sport oder zum Einkaufen, zu der Freundin, zum Freund, dann alleine losgefahren mit dem Fahrrad und von daher kamen wir ja immerhin auf über 5000 Kilometer.

Und wie gesagt, zweiter Platz. Es gab dann auch eine Siegerehrung von der Stadt aus. Da haben wir natürlich auch Fotos gemacht und das Ganze auf die Homepage gestellt, um das auch zu kommunizieren. „Tue Gutes und rede darüber“ nach dem Motto. Das gehört natürlich dann auch dazu. Und ja, am Tag der offenen Tür, der Gott sei Dank dieses Jahr wieder stattgefunden hat, da gab es ein Poster, wo die Leute sich dann auch noch mal informieren konnten. Einen kleinen Zeitungsartikel gab's. Das muss dann natürlich auch sein, um das zu kommunizieren, dass das stattgefunden hat. Ja, das lief dann eigentlich, muss ich sagen, recht gut.

Und als Preis gab es dann auch noch für jede·n teilnehmende·n Schüler·in eine Zehner Freikarte fürs Freibad. Da waren die natürlich ganz begeistert. Das war auch ganz lustig, weil als ich die Freikarten dann in der Pause verteilt habe, standen andere Schüler·innen daneben und meinten so: wieso kriegt der jetzt eine Freikarte fürs Freibad? Ich will auch eine! - Ja, hast nicht mitgemacht. Nächstes Jahr gibt es wieder die Möglichkeit und dann machst du mit und dann kriegst du auch eine. Ich weiß nicht, was es dann als Preis gibt, aber sie haben zumindest schon mal gesehen: es lohnt sich, da mitzumachen. Das war dann schon mal ganz gut.

Stefanie Ja, das passt eigentlich ganz gut, was du gerade erzählst, weil ich dachte: hat das denn irgendwie Auswirkungen gehabt auf die teilnehmenden Schüler·innen, dass sie daran teilgenommen haben? Hast du da irgendwas beobachten können, dass sie jetzt mehr Fahrrad fahren oder einen anderen Blick auf Mobilität gewonnen haben?

Andrea Ich glaube, leider noch nicht so viel. Also die, die teilgenommen haben, sind eigentlich auch schon vorher viel mit dem Fahrrad gefahren. Also dass jetzt wirklich neue hinzukamen, kann ich jetzt nicht genau evaluieren. Das habe ich auch nicht abgefragt. Da hätte man vielleicht auch noch mal eine Umfrage starten können. Wäre zum Beispiel was, was man in diesem Jahr machen könnte. Also wir werden das ja in diesem Jahr auf jeden Fall wiederholen und da könnte man dann auch vorher und nachher eine Umfrage starten. Das wäre auf jeden Fall eine gute Idee, die wir dann auch machen.

Ende März haben wir ein ein Klimaprojekt in der neunten Jahrgangsstufe, wo es unter anderem auch um Mobilität geht. Und da kann dieses Projekt dann auch noch mal weiter vorbereitet werden, auch noch mal kommuniziert werden, so dass das auch aus der Schüler·innenschaft kommt, diese Idee. So kam es ja jetzt so ein bisschen von den Lehrer·innen oder von mir und von ein paar Kolleg·innen. Und wenn das dann aus der Schüler·innenschaft herauskommt, ist das dann, denke ich, auch noch mal ein bisschen motivierender. Und das soll auch wirklich etwas größer aufgezogen werden, dieses Projekt auch mit Kommunikationskanälen, so dass dann die Ergebnisse, die dort in dem Projekt gesammelt werden, an die ganze Schule weitergetragen werden, so dass dann letztendlich auch die ganze Schule dann mitmachen soll.

Es geht dann dort auch nicht nur Mobilität, sondern auch um Ernährung, um Stromsparen etc. Und das ist auf jeden Fall jetzt eine gute Gelegenheit, dieses Projekt dann auch noch mal ein bisschen längerfristig vorzubereiten und die ganze Schule und die Schüler·innen dann auch entsprechend vorzubereiten und dann auch noch mal neue Leute zu motivieren. Das war jetzt diesmal vielleicht noch nicht so viel, aber es war ja auch erstmal ein Anfang und das war mir auch ganz wichtig, dass wir einfach mal loslegen. Und so nach und nach wird sich das, denke ich, noch weiter etablieren. Und ich hatte jetzt noch mal nachgeschaut, es gibt tatsächlich Schulen in Hessen, die riesengroße Teilnehmer·innenzahlen haben. Also das ist unglaublich. Die Schule mit den meisten Teilnehmer·innen hat 1700 Teilnehmer·innen. Also das ist im Prinzip wirklich eigentlich die ganze Schule.

Das hatte ich noch vergessen: Es können natürlich auch die Eltern mitmachen. also auch die Kilometer, die die Eltern fahren, werden mitgezählt. Die können sich dort auch registrieren und teilnehmen, was ja auch noch mal eine Motivation ist, dass die ganze Familie vielleicht mal diese drei Wochen aufs Fahrrad umsteigt und nicht nur die Kinder. Und wie gesagt, die hatten da wirklich, ich habe es gesehen, 1700 Teilnehmende. Es waren noch zwei weitere Schulen, die weit über 1000 Teilnehmer·innen lagen. Und die Schule mit den meisten Kilometern waren fast 150.000 Kilometer gefahren. Und das ist natürlich eine Hausnummer. Also da werden wir dieses Jahr bestimmt nicht hinkommen.

Aber es ist ein Ansporn, auf jeden Fall. Also wir mit unseren 5000 Kilometern dachte ich, Oh ja, das war schon ganz gut. Aber 150.000 Kilometer an einer Schule, das ist schon wirklich super und da hat man dann natürlich auch wirklich einen Effekt, den man dann auch auch messen kann. Wie gesagt, es wird ja auch der Anteil an CO2 auf dieser Plattform angegeben, der jetzt eingespart worden ist in Kilogramm. Und das sind dann natürlich schon Werte, die sich dann sehen lassen können.

Stefanie Ja, das stimmt. Was würdest du denn anderen Lehrer·innen zum Beispiel raten, wenn sie jetzt denken: Ja, das klingt total toll und ich will jetzt im September da auch dran teilnehmen mit meiner Schule. Was für Tipps hast du für sie?

Andrea Erster Tipp: Einfach anfangen. Einfach machen. Das ist eigentlich immer das, was man als allererstes sagen kann. Und dann als nächstes einfach mal gucken. Auf der Homepage von "Stadtradeln" oder "Schulradeln", ob die Kommune überhaupt schon angemeldet ist. Also sehr, sehr viele sind wirklich inzwischen schon mit dabei und man weiß es vielleicht gar nicht. Also da einfach mal gucken, ob die schon mit dabei sind, falls die Stadt oder die Kommune, Gemeinde noch nicht dabei ist, auf jeden Fall mal nachfragen. Zum Beispiel bei den Klimabeauftragten der Gemeinde oder Umweltbeauftragten.

Bei uns wird das auch von der Klimabeauftragten initiiert, das Ganze und durchgeführt und organisiert. Und einfach mal den Vorschlag machen und sagen warum sind wir nicht dabei, unsere Stadt, wir können doch auch das genauso gut wie alle anderen. Und dann, wenn das dann gelaufen ist, dann kann man im Prinzip ja in der Schule eigentlich schon schnell damit anfangen, die Schulleitung zu informieren. Ein paar Kolleg·innen mit ins Boot holen, das ist auf jeden Fall immer eine gute Sache, dass man da nicht so als Einzelkämpfer·in dasteht und versuchen muss, irgendwie jetzt den 1000 Schüler·innen das schmackhaft zu machen.

Also Kolleg·innen mit ins Boot nehmen. Vielleicht auch die Schüler·innenvertretung, vielleicht auch einzelne Schüler·innen ansprechen, die schon mit dem Fahrrad zur Schule kommen, damit die dann auch Werbung machen können und dann natürlich gucken, dass man das frühzeitig auch kommuniziert in die Schüler·innenschaft, vielleicht auch durch ein Projekt wie wir das jetzt im März machen. Ich hatte diesen Gedanken relativ spontan in den Ferien, deshalb war es ein bisschen knapp. Aber man kann ja auch schon vor den Ferien das ganze planen und kommunizieren und sagen hier nach den Ferien, dann und dann geht's los und dann sind wir mit dabei und es gibt Informationsmaterial, da kann man sich auf der Internetseite wirklich gut informieren. Das geht sehr einfach.

Stefanie Was waren deine Argumente so gegen diese Bedenken? Dass Eltern Bedenken haben könnten, dass der Schulweg nicht Fahrradkompatibel ist? Hast du da irgendwie was, wo du mit überzeugen konntest? Oder hast du einfach gesagt, dann es steht dir frei oder irgendwie sowas in der Art?

Andrea In die Diskussion sind wir eigentlich da noch gar nicht so groß reingekommen. Bisher waren es einfach die, die Lust hatten, haben mitgemacht. Aber das wäre jetzt zum Beispiel auch was, wenn wir das jetzt langfristiger dann auch planen, dass man da solche Bedenken dann auch angehen kann. Von der Stadt wird da gerade ein FahrradwegePlan ausgearbeitet, der wird dann auch an alle Schüler·innen und auch an die Lehrer·innen verschickt. Da kann eingesehen werden, wo zum Beispiel Gefahrenstellen sind auf verschiedenen Schulwegen. Das heißt es werden aus den verschiedenen Stadtteilen Schulwege eingezeichnet, in Richtung Schule, in die Stadt und dann die Gefahrenstellen markiert, wo man dann auch gucken kann.

Und dann können die Eltern zum Beispiel in den Ferien den Schulweg noch mal abfahren. Gerade wenn die Kinder noch jünger sind, also so 5., 6., 7. Klasse würde ich das auf jeden Fall machen. Möglichst auch mehrmals auf Gefahrenstellen hinzuweisen und zu sagen: Hier, guck mal da und da wird es jetzt vielleicht ein bisschen eng. Meine Tochter ist morgens mit mir gemeinsam zur Schule gefahren und der habe ich dann auch den Weg entsprechend erklärt und habe gesagt, so mittags, wenn es dann besonders voll ist, dann fährst du vielleicht lieber hier durch die Altstadt und nicht an der Straße entlang. Da wird mir das sonst ein bisschen zu gefährlich. Und da sind die Eltern dann natürlich auch gefordert zu gucken, wo ist jetzt wirklich ein guter, sicherer Fahrradweg für meine Kinder. Aber es gibt da, wie gesagt, auch dann diesen RadwegePlan, an dem man sich dann auch orientieren kann, auch wenn man jetzt vielleicht nicht so oft mit dem Fahrrad in der Stadt ist und diese heiklen Stellen vielleicht noch nicht kennt.

Stefanie Okay. Hast du noch was, was ich nicht abgefragt habe, was du gerne teilen möchtest?

Andrea Ich schaue gerade mal, ob ich mir noch was notiert habe. Eigentlich nicht. Außer, dass ich wirklich, dazu aufrufe, das zu machen, weil es wirklich eine einfache Sache ist. Wie gesagt, es gibt schon Schulen, die wirklich da ganz, ganz groß das inzwischen gemacht haben. Da darf man sich jetzt auch nicht von beeindrucken lassen und sagen so, oh je, das werde ich doch niemals schaffen, da 1700 Leute zu motivieren, mitzumachen. Aber wie gesagt, wir sind jetzt auch mit 33 Leuten gestartet. Dieses Mal werden es vielleicht 333 Leute und im nächsten Jahr dann vielleicht noch mal ein paar mehr. Also da einfach loslegen und nicht irgendwie denken: Oh, das ist alles noch viel zu klein und zu wenig und bringt ja vielleicht auch gar nicht so viel. Also einfach machen.

Stefanie Ja, ihr seid ja schließlich auch auf Platz zwei und Platz drei gelandet. Also von daher ist das ja der beste Beweis dafür, dass ihr auch mit einer verhältnismäßig kleinen Mannschaft da viel geschafft habt. Auch im Kleinen und irgendwo muss man ja anfangen.

Andrea Also ja, was ich noch dazu sagen könnte: das Ganze funktioniert natürlich nicht nur für Schulen, weil wir hatten ja jetzt viel über das "Schulradeln" gesprochen. Aber nochmal als Motivation für alle Nicht-Lehrer·innen: Das "Stadtradeln" funktioniert natürlich für alle. Das heißt, wenn die Kommune die Stadt dort angemeldet ist, dann kann auch jede·r einzelne von euch da ein Team gründen. Und Freund·innen, Kolleg·innen, Leute aus dem Stadtteil motivieren in dieses Team einzutreten, sich zu registrieren und dann geht es einfach los. In Limburg zum Beispiel, da gibt es sehr viele Stadtteilgruppen oder auch Freund·innen, die sich dann auch irgendwelche lustigen Namen geben. Team Hollister oder was weiß ich, die dann einfach sich jedes Jahr immer wieder zusammentun und dann schon wissen okay, Anfang September geht's los, da wird Fahrrad gefahren, da werden Kilometer gesammelt für unser Team und das kann tatsächlich jede·r machen. Das wollte ich noch mal ergänzen. Nicht, dass ihr jetzt denkt ja gut, "Schulradeln" ist nichts für mich. "Stadtradeln" ist was für alle.

Stefanie Ja, klasse. Genau. Wie gesagt, ich verlinke das dann auch alles. Und dann? Dann geht's los! Ja, dann danke ich Dir, Andrea, für den Einblick, den du uns gegeben hast. Und ich hoffe natürlich, dass es viele Hörer·innen gibt, die jetzt motiviert sind an dem "Stadtradeln" oder am "Schulradeln" oder vielleicht nennen wir es Betriebsradeln oder Privatradeln teilzunehmen. Und sich von deinem Projekt inspirieren lassen.

Andrea Ja, das würde mich sehr freuen. Vielen, vielen Dank auch, dass ich das heute mit euch teilen konnte. Und ja, viel Spaß dabei.

Stefanie Genau dann würde ich sagen Tschüss und bis bald.

Andrea Ja, Mach's gut, ne? Schönen Dank.

Stefanie Das war das Interview mit Andrea, die ein Mitglied im Experimentarium ist, meiner kostenlosen Online Community. Und ich freue mich wirklich sehr, wenn du auch Mitglied wirst und wir immer mehr werden und uns immer mehr dort austauschen können und gegenseitig inspirieren, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Den Link findest du natürlich unter der Folge oder in den Shownotes. Und dann sage ich Tschüss und ich freue mich, wenn du beim nächsten Mal wieder mit dabei bist.

Zurück

Hinweis zum Von Herzen Vegan Clan

Im November 2021 ist der Von Herzen Vegan Clan ein Teil meiner damals neuen Community, des Experimentariums geworden.

Das Experimentarium gibt es seit Dezember 2022 nicht mehr.

Ich bin gerade dabei eine neue Online-Community aufzubauen. Wenn Du interessiert bist, schau doch mal vorbei:

>> Hier gehts zur neuen Community

Mehr als Vegan Podcast

Du möchtest etwas zurückgeben?

Der Mehr als Vegan Podcast soll barrierefreier werden und dafür brauchen wir Deine Unterstützung.

Wir suchen ständig Menschen, die bereit sind Transkripte der Podcastfolgen Korrektur zu lesen.

Die Hälfte der Podcastfolgen sind schon geschafft, für die andere Hälfte brauchen wir Dich!

Schreib uns gern, wenn Du Dich angesprochen fühlst.