Folge 274 - 'Weltuntergang fällt aus' von Jan Hegenberg

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Folge 274 - 'Weltuntergang fällt aus' von Jan Hegenberg

Diese Folge widmen wir dem neuen Buch von Jan Hegenberg, vielen sicherlicherlich auch unter dem Namen "Der Graslutscher" bekannt: "Weltuntergang fällt aus."

Jan Hegenberg geht in seinem Buch der Frage nach, ob und wie wir die zum meistern der Klimakrise notwendige Energiewende hinbekommen. Der Umschwung von fossilen Energieträgern hin zur ausschließlichen Verwendung erneuerbarer Energien wird in der Öffentlichkeit sehr kontrovers diskutiert und weckt so manchen Zweifel an den Erneuerbaren. Dem begegnet dieses Buch, bietet Antworten auf offene Fragen, zeigt greifbare und heute bereits vorhandene Wege aus der Energiekrise und räumt Zeifel aus dem Weg.

Wir sprechen darüber, was Carsten an diesem Buch gut gefallen hat, bei welchen Aspekten er "nicht mitgeht" und ob der Veganismus, für den der Graslutscher seit Jahren einsteht, auch in diesem Buch eine Rolle spielt.

Links zur Folge

Buch "Weltuntergang fällt aus" von Jan Hegenberg
https://graslutscher.de/weltuntergang-faellt-aus/

Die Adventsaktion findest Du hier:
https://steadyhq.com/de/stefanie-rueckert/posts/60628ef9-1154-4f52-ba1b-6fa02a6da7c5

Von Herzen Vegan Podcast: Folge 60 - Souverän debattieren mit dem Graslutscher
https://von-herzen-vegan.de/folgen/folge-060-souveraen-debattieren-mit-dem-graslutscher

Wall of Thanks
https://von-herzen-vegan.de/wall-of-thanks

Vollständiges Transkript

Stefanie Wir haben uns zu dieser Folge entschieden, weil ich gerade dabei bin, die verbleibenden Bücher aus der Wanderbibliothek des Experimentariums Tag für Tag an den Wochentagen, also von montags bis freitags innerhalb des Dezembers, zu verschenken. Und wir haben ja noch ein Buch liegen, das hatten wir schon mal rezensiert, Dann haben wir die Rezension wieder gelöscht. Also wir hatten sie gar nicht veröffentlicht, weil Carsten gesagt hat, „neue Informationen, die ich auch noch einfügen möchte, ich möchte es noch mal neu aufnehmen.“ Deswegen jetzt der nächste Versuch, dieses Buch zu rezensieren.

Tatsächlich haben wir dieses Buch von Jan Hegenberg, auch bekannt als der Graslutscher, bekommen, weil wir ihn schon länger über Steady unterstützen. Finanziell mit einem kleinen Betrag im Monat. Und er hatte dieses Buch geschrieben und gesagt, alle, die über einen gewissen Zeitraum für einen gewissen Betrag ihn unterstützen, bekommen das einfach kostenlos zugeschickt. Du kannst es natürlich auch kostenpflichtig kaufen, das ist auch kein Problem. Nur das hier ist jetzt unser Geschenk Exemplar sag ich jetzt mal, dass wir jetzt wieder weiter verschenken. Das Buch ist noch relativ frisch, das ist im August 2022 herausgekommen und bisher hat tatsächlich nur Carsten es gelesen. Ich hatte hinten mal so ein bisschen gelesen, weil Jan da eine Zukunftsvision beschreibt und mich diese Zukunftsvisionen immer interessieren. Das heißt, auch dieses Buch enthält eine Zukunftsvision, genauer gesagt einen Tag im Jahr 2040.

Noch mal kurz was zur Person Jan Hegenberg oder der Graslutscher. Wenn du ihn noch nicht kennst, solltest du auf jeden Fall mal auf seiner Seite vorbeischauen. Graslutscher.de Da findest du viele, viele Artikel, die auch irgendwie die Basis für dieses Buch waren. Jan Hegenberg betreibt diesen Blog schon seit 2014 und ist auch in den sozialen Medien sehr aktiv. Er ist mittlerweile tatsächlich auch zu Mastodon mal rüber gewechselt. Ich habe jetzt da noch nicht viel von ihm gelesen, aber ich hatte ihn vor einigen Jahren schon mal für den Von Herzen Vegan Podcast interviewt. Genau zu diesem Thema „Wie kann ich gelassen bleiben in Diskussionen in den sozialen Medien?“ Das ist etwas, was mir nicht leicht fällt, weswegen ich solche Diskussionen einfach meide. Aber Jan Hegenberg oder der Graslutscher, der schmeißt sich da einfach immer rein und hat da gewisse Strategien entwickelt. Und wenn dich das interessiert, verlinke ich die Podcastfolge hier auch noch mal unter dieser Folge und in den Shownotes, dann hör da gerne noch mal rein.

Auf der Webseite vom Graslutscher, also graslutscher.de findest du auch noch Termine für Lesungen und Vorträge, falls du ihn mal live erleben möchtest. Da sind noch zwei Termine für den Januar 2023 und vielleicht kommen da ja noch mehr dazu. Aber in jedem Fall ist auch das möglich. Jan Hegenberg beschreibt sein Buch auf seiner Webseite auch selbst als „eine Anleitung zum Einhalten des 1,5 Grad Ziels und dem Erschaffen einer gerechteren, saubereren und lebenswerteren Welt in Frieden und Wohlstand.“ Und jetzt übergebe ich tatsächlich an Carsten, denn er hat, wie gesagt das Buch gelesen und kann vielleicht auch erklären, ob das tatsächlich so ist. Ist es so eine Anleitung? Und dann vielleicht auch noch mal ein bisschen tiefer auf alles eingehen und natürlich auch erzählen: Für wen ist dieses Buch geeignet?

Carsten Da hast du jetzt aber große Worte gerade zitiert, bzw. ich denke mal, Jan Hegenberg hat diese großen Worte formuliert für seine Internetseite. Das sehe ich nicht ganz so, also diese Anleitung für eine gerechtere Welt kommt indirekt zum Vorschein. Aber ich glaube das, was er tatsächlich auf seinem Buch mit abgedruckt hat als Untertitel passt besser. Und zwar steht dann dort, „Warum die Wende der Klimakrise viel einfacher ist, als die meisten denken und was jetzt zu tun ist.“ Das passt aus meiner Sicht besser als dieses große Ziel eine Anleitung für eine gerechtere Welt. Weil das Thema Gerechtigkeit in dem Buch aus meiner Sicht nicht direkt, sondern eher indirekt hervorgeht. Sprich, es geht hier gar nicht um das Thema klimagerechte Zukunft, sondern es geht mehr darum, wie kriegen wir jetzt die Klimakrise irgendwie gewuppt? Indem wir quasi eine Energiewende einleiten, die uns auf erneuerbare Energien umswitcht und die daraus resultierenden Effekte, die haben dann nachher vielleicht auch hinsichtlich der Klimagerechtigkeit eher einen Einfluss. Aber diese Thematik der Klimagerechtigkeit und der Ausbeutungsstrukturen, die da mitschwingen, die sind jetzt gar nicht Gegenstand dieses Buches.

Stefanie Wir kennen ja den Graslutscher eigentlich als denjenigen, der den Veganismus verteidigt, sag ich jetzt mal, daher kommt ja auch das Graslutscher Thema. Also wir essen oder lutschen nur an Gras und Steinen und ernähren uns von sonst nichts. Und ich hatte mich gefragt, ob das auch Thema in dem Buch ist, also ob es vor allem darum geht.

Carsten Nein, es geht nicht darum. Es ist eine der Schlussfolgerungen. Also Jan Hegenberg hat relativ weit hinten im Buch dann noch mal ein kleineres Kapitel, „was ist jetzt zu tun?“ Da werden so vier, fünf Maßnahmen aufgeführt. Nochmal so kompakt. Was sind jetzt tatsächlich unsere To do's, um diese Klimakrise tatsächlich in den Griff zu bekommen? Und der vierte ist „Esst mehr Pflanzen“. Einfach um klar zu stellen, dass gerade die die Produktion von nicht pflanzlichen Lebensmitteln, also alles das, was irgendwo mit Fleisch und Milch etc. zu tun hat, über Gebühr eine ökologische Belastung darstellt. Aber das ist dann auch schon fast das Maximum dessen, was mit vegan zu tun hat.

Ansonsten konzentriert sich dieses Buch wirklich auf den Bereich der erneuerbaren Energien, um klar zu machen: Hey Leute, wir haben eigentlich schon das Fundament dessen, was wir brauchen, um die Energiewende zu wuppen. Wir müssen es nur noch mal ein bisschen richtiger, fokussierter anpacken. Aber wir stehen da jetzt nicht erst am Anfang, sondern sind schon ein ganzes Stück des Weges gegangen und haben es einfach noch nicht richtig gemerkt. Oder es ist noch nicht so wirklich publik und und das macht er mit seinem Buch, einfach drauf hinzuweisen, das Ganze publik zu machen, dass wir tatsächlich diesen Weg schon ein riesiges Stück gegangen sind und jetzt einfach nur noch konsequent die letzten paar Schritte sind es leider nicht, aber das letzte Stück auch noch zurücklegen müssen.

Stefanie Ja, was ich mich so gefragt habe ist, welche Expertise hat er denn eigentlich? Also was befähigt ihn jetzt dazu, so ein Buch zu schreiben?

Carsten Na ja, einfach seine persönliche Beschäftigung über die letzten Jahre. Und das ist auch tatsächlich etwas, was du auf seinem Blog findest. Er ist ja, wie du gerade schon sagtest, ursprünglich als rein vegan-thematisch bekannt geworden. Und das ist ja auch die Phase, wo wir auf ihn aufmerksam geworden sind. Und sein Schreibstil ist natürlich dann auch etwas, was einfach nur Spaß macht beim Lesen, weil er einfach so prägnant und auch von seiner Art des Humors hervorsticht. Und irgendwann im Laufe der Zeit hat es zumindest auch auf seinem Blog inhaltlich einen kleinen Schwenk gegeben, dass er weniger auf diese veganen Themen eingegangen ist, sondern viel mehr auf das Thema erneuerbare Energien. Und ich weiß nicht, ab wann das anfing, aber das kann ja jede·r auf dem Blog von Jan Hegenberg nachlesen. Irgendwann hat sich dann der Fokus tatsächlich auf den Bereich der erneuerbaren Energien gedreht. Das ist jetzt so gefühlt die letzten Jahre der Fall. Ich lese immer noch die Blogbeiträge, weil es unglaublich fundiert ist, was er macht.

Sein Vorteil ist, dass er viel Zeit investieren kann. Er wird ja mittlerweile auch durch Steady und Patreon und andere Unterstützungskanäle von seiner ursprünglichen beruflichen Tätigkeit mehr oder weniger freigehalten und kann sich jetzt Vollzeit auf diese Themen konzentrieren. Hat entsprechend die Möglichkeit, sich in Materialien reinzustürzen, die vielleicht auch vom zeitlichen Horizont gar keinem Menschen zuzumuten sind, der jetzt irgendwie Vollzeit arbeitet, noch Familie hat etc. und er hat auch Familie. Aber er kann sich aus dem ganz normalen Tagesberuf rausziehen. Und wie gesagt, diese Zeit investiert er, um in die Recherche reinzugehen und hat sich da mittlerweile zu einem wirklichen Experten gemausert. Und noch mal auf das, was er in seinem Blog schreibt: Da sind auch häufig Artikel bei, wo er Medienberichte quasi debunked, also Debunking in dem Sinne, dass er einfach richtig stellt, wo in den Medien jeglicher Couleur teilweise auch die erneuerbaren Energien verrissen werden. Also so sehr schlecht dargestellt werden, das greift er oftmals auf, um klarzustellen: Hey, das ist eine sehr, sehr einseitige Berichterstattung. Fakten werden verdreht, es wird vielleicht subjektiv argumentiert und gar nicht mit dem tatsächlichen wissenschaftlichen Kenntnisstand argumentiert. Und das sind alles so Sachen, da beschäftigt er sich seit langer Zeit und daraus resultiert auch seine Expertise zum Thema.

Stefanie Es ist also jetzt kein „Veganismus wird die Welt retten – Buch“. Was würdest du denn sagen? An wen richtet sich dieses Buch? Wer sollte es gelesen haben?

Carsten Also prinzipiell ist der Schreibstil identisch mit dem, was auf seinem Blog vorzufinden ist. Das wäre für Dich, liebe Hörerin, lieber Hörer, schon so ein Indikator, um erst mal so ein bisschen reinzuschnuppern. Das heißt also, bevor du jetzt dieses Buch bei uns gewinnst oder weil du es schnell haben möchtest in der Buchhandlung deiner Wahl dieses Buch kaufst, würde ich dir empfehlen, erst mal mindestens einen dieser Blogbeiträge von Jan Hegenberg zu lesen und mal zu gucken, ob du mit der Art und Weise seines Schriftstils klar kommst, weil der ist nicht staubtrocken, der macht auch Spaß. Und ich hatte am Anfang auch so ein bisschen Bedenken, weil ich gedacht habe okay, so ein Blogbeitrag, den hast du relativ schnell durchgelesen, da macht so eine flapsige Art, nenne ich es jetzt mal, auch noch Spaß beim Lesen. Wie wirkt das denn in einem Buch? Mit einem Buch setzt mensch sich ja häufig über mehrere Tage auseinander und da kann eine flapsige, lustige Schreibweise ja irgendwann unter Umständen auch nervig werden. Das ist hier glücklicherweise nicht der Fall. Ich habe auch bis zum Schluss des Buches Gefallen an dieser Schreibweise gefunden. Aber hier nochmal die Empfehlung: schnupper erstmal so in seine Art und Weise des persönlichen Ausdrucks rein. Und wenn dir das gefällt, hast du schon mal die erste Stufe genommen. Und inhaltlich sollte dich natürlich das Thema Energiekrise und auch so dieser Ansatz: Wie kann ich die Energiekrise durch den Einsatz erneuerbarer Energien meistern? Das sollte dich interessieren. Und dann bist du eigentlich prädestiniert für dieses Buch.

Stefanie Okay. Ja, und dann? Wir hatten ja jetzt die Folge schon mal aufgenommen und dann warst du bei dieser Konferenz und da hast du gesagt: Nee, dürfen wir nicht senden. Glücklicherweise hatte ich sie noch nicht geschnitten und noch nicht alles vorbereitet, als du gesagt hast: Löschen, löschen. Warum hast du das getan? Wieso wolltest du jetzt diese Folge noch mal neu aufnehmen?

Carsten Ich habe mich nicht mehr wohl gefühlt mit der Ansicht, die ich damals so in der ersten Aufnahme präsentiert habe. Ansicht heißt, Erneuerbare Energien haben natürlich auch immer eine Auswirkung auf Rohstoffe, auf kritische Rohstoffe, seltene Erden oder das, was auch häufig auch in der negativen Berichterstattung hervortritt, sind diese Salzwüsten oder Coltanwüsten in Südamerika. Das sind natürlich alles auch von der Berichterstattung her Hotspots, die sich sehr gut auch in den Medien präsentieren lassen, um negative ökologische Auswirkungen unseres Handelns zu zeigen. Und ich habe beim ersten Lesen, auch bei der ersten Rezension eigentlich Jan Hegenberg in seiner Sichtweise zugestimmt, der gesagt hat: Ja, es gibt diese Ausbeutung, aber sie findet ja heute auch schon statt und sie kommt ja nicht originär aus dem Bereich der erneuerbaren Energien, weil unabhängig davon, ob wir jetzt erneuerbare Energiesysteme aufbauen.

Da bezieht er sich jetzt auf Themen wie Windkraftanlagen, Fotovoltaikanlagen, das E Auto oder auch Speichersysteme um Wärmepumpen werden genannt. Einfach um die Frage zu lösen, was passiert eigentlich, wenn jetzt gerade mal die Sonne nicht scheint und der Wind auch nicht so stark ist? Wo kriegen wir dann die Energie her? Auch da müssen wir ja irgendwie so Pufferfunktionen haben, dass wir in energiereichen Zeiten Energie einlagern können und die dann dementsprechend im Winter, wenn es wenig windet und knallige Temperaturen sind und alle Leute heizen wollen, wie kriege ich dann die Energie trotzdem aus den Erneuerbaren erzeugt? Und das sind ja alles so Sachen, die erfordern natürlich jetzt auch noch mal weitere Eingriffe in die Ökosysteme, also sprich noch mal mehr von diesen Rohstoffen. Gleichzeitig weist Jan Hegenberg aber auch darauf hin: Selbst wenn wir das jetzt nicht hätten, ist ja dieser Rohstoffhunger heute schon da. Auch in einem normalen Auto gibt es eine Batterie, gibt es Rohstoffe, die da mit reinlaufen und unsere Elektronik erfordert diese Rohstoffe. Unser komplettes fossiles Wirtschaftssystem erfordert diese Rohstoffe. Das heißt also, diese sehr starken negativen Eingriffe ins Ökosystem plus Ausbeutung und Verdrängung der Menschen, die da für uns tätig sind oder die dort einen originären Lebensraum hätten, wenn wir sie denn einfach hätten dort leben lassen, auch das würde ja passieren, wenn wir jetzt gar keine erneuerbaren Energien forcieren würden.

Und das habe ich damals bei der ersten Rezension quasi übernommen. Diese Erklärung, dass ich gesagt habe: ja, okay, das ist das kleinere Übel. Jetzt müssen wir noch ein kleines Stückchen dieses Weges gehen. Das Gros dieser Ausbeutung findet ja heute schon statt. Wir müssen zusehen, dass diese Ausbeutung jetzt nicht überhand nimmt. Und dann haben wir die Energiewende und dann wird alles besser, weil wir dann von den fossilen Energien weggehen und dann quasi das große Maß, was wir heute schon aus diesem fossilen Bereich an Ausbeutungsstrukturen haben, fällt dann ja mehr oder weniger weg. Und das bisschen, was wir dann noch für die erneuerbaren Energien haben, das können wir ja quasi dann jetzt schon und in Zukunft stärker auf Kreislaufwirtschaft umstellen und dann mehr Recycling. Und wo haben wir denn in der Vergangenheit diese Rohstoffe verbaut, dass wir die dann nicht irgendwie auf irgendwelche Schrotthalden kippen, sondern quasi dann über Recycling, dann den Rohstoffhunger für die weiteren erneuerbaren Energien dann generieren? Das klang plausibel.

Fand ich auch teilweise gut vom Ansatz. Deswegen habe ich das in der ersten Aufnahme auch so für mich dann mit in die Aufnahme reingebracht. Dann kam diese Konferenz, von der du gerade schon berichtet hast. Das war eine Konferenz in Münster zum Thema eine Weltwirtschaft, in der wir leben wollen. Und da sind auch Personen zu Wort gekommen, die tatsächlich Betroffene sind, also Personen aus dem globalen Süden, die teilweise per Zoom zugeschaltet waren, teilweise aber auch direkt vor dem Auditorium persönlich gesprochen haben. Die über die Eingriffe in die Natur durch das oder über das Verdrängen der Menschen vor Ort, über all die negativen Aspekte gesprochen haben. Unabhängig davon, ob diese negativen Aspekte jetzt durch erneuerbare Energien, durch diesen Ressourcenhunger entstehen oder durch fossilgetriebene Ausbeutungsstrukturen. Es ist klar geworden, dass egal woher das kommt: Das ist inakzeptabel.

Lässt sich auch nicht irgendwie wegreden, sondern es gilt einfach genau dort hinzugucken. Diese tatsächlich Ausbeutungsstrukturen, die dort existieren, ob ökologisch oder ethisch, auf Mensch und Tier, die gilt es auf Teufel komm raus zu vermeiden, zu benennen, zu gucken, wo finden sie heute schon statt? Unabhängig von den Ursachen. Und deswegen, weil ich das da so präsent mitbekommen habe und das noch mal in mein Bewusstsein reingeschwappt ist, das ist nochmal eine andere Qualität. Wenn du jemanden hast, der dir wirklich aus eigener biografischer Erfahrung sagen kann, was passiert da eigentlich? Oder ob ich da einen Zeitungsbericht drüber lese. Und dadurch, dass ich das dann direkt vor Ort einmal so richtig gehört habe, habe ich meine Meinung zu dem Thema geändert.

Und da sind wir jetzt auch tatsächlich bei dem, was du vorhin vorgelesen hast, was Jan Hegenberg da auf seiner Internetseite mal gegeben hat mit seiner Anleitung zu einer gerechteren Welt. Er hätte, um sich da so ein bisschen zu entkräften, tatsächlich auf diesen Aspekt der Klimagerechtigkeit stärker eingehen müssen. Diese Ausbeutungsstrukturen sind ja systembezogen. Er hätte auch in irgendeiner Art und Weise die Systemfrage stellen müssen. Und das macht er nicht. Er konzentriert sich ja letztendlich nur auf Energie, Trägertechnologien etc. und sagt okay, wenn du das alles so umsetzt, dann kriegen wir die Energiekrise gewuppt.

Aber es bleibt weiterhin eine auf Ausbeutungsstrukturen basierte Energiegewinnung. Vielleicht in der Kreislaufwirtschaft später. Aber ich sag jetzt mal so ganz offen und flapsig: den Kapitalismus stellt er nicht in Frage. So, und mein Learning auch aus dieser Konferenz in Münster ist einfach: doch, genau da müssen wir hingucken. Wir müssen diese Strukturen benennen. Und wenn diese Strukturen originär aus dem Kapitalismus kommen, muss ich auch den Kapitalismus infrage stellen. Und ich kann nicht eine Energiekrise und ich kann auch nicht über eine gerechtere Welt sprechen., indem ich das einfach zu sehr außen vor lasse und und vom Argument her eigentlich vorschiebe: Ja, das findet ja heute schon statt, das hat ja mit den Erneuerbaren nichts zu tun.

Stefanie Aber trotzdem kannst du das Buch empfehlen?

Carsten Ja, unbedingt. Also wie gesagt, aus dem Untertitel des Buches geht ja gar nicht hervor, dass Jan genau diesen Fokus hat. Das war ja jetzt einfach nur, weil da auf der Internetseite diese Anleitungsthematik anders angesprochen wurde. Aber der eigentliche Fokus des Buches ist ja tatsächlich zu zeigen: Hey, wir haben ja jetzt schon irgendwie Windkraftanlagen hier in Deutschland, wir haben Photovoltaik Technologien, wir müssen das einfach nur konsequent jetzt ein bisschen weitergehen. Und wir haben einen Stand der Technologie erreicht, der es uns heute eigentlich schon ermöglicht, die Energiefrage zu lösen, weg von fossilen Energieträgern. Und wir können den Switch machen auf Erneuerbare. Das würde uns heute schon gelingen, wenn wir konsequent die letzten technologischen Schritte noch mal umsetzen würden, die uns heute schon zur Verfügung stehen. Also da muss jetzt nicht zwangsläufig noch eine große technische Innovation abgewartet werden, sondern all das haben wir heute schon parat. Und wir müssen, wie gesagt, nur konsequent handeln.

Stefanie Was hat dir denn so am besten gefallen an dem Buch?

Carsten Also eigentlich zwei Aspekte. Das eine war, es ist neu im Vergleich zu dem, was er in seinen Blogbeiträgen hat. Das ist ja meistens so eine Gefahr. Wenn du jemanden kennst, der als Buchautor im Vorfeld schon sehr viel in den sozialen Medien oder in Blogs veröffentlicht hat, dass sich da Wiederholungen einschleichen. Beim Graslutscher hatte ich ganz am Anfang auch so die Bedenken, wenn ich den Blog jetzt schon intensiv genug verfolgt habe die letzten Jahre, dann wird mir da jetzt nichts Neues mehr unterkommen und das ist tatsächlich hier nicht der Fall. Also das Buch löst sich inhaltlich schon sehr stark von seinem Blog und nur weil du Blogbeiträge en masse von ihm gelesen hast, heißt das noch lange nicht, dass du das dann weißt, was hier im Buch steht. Das Buch ist also eine riesige Ergänzung.

Das ist der eine Aspekt und das andere, was mir sehr gut gefallen hat und was für mich auch tatsächlich so das größte Learning gebracht hat, ist, dass Jan Hegenberg die Verhältnisse, mit denen wir es zu tun haben, sehr schön plakativ darstellt. Also sprich, wie groß ist denn eigentlich das Problem? Wie viel Energie brauchen wir eigentlich? Also der Energiebedarf da, was heißt eigentlich Energie? Also wenn ich jetzt gucke, wie produzieren wir heute über fossile Wege Energie, wie hoch ist da jetzt unser Energiebedarf? Und warum ist eigentlich, wenn wir jetzt auf Erneuerbare umschwenken, der Energiebedarf tatsächlich geringer? Da habe ich mir vorher auch keine Gedanken darüber gemacht, aber hat einfach damit zu tun, dass die Energieerzeugung mit fossilen Energieträgern einfach denkbar ineffizient ist.

Zum Beispiel ein Auto. Das, was ich an Benzin verbrauche, ist ja jetzt nicht ausschließlich um die Fortbewegung zu bekommen, sondern ich habe da eine fahrende Heizung, die meiste Energie, die geht durch Wärmeverlust verloren. Das ist beim Elektroauto anders. Da packe ich Energie rein und dann ist der Wirkungsgrad deutlich höher. Und das muss natürlich dann bei der Gesamtbetrachtung auch mit einfließen. Und das baut er hervorragend in seine Argumentation ein, hat auch ganz tolle Piktogramme, mit denen er da arbeitet, um Verhältnisse klarzustellen. Wie viel Windkraft brauche ich eigentlich, wie viel Photovoltaik? Wie sieht das eigentlich aus? Muss ich jetzt, keine Ahnung, meine meine Windparks irgendwie verdoppeln oder verdreifachen? Spoiler Spoiler Spoiler: Nein, die Fläche, die wir heute haben, reicht aus. Ich muss einfach nur die neueste Technologie einsetzen, weil die einen deutlich höheren Wirkungsgrad hat. Und das alles im Gesamtkonstrukt. Das fand ich echt super, weil mir das vom Verständnis her sehr geholfen hat und auch die Einordnung des Problems viel einfacher dargestellt hat bzw ich da jetzt viel, viel besser drüber nachdenken kann, weil viele von diesen Fakten, die ja präsentiert werden, auf eine Art und Weise präsentiert werden, die sehr leicht verdaulich sind und da in diese Verhältnismäßigkeit gebracht werden können. Größe des Problems, Größe der Lösung. Passt das zusammen und wie weit sind wir eigentlich heute schon? Das ist echt gut geworden da in dem Buch.

Stefanie Ja, also wenn du jetzt, liebe Hörerinnen und Hörer, das Gefühl hast, dieses Buch möchte ich unbedingt lesen, dann hast du die Chance, es zu gewinnen. Damit es noch so ein bisschen spannend bleibt, verrate ich noch nicht, an welchem Tag es im hinterm Türchen sein wird. Und dann noch mal ein herzliches Dankeschön an Rupert, der gerade im Alleingang quasi alle Podcastfolgen transkribiert bzw. Korrektur liest.

Carsten Also so You're the man.

Stefanie Genau. Also vielen, vielen Dank. Wobei ist das okay? Also you're the man, you're the Mankind? Keine Ahnung. Wie können wir das denn neutraler sagen? The human.

Carsten Hero?

Stefanie The Hero? Ja, aber Hero klingt auch schon wieder so. Was ist nicht-Binär?

Carsten Wir tun uns schwer mit der Wortfindung. Du merkst es schon, unser Dank auszudrücken.

Stefanie Herzlichen Dank an Rupert. Wenn du auch so sein willst wie Rupert, nimm dir Rupert als Vorbild, bitte. Dann kannst du dich gerne bei mir melden. Schreib mir an post@vonherzenvegan.de wenn du eine Folge adoptieren und Korrektur lesen möchtest. Das hilft allen sehr, denn zum einen können dann Menschen, die nicht gerne Podcastfolgen hören oder nicht hören können, die Transkripte lesen und so werden die Inhalte zugänglicher und die Podcastfolgen werden auch besser gefunden, weil ja natürlich dann mehr Inhalte auf der Internetseite steht. Das heißt, unsere kongenialen Inhalte werden besser verbreitet. Ich habe es fast geflüstert, also genau, also jedenfalls wäre das eine große Hilfe.

Und dann nochmal herzlichen Dank an Rupert und ich habe da jetzt eine extra Seite ins Leben gerufen. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich das das letzte Mal schon erwähnt hatte. Ich glaube aber nicht, auf der ich allen Menschen danke, die bisher schon Geld gegeben haben, die momentan Geld geben und diejenigen, die Podcastfolgentranskripte Korrektur lesen.

Carsten Deine Wall Of Thanks.

Stefanie Meine Wall of Thanks, das ist inspiriert von Martin, der hatte mir da einen Tipp gegeben von einer anderen Person, die so was hat, die Wall of Thanks und ich dachte, das ist schön. Es ist keine Hall of Fame, sondern Wall of Thanks und das verlinke ich hier auch noch mal unter der Folge in den Shownotes, dann kannst du da mal vorbeischauen. Also das heißt, wenn du schon mal Geld gegeben hast oder ein Transkript Korrektur gelesen hast, dann findest du deinen Namen dort natürlich anonymisiert im Sinne von Vorname und erster Buchstabe Nachname. Wenn du mir gesagt hast, du willst völlig anonym bleiben, dann steht da nur anonym und ich habe das dann alphabetisch noch mal...

Carsten Du hast die Karmapunkte, dann anonymisiert eingezahlt.

Stefanie So in der Art ja, also jedenfalls gibt es das jetzt auch. Lange Rede, kurzer Sinn: Dankeschön.

Carsten Dankeschön.

Stefanie In diesem Sinne.

Carsten Der Weltuntergang fällt aus.

Stefanie In Hamburg.

Carsten und wahrscheinlich auch hoffentlich überall.

Stefanie Und da sagt man dann auch Tschüss.

Carsten Und auf Wiederhören.

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