Folge 292 - TransFARMation: Eine zukunftsfähige Landwirtschaft ohne Tiernutzung

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Folge 292 - Transfarmation: Eine zukunftsfähige Landwirtschaft ohne Tiernutzung

In dieser Folge gehen wir der Frage nach, wie für einzelne Landwirtschaftsbetriebe der Ausstieg aus der Tierhaltung gelingen kann. Carsten hat auf dem diesjährigen Tierrechtskongress in Leipzig einen Vortrag zur TransFARMation angeschaut und den Referenten Daniel Hausmann im Anschluss in unserem Podcast eingeladen. TransFARMation begleitet und berät Landwirtschaftsbetriebe auf dem Weg heraus aus der Tierhaltung, hin zu alternativen Landwirtschaftsmodellen.

Wie genau TransFARMation vonstatten geht, welche Perspektiven damit geschaffen werden können und wie Interessent·innen die ganz persönliche TransFARMation starten können, dass erfahrt ihr jetzt im Gespräch zwischen Carsten und Daniel.

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Vollständiges Transkript der Folge

Stefanie Bevor wir mit der heutigen Folge starten, noch ein paar einleitende Wörter, Sätze von mir, denn ich werde in dieser Folge überhaupt gar nicht zu Wort kommen. Deswegen muss ich natürlich vorher so viel wie möglich reden. Kleiner Scherz.

Zunächst einmal möchte ich mich ganz herzlich bei Hanna und Johanna bedanken, dafür, dass sie Transkripte Korrektur gelesen haben. Johanna hat tatsächlich drei Transkripte jetzt in den vergangenen Wochen Korrektur gelesen. Hanna hat ein weiteres eingereicht und so sind wir dem Ziel schon ein wenig näher gekommen. Ich habe in der Zeit auch noch einen Schwung Transkripte Korrektur gelesen und deswegen sind jetzt im Mehr als Vegan Podcast noch 164 Transkripte offen, die Korrektur gelesen werden müssten. Bei der letzten Folge waren es noch 204 Folgen. Das heißt also, wir haben immerhin jetzt schon 40 Transkripte in der Zwischenzeit Korrektur gelesen.

Und wenn du da mitmachen möchtest und mich und uns und generell diesen Podcast unterstützen möchtest, dann melde dich doch sehr, sehr gerne. Es ist wirklich toll. Ich freue mich über jedes Transkript, das ich nicht Korrektur lesen muss. Denn natürlich ist es einfach ein großer Berg und es gibt kurze Transkripte und lange Transkripte und thematisch sehr unterschiedliche Transkripte. Und du kannst da einfach auswählen zwischen den 164 verbleibenden Transkripten, dir eines aussuchen oder gerne auch mehrere. Und mir schreiben an post@vonherzenvegan.de . Melde dich einfach.

Du kannst auch sagen, dass ich dir was raussuchen soll. Du kannst auch sagen: Bitte, ich möchte ein Transkript Korrektur lesen, wo das Audio eine halbe Stunde lang ist oder welche Zeiteinheit für dich passend erscheint. Oder sagen ich möchte etwas zu folgendem Thema Korrektur lesen. Oder du suchst dir selbst eine Folge raus. Das ist alles möglich und wenn du es möchtest, wird dein Name dann auch dazu geschrieben, dass du das Korrektur gelesen hast und du wirst dann auch namentlich auf der Wand des Dankes, der Wall of Thanks genannt, wo du dann für immer eingraviert sein wirst, solange es diese Website gibt. Und wenn du das nicht möchtest, dann kannst du natürlich auch anonym bleiben. Alles ist möglich.

Ich freue mich über jede Hilfe und ich freue mich auch, wenn du sagst, ich habe gar keine Zeit, aber dafür habe ich Geld. Wenn du diesen Podcast und meine Arbeit finanziell unterstützt, alle Möglichkeiten, wie das geht, findest du wie immer hier unter der Folge in den Shownotes oder einfach auf der Webseite unter dem Menüpunkt „Unterstützen“. Also noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle die diesem Aufruf schon Folge geleistet haben. Ich freue mich wirklich über jede einzelne Person. Herzlichen Dank!

Und dann gibt es noch eine Neuigkeit zu verkünden: Die neue Ausgabe des Tierbefreiungsmagazins ist jetzt endlich erschienen, Ausgabe Nummer 120 mit meinem Artikel zur Historie der Kuhmilch und noch weiteren interessanten Artikeln natürlich, zum Thema Tiermilch. Also das heißt, wenn du dich dafür interessierst, für diesen Schwerpunkt oder auch generell für Tierrechte, dann bist du herzlich willkommen, jetzt auf die Tierbefreiungsseite zu gehen, das Magazin dir zu bestellen oder es in einem Laden deines Vertrauens zu erwerben. Und dann natürlich den Artikel und auch die ganzen anderen Artikel, die nicht von mir stammen, zu lesen.

Newsletter Abonnent·innen wussten schon davon. Diese Personen, die sich für den Newsletter bei mir angemeldet haben, hatte ich schon informiert. Das heißt, wenn du sowas so schnell wie möglich erfahren möchtest, all die Neuigkeiten, dann melde dich gerne für meinen Newsletter an! Menschen, die da schon länger angemeldet sind, wissen, ich schreibe nicht sehr häufig. Wenn es einmal im Monat ist, dann ist das schon sehr regelmäßig. Eigentlich schreibe ich wirklich seltener, also wenige Male im Jahr. Wenn jetzt tatsächlich mehr interessante Dinge gehäuft vorkommen, kann das auch mal sein, dass ich dann zweimal im Monat schreibe, vielleicht. Aber bisher ist es noch nicht vorgekommen. Das heißt, du wirst auf keinen Fall zugespamt und du findest den Link zum Newsletter auch wieder hier unter der Folge in den Shownotes.

So, dann kommen wir mal zum Inhalt dieser Folge. Carsten hat da keinen Monolog produziert, sondern hatte einen Gast, hat also ein Interview geführt. Und in dieser Folge gehen Carsten und sein Gast der Frage nach, wie für einzelne Landwirtschaftsbetriebe der Ausstieg aus der Tierhaltung gelingen kann.

Das fand ich auch sehr interessant und finde es immer noch interessant. Deswegen hatte ich Carsten auch ein paar Fragen aufgeschrieben, die er dann für mich auch stellen konnte.

Carsten hat auf dem diesjährigen Tierrechtskongress, also 2023, in Leipzig, einen Vortrag zur TransFARMation angeschaut und den Referenten Daniel Hausmann im Anschluss in unseren Podcast eingeladen.

TransFARMation begleitet und berät Landwirtschaftsbetriebe auf dem Weg heraus aus der Tierhaltung hin zu Alternativen Landwirtschaftsmodellen.

Und wie genau eine TransFARMation vonstatten geht, welche Perspektiven damit geschaffen werden können und wie Interessent·innen die ganz persönliche TransFARMation starten können, das erfährst du jetzt im Gespräch zwischen Carsten und Daniel. Viel Spaß damit!

Carsten Hallo, Daniel. Vielen Dank, dass du heute die Zeit gefunden hast, für uns in diesem Podcast die TransFARMation und auch dich als Person einmal vorzustellen. Auch nochmal vielen Dank für deine zeitliche Flexibilität. Wir hatten dieses Gespräch ja schon mal anders geplant, aber dann musste ich das aus gesundheitlichen Gründen leider verschieben. Jetzt hat es glücklicherweise geklappt. Und ja, vielleicht stellst du dich einmal kurz vor, wer du als Person bist und dann vielleicht gleich hinterher was ist TransFARMation und was ist da deine Rolle? Wie ist da der Kontext zwischen euch beiden?

Daniel Ja, kann ich gerne machen. Erstmal Hallo Carsten nochmal und auch danke für euer Interesse an der Sache. Mein Name ist Daniel. Ich bin jetzt 32 Jahre alt. Ich habe 2012, das ist mittlerweile schon über zehn Jahre her, den Hof meiner Eltern übernommen. Der war damals konventionell. Mein Vater hatte Getreide angebaut und Rinder gehalten und ist dann aber relativ plötzlich verstorben. Da habe ich den Betrieb übernommen und erstmal Ökolandbau in Eberswalde studiert. Weil ich selber nicht auf dem Hof war, habe ich die Rinder erstmal verkauft und das Getreide haben wir im Lohn bewirtschaften lassen.

Im Studium selbst habe ich mich dann für die vegane Lebensweise entschieden und erst den Hof 2014 auf Bio umgestellt, gleichzeitig auch bio vegan und seit 2016 bin ich zurück auf dem Hof. Da habe ich dann angefangen mit meiner Mutter zusammen Gemüse anzubauen. Sie hat ihren Job gekündigt und einfach mitgemacht und im Prinzip immer bio vegan, auch quasi nach besten Wissen und Gewissen. Und seit letztem Jahr 2022 haben wir uns dafür entschieden, das auch zertifizieren zu lassen. Nach den bio-zyklisch-veganen Richtlinien, einfach dass es auch nachvollziehbarer ist für andere. Ansonsten kann ja jeder kommen.

Und seit diesem Jahr 2023 engagiere ich mich mit bei der TransFARMation. Die ist relativ neu in Deutschland. Ja, meine Motivation. Warum mache ich das? Ich komme selbst aus der Landwirtschaft und habe mich auch im Studium schon viel mit bioveganem Landbau beschäftigt. Ob das möglich ist, wie genau und was man damit macht und setze das seit einigen Jahren selbst auch um und denke, mittlerweile ist es auch an der Zeit, das mehr nach außen zu tragen. Ich kann hier die schönste Sache machen auf der Welt, auf so einem kleinen Fleckchen Erde. Wenn da niemand was davon mitbekommt, wächst das nicht großartig.

Und über TransFARMation ist es mir auch möglich, mein Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben. Vielleicht auch Fehler, die ich gemacht habe, weiter zu geben. Dass andere die nicht unbedingt wiederholen und einfach Leute dazu motivieren, aus der Tierhaltung auszusteigen und pflanzenbasiert zu wirtschaften. Und da sind wir eigentlich auch schon bei meiner Rolle im TransFARMation.

Ich kümmere mich hauptsächlich um landwirtschaftliche Belange, denn ist mein Fachgebiet. Wenn irgendwelche Fragen auftauchen, kann ich da zielgerichtet recherchieren oder einfach irgendwas dazu sagen, meinen Senf dazugeben. Das betrifft jetzt nicht nur Landwirtschaft selber, sondern auch vor oder nachgelagerte Bereiche wie zum Beispiel verarbeitende Unternehmen oder abnehmende Betriebe. Und ab und an mache ich auch Vorträge bzw stelle die TransFarmationsarbeit vor, weil ich es sehr wichtig finde von der Sache auch zu reden und einfach den Gedanken unter die Menschen zu bringen.

Carsten Wie ist das denn damals gelaufen? Wie hast du von TransFARMation erfahren? Sind die auf dich zugekommen, weil sie gemerkt haben: Mensch, da ist jemand, der jetzt hier einen Bio zertifizierten Hof hat, der interessant ist? Oder ist es andersrum gewesen? Dass du von TransFARMation erfahren hast und gesagt hast Mensch, cool, exakt das, was ich eigentlich möchte, da will ich jetzt mit einsteigen?

Daniel Das war eher eine zufällige Begegnung. Das war in so einer Zoomkonferenz, da ging es um Tierrechte. Und ja, der Matthias, der auch mit im Team jetzt ist, hat TransFARMation vorgestellt und auch gesagt, dass sie da noch Leute suchen, die landwirtschaftliche Expertise haben. Und das war gerade Winter. Ich hatte viel Zeit und habe mir gedacht: Mensch, das ist genau das, was du machen willst und habe mich gemeldet. Und so haben wir zueinander gefunden.

Carsten Und ich hatte jetzt dadurch, dass wir uns schon auf dem Tierrechtskongress begegnet sind, in Leipzig schon rausgehört, dass TransFARMation hier in Deutschland, ich sage jetzt mal, „neu“ ist, gerade dabei ist Fuß zu fassen, den Ursprung aber woanders hat. Kannst du da noch mal ein bisschen was zu sagen zu dieser Konstellation?

Daniel Genau. Der Ursprung der TransFARMation kommt aus der Schweiz. Dort gibt es das schon seit ungefähr fünf Jahren. Sarah Heiligtag hat es mitgegründet mit ihrem Mann. Und dort wurden in den letzten fünf Jahren 130 Betriebe schon umgestellt oder begleitet. Und jetzt dachten wir, ist es an der Zeit, die Idee auch nach Deutschland zu bringen. Deutschland ist viel größer, hier gibt es viel mehr Betriebe und natürlich auch ein unglaubliches Potenzial.

Carsten 130 Betriebe ist ja schon eine richtige Kennziffer. Wie viele Leute sind denn da in der Schweiz jetzt in TransFARMation als Team vorhanden oder vielleicht darüber hinaus? Noch eine Frage: Ist das eher ein Kernteam, was die die gesamte Arbeit leistet? Gibt es eine bestimmte Fluktuation, je nachdem, in welchen Fachbereich da reingeguckt werden muss, dass dann mal mehr Personen hinzugenommen werden und da vielleicht nur ein stabiles Kernteam ist, was das Ganze koordiniert? Wie ist das momentan in Deutschland gestaltet?

Daniel Also zur Schweiz kann ich gar nicht so viel sagen, wie genau die organisiert sind und wer alles mithilft. Aber in Deutschland kann ich sagen, wir sind im Moment fünf Leute im Kernteam, das sind Samara, Matthias, Timo und Mirjam und ich und offiziell haben wir am 1. Juli 2023 angefangen. Natürlich haben wir inoffiziell schon länger die Sache vorbereitet und verschiedene organisatorische Sachen geklärt. Und wir sind jetzt ungefähr drei Monate schon dabei.

Carsten Seid ihr regional alle in der gleichen Region unterwegs oder zerstreut sich das übers Bundesgebiet und ihr trefft euch vornehmlich virtuell?

Daniel Wir sind tatsächlich in ganz Deutschland verteilt unterwegs. Von Norden, Westen, Osten, Süden und Mitte ist eigentlich alles was dabei. Das macht es auf der einen Seite interessant. Auch für Veranstaltungen können wir es natürlich so einteilen, dass die Leute dorthin gehen, die den geringsten Weg haben. Aber ja, teilweise ist ein bisschen schwierig mit Absprachen, ist meistens online. Wir sehen uns jetzt selten, aber ja, im heutigen Zeitalter ist ja auch schön, dass das überhaupt möglich ist.

Carsten Wie ist das jetzt fachlich? Wenn du sagst, ihr seid jetzt fünf Personen, die zwar übers Bundesgebiet verstreut sind und da auch geguckt werden kann, wer jetzt die kürzesten Wege hat, funktioniert das fachlich genauso, dass jede·r von euch fünf eigentlich, ich sag jetzt mal, jeden Hof, der jetzt gerade an euch herantritt, bedienen kann? Oder stellt der·die dann fest: Mensch, das sind Kompetenzen, die muss ich dann doch bei einer von den anderen vier Personen mit einholen, der·die dann eventuell auch Reisewege in Kauf nehmen muss.

Daniel Die Betriebsbesuche machen doch eher Samara und Matthias und die nehmen dann noch weitere Wege in Kauf. Aber wir versuchen auch vieles miteinander zu verbinden und sprechen uns dann trotzdem auch wieder ab und was sie jetzt vielleicht an Kompetenz nicht haben oder Fragen haben, kann man ja dann online oder telefonisch direkt danach auch im Anschluss klären. Und von daher, durch die technische Digitalisierung gerade ist es fast trotzdem, als wäre jede·r überall dabei.

Carsten Kannst du vielleicht in so einen Prozess mal skizzieren, also angefangen von da ist jetzt ein Hof, der schon bereits Kontakt mit euch aufgenommen hat. Wie geht ihr dann inhaltlich eigentlich vor? Was passiert dann konkret?

Daniel Da passiert eine ganze Menge. Also als erstes nimmt der Hof Kontakt auf zu uns. Das ist immer ganz wichtig zu sagen, wir gehen jetzt nicht hausieren und fragen Höfe von wegen: „Hey, habt ihr nicht Bock, die Tierhaltung abzuschaffen? Wir hätten eine bessere Idee.“ Da wird man wahrscheinlich schnell die Tür wieder vor der Nase zugeschlagen bekommen. Also die Landwirt·innen melden sich bei uns. Das hat den Vorteil, die sind auch schon motiviert das zu machen und haben sich selber auch schon mit dem Thema auseinandergesetzt.

Und als erstes ist meistens ein Anruf oder eine Email ganz unverbindlich. Da kommt man kurz ins Gespräch. Wir haben dann ein Kontaktformular, wo nochmal ausgefüllt wird, spezielle Gegebenheiten des Hofes: Was ist das überhaupt für ein Hof? Was für Tiere gibt es da und was sind vielleicht Stärken von den Menschen, die da arbeiten? Wo wollen die hin? Da haben wir schon mal einen groben Überblick und als nächstes erfolgt dann den Termin vor Ort.

Das ist ganz wichtig erstmal, dass man sich gegenseitig auch kennenlernt, hat ja auch ganz viel damit zu tun. Ist ja alles ganz individuell. Die Menschen sind individuell, die Höfe auch noch mal und dass man sich einfach ein bisschen beschnuppert, Vertrauen aufbaut, kennenlernt und vielleicht auch schon die ersten Ideen und Wünsche bespricht.

Danach wird es erstmal wieder bisschen bürokratischer, da wird der Betrieb analysiert. Da werden dann neue Möglichkeiten ausgelotet, von wegen: was kann ich machen oder anstellen mit den Gegebenheiten vor Ort? Welche Wünsche oder Ziele haben die Landwirte? Und ja, dann geht es irgendwann an die Umsetzung.

Das müssen die Landwirt·innen im Prinzip selber machen. Das sind ja auch die, die jeden Tag auf dem Betrieb sind und die damit leben müssen. Und wir sind aber trotzdem immer noch da als Begleiter·innen. Es ist nicht so, dass wir jetzt sagen: Tiere sind abgeschafft, zack und tschüss! Die Landwirt·innen können trotzdem jederzeit auf uns zukommen, wenn irgendwelche Fragen sind oder noch irgendwelche Unklarheiten.

Das war jetzt ein ganz allgemeine Sache, aber man muss immer dazu sagen, das ist alles sehr individuell und immer interaktiv. Es gibt jetzt auch keine klare Linie, wie das abläuft. Das ist natürlich auch in jedem Betrieb ein bisschen anders.

Carsten Genau. Man hört schon raus, dass Ihr auf die individuellen Gegebenheiten vor Ort sehr stark achtet. Du hattest schon angesprochen, was für Kompetenzen da auf dem Hof sind. Kannst du zu dieser Analysephase noch mal ein bisschen was sagen? Also wie kann ich mir das vorstellen? Sind das jetzt tatsächlich nur die Personen, die du vorhin genannt hast? Also das Fünfer Team, das im Rahmen dieser Analyse mit dem Landwirtschaftsbetrieb spricht? Oder holt ihr euch dort weitere externe Beratungskapazitäten mit rein, weil vielleicht da das Themenspektrum irgendwie zu speziell ist, was da eventuell noch ausgelotet werden soll?

Daniel Das kommt wieder ganz auf den Betrieb an, bzw auf die Wünsche von den Landwirt·innen oder die Menschen, die da arbeiten. Ich habe jetzt zum Beispiel Ahnung von Landwirtschaft, aber ich kann nicht viel über Tourismus erzählen. Wer jetzt zum Beispiel Ferien auf dem Bauernhof machen will oder irgendwelche touristischen Angebote, da wäre es natürlich dann sinnvoll, auch jemanden dazu zuholen, der davon damit Bescheid weiß. Und das ist auch unsere Aufgabe, so ein bisschen dieses Netzwerk zu erstellen. Wir können selber vielleicht nicht alles abdecken und alles wissen, aber wir haben den Anspruch, dann für alles, auch jemanden zu kennen, der uns helfen kann.

Carsten Und wie weit ist dieses Spektrum der Möglichkeiten da gegeben? Also ich sage jetzt mal, das große Ziel ist ja, die Landwirtschaftsbetriebe aus der Tierhaltung rauszunehmen. Da habe ich trotzdem noch mal ein Spektrum, wo es dann in Zukunft mit diesem Betrieb hingehen kann. Angefangen von was du jetzt gerade schon gesagt hast, so Tourismus, vielleicht Lebenshof, vielleicht irgendwie Richtung Market Gardening? Keine Ahnung. Also kannst du da ein bisschen was zu erzählen, was für Möglichkeiten ihr offerieren könnt oder was generell denkbar ist?

Daniel Also denkbar ist eigentlich fast alles, was der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Und genau, unser Ziel ist es jetzt nicht, die Tiere abzuschaffen, quasi die letzten Schweine zum Schlachthof zu bringen und dann zack, sind wir vegan. Wir versuchen natürlich auch so viel wie möglich Tiere zu retten. Und da ist zum Beispiel die erste Frage für den Betrieb: Wollt ihr weiter wirtschaften oder weiter euren Hof haben, mit oder ohne Tiere? Und da reden wir nicht von den sogenannten Nutztieren, sondern von lebenden Tieren. Und da geht es darum auch: wie viele Tiere kann oder möchte ich behalten?

Wenn ich jetzt zum Beispiel im Extremfall einen großen Schweinemastbetrieb habe und gar nicht die Flächen dazu habe, wenn ich dann will, dass es den Tieren gut geht in Form von Lebensstil, brauche ich eine enorme Fläche auch und einen enormen Arbeitsaufwand. Da geht es dann natürlich auch los. Das muss irgendwie finanziert werden. Da müssen zum Beispiel Pat·innen gesucht werden oder eventuell auch Tiere umplatziert werden. Vielleicht gibt es andere Höfe, die die Tiere aufnehmen können oder andere Privatpersonen. Bei einem Schwein oder bei einer Kuh ist es wahrscheinlich schwierig als Privatperson. Aber wenn ich zum Beispiel Hühner retten möchte, kann ich durchaus auch wenn ich einen großen Garten habe, da eine kleinen Gruppe einen schönen Platz bieten.

Carsten Und wie lange dauert so gefühlt oder vielleicht auch Erfahrungsgemäß eine Gesamtumstellung eines Hofes? Das hängt wahrscheinlich genau von dieser Fragestellung ab: Was möchte der Landwirt oder die Landwirtin? Aber so PI mal Daumen - redet ihr da jetzt eher so von einem Jahr oder von fünf Jahren? Oder von zehn Jahren? Was sind so, so erfahrungsgemäß realistische Zeiträume, die man berücksichtigen muss?

Daniel Wie du schon gesagt hast, es ist auch sehr individuell wieder. Auf einer Seite hängt es davon ab, was der Hof für Tierhaltung betreibt. Und wo er hin möchte. Und das kann relativ schnell gehen, wenn ich jetzt einfach eine extensive Mutterkuhhaltung habe, da brauche ich nicht so viel verändern. Aber wenn ich jetzt eine sehr intensive Schweinehaltung habe oder Hühnerhaltung, muss schon einiges getan werden. Und dann geht es ja schon wieder los.

Wenn ich jetzt zum Beispiel Verarbeitung machen will. Ich baue zum Beispiel Hafer an und möchte Hafermilch herstellen. Das muss ja auch alles organisiert werden. Vielleicht gebaut werden. Da geht es ja schon los mit der Bürokratie, die Bauanträge und wir erstellen dann immer einen groben Zeitplan und dann ist das alles auch nachvollziehbar. Von wegen bin ich im Zeitplan, wird das was oder wird das nicht? Das ist natürlich auch alles sehr flexibel zu sehen, aber sollte auch - also zehn Jahre wäre mir ein bisschen hochgegriffen. Ein Jahr ist schon sportlich und genau kommt drauf an, was man alles mit betrachtet.

Eigentlich ist ja auch der Weg das Ziel. Und wichtig ist, dass die sogenannte Nutztierhaltung relativ schnell aufhört, dass einfach keine Tiere mehr sinnlos geschlachtet werden müssen und dann muss man schauen oder Konzepte erarbeiten: Was mache ich mit den Tieren, die wir behalten und was muss ich vielleicht umbauen und wie schnell geht das?

Carsten Und genau für diese Phase, wo das bestehende Geschäftsmodell erstmal gestoppt wird bis zur Findung eines weiteren Geschäftsmodells, das ist ja genau diese TransFARMation, die ijr durchführt. Das muss wirtschaftlich auch irgendwo berücksichtigt werden. Wie könnt ihr da sicherstellen, dass dann genau in dieser neuralgischen Phase der Landwirtschaftsbetrieb trotzdem noch genügend Einnahmen generiert?

Daniel Ja, wie stellen wir sicher, dass der landwirtschaftliche Betrieb in der Phase genügend Einnahmen generiert? Wir haben natürlich vorher einen Plan und auch einen Finanzplan. Und da wird dann geschaut, wann kommen welche Einnahmen rein. Wir arbeiten auch mit Stiftungen zusammen, also wir haben auch Budgets für Transformationen. Das ist natürlich auch wieder individuell und kommt darauf an, was der Betrieb möchte. Und dann kommt es auch darauf an, wo er hin will, um an neue Einnahmen ranzukommen. Wenn ich jetzt zum Beispiel Bäume pflanze, dauert das ja eine gewisse Zeit auch bis sie wachsen und Früchte geben. Und ansonsten kann ich mir doch vorstellen, eine Crowdfunding Aktion, das ist wieder unser Vorteil. Durch unsere Reichweite können wir natürlich dann wieder viele Menschen erreichen, die da auch mithelfen können. Und es ist natürlich trotzdem wichtig, sich vorher zu überlegen was für finanzielle Mittel brauche ich und wie komme ich da hin?

Carsten Das heißt also, wäre ich jetzt ein Landwirt und ich würde ganz gerne meinen Landwirtschaftsbetrieb von euch umgestalten lassen, hätte aber tatsächlich noch Tierhaltung und kein finanzielles Polster: Wie realistisch ist es dann zu sagen, ich erreiche da trotzdem die Zielgerade, dass ich aus der Tierhaltung aussteige? Könnt ihr dann Mut machen? Sagen Hey, selbst ohne finanzielles Polster, kein Thema, wir finden irgendwie einen Weg, dass du die Einnahmen anders kompensieren kannst oder ist dieses finanzielle Polster irgendwie schon eine Grundvoraussetzung, dass überhaupt so ein Prozess gestartet werden kann?

Daniel Genau deswegen arbeiten wir auch mit den Stiftungen zusammen. Dass da auch ein gewisses Budget vielleicht da ist, kommt dann immer darauf an, was die Betriebe wollen. Für uns ist es natürlich schön, wenn die zum Beispiel Bildungsarbeit betreiben und in die Öffentlichkeit gehen. Das wäre so unser Idealfall von der TransFARMation. Das hilft ja auch der Sache an sich wieder, weil dann wird die Idee mehr ausgebreitet und die Menschen erfahren davon. Und wie gesagt, mittlerweile, man kann ja auch mit Crowdfunding eine gewisse Zeit überbrücken bzw Investitionen tätigen. Und ja, dann kommt es auch darauf an, was ich möchte. Wenn ich jetzt Bildungsarbeit betreibe, brauche ich gar nicht so die großen Investitionen und kann relativ schnell einsteigen.

Carsten Jetzt hattest du gerade schon die Stiftung genannt, das führt mich jetzt zur Frage: was diese Unterstützung von der TransFARMation kostet und wie ihr euch generell finanziert? Ist das tatsächlich primär über diese Stiftung oder wie findet das statt?

Daniel Die TransFARMation ist für die Landwirt·innen erstmal kostenlos. Das ist uns wichtig, dass es nicht abschreckt. Von wegen, dass die Beratung Geld kostet und es dann Menschen daran hindert, die ganze TransFARMation gar nicht erst anstoßen zu lassen. Und wir selber als Verein werden hauptsächlich durch zwei Stiftungen finanziert und natürlich auch durch kleinere Spenden und mit größerer Bekanntheit hoffen wir natürlich, dass auch die finanziellen Mittel dann größer werden, dass wir möglichst viele Höfe unterstützen können.

Carsten Ich will mal ganz kurz zurück so auf euren Beratungsprozess gehen. Da ist mir noch so eine Frage im Kopf geblieben. Du hast jetzt gerade so den Weg skizziert, hin zu einer sehr intensiven Analyse. Das Ganze wird begleitet. Mich interessiert jetzt mal, wie intensiv ist denn die Begleitung in diesem gesamten Umstellungsprozess? Findet da immer eine Person den regelmäßigen Kontakt zum Landwirtschaftsbetrieb, läuft das irgendwann aus und ihr guckt nach ein paar Jahren noch mal wieder. Wie kann ich mir das vorstellen?

Daniel Das ist natürlich auch sehr unterschiedlich. Es gibt Landwirt·innen, die sind sehr eigenständig bzw machen so ein bisschen ihr eigenes Ding, brauchen gar nicht so viel Unterstützung, brauchen bloß ab und zu mal einen Tipp oder dass sie wieder auf dem richtigen Weg bleiben. Wobei das auch komisch klingt, aber du weißt, was ich meine. Ja und dann gibt es Leute, wenn ich jetzt wirklich was ganz anderes mache, brauche ich vielleicht mehr Unterstützung.

Wenn ich jetzt vorher zum Beispiel eine Schweineanlage hatte oder Mastschweine gehalten habe, heißt das nicht zwangsläufig, dass ich sofort auch nur, weil ich Schweine gehalten habe, auch einen grünen Daumen habe. Oder dass meine Mitarbeitenden einen grünen Daumen haben. Und da brauche ich vielleicht ein bisschen mehr oder habe speziellere Fragen von wegen zum Anbau oder zur Bodenfruchtbarkeit, Fruchtfolge was auch immer bzw. können ja ständig auch Rückfragen kommen, von wegen wenn ich meine Produkte verkaufe, mein Abnehmer ist abgesprungen und ich suche gerade jemand neues und da können wir zum Beispiel wieder helfen durch das Netzwerk.

Ja und wann ist so eine TransFARMation eigentlich vorbei? Also wann sind wir raus? Ich würde sagen, so richtig raus sind wir nie. Schon alleine, weil es mich aus privaten Gründen auch interessiert: Wie geht es mit dem Hof weiter? Natürlich wird die Betreuung nach hinten raus dann immer weniger. Aber ja, unsere Hauptaufgabe ist es, den Anstoß zu geben und bei den ersten Schritten zu helfen.

Carsten Netzwerken hattest du vorhin auch schon mal angesprochen. Gilt das dann auch für die Landwirtschaftsbetriebe, dass du die Interessierten oder die, die vielleicht schon so was gestartet oder schon abgeschlossen haben, miteinander in Verbindung bringst, dass da noch mal so eine Ideenbefruchtung oder auch Motivationsbefruchtung stattfindet?

Daniel Ja, das ist tendenziell auch wichtig. Oder es kann helfen, weil nicht jede·r das Rad neu erfinden muss. Man kann ja durchaus von anderen lernen, auch von den Fehlern anderer Leuten lernen. Und wenn Leute ähnliche Sachen machen, macht es natürlich Sinn, die auch zu verknüpfen oder die Leute zu verbinden.

Carsten Ja, vor allen Dingen stelle ich mir das vor, wenn ich jetzt als alteingesessenene·r Landwirt·in in einer sehr ländlichen Region, auf einmal genau diesen Weg beschreite, dann bin ich ja sehr exponiert. Das muss man ja auch irgendwo wollen und mittragen. Und je nachdem, wie das persönliche Standing dann in diesem Umfeld ist, kann das natürlich dann auch schwierig sein, anderen Landwirtschaftsbetrieben gegenüber zu treten und vielleicht nicht als Sonderling oder sowas dazustehen. Wenn da natürlich dann irgendwo im Hintergrund ein Netzwerk existiert, wo ich weiß, Mensch, da sind andere Personen, die genauso ticken wie ich, die sitzen vielleicht nicht direkt nebenan, aber vielleicht ein paar Regionen weiter, dann ist es natürlich wahrscheinlich von der Psychologie her auch nochmal eine gewaltige Unterstützung.

Daniel Ja, das macht auf alle Fälle viel aus. Also das soziale Milieu, das darf man nicht unterschätzen. Natürlich, das spielt eine riesengroße Rolle. Und das ist, wenn ich das vergleiche, sehen wir ja, wenn wir uns vegan ernähren, wenn wir auf Familienfeier sind, wo Leute sich vielleicht nicht vegan ernähren, die wir trotzdem gern haben. Und es kann schon provokant sein, wenn ich zu Weihnachten einfach ein veganes Stück Tofu bekomme, während die anderen ihre Ente essen. Und ich brauche gar nichts sagen und es kann sich schon für die anderen so anfühlen wie versteckte Kritik.

Und genauso ist das natürlich auch bei der Tierhaltung. Man grenzt sich ja schon auch so ein bisschen ab von den anderen. Man will denen vielleicht auch nicht wehtun oder Ratschläge geben, aber das passiert ja automatisch schon mit. Und da hilft es natürlich ungemein, wenn man auch Leute um sich weiß, die quasi dasselbe auch machen, ethisch dieselben Vorstellungen haben. Und ja, man kann auch ganz anders ins Gespräch kommen.

Carsten Ins Gespräch kommen ist ein guter Übergang zu meiner Frage, wie denn jetzt interessierte Landwirtschaftsbetriebe mit euch in Kontakt treten können. Woher weiß ein Landwirtschaftsbetrieb eigentlich von eurer Existenz? Und wenn da dieses Wissen vorhanden ist, was sind dann so die Anknüpfungspunkte, die Anschreiben, die Mail? Kommen die vorbei? Wie passiert das dann?

Daniel Wie erfahren die landwirtschaftliche Betriebe von uns? Ich würde sagen über die Medien, über Instagram, vielleicht ein TV Bericht und verschiedene Veranstaltungen. Vielleicht ist es auch einfach ein Tipp von jemanden, der uns auf einer Messe oder auf einer Veranstaltung gesehen hat. Kann ich mir vorstellen. Vielleicht auch einen Zeitungsartikel. Und der·die Landwirt·in, der¯die das hört, der·die denkt ja nicht sofort: Oh, TransFARMation ist genau das, was ich machen will. Das ist ja auch ein Prozess. Und manchmal ist es, dass die Leute uns irgendwo sehen. Dann arbeitet es ein bisschen im Kopf und ein Jahr später kommen sie auf uns zu: Hey, ich kenne euch von der und der Veranstaltung. Ich habe überlegt und vielleicht wäre das was für mich. Und ja, das ist dann erstmal eine Email oder ein Anruf bzw dass unser Onlineformular ausgefüllt wird. Vorbeikommen ist schwierig, wir haben kein wirkliches Büro, aber im Prinzip ist es erstmal eine einfache Anfrage und dann sehen wir weiter.

Carsten Gibt es da schon irgendwelche Projekte, die ihr als Referenz nennen könnt und wo ihr sagt: „Okay, Mensch, genau in der Region, wo du gerade sitzt mit deinem Landwirtschaftsbetrieb, da haben wir direkt um die Ecke schon jemanden, den du auch noch mal als Referenz kontaktieren kannst.“ Oder ist das, weil du schon sagtest, ihr startet jetzt gerade in Deutschland, ist das hier jetzt zu neu und ihr müsstet im Zweifelsfall auf Referenzen im schweizerischen Umfeld irgendwie verweisen?

Daniel Sowohl als auch, würde ich sagen. Also wir sind relativ neu. In den drei Monaten konnten wir jetzt ja noch nicht so viele Höfe gewinnen. Unser Hauptaugenmerk lag erstmal darin, bekannt zu werden. Deswegen sind ja auch gerade so Podcasts, wie wir es jetzt machen, so wichtig, dass die Leute von uns erfahren. Wir sind aber trotzdem auch schon mit zwei Höfen ernster im Gespräch. Einer ist in Schleswig Holstein und einer in Bayern und ansonsten können wir immer noch auf die Höfe in der Schweiz zurückkommen.

Carsten Gibt es da irgendwie ein Herzensprojekt, wo du sagst Mensch, das ist total super? Wo du mitgearbeitet hast wahrscheinlich jetzt nicht, weil du sagtest, du bist relativ jung noch mit dabei in dieser TransFARMation. Aber eins, wo du sagst, das wäre tatsächlich etwas, was du persönlich präferieren würdest als Herzensprojekt oder als Referenz?

Daniel Herzensprojekt selber habe ich keins, glaube ich. Und ich denke, das Interessante an der ganzen Sache ist ja auch, dass alles so individuell ist und dass man so viele verschiedene Sachen machen kann. Und ja, die Arbeit mit den Menschen zusammen und da denke ich, ist jeder einzelne Betrieb für sich spannend. Aber was mir mit am Herzen liegt, ist wirklich auch die Bildungsarbeit, einfach um den Gedanken in die Welt zu tragen. Und dass möglichst viele Höfe bereit sind davon zu erzählen, ist aber nicht Voraussetzung. Und was natürlich mir auch sehr am Herzen liegen würde, wenn ein Hof bei mir in der Gegend umstellen oder transformieren würde, wo ich wirklich in kurzer Zeit auch mal hinfahren kann und wo man einfach intensiv oder noch intensiver in Kontakt ist.

Carsten Okay, was mich auch noch mal interessieren würde, wenn jetzt andere Personen, die euer Vorhaben total cool finden, diese Podcastfolge hören und die sagen Mensch, ich würde mich da ganz gerne einbringen. Wäre das prinzipiell möglich oder sagt ihr: Moment, wir haben mit fünf erstmal gerade genug, haben uns gerade irgendwie eingegroovt. Wir müssen jetzt erstmal einen Schritt in diesem Team weitergehen. Oder habt ihr generell die Tore offen, um weitere Expertisen, Kompetenzen wie auch immer gelagert ins Team zu nehmen und alle engagierten und interessierten Personen dann erstmal offen zu empfangen und zu sagen wir, wir bauen ein riesiges TransFARMationsnetzwerk auf und je mehr, desto besser?

Daniel Je mehr, desto besser. Das wäre ja der Traum. Also wir haben uns tatsächlich jetzt so weit eingegroovt, dass wir denken, wir sind soweit, neue Leute oder mehr Leute mit aufnehmen zu können. Also vorrangig Ehrenamtler·innen. Ja, da muss man nichts besonderes kennen oder können. Natürlich wäre so Fachgebiet Landwirtschaft wunderschön. Darum geht es ja im Endeffekt. Aber wir sind da flexibel oder offen für breit gestreute Fähigkeiten. Was mit Medien hilft immer oder Leute, die sich mit Werbung auskennen, die gut Kommunikation können, die uns vielleicht auf Messen auch mit vertreten können. Oder jemand, der Ahnung hat von Bildungsarbeit.

Also vorstellen können wir uns einiges. Wichtig ist, dass die Leute motiviert sind und so ein bisschen Wissen und Erfahrung mitbringen. Und da sind wir wirklich im Moment auch auf der Suche und sind dabei, ein Kontaktformular noch mal auf der Website zu erstellen, ansonsten, wer das hört, kann sich gerne per Email melden unter info@transfarmation-deutschland.de. Und da würden wir demnächst noch mal auch einen Workshop machen mit interessierten Leuten und schauen - wir können jetzt die schönsten Vorstellungen haben, von wegen wir brauchen das, das, das und das. Aber ja, man muss ja da auch schauen, was sind das für Menschen, wie kann man am besten zusammenarbeiten, wann? Wer bringt welches Wissen mit? Welche Zeit und wie können wir aus dem ganz großen Suppentopf das Beste für jeden rausholen?

Carsten Also ich werde die Kontaktdaten, die du gerade genannt hattest, also die E Mail Adresse und auch die Internetseite noch hier unter der Podcastfolge mit einbringen und auch in den Shownotes nennen. Das heißt also für die Personen, die jetzt hier gerade wirklich Blut geleckt haben und sagen Mensch, da will ich jetzt ein bisschen mehr auf Tuchfühlung gehen, die können dann über den Weg Kontakt mit euch aufnehmen.

Daniel Genau, super gerne, Danke.

Carsten Ein Thema, was mir so in den letzten Wochen tatsächlich verstärkt über den Weg läuft, was jetzt aber mit reiner TransFARMation erstmal originär nicht so viel am Hut hat, ist die Frage, wie die Landverhältnisse oder Landbesitz gerade im Landwirtschaftsbereich aufgestellt ist. Da ist das sogenannte Ackersyndikat in letzter Zeit so ein bisschen umtriebig geworden. Sagt dir das was? Arbeitet ihr mit denen zusammen? Ist sowas interessant?

Daniel Sag mir was. Wir arbeiten noch nicht zusammen, aber interessant ist es schon. Zumindest um es in der Hinterhand zu behalten. Ist natürlich individuell. Wenn ich jetzt ein Landwirt aus Bayern habe, nützt mir das nicht viel, Land irgendwo in Mecklenburg zu kaufen. Es muss schon sehr passen und Land ist knapp und nicht immer und überall zu verkaufen. Aber ja, tendenziell sage ich immer, es geht nicht darum, für die Landwirte immer mehr Land selber zu bekommen oder zu bewirtschaften. Klar müssen Einnahmen, die von Tieren kommen, irgendwie kompensiert werden. Und ja, es ist schwierig, wenn wir jetzt, wenn jede·r Tierhalter·in seine·ihre Tiere abschaffen würde. So viel Land haben wir gar nicht in Deutschland, dass da jede·r sich irgendwie eine Fläche vergrößern kann, unbegrenzt oder im gewissem Maß.

Und wir brauchen vor allem andere Alternativen. Das ist zum Beispiel Obst oder Gemüsebau oder Pilzzucht. Da kann ich auch auf kleiner Fläche unheimlich viel Wertschöpfung betreiben, unheimlich viel Lebensmittel auch produzieren. Wir haben erneuerbare Energien. Wer es noch nicht hat, auf den Stallgebäuden, die dann vielleicht umgenutzt werden, ist Platz für erneuerbare Energien. Man kann Tourismus betreiben, Hof Events, Ferien auf dem Bauernhof, den Lebenshof. Man kann auch Verarbeitung mitmachen, zum Beispiel wer Hafer anbaut, auch Hafermilch produzieren oder wer einen einen Hof mit kleiner Molkerei oder Metzgerei dran, was dann mgestaltet wird zu einer veganen Käserei oder eine veganen Metzgerei. Und da ist Land klar eine Möglichkeit, wie ich auch den Hof vergrößern oder verbessern kann, aber bei weitem nicht die einzige.

Carsten Jetzt mal ein anderer Aspekt: Thema Gegenwind. Wir haben jetzt ja auch schon so gerade über Thema vegan gesprochen und auch noch mal darauf hingewiesen, dass ja Personen, die nicht vegan sind, gerne mal sich angetriggert fühlen, wenn dann vegan lebende Menschen da jetzt irgendwie erkennbar werden. Das ist ja jetzt bei den Landwirtschaftsbetrieben, die ihr da umstellt, auch etwas, wo vielleicht Kontroversen anbrechen. Merkt ihr da Gegenwind gegen das, was ihr tut?

Daniel Bisschen Gegenwind bekommt man immer, meistens sind es aber nur einzelne Menschen, die vielleicht mal einen blöden Kommentar ablassen bzw irgendwas bei Instagram schreiben. Aber natürlich ist es ein großes Thema. Und ich muss noch mal betonen, die meisten tierhaltenden Betriebe sind keine schlechten Menschen, die ihre Tiere unbedingt ausbeuten wollen und das möglichst meiste Geld damit verdienen wollen. Die meisten Menschen wollen, dass es den Tieren gut geht. Und die tun auch viel. Aber natürlich endet es meistens mit einem gewaltsamen Tod und da sind wir dagegen. Und wenn wir mit dem bösen Wort ankommen und sagen „vegan“, ist das meistens gleich ein persönlicher Angriff. Von wegen aber meinen Tieren geht es doch gut und ich tue doch mein Bestes. Also da muss man auch sehr sensibel sein, bzw auch vorsichtig und darf nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.

Carsten Du hattest vorhin mal angedeutet, dass ihr auch auf Messen aktiv seid. Ist das so ein Forum, wo ihr persönlich dann mit Anfeindungen und Gegenwind konfrontiert werdet? Ich weiß nicht, was für Messen das sind, aber da steht ihr ja quasi auch sehr exponiert dann da. Ist das ein Umfeld, was schwierig ist?

Daniel Das kommt ganz auf die Messe an, wir waren bis jetzt eher auf veganfreundlichen Veranstaltungen. Da ist natürlich mehr oder weniger positives Feedback, was man bekommt. Was wir nicht machen, ist so eine reine Tierhaltungsmesse. Uns da hinzustellen, das wäre ein bisschen dreist. Also das denke ich, gehört sich nicht. Und interessant wäre es auf so gemischten oder neutralen Messen. Ich war im Juni auf den Ökofeldbau Tagen bei Stuttgart und da war der Konsens von den Landwirt·innen, die Tiere haben, eher so von wegen „Ja eigentlich ganz cool was ihr da macht, aber uns betrifft es ja nicht, wir machen ja schon Bio.“ So von wegen das Thema schön abgewälzt an die anderen.

Carsten Okay... Ja, eigentlich habe ich jetzt noch eine Abschlussfrage, die mich so ein bisschen umtreibt: Gibt es eine große Vision hinter der TransFARMation? Oder anders gefragt: Wenn du dir so eine ideale Welt vorstellst und alles läuft ideal für euch, was ihr da vorhabt, wie würde denn so eine Welt dann aussehen aus deiner Sicht?

Daniel Ja, die große Vision ist natürlich, dass wir keine Nutztiere mehr halten. Es ist sehr weit gegriffen, wird meiner Meinung nach jetzt auch nicht so bald passieren. Genauso wie jetzt nicht in den nächsten zwei, drei Jahren alle Menschen vegan werden, werden natürlich auch nicht alle Landwirt·innen ihre Tiere abschaffen und wir machen überall Bio vegane Landwirtschaft. Aber dass wir generell von den Tierhaltungszahlen runter müssen, schon aus Ressourcengründen, aus Klimagründen, das ist ja mittlerweile in der breiten Masse der Gesellschaft angekommen. Und da denke ich, können wir einen guten Beitrag dazu leisten und einfach Menschen mit unterstützen. Und trotzdem möchte ich dass so schnell wie möglich, so viele Betriebe wie möglich vegane Landwirtschaft betreiben.

Carsten Ja super, dann drücke ich die Daumen, dass der Bekanntheitsgrad von TransFARMation möglichst rasch noch größer wird. Dass vielleicht auch diese Podcastfolge einen Teil dazu beiträgt, dass sich jetzt ganz viele interessierte Personen, sei es von Landwirtschaftsbetrieben, sei es aber auch aus dem aktivistischen Umfeld, die sagen ich möchte Kompetenzen und Expertise mit beibringen, mit euch in Verbindung setzen und auch so eine richtige Welle anstoßen.

Daniel Ja, das hoffen wir doch alle.

Carsten Super, meine Fragen sind tatsächlich beantwortet. Mein Fragenkatalog ist jetzt abgehakt. Gibt es etwas, wo du sagst: Mensch, das würde ich ganz gerne jetzt trotzdem noch mal irgendwie einschieben, Carsten hat es vergessen zu fragen, es ist aber trotzdem noch wichtig?

Daniel Puh, das ist eine gute Frage. Was würde ich noch? Eigentlich habe ich auch schon so viel gesagt. Ich glaube, da war alles dabei.

Carsten Gut, dann würde ich tatsächlich, wenn jetzt noch irgendwie offene Punkte da sind, mehr aus dem Hörer·innenbereich auf die Kontaktdaten verweisen, die TransFARMation betreffen. Wie gesagt, E Mail Adresse und Internetseite findest Du in den Shownotes. Da habt ihr dann jederzeit die Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen. Das gleiche gilt natürlich auch für interessierte Landwirtschaftsbetriebe, die diese Podcastfolge hören sollten und jetzt sagen Mensch, das ist aber ein interessantes Konzept, dem würde ich ganz gerne mal so ein bisschen nachspüren und auf Kontakt gehen. Ja, und dann würde ich tatsächlich sagen: Vielen Dank für das Gespräch, Daniel, vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast und toi, toi, toi und viel Erfolg.

Daniel Danke. Etwas würde ich gerne noch anmerken, weil du gesagt hast, interessierte Landwirte, die vielleicht mal auf Tuchfühlung gehen wollen würden. Das ist, wie gesagt auch ganz unverbindlich bei uns. Man kann so eine TransFARMation sich auch anhören und allemal noch sagen: Hey, das ist vielleicht doch nichts für mich, aber ich würde mich schon freuen, wenn man einfach sich Gedanken darüber macht. Und dann können wir ja schauen, wo der Weg hingeht.

Carsten Das ist doch mal ein tolles Schlusswort. Dann würde ich auch sagen in diesem Sinne und vielen Dank, Daniel.

Daniel Ja, gerne. Danke dir auch.

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