Folge 291 - Den Kopf voller Träume: "Unser Leben mit Permakultur"

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Folge 291 - Den Kopf voller Träume: "Unser Leben mit Permakultur"

In diesem Jahr ist im Löwenzahnverlag die deutsche Ausgabe des Buches "Unser Leben mit Permakultur - Ein Haus, 6.500 Quadratmeter Land in der Normandie, den Kopf voller Träume " von Perrine und Charles Hervé-Gruyer erschienen, welches wir in dieser Podcastfolge besprechen. In dem Buch wird die Entstehung und die Entwicklung der weltbekannten Permakulturfarm Ferme de Bec Hellouin in der französischen Normandie geschildert. Diese Farm ist u.a. durch Dokumentationen wie den Film "Tomorrow" medial bekannt geworden und mittlerweile auch Gegenstand wissentschaftlicher Untersuchungen zu deren landwirtschaftlicher Produktivität.

Carsten hat dieses Buch gelesen, weil Permakultur mittlerweile eines seiner Herzensthemen ist und ihn interessiert, wie Permakultur erfolgreich in der Praxis eingesetzt werden kann.

Links zur Folge

Buch "Unser Leben mit Permakultur - Ein Haus, 6500 Quadratmeter Land in der Normandie, den Kopf voller Träume" von Perrine und Charles Hervé-Gruyer
https://www.loewenzahn.at/produkt/2976/unser-leben-mit-permakultur/

Buch "Vivre avec la Terre: manuel des jardiniers-maraîchers : permaculture, écoculture, microfermes" von Perrine und Charles Hervé-Gruyer (bisher nur in französisch erhältlich)

Webseite von Perrine und Charles Hervé-Gruyer (französisch)
https://www.fermedubec.com/

Film: "Tomorrow - die Welt ist voller Lösungen"
https://www.tomorrow-derfilm.de/

Klartext-Tool vom FC St.Pauli zur Übersetzung von Texten in Einfache Sprache
https://einfachesprache.xyz/

Wall of thanks
https://von-herzen-vegan.de/wall-of-thanks

So kannst Du meine Arbeit unterstützen:
https://stefanie-rueckert.de/unterstützen

Vollständiges Transkript der Folge

Stefanie In der heutigen Folge wollen wir wieder ein Buch vorstellen. Das Buch hat nur Carsten gelesen, denn es thematisiert sein allerliebstes Herzenslieblingsthema: die Permakultur.

Und bevor wir darüber sprechen, möchte ich noch etwas nachholen, was ich in der letzten Podcastfolge vergessen habe, nämlich mich bei den Menschen zu bedanken, die Podcastfolgen transkribieren bzw. Transkripte korrekturlesen. In diesem Fall sind das Birgit und Astrid, die zwei Transkripte eingereicht haben. Und dafür: ein Herzliches Dankeschön.

Carsten Dankeschön!

Stefanie Wenn dir also eine finanzielle Unterstützung nicht möglich ist oder du deine finanzielle Unterstützung ergänzen möchtest durch Zeitunterstützung, dann freue ich mich sehr, wenn du es machst wie Birgit und Astrid und auch Transkripte Korrektur liest. Denn von diesem Podcast, der „Mehr als vegan Podcast“, sind noch 204 Transkripte nicht korrekturgelesen. Bzw. die Transkripte gibt es noch gar nicht, die müsste ich erst erstellen. Aber jedenfalls wäre das eine sehr, sehr sehr sehr sehr - füge noch ganz viele „sehrs“ ein - große Unterstützung, wenn du dir die Zeit nimmst und dir eine Folge aussuchst, wo es noch kein Transkript gibt und dann das Transkript Korrektur liest.

Du bekommst das Transkript von mir. Also, ich lasse das von einem Programm erstellen und da das Programm nicht fehlerfrei ist, ist es notwendig, dieses Transkript Korrektur zu lesen und das wäre dann deine Aufgabe. Also wenn du dich jetzt angesprochen fühlst und sagst: so, ich habe eine Stunde Zeit oder vielleicht auch zwei oder drei Stunden, je nachdem wie lang die Podcastfolge ist, dann such dir eine Podcastfolge raus oder schreibt mir und ich such dir eine raus und investiere diese Zeit für diesen Podcast. Das wäre eine Riesenhilfe. Schreibt gerne an, post@vonherzennvegan.de. Vielen Dank schon einmal.

Und wenn du nicht anonym bleiben möchtest, wenn du das Transkript Korrektur gelesen hast, dann findest du deinen Namen auf der Wall of Thanks wieder, der großen Dankesseite, wo ich dann unter jedem Namen, der genannt werden möchte und nicht den Namen, der nicht genannt werden darf und so... du weißt... hö, hö, hö. Ja, also Carsten hat es jetzt auch verstanden… Also jedenfalls, wenn also dein Name genannt werden darf, dann findest du unter deinem Namen dann den Link zu der Podcastfolge, deren Transkript du Korrektur gelesen hast.

Also wäre es super, wenn wir das dieses Jahr noch schaffen würden, die restlichen 204 Folgen zu transkribieren. Dann wäre der komplette Podcast transkribiert. Und jetzt habe ich ganz oft Transkript und Transkribieren gesagt. Das ist auch total suchmaschinenfreundlich. Dann findet man auch wenn man nach Transkript sucht, diese Seite also ganz toll. Ja, also jedenfalls bin ich ja jetzt schon dabei, dass ich von diesem Podcast seit Anfang des Jahres alle Folgen immer direkt transkribiere und Korrektur lese. Das heißt, es kommen keine neuen Folgen dazu, die noch transkribiert werden müssen von anderen Menschen, sondern das übernehme ich direkt. Aber diese 204 immer noch offenen Folgen, die sollten wir gemeinsam noch schaffen.

Carsten Tschaka!

Stefanie Genau. Und mit diesem „Tschaka“ leiten wir jetzt über zu dem eigentlichen Inhalt dieser Podcastfolge. Nämlich haben wir wieder mal ein Buch geschenkt bekommen vom Löwenzahn Verlag. Und das Buch hat den Titel.

Carsten Unser Leben mit Permakultur.

Stefanie Und ist geschrieben von.

Carsten Jetzt kommen meine Französischkenntnisse wieder. Also Perrine und Charles Hervé Gruyer.

Stefanie Wir haben uns vorhin... Ich habe extra so eine Seite gefunden, wo französische Wörter und Namen ausgesprochen wurden. Ich habe mir das ganz oft angehört. Also ich glaube, es klingt genauso, wie Du es gerade ausgesprochen hast.

Carsten Richtig. Ja, ich glaube schon. Ich fühle mich jetzt auch sicherer, wenn du das noch bestätigst.

Stefanie Weil meine Französischkenntnisse auf jeden Fall viel besser sind als deine.

Carsten Ja, garantiert. Ja, meine zwei Jahre in der Schule liegen ja schon so ein bisschen zurück.

Stefanie Ich glaube, ich hatte nur ein Jahr. Meine Kenntnisse beschränken sich auf „j’ai seize ans“ und das ist schon lange her. Okay, gut.

Carsten Aber ich kann dich beruhigen. Also Französisch ist hier nicht die Grundvoraussetzung, um dieses Buch zu lesen, das es hier gibt. Ja, es ist die deutsche Übersetzung. Nur bei der bei der Namensfindung dieser Farm kommt tatsächlich so ein bisschen Französisch vor. Also Perrine und Charles, leben auf einer selbstentworfenen, selbst designten, selbstentwickelten Farm. Und das ist die. - jetzt hoffe ich, dass ich das auch richtig ausspreche - die Ferme du Bec Hellouin.

Stefanie Da hätten wir es vorhin doch noch mal das Ausspracheding bemühen müssen...

Carsten Aber und das ist ja das Schöne daran die beiden Personen, die dieses Buch geschrieben haben - eigentlich ist es Charles, der das Buch geschrieben hat. Der berichtet über seine Frau Perrine, aber da beide diese Farm aufgebaut haben, werden beide im Titel genannt. Aber beide sind auch sehr, sehr, sehr bekannt und nicht nur im Rahmen der Permakultur Szene, sondern generell alles was irgendwo mit mit alternativen Lebensmodellen und auch zukunftsweisenden Lebensarten zu tun hat. Das heißt, die tauchen in diversen Dokumentationen und Filmen auf und einer der prominenteren Filme ist zum Beispiel „Tomorrow“.

Stefanie Genau da hatte ich nämlich auch gedacht, das sind die.

Carsten Das sind die beiden, ja definitiv. Also wenn du den Film „Tomorrow“ schon gesehen hast oder jetzt in Kürze noch mal sehen wirst. Da wird von einer Farm in der französischen Normandie - ich weiß nicht, ob es noch eine nicht französische Normandie gibt… - aber berichtet. Sehr ausführlich auch im Rahmen von von der Permakultur Thematik wird das vorgestellt und das ist exakt das, worum es hier in diesem Buch geht. Also von daher, die haben einen gewissen Bekanntheitsgrad.

Und was jetzt dieses Buch betrifft, ist es tatsächlich so, dass hier die Entwicklung dieser Farm und dieser beiden Personen beschrieben wird. Ich kann dieses Buch tatsächlich nur sehr schmackhaft machen, weil es eine sehr schöne Erzählung ist, wie Perrine und Charles sich persönlich entwickelt haben, wie sie sich getroffen haben und wie sie dazu gekommen sind, überhaupt diese Farm zu gründen und auch wie diese Farm entstanden ist. Und allein die Tatsache, dass sie jetzt mittlerweile einen sehr hohen Bekanntheitsgrad erreicht haben, Gegenstand von Forschungsprojekten geworden sind - also jetzt nicht die beiden persönlich, sondern die Farm und ihre Anbaumethoden, die dort sind oder angewendet werden und auch in diversen Dokumentationen und Filmen auftauchen. Das ist alles so dieser Werdegang, der wird in diesem Buch sehr schön und plastisch dargestellt, sehr anekdotenhaft.

Das ist jetzt kein Sachbuch, was total trocken daherkommt, sondern eher so ein persönlicher Reisebericht. Also nicht stakkatomäßig wie Tagebucheinträge, sondern schön flüssig geschrieben. Auch auf eine Art und Weise, die zumindest mich persönlich auch sehr stark berührt hat.

Das war tatsächlich etwas, wo ich, als ich das Buch angefangen habe zu lesen, in den ersten Kapiteln, gemerkt habe: Hey, da spricht jemand, der eine ähnliche Sicht auf die Welt hat! Und ich habe mich da wieder wiedererkannt, auch auch gesehen, gefühlt mit meiner Art und Weise, wie ich momentan so die Welt wahrnehme und auf die Welt blicke. Und tatsächlich sind mir an den einen oder anderen Stellen so ein bisschen die Tränen gekommen, weil ich mich so tief berührt gefühlt habe. Gar nicht, weil das Thema an sich jetzt irgendwie so diesen Anklang in mir geweckt hat, sondern einfach so weil der Blick auf die Welt meinem Blick so ähnlich ist. Es kommt relativ selten vor, dass ich ein Buch lese, wo ich merke, die Person, die das Buch verfasst hat, hat eine hohe Übereinstimmung mit meiner aktuellen Weltsicht Und das war in diesem Fall tatsächlich so gegeben und hat mich sehr stark berührt. Und deshalb kann ich dieses Buch auch persönlich sehr gut empfehlen, weil es sehr, sehr tiefgreifende Erfahrungen und Erkenntnisse bringt. Über diesen Prozess, diese Farm und der Lebenswege.

Stefanie Hat es denn bestimmte Voraussetzungen? Also an wen richtet sich das Buch? Hast du das Gefühl, ich muss jetzt schon ganz viel über Permakultur wissen? Oder ich muss einen bestimmten Weg gegangen sein, damit dieses Buch wirklich für mich gut ist? Oder ist es für Alle?

Carsten Ich würde so zwei Zielgruppen sehen. Ich weiß nicht, ob ich damit falsch liege, aber mein Gefühl ist es: Entweder du kennst dich mit Permakultur schon aus, weißt also was Permakultur ist und möchtest einfach nur sehen, wie haben andere Personen Permakultur in ihrem Leben integriert und auch im Rahmen der praktischen Anwendung wirklich produktive Landwirtschaft damit aufgebaut? Und weil... das ist es. Diese Farm selber…. Da zitiere ich vielleicht noch mal kurz den Untertitel dieses Buches. Da steht nämlich: „Ein Haus, 6500 Quadratmeter Land in der Normandie und den Kopf voller Träume.“ Das heißt, die ganze Farm selber spielt sich auf diesen sechseinhalbtausend. Quadratmetern – wollte schon Kilometern sagen.

Das war also ein relativ kleines Stückchen Land, was aber ausreicht, um einen hochproduktiven landwirtschaftlichen Betrieb darzustellen. Und die haben Produktivitätsraten, die jetzt ja auch mehrfach Gegenstand von Forschungen geworden sind, weil viele Leute sich gefragt haben „Wie machen die das eigentlich?“ Wie kriegen die das hin, auf so wenig Land so viele Lebensmittel zu produzieren, dass sich das Ganze wirtschaftlich rechnet und von der Ausbringungsmenge, von der Erntemenge pro Quadratmeter alles andere in den Schatten stellt, was so in der normalen konventionellen, aber auch biologischen Landwirtschaft gängig ist.

Also die brechen da mit ganz vielen landwirtschaftlichen Konzepten. Da wo viele erfahrene Landwirte, die auch in deren Umgebung leben, vielleicht auch heute noch sagen würden Hey, das kann nicht funktionieren. Und das widerlegen die jeden Tag aufs Neue. Und wenn du wissen möchtest, wie das alles funktioniert, was für Erfahrungen damit gemacht wurden, dann bist du zumindest in der richtigen Zielgruppe für dieses Buch. Du kennst dich mit Permakultur schon aus.

Weil... das macht dieses Buch nicht. Es erklärt nicht die einzelnen Bestandteile der Permakultur. Das ist also kein Sachbuch, kein Fachbuch über Permakultur. Du müsstest an der Stelle tatsächlich schon wissen, was Permakultur an sich so ist. Du liest dann quasi dieses Buch und merkst okay, jetzt werden die und die Werkzeuge oder die und die Elemente der Permakultur dort eingebaut. Dann kriegst du ein Gefühl dafür, dass Permakultur auch wirklich im wirtschaftlichen Kontext, im landwirtschaftlichen Kontext erfolgreich eingesetzt wird. Das ist so die eine Zielgruppe, die ich für mich so sehe.

Und die andere Zielgruppe sind Menschen, die vielleicht mit Permakultur gar nichts am Hut haben, denen dieses Konzept noch gar nichts sagt, für die dieser Begriff vielleicht auch komplett noch neu ist, die aber gerne mal wissen möchten, was für alternative landwirtschaftliche Konzepte gibt es eigentlich? Die einfach vielleicht noch mal gucken wollen? Hey, es gibt konventionell, es gibt Bio, es gibt vielleicht biozyklisch vegan, es gibt… keine Ahnung... Unterarten und und und... Was gibt es vielleicht so noch an darüber hinaus laufenden oder gehenden Konzepten? Und können die eigentlich erfolgreich sein? Also wenn so eine Neugierde da ist, Alternativen kennenzulernen, dann wäre dieses Buch ebenfalls richtig. Das sind so die zwei Zielgruppen, die ich da sehe.

Ähm, ach ja: Ausschlusskriterium. Und das, was das Buch nicht ist, es ist wie gesagt kein Fachbuch, kein Handbuch „Wie setze ich Permakultur konkret im Alltag um, um eine produktive Landwirtschaft aufzubauen?“ Das macht es nicht.

Stefanie Okay, dann lass uns mal ins Buch reingucken. Wie ist es denn aufgebaut?

Carsten Also das Buch selber hat einen Umfang von knapp 290 Seiten. Und auch wenn ich gerade gesagt habe, es ist kein Sachbuch, kein Fachbuch, kein Handbuch, ist es eine unglaubliche Inspirationsquelle. Also ich werde noch einen kleinen Moment brauchen, um all die Anmerkungen und Personen und auch Literatur, die hier genannt wird, für mich noch mal runterzuschreiben und mal zu gucken, wie komme ich an diese Informationsquellen ran. Was muss ich mir vielleicht an Buchbeständen noch ausleihen? Oder welche Internetseiten muss ich noch mal aufsuchen? Also das ist ein Quell der Inspiration.

Stefanie Ja, stimmt, Deine Merkliste für die Bücherhalle ist auch wieder länger geworden.

Carsten Also die nimmt keine neuen Bücher mehr auf...

Stefanie Ja, siehst du, das sprengt schon den Rahmen.

Carsten Aber wenn du dir dieses Buch selber zulegen wirst, wirst du im hinteren Teil im Anhang tatsächlich eine Literaturliste finden. Das ist das, was Charles in diesem Buch auch erwähnt, dass auf seiner Farm an allen Ecken und Kanten quasi Literatur zu finden ist. Ich weiß nicht, wie ich mir das vorzustellen habe. Es klingt manchmal so, dass da unterschiedliche Gebäude auf diesem Gelände sind und in den einzelnen Gebäuden die Wände mit Büchern vollgestopft sind. So ungefähr kommt es beim Lesen rüber. Und die wichtigste Literatur, die einfach auch zeigt, was haben die selber gelesen? Was für Techniken haben die eingesetzt? Was setzen die heute noch ein? Wo haben sie sich inspirieren lassen? Diese Liste der wichtigsten Bücher steht hier im Anhang drin und ist damit alleine schon ein riesiger Fundus. Also allein das ist es schon wert, dieses Buch in die Hand zu nehmen.

Stefanie Und ich muss noch mal kurz eingrätschen, bevor Carsten jetzt da ins Inhaltsverzeichnis einsteigt. Normalerweise verschenken wir das Buch ja hier innerhalb des Podcasts. Jetzt haben sich aber Menschen schon vorgedrängelt, die das Buch haben wollen, nämlich aus Carstens 72 Stunden Permakulturkurs. Da wird es erst mal die Runde machen und deswegen werden wir es jetzt in diesem Podcast nicht zur Verlosung stellen. Du musst es also auf eigene Faust irgendwie an das Buch kommen. Unser Rezensionsexemplar hat schon eine Abnehmerin gefunden.

Carsten Und damit steigen wir mal ein in den Aufbau des Buches. Ich werde jetzt hier nicht das komplette Inhaltsverzeichnis von vorne bis hinten mal vorlesen, sondern mehr so über die für mich wesentlichen Aspekte mal sprechen.

Stefanie Es sind ja auch 22 Punkte, wie ich sehe.

Carsten Kleinere und auch größere Kapitel, die sehr schnell durchgelesen werden können. Also das Buch ist sehr flüssig geschrieben. Also es ist jetzt nicht so, dass das irgendwie lange Zeit braucht, sondern sehr kurzweilig ist und es hat mich auch total mitgerissen.

Es fängt an mit einem Reisebericht an, weil Charles Seefahrer war. Zumindest mal mehrere Jahre, ich glaube 22 Jahre oder so was zur See gefahren ist und da die Welt tatsächlich entdeckt hat. Und was ich sehr spannend und inspirierend finde, ist, dass er gerade vornehmlich die indigenen Völker kennengelernt hat, teilweise auch für längere Zeit in diesen Gemeinschaften mit gelebt hat und diese Erfahrungswerte in diesem Buch teilt. Und das ist etwas, was insofern auch wichtig und interessant ist, weil Permakultur genau dieses indigene Wissen aufgreift, also diese Naturnähe. Wie kann ich mit der Natur leben? Wie kann ich aus der Natur lernen, dass ist ein Wissensbestand, der genau aus indigenem Fundus stammt, der ja quasi, ich sage jetzt mal so, seinen Weg in diese verwissenschaftlichere Welt der Permakultur, der praktischen Umsetzung der Permakultur eingeflossen ist. Und hier in diesem Buch tatsächlich dann jemanden zu finden, der das persönlich durch seine Reisen, durch sein Leben in diesen indigenen Kulturen mitgenommen hat und erst später festgestellt hat: Hey, ich setze hier ja Permakultur ein. Also die sind quasi so mit mit ihrer landwirtschaftlichen Planung gestartet, ohne exakt zu wissen was ist Permakultur und sind erst im Nachgang darauf gekommen. Das finde ich total spannend und das ist tatsächlich etwas... das ist auch der Teil gewesen, wo ich mich persönlich berührt gefühlt habe. Da sind mir teilweise so ein bisschen die Tränen gekommen, als ich gemerkt habe, wie tiefgreifend diese Erfahrungen da geschildert werden. Fand ich sehr mitreißend.

Also damit steigt das Buch quasi ein, geht dann so über die einzelnen Etappen, die aus Charles Sicht sehr wesentlich sind für seine Entwicklung und geht dann in den Punkt rein: wo fängt quasi die Planung dieser Farm an, wo fängt die Farm an? Was für Gedanken standen vorher? Was für Skizzierungen sind da? Dann wie Permakultur in deren Leben gekommen ist, also vom zeitlichen Ablauf oder vom Mengenverständnis her; also der erste Kontaktpunkt hier in diesem Buch mit Permakultur fängt so auf Seite 68 an, das heißt schon mal so 1/3 des Buches, wo eine Vorgeschichte stattfindet. Und dann wird geschildert, dass ab dem Zeitpunkt, wo dann die Farm gedanklich schon entstanden ist, erst so dieser Kontakt zur Permakultur kommt. Dann wird inhaltlich auf bestimmte Aspekte eingegangen, die sehr prägend war. Waren für beide, für Perrine und für Charles, aber auch für den Fortbestand dieser Farm. Da wird dann zum Beispiel die biointensive Mikrolandwirtschaft genannt. Die Person Eliot Coleman ist sehr inspirierend gewesen für die beiden. Ganz interessant fand ich dann auch nochmal der Hinweis auf die sogenannten Pariser Gemüsegärten, die im 19. Jahrhundert existierten, die hochproduktiv auf sehr, sehr wenig Fläche Gemüseanbau direkt im Paris der damaligen Zeit aufgebaut haben. Etwas, was mir vorher gar nicht bekannt war.

Stefanie Oh, man muss hier reingrätschen. Das wird im Film „Tomorrow“ aber auch genannt.

Carsten Wahrscheinlich im Kontext mit dieser Farm. War mir aber gar nicht mehr so im Kopf. Und durch dieses Buch ist das quasi bei mir nochmal sehr präsent geworden, dass da auf einmal, ja, teilweise aus der Not heraus geboren, wirklich ein sehr produktives Fachwissen aufgebaut wurde und diese Menschen auch in der Lage waren, wirklich sehr, sehr große Mengen an Gemüse vor Ort in den städtischen Bereichen anzubauen. Also heute würde man sagen Urban Gardening. Also im Grunde genommen praktizieren wir heute Urban Gardening 2.0 und das 1.0., das scheint damals so im 19. Jahrhundert in Paris gewesen zu sein. Total spannend.

Dann geht das Buch auf Aspekte wie Waldgarten ein. Also Waldgärten sind eine Thematik, die auch im Rahmen der Permakultur sehr stark präsent ist. Das ist etwas, was im Rahmen des Aufbaus dieser Farm dann zu einem späteren Zeitpunkt mit reingekommen ist. Hier wird geschrieben Wie sind die dazu gekommen, wie setzen die das ein? Was versprechen sie sich davon? Es wird sehr viel auf den Aspekt der Handarbeit eingegangen; weg von Maschineneinsatz, hin zu manueller Arbeit. Und über Mikrofarmen, also Mikrofarming. In der Hinsicht, dass mit wenig Landfläche viel Gemüse produziert werden kann. Mit Beispielen aus der Welt, also nicht nur ausschließlich auf dieser Farm, sondern die haben sich inspirieren lassen. Die haben festgestellt, dass es teilweise auch in den USA Personen gibt, die in ihren eigenen persönlichen Gärten auf - keine Ahnung - 650 Quadratmeter so viel Gemüse anbauen, dass sie davon irgendwie 1/3 ihres Jahresgehaltes mit abdecken. Die haben sich teils selbstständig gemacht und brauchen nicht mehr so viel Erwerbsarbeit machen, weil sie aus ihrem eigenen Gemüsegarten so viel hochwertiges Bio-Gemüse durch diese intensivierte manuelle Arbeit erwirtschaften können, dass sie da ein tragfähiges Fundament haben. Und diese Inspirationsquellen werden nicht nur genannt, sondern auch für das Arbeiten auf ihrer eigenen Farm hier mit reingenommen.

Und das ganze Buch schließt dann nachher mit einem Kapitel „Bioüberfluss“. Und zu Bioüberfluss möchte ich jetzt einmal ganz kurz nochmal ein bisschen was zu sagen. Und zwar geht es beim Bioüberfluss um die Tatsache, dass in der Natur schon ein gewisser Überfluss existieren kann, wenn wir ihn sinnvoll gestalten und diese Kraft der Natur, für uns nutzen, quasi die Rendite dessen, was aus der Natur so entsteht. Darum geht es in diesem Kapitel. Und einen Satz fand ich total schön, den möchte ich gerne einmal zitieren: „Bioüberfluss ist die Kunst aus sehr wenig viel zu machen. Nur das Leben ist dazu imstande.“ Das ist etwas, was für mich insofern auch wichtig ist, als dass das allgemeine Verständnis von Landwirtschaft ja darin besteht: da ist jetzt ein(e) Expert*In, ein(e) Landwirt*In, und der/die produziert was. Und die Haltung im Rahmen der Permakultur und auch das, was hier im Buch hervorgeht, ist eigentlich genau das Gegenteil: Wir produzieren nichts; die Natur produziert das für uns. Wir können der Natur nur helfen, das besser zu machen, also besser zu machen, in Anführungszeichen, ein bisschen demütig. Sondern wir können so gestaltend eingreifen, dass wir einen für uns nennenswerten Überschuss mit rausbekommen. Aber das Wachsen, das Produzieren, das macht die Natur und wir können der Natur dabei nur helfen. Also das ist eine ganz andere Haltung, viel mit Demut verbunden und deswegen finde ich das auch sehr schön und sehr wichtig, dass das Buch genau in diesem Bereich nachher seinen Abschluss findet. Um das nochmal klarzustellen, wer eigentlich das Sagen hat. Also im Endeffekt die Natur und nicht irgendwelche landwirtschaftlichen Expert·innen, die eine bestimmte Ausbildung haben und mit Traktoren über weite Feldflächen fahren. Also da räumt das Buch tatsächlich mit den vorherrschenden Sichtweisen auf.

Was ich zu dem Buch noch sagen möchte, ist, dass es eins von zwei Büchern in der Reihe ist. Dieses Buch ist sehr anekdotenhaft geschrieben. Also was ich gerade schon erwähnt habe, eigentlich die Geschichte, den Werdegang zu skizzieren. In dem zweiten Buch geht es dann um die Praxis, also um die Hintergründe, wie die einzelnen Techniken gestaltet sind. Das wird dann mehr so das Fachbuch, das Handbuch sein. Das ist aber bisher nur auf Französisch erschienen und stammt aus dem Jahr 2019.

Da wirst du dich wundern: 2019 und es ist ein Nachfolgebuch. Dieses hier, was wir gerade besprechen, ist brandneu. Wie passt das denn zusammen? Und das ist tatsächlich etwas, was ich sehr schade finde. Das Buch, was wir jetzt gerade besprechen, ist brandneu auf Deutsch übersetzt worden und brandneu im Löwenzahn Verlag veröffentlicht worden, also 2023. Leider hat es neun Jahre gebraucht, um von dem Original in die deutsche Übersetzung zu gehen. Das heißt also, das Buch, über das wir sprechen, ist auf Französisch schon im Jahre 2014 erschienen. Das muss man auch so ein bisschen im Hinterkopf bewahren, weil all das, was jetzt so in diesem Buch geschildert wird, wird heute natürlich nochmal anders dastehen.

In dem Buch geht Charles zum Beispiel auf diese Forschungsaspekte ein, dass da die Wissenschaftler·innen auf die Farm kommen und all das untersuchen und die Forschungsergebnisse gerade noch relativ neu sind, noch ausgewertet werden müssen etc. pp. Das ist zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Buches der Fall gewesen. Mittlerweile - ich glaube, das ist auch in dem Film Tomorrow noch mal präsenter geworden - ist es schon ausgewertet worden, was die Wissenschaftler·innen da alles an Zahlenmaterial erwirtschaftet haben. Also von daher, da ist so ein bisschen Zeit vergangen, bis die deutsche Übersetzung vorlag und deswegen finde ich es ein bisschen schade, jetzt hier so ein großartiges Buch über diese großartige Farm zu haben, aber nicht wirklich den aktuellen Istzustand sehen zu können. Das ist so ein bisschen das Manko dieses Buches.

Stefanie Das heißt also, dass es eigentlich so der Wissensstand ungefähr wie in Tomorrow ist oder ein bisschen davor?

Carsten Ein bisschen davor. Genau. Und - das ist jetzt kein Vorwurf an den Verlag, sondern eigentlich eher ein bisschen schade, dass das Interesse hier in Deutschland anscheinend nicht groß genug war, um zeitnah eine Übersetzung zu bekommen - ich hätte mir gewünscht, das Buch möglichst schnell im Deutschen vorzufinden. Dass ich den zumindest damaligen Ist-Zustand im Buch vorfinde, jetzt so mit diesem Hintergrund: Hey, ich habe das da schon mal in einem Film gesehen und es sind jetzt neun Jahre vergangen und wie hat sich das heute entwickelt? Ist das immer noch so großartig, wie es damals empfunden wurde? Ist es vielleicht noch großartiger geworden? Was für Erfahrungen liegen da noch jetzt mittlerweile zusätzlich vor? Das wäre wirklich interessant gewesen, ist aber aufgrund dieser zeitlichen Diskrepanz zwischen Erscheinen der Originalausgabe und der deutschen Übersetzung nicht machbar.

Was aber sehr schön ist: dieses Buch hat mir unglaublich geholfen, den Begriff „Permakultur“ griffiger zu formulieren. Das ist tatsächlich etwas, was mir unglaublich schwer fällt, diesen Begriff so nahezubringen, dass eine konkrete Vorstellung da rauskommt. Und hier kommt dieses Buch mit einer sehr schönen Beschreibung, die ich hier gerne noch mal zitieren möchte: „Die Permakultur könnte man als intelligenten Werkzeugkasten zur Schaffung von Lebensweisen beschreiben, die sowohl die Erde als auch ihre Bewohner·innen respektieren. Eine praktische Methode, die sich an der Funktionsweise der Natur orientiert.“

Stefanie Und falls du jetzt noch Fragezeichen im Kopf hast, habe ich das Zitat mit meinem neuesten Lieblingsspielzeug, dem Klartext Tool vom FC St. Pauli, in Einfache Sprache übersetzen lassen: „Permakultur ist wie eine kluge Kiste mit Werkzeugen. Mit dieser Kiste können wir so leben, dass wir die Erde und alle Menschen respektieren. Permakultur ist auch eine Methode, die wir aus der Natur lernen können. Wir schauen, wie die Natur funktioniert. Und wir versuchen genauso zu leben und zu arbeiten.“

Carsten Ja, schöner hätte ich das ja auch nicht formulieren können.

Stefanie Du bist ja auch nicht die KI, die dahinter steckt.

Carsten Ja, ich habe ja meine eigene KI.

Stefanie Ich finde dieses Klartext Tool total cool. Ich nutze es mittlerweile auch, um einzelne Wörter zu definieren. Also wenn du da einfach „Permakultur“ zum Beispiel eingibst oder verschiedene andere Wörter, dann spuckt dieses Tool auch eine Definition aus. Und das finde ich total spannend. Es passt nicht immer alles hundertProzentig, das ist ja klar, weil einfach die KI vom FC St. Pauli stammt und der FC St. Pauli naturgemäß eher so Fußballdaten da hinterlegt hat. Aber es ist schon erstaunlich viel, was dabei rauskommt. Also wenn du da auch mal mit experimentieren möchtest und Texte in einfache Sprache übersetzen, kann ich dir das sehr empfehlen.

Carsten Und wir haben ja gerade gemerkt, die KI bringt es eigentlich auf den Punkt. Also wirklich sehr gut nochmal erklärt und in Einfacher Sprache, ohne wirklich zu komplex zu sein.

Stefanie Genau. Ja, wir üben dann weiterhin in Einfacher Sprache noch was zu sagen, nämlich zum Beispiel: Das war's jetzt.

Carsten In diesem Sinne.

Stefanie In Hamburg sagt man Tschüss.

Carsten Und auf Wiederhören.

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